Hi Tanja, ich noch mal. Ich möchte noch etwas Wichtiges ergänzen
Ein wichtiger Baustein in der Vorbereitung und Durchführung der Trennung ist: Gib dem „Eigentlich“ keinen Raum! Denn eigentlich dauert eine Ehe lebenslang, eigentlich sollte die Frau sich den Eigenarten des Mannes anzupassen versuchen, eigentlich habt ihr euch Treue in guten und in schlechten Tagen versprochen und eigentlich ist das, was du da planst, eine Ungeheuerlichkeit, denn du willst ihn ja allein lassen.
All dieses Eigentlichs hatten in der Geschichte der Paarbeziehung mal wichtige Gründe. Es gab eine Zeit, in der sie sehr wirkungsvoll waren und letztlich die Normalität. Diese Zeit ist in unserem Kulturkreis seit wenigstens 50 Jahren vorbei. Es wurden den Eigentlichs die Grundlagen entzogen und das ist gut so. Denn Eigentlichs können nur zum Durchhalten dienen. Und durchgehalten hast du vermutlich lange genug. Durchhalten hat weder mit Glück noch mit Liebe etwas zu tun. Und Durchhalten hat oft genau die Folgen, die du schilderst:
Zitat: Mittlerweile bin ich ihm gegenüber schon so aggressiv, so kenn ich mich selbst gar nicht.
Dein Unbewusstes sieht ihn als alleinigen Verursacher des Status Quo. Dabei hast du daran ebenfalls große Anteile, denn du hast den Status Quo mit erschaffen. Und zwar dadurch, dass du dich so lange Zeit den Angewohnheiten deines Mannes untergeordnet und durchgehalten hast. Weil man das eigentlich tun muss. Ihr habt das also gemeinsam hergestellt, was nun euer Leben bestimmt.
Das ist nun von deiner Seite aus entdeckt und entlarvt. Du weißt, ab wann dein Durchhalten schädlich war. Du weißt, wann die Liebe aus eurer Beziehung verschwunden ist. Du weißt, dass es da nur einen Weg heraus geben kann. Und den wirst du dir nun vorbereiten müssen. Und dazu musst du aufhören, nach Schuld zu suchen. Nicht bei dir, nicht bei ihm, nirgendwo. Schuldsuche löst keine Probleme, sie schafft nur neue. Schuld spielt bei dem, was bei euch gerade der Ist-Zustand ist, auch keine Rolle.
Damit du selber aus der Schuld-Falle heraus kommen kannst, ist es sinnvoll, bei allem, was mit der bevorstehenden Trennung zu tun hat, so fair wie möglich vorzugehen. Denn das entlastet dein Gewissen, auch wenn es theoretisch anders möglich wäre. Du könntest theoretisch hart und rücksichtslos die Trennung durchsetzen. Wenn du es anders machst, fairer und rücksichtsvoller, tust du das DIR zu Liebe, als Mittel gegen deine eigenen Schuldgefühle. Erwarte aber nicht, dass dein Mann dir das dankt. Denn unerfüllte Erwartungen erzeugen seelische Verletzungen. Was er tut und denkt, kannst du nicht beeinflussen, auch seine Schuldsuche nicht. Aber gegen deine eigenen potentiellen Schuldgefühle kann ein faires und rücksichtsvolles Handeln wirksam sein.