@6rama9 , danke für die statistischen Ausführungen. Das macht mir Mut! Meine Wahrnehmung im Bekanntenkreis ist allerdings eine andere. Hier gibt es viele Paare, die so wie wir in eine existentielle Krise geraten sind, obwohl oder weil die Kinder nun keine Belastung mehr sein dürften. Bei einigen kam es zur Trennung, die anderen kämpfen noch oder haben resigniert.
Bei nahezu allen Paaren hört man heraus, dass der Himmel schon lange nicht mehr voller Geigen hängt. Besonders, wenn man sich bei entspannter Atmosphäre, wenn die Zungen durch Alk. gelockert wurden, mal mit den Frauen unterhält. Viele meiner weiblichen Bekannten arrangieren sich mit der lieblosen Atmosphäre zu Hause. Ich gehöre ja noch zur letzten Generation Frauen, die selbstverständlich nach der Geburt der Kinder erstmal einige Jahre zu Hause blieben um danach bestenfalls in Teilzeit in ihren Job zurück zu kehren. Bekommen wir nun einmal im Jahr unsere Rentenansprüche zugeschickt, wird uns unsere finanzielle Abhängigkeit sehr deutlich vor Augen geführt. Das ist für viele Frauen ein schlagkräftiges Argument, in der Ehe zu bleiben und den Alten eben weiter zu ertragen. Für mich war das vor und in der Affäre keine Option und ist es auch jetzt nicht. Entweder wir schaffen es, unsere Ehe wieder in die Spur zu kriegen, oder wir ziehen die Konsequenzen. Auch wenn das für mich bedeutet, dass ich mich von meinem finanziell sorgenfreien Leben verabschieden muss.
In direkter Nachbarschaft lebt zum Beispiel ein Ehepaar, dass für mich der Inbegriff einer schlechten Ehe geworden ist, wie ich sie niemals ertragen würde. Sind die beiden im Garten, hört man, wie sie sich angiften und gegenseitig abwerten. Er ist bereits im Rentenalter und somit 24h/7 Tage die Woche zu Hause. Zu allem Übel wohnt auch noch der erwachsene Sohn mit im Haus und kanzelt seine Eltern, besonders die Mutter, fast täglich ab. In diesem Haus herrscht soviel aufgestaute Aggression und Unzufriedenheit, ich wäre schon längst mit wehenden Fahnen geflüchtet. Die gleiche Situation auch im Haus daneben. Auch hier ist die Ehefrau nicht berufstätig und somit abhängig und den Herabwürdigungen ihres Ehemannes schutzlos ausgeliefert.
In der anderen Richtung wohnt ein Paar, von dessen Frau ich weiß, dass sie ebenfalls Affären hatte. Daneben lebt ein Mann mit seinem Sohn alleine, seine Frau ist vor einigen Jahren warm gewechselt. Ich könnte diese Reihe von schlechten Beispielen noch eine ganze Weile weiter ausführen.
Ich weiß nicht, ob ich hier in einer besonders spießigen Gegend gelandet bin, oder ob das vielleicht das spezielle Problem meiner Reihenhaus-Vorstadt-Idylle ist. Ich jedenfalls finde es schrecklich und bedrückend. Die nehmen noch nicht mal mehr Rücksicht, ob andere ihr Ehedrama hautnah mit anhören. Jeder Aufenthalt im Garten wird durch Streitigkeiten der Nachbarn vergällt. Sofern diese nicht von Rasenmäher- oder Heckenscherengeräuschen übertönt werden.
Ich möchte hier jedenfalls nicht alt werden. Ich träume von einer Wohnung in Innenstadtnähe mit jungen Nachbarn um mich herum. Da hüte ich als nette ältere Dame dann auch gerne mal die Kinder, wenn die Frauen arbeiten müssen und die Kitas zu haben oder die Kinder krank sind. Hier jedenfalls bleibe ich noch maximal 10 Jahre. Das weiß mein Mann und ... naja, das wird der nächste Konflikt werden. So wirds wenigstens nicht langweilig...
17.07.2018 08:16 •
x 3 #99