Hallo ihr lieben,
Zunächst mal die groben Fakten: Ich bin 51, weiblich und seit 32 Jahren mit meinem Mann zusammen. Er ist 54. Seit fast 20 Jahren sind wir verheiratet. Wir haben einen Sohn und eine Tochter, beide sind bereits flügge. Nun sind wir also weitestgehend wieder alleine. Mein Mann ist voll berufstätig, hat aber regelmäßige Dienstzeiten und ist mit seinem Job alles andere als überfordert. Ich habe mich nach der Familienpause lange Jahre in die Arbeitswelt zurück kämpfen müssen. In meinen erlernten Beruf konnte ich nicht zurück, also hab ich alles mögliche durchprobiert und bin nun in Teilzeit im sozialen Bereich tätig. Mein Mann konnte mein Bedürfnis, wieder zu arbeiten nur teilweise nachvollziehen. Wir hatten deshalb viele Streitigkeiten. Zuletzt kam es sogar zu einer heftigen Ehekrise mit Affäre meinerseits, die nun glücklicherweise beendet ist. Vorübergehend war ich deshalb sogar von zu Hause ausgezogen. Mein Mann ist über alles, was die Affäre betrifft, genauestens informiert und hat sich sehr bewusst dazu entschieden, mit mir einen neuen Anfang zu wagen. Für mich ist das alles aber längst nicht verarbeitet. Ich zweifel immernoch sehr an mir, denn eigentlich hielt ich mich immer für moralisch unfehlbar. Allerdings befand ich mich aufgrund des Todes meiner Eltern damals in einer absoluten Sinnkrise und war somit wohl unzurechnungsfähig. Ich gebe mir selbst mal mildernde Umstände! Soweit so gut! (Wer möchte, kann die Geschichte gerne in meinem 2. Thread nachlesen.)
Mein Problem jetzt ist, dass unsere Ehe trotz vieler Bemühungen von beiden Seiten, so vor sich hindümpelt. Mal ist es toll, z.B. werden wir in naher Zukunft eine gemeinsame Kurzreise unternehmen. Auch unser Familienleben mit den Kindern und meiner Schwiegermutter ist sehr harmonisch, was ich total genieße. Mal ist es aber wieder sehr schwierig, denn mein Mann (und wahrscheinlich auch ich) werden mit zunehmendem Alter irgendwie immer eingefahrener in unseren Verhaltensweisen. Mein Mann ist sehr kontaktscheu, hat aber auch große Verlustängste (vor allem will er mich nicht verlieren!). Manchmal schnürt er mir mit seinem Verhalten regelrecht die Luft ab. Wenn er da ist, verfolgt er mich im ganzen Haus, hilft mir bei jedem meiner Handgriffe und ganz nebenbei kontrolliert er mich dabei, dass ich auch ja alles in seinem Sinne mache. Die Gartenarbeit habe ich aus diesem Grund vollständig eingestellt, denn dort verwirklicht er sein Hobby (Modellbahn) und hat daher sehr genaue Vorstellungen von der Gartengestaltung. Nachts schlafen wir getrennt, denn mein Mann schnarcht sehr laut und hat völlig andere Bedürfnisse an seine Schlafzimmerumgebung, als ich. Ich mag es hell und luftig, er dunkel und warm. Nur im Urlaub teilen wir noch das Schlafzimmer.
Auch leide ich unter starken Wechseljahresbeschwerden, wie Stimmungsschwankungen, depressiven Verstimmungen und Adipositas. Es gibt viele Baustellen.
Trotz all dieser Problematiken kommt eine Trennung für mich nicht in Frage! Wir haben uns unser gemeinsames Leben in mühevoller Kleinarbeit aufgebaut und nach der Affäre und Trennung wieder zurück erobert und ich bin fest entschlossen, dies bis zum Ende auch gemeinsam durchzuziehen. Ich liebe meinen Mann auch noch. Er ist trotz aller o.g. Kritik ein sehr verlässlicher und toller Ehemann und Vater, der mir sehr viel Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Darauf bin ich sehr angewiesen, denn ich habe ansonsten kaum noch Familie und nur wenige Freunde. Auch finanziell würde ich alleine nicht zurecht kommen. Trotz Berufstätigkeit wäre ich nicht in der Lage meine Existenz zu sichern und hätte nichtmal ansatzweise den heutigen Lebensstandard. Ist es schlimm sowas als Motivation für das Weiterführen der Ehe anzugeben? Besonders schwierig sind aber alltägliche Streitsituationen für mich, denn dann bröckelt die Fassade in meinem Innern an allen Ecken und Enden. Es ist dann, als würde mein mühevoll erbautes Kartenhaus komplett wieder in sich zusammen fallen. Trotzdem gebe ich nicht auf, und arbeite in der Folge nur noch härter an unserer Ehe und an meiner inneren Einstellung meinem Mann gegenüber.
Nun meine Fragen an euch: Welche Chancen seht ihr für uns? Was kann ich tun, um wieder mehr Schwung und Prickeln in meine Ehe zu bringen? Was kann ich tun, um meine Liebe zu meinem Mann wieder zu spüren? Gibt es da überhaupt noch Grund zur Hoffnung? Es heißt doch, liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest! Stimmt dieser Satz? Ich würde mich über eure Tipps und Anregungen sehr freuen! Auch schonungslose Kritik an mir ist natürlich gerechtfertigt und ausdrücklich erwünscht. Also nur zu.
Liebe Grüße
Shedia
01.03.2018 14:02 •
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