Hallo,
also erstmal vorab, ich bin neu hier und schreibe aus ziemlicher Verzweiflung heraus, was ich mir davon erhoffe, weiß ich selber nicht, aber ich habe das Gefühl, ich muss mal mit jemandem drüber reden und menschliche Freunde, denen ich mich trauen würde, das zu erzählen, habe ich nicht. Denn das, das was ich jetzt schreiben werde, bei vielen Leuten auf Unverständnis stoßen wird, kann ich leider gut nachvollziehen. Der Text wird ziemlich lang werden, also ich hoffe, es liest sich überhaupt irgendwer durch. Ich geb' mir Mühe mit der Rechtschreibung.
Ich bin weiblich und mittlerweile ne' ziemlich alte Schachtel (28 Jahre alt). Vor ca. 12 Jahren, mit 16 oder vielleicht auch mit 17 hatte ich im Internet jemanden kennengelernt, mit dem ich dann regelmäßig geskyped und Spiele darüber gespielt hab (Damals war es zu Beginn noch MSN und da gab es Solitär, Minesweeper etc. noch im Duellmodus). Ich muss dazu sagen, dass ich meine ganze Jugend über ein sehr geringes Selbstbewusstsein und sowas wie richtige Freunde eigentlich nie hatte. Ich bin in 99% meiner Schulzeit auf Ablehnung getoßen, Sprüche meiner Mutter a lá Mit so ner Person/nem Kind wie dir will eh niemand was zu tun haben oder Alles wieder nur wegen der von klein auf haben mir damals nicht sonderlich geholfen, von dieser negativen Einstellung gegenüber mir irgendwie wegzukommen. Demnach habe ich aus Selbstschutz eigentlich jede Bekanntschaft, die über die virtuelle Welt hinausging, vermieden, mehrheitlich unbewusst. Ich dachte, wenn man mich in echt kennenlernt, wird man sowieso sofort das Weite suchen, weil ich so furchtbar bin. Ich muss dazu sagen, dass dies nicht um die Standard-Nervosität ging, die man vor fremden Menschen hat. Ich war wirklich fest davon überzeugt, dass niemals irgendwer mit mir freiwillig seine Zeit verbringen würde, ganz egal, was er dafür/sie dafür bekommt. Nicht mal, wenn ich Millionärskind wäre und die Leute durch mich 24/7 an unserem Pool chillen könnten. Allein mich in ihrer Nähe zu haben, wäre den Leuten schon zu viel zugemutet. Das war für mich so ein Fakt, wie die Tatsache, dass Wolken weiß sind. Daran habe ich wirklich geglaubt. Ich bin mittlerweile (halbwegs) erwachsen und bin von diesem Glauben mit Ausnahme von gelegentlichen Minderwertigkeitskomplexen weggekommen, über sonderlich außergewöhnliche soziale Kompetenzen verfüge ich aber wie man sich sicher vorstellen kann, nicht.
Besagter Typ hatte deutlich kommuniziertes, S. Interesse an mir. Ich hatte ziemlich deutlich gemacht, dass ich kein Interesse an realen Treffen/Beziehungen oder jeglichen realen menschlichen Interaktionen hatte (Das war zu dem Zeitpunkt auch so). Naja, meine Genitalien hab ich ihm dann trotzdem irgendwann regelmäßig gezeigt. Warum? Nun, dem vorangegangenen Text könnt ihr sicher schon mal entnehmen, dass die Tatsache, dass er sich freiwillig mit mir abgegeben hat wenn auch nur virtuell ein entscheidender Faktor war. Ich fand und finde Personen männlichen Geschlechts grundsätzlich nicht besonders attraktiv, aber er hatte einfach was und die Tatsache, dass das wohl zufällig auch noch auf Gegenseitigkeit beruhte, war für mich, wie vermutlich für andere, als wenn sie im Lotto gewonnen hätten. Ich hatte ihm wenig von meiner Person verheimlicht (ok außer dass ich ihn heißer fand, als ich zugeben wollte) und trotzdem hatte ich es irgendwie nicht geschafft, ihn abzuturnen oder abzuwimmeln. Ich hab schon immer gerne über sch. geredet, aber das hat ihm nichts ausgemacht, weil er eh ein Analfan war und ich hatte zum Beispiel schon immer Kuscheltiere als beste Freunde und das ist auch bis heute so. Sie sind treu, niedlich, sie sind weich und anschmiegsam, sie werden immer da sein und sie machen deutlich weniger Arbeit als ein Berner Sennenhund (aber den gibt's