Verbundenheit und Autonomie
das wäre jetzt mein nächstes Thema.
Was Paare in der Verbundenheit unternehmen, bestimmen sie natürllich selbst. Ob abends tanzen gehen oder sonntags auf dem Sofa, wenn beide es wollen, ist doch alles in Ordnung.
In Beziehungsratgebern für junge Eltern ist oft der Rat zu lesen: Eltern werden, Paar bleiben. Aufgrund der vielen Verpflichtungen ist die Umsetzung dieses Rates garnicht mal so einfach. Und so gehen viele Jahre durchs Land, so ungefähr 18 Jahre. Alles läuft gut, der Beruf, die Kindererziehung, die Versorgung der kranken Eltern, das Haus ist im Schluss. Nur die Paarbeziehung hat in den Jahren gelitten.
Und dann kommt die Zeit, bei die Kinder nicht mehr eine Rundumversorgung benötigen und die Karierre-Leiter zu Ende ist. Es ist die Zeit gekommen, bei der das Paar wieder Möglichkeiten hat, die Paarbeziehung aktiv zu gestalten, also zu agieren und nicht mehr nur zu reagieren.
In einem Ratgeber für alte Eltern müsste der Rat jetzt lauten: Lange Zeit Eltern gewesen, jetzt wieder Paar werden.
(Das ist natürlich alles überspitzt, auch in der Elternzeit sollte man die Paarbeziehung pflegen, und das machen ja auch viele, aber eben nicht alle)
Die Verbundenheit (sich nur als Paar wahrzunehmen) und die Autonomie (jeder ist ein Individium mit eigenen Interessen) schwingen in einer gesunden Partnerschaft wie ein Pendel hin und her. Und je nach Lebensumstände geht das Pendel mal in die Richtung oder in die andere.
Hier und heute interessiert mit ausschließlich der Lebensumstand Kind groß, Paar hat jetzt Zeit (Krankheit, Beruf, kranke Eltern sind natürlich auch Lebensumstände, die dieses Pendel beeinflussen, aber die lasse ich jetzt einmal außen vor).
Wenn man in diesem Zeitfenster ankommt (es ist ja kein Punkt), stellen sich viele die Frage, wieviel Verbundenheit habe ich noch mit meinem Partner. Hier im Forum liest man dann oft: wir leben wie Bruder und Schwester, wir leben wie eine WG, wir haben keine Gespräche mehr (über uns und unsere Bedürfnisse), wir haben keine gemeisamen Unternehmungen usw. .
Der Oberbegriff könnte lauten: Das Paar hat sich entfremdet.
Ich halte es in dieser Lebenphase für wichtig, das Pendel nun in Richtung Verbundenheit zu schwingen. Denn die Verbundenheit, also die Paarbeziehung, hat in den letzten Jahren sehr gelitten. Also muß sich das Paar zusammensetzen und darüber reden: Was will ich, was willst du, was wollen wir gemeinsam. Und das Gemeinsame sollte dann (erstmal) die Priorität haben. Also erstmal ganz bewusst auf Autonomie verzichten zu Gunsten der Verbundenheit.
Das fällt vielen schwer, haben sie sich doch in all den vielen Jahren viele Eigenschaften angewöhnt, die sie jetzt erstmal zurückstellen sollen.
Wie lange sollte solch ein Phase dauern? Vielleicht zwei Jahre?. Ich denke, wenn meine Frau und ich jetzt noch ein weiteres 1/2 Jahr so auf der Paarschiene unterwegs sind, haben wir dann 2 Jahre rum. Aber in diesen 2 Jahren hat sich viel getan und wir haben uns als Paar wieder sehr intensiv kennengelernt.
Wenn dann das Pendel sich auch wieder in Richtung Autonomie bewegt, denke ich, das ist in Ordnung.
17.07.2018 12:15 •
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