ja zum Glück auch als Kuscheltier). Zwar hatte er da anfangs auch ungläubig den Kopf geschüttelt, aber irgendwann hat er sich auch daran gewöhnt und Arjen und Abigail begrüßt, wenn sie vor der Cam in Erscheinung traten, Noch ungünstiger war, dass seine Optik sehr bärig war. .also wie Abigail. nur halt. als Mensch und in männlich. Dazu war er nicht besonders geizig mit Komplimenten, gut meistens war es gut, aber manchmal ist es auch zu Du siehst echt super aus übergeschwappt. Mir hat's gereicht. Außerdem konnte ich mich bei ihm auskotzen, wenn meine Mutter mal weder ihre 5 Minuten hatte. Joa, Jahre vergingen und er war immer weniger online (Er kam auch nur wegen mir online, ich war sein einziger Skypekontakt, das war anscheinend so ein komischer Real Life-Mensch und ich war halt und bin ein Hänger), Ganz am Anfang war er so 2-3 mal die Woche online, im 2. Jahr dann vll. 3 Mal in 2 Wochen und irgendwann nur noch 1 Mal im Monat, 1 Mal in 2 Monaten und so weiter. Ich habe ihm dann irgendwann mal in einem sehr notgeilen Zustand gesagt, dass ich mir mittlerweile vorstellen könnte, mich mit ihm zu treffen und ggf. zu koitieren. Er hat dann anschließend auch noch öfter nachgefragt und Andeutungen gemacht, aber ich habe dann Ausreden erfunden. Die waren aber aus damaliger Sicht wirklich legitim. 1 wohnte und wohne ich bis heute bei meinem Vater und 2. hatte ich Angst vor fremden Menschen, 3. Naja, wie ihr schon wisst, dachte ich, das rennt eh weg, wenn er mich sieht. und 4. ging es mir echt voll auf den Sack, dass ich mich wieder in so einen Dude aus dem NETZ verguckt hatte. (Ja, es ist davor schon mal passiert, aber da war es junge Schwärmerei und sowieso komplett unrealistisch, drüber hinweg bin ich jedenfalls irgendwie gekommen). Ich dachte jedenfalls, das würde es ja noch schwerer machen, ihn zu vergessen. Ich hatte nämlich schon diverse, vergebliche Versuche unternommen, ihn zu blockieren. Allerdings habe ich mich einfach zu sehr gefreut, wenn er online war.
Er hat mich des Öfteren gefragt, warum nicht etc., aber zu sagen Jo, in in meiner Welt bist du halt mein Freund und das will ich nicht durch Real Life zerstören wäre halt schon hart seltsam gewesen, also hab' ich ihn immer ignoriert. Im Grunde war er das. Dass das in der Realität nie so war und gewesen ist mir natürlich vollkommen bewusst. Ich bin emotional behindert, nicht geistig zurückgeblieben.
Naja, wie ihr an diesem Beitrag sehen könnt, würd' ich mal sagen: MISSION FAILED. Das letzte Mal, dass er online war, ist nun vermutlich so 7 Jahre her. Davor war er ein 3/4 Jahr nicht online, die längste Zeit vorm kompletten Untertauchen. Ich habe damals ein sehr ablehnendes weil ich nicht will auf die Frage, warum ich die Cam nicht anmache, gegeben. Entsprechend kam er nie wieder on. Gehofft habe ich es im rotarosen Leichtsinn, ihn sehnsüchtig vermisst, bis ich es irgendwann mit dem Stalking übertrieben habe und herausfand, dass er inzwischen geheiratet hat. Achtung, jetzt wird es richtig creepy: Ich habe im Zuge eines touristischen Ausflugs sogar mal seine Stadt besucht (FYI: Die ist jetzt nicht allzu nah und allzu groß, genannt hat er sie auch nie). Hiermit entschuldige ich mich für meine besorgniserregende, fast schon Straftat.
Wie man sich sicher vorstellen kann, war ich mit der Einsicht, dass er nie wieder on kommen wird, mir nie wieder Komplimente machen wird und ich nie wieder seinen ***** sehen kann,, ja oook, ihr wisst, was ich meine, am Boden zerstört. Ich habe sehr lange gebraucht, bis er nicht mehr 24/7 in meinem Kopf war.
Nun, ich würde sagen so halbwegs drüber weg, war ich so gegen Ende 2018. Er ist mir zwar ab und zu noch im Kopf rumgeschwirrt, aber es war kein großer Herzschmerz mehr dabei, maximal bisschen Druckabbau mit Grundlage seines äähhh ja.
Naja jedenfalls hab ich Anfang 2021 das erste Mal in meinem Leben Panikattacken bekommen und habe 1 kompletten Monat lang durchhyperventiliert. Ich habe 10 x pro Tag gedacht, dass ich nun an einem Erstickungstod sterben werde und nur gehechelt und Speichelschleim aus der Kehle herausgedrückt. Im Krankenhaus wurde mir nur gesagt, das sei psychogen und ginge von alleine weg. Jo, ging es nicht. Musste mir mit viel Mühe im Internet einen Arzt suchen, der sich mit chronischem Hyperventilieren auskannte. Mit entsprechendem Atemtraining hat das Hyperventilieren dann aufgehört, aber das Gefühl, dass mir jemand den Hals zuschnürt, blieb und schlucken konnte ich erstmal monatelang nur Brei und Trinknahrung. Ein Aufenthalt in der Psychosomatik brachte nicht viel, aber zumindest wurde ich gezwungen es mal mit weichem Kuchen zu probieren. Tatsächlich ging es dann, wenn auch mit starkem Würgen, wieder, dass ich schlucken konnte, der Druck auf dem Hals ging aber nicht weg und ich habe beim Essen bis heute immer das Gefühl, dass mir was im Hals stecken bleibt. Am Ende des Jahres kamen dann noch Gesichtsspasmen noch hinzu, Anfangs bin ich noch arbeiten gegangen, konnte die Spasmen unter der Maske verstecken und habe es mit ganz viel Mühe geschafft halbwegs normal klingend zu sprechen (arbeite im Kundenkontakt).Im März diesen Jahres ist mir dann auf der Arbeit die Stimme fast komplett weggeblieben und die Wangenschmerzen durch die ständigen Gesichtsmuskelkontraktonen wurden unerträglich. Seitdem bin ich dauerhaft krank geschrieben. Sicher war ich bei sämtlichen Ärzten, aber jeder schiebt es auf die Psyche, was ich mittlerweile nicht mehr glaube. Ich wache nach einem kurzen Schlaf auf und das 1. was ich wahrnehme, sind die unverhältnismäßigen Bewegungen meines Kiefers, meiner Zunge und meiner Zähne (ins eigene Zahnfleisch beißen, Zunge rausstecken und hin- und herbewegen etc.). Irgendeiner von den Ärzten, bei denen ich war, hat mir dann mal geraten, damit in die Uniklinik zu gehen. Das hab ich auch gemacht, aber ich muss jetzt lange auf die Diagnosebesprechung warten und habe Angst, dass da auch nichts bei rauskommt, weil ich eine Vermutung bezüglich meiner Krankheit habe. Ich habe den Arzt beim Erstgespräch schon darauf angesprochen, aber er wirkte selbst nicht, als würde er dieser Form von Dystonie kennen. Aber selbst, wenn ich recht hätte mit meiner Vermutung (Die Symptome treffen einfach zu 100% auf meine Beschwerden zu), wäre die Krankheit eh nicht heilbar, was sehr belastend ist.
Ich sitze nun seit Monaten in der Bude, kann nicht schwimmen, nicht ins Fitnessstudio gehen, weil mir jede kleine Tätigkeit den Hals zuschnürt und ich Angst kriege, wenn ich nicht jederzeit etwas trinken kann (kann schlecht ne Wasserflasche mit in den Pool nehmen). Kann mich zu nichts aufraffen, nicht mal mehr zum Spielen vom Lieblingsgenre Rätselgames, verzocke einen Teil meines Ersparten beim Onlinepoker und habe Angst, dass ich ein Erwerbslosenrentefall werde und meine Beschwerden nie weggehen. So kann ich definitiv nicht leben. Weil der Neurologe aus der Uniklinik auf einen Besuch in ihrer Psychosomatik bestand, hatte ich auch dort nochmal ein Erstgespräch. Laut denen habe ich eine schwere, depressive Episode.
Jetzt werdet ihr euch sicher fragen: aber was hat das denn mit dem Typen zu tun?
Der Herzschmerz. ., seit ner Woche ist er wieder da, so stark und runterziehend wie am Anfang. Ich weiß beim besten Willen nicht mehr, was ich tun soll. Ich habe Angst, dass ich mit 40 noch durchgehend an ihn denke. Ich will diese Person einfach aus meinem Gedächtnis streichen, sie soll verschwinden, so wie ich aus seinem Gedächtnis verschwunden bin. Ich wünschte, mein Teenager-Ich hätte ihm nie geantwortet und wäre nicht so verzweiifelt auf der Suche nach Bestätigung gewesen. Ich weiß, dass ich die Vergangenheit nicht ändern kann, ich kann nur daraus lernen. Das Problem ist, dass die Folgen trotz lernen bleiben.
Ich muss dazu sagen, dass ich kurz bevor die Panikattacken anfingen, die für meine Verhältnisse beste Zeit in meinem Leben hatte. Es gab niemanden, der mich mobbt, auf der Arbeit war ich ganz zufrieden, was nicht selbstverständlich ist, da ich in einem furchtbaren Ausbildungsbetrieb war, ich war auf Eigentumswohnungssuche und hatte während der Coronazeit Sprachen lernen als neues Hobbys entdeckt.
Und nun geht alles wieder den Bach runter. Ich geh jetzt zu meinem Osteopathen, nach der Behandlung fühle ich meist zumindest etwas entspannter. Macht's gut, bis dann.
11.08.2022 15:43 •
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