Zitat:Hey Keks, ich kann den anderen Mitgliedern hier nur zustimmen. Daraus spricht einfach sehr viel Lebenserfahrung, Kenntnisse die man durch bestimmte Berufe erlangt (z.B. bei Behörden / Firmen die Auslandsstandorte haben, etc.). All diese Erfahrungen hast Du noch nicht.
Lieber @gorch_fock, vielen Dank. Gerade in Anbetracht der letzten Meldungen beziehe ich das mal auf mich und sollte mich vielleicht auch dazu äußern: Du hast nicht unrecht. Am Heimweg las ich die letzten Postings, schüttelte den Kopf und rekapitulierte: Allein heute habe ich mit KollegInnen aus den Niederlanden, Österreich, Italien, Griechenland, Russland, Brasilien und Äthiopien diskutiert und gelacht. Welche alle mit mir im selben Gebäude als Freunde und Kollegen arbeiten. Und wir hatten keine Party. Das ist mein Alltag. Und ein toller. Also ist die wiederholte Aussage Wir sind ja alle Menschen eh lieb, hat für mich aber schon etwas von pseudo-weltoffenem Landei. Cause to be honest: Jemand wie ich notiert so eine Selbstverständlichkeit gar nicht im Sinne von: Oho, I have something extraordinary to declare. Und bzgl Uni-Staff betrachtet mich hier jetzt einfach mal als Godmother.
Und das bringt mich zum springenden Punkt: Jemand, der ein Studium abgeschlossen, wohlsituiert ist und trotzdem bei der Oma lebt, muss schon einen wirklichen Master-Plan haben, warum, weshalb, wo er für ein Jahr in Dt. studieren will. Das lässt sich mit Australiern nicht vergleichen, da hat man Kohle und tingelt gern mal herum. Australier wohnen nicht ein Jahr vorher bei Oma, um sich das leisten zu können. Und nein, aus der Betrachtung von Ausländern ist Dt nicht cool. Berlin oder Hamburg ja, aber nicht Dt an sich wie Ludwigshafen, Erfurt, Mannheim, Buxdehude oder Paderborn. Da schweben Sauerkraut und Krautrouladen-Flair inkl Blasmusik drüber, deutsche Spießigkeit und Menschen, die in den Keller lachen gehen. Und es regnet auch noch. Dauernd. Und bringt einem auch uni-karrieretechnisch nur wenig. Da muss man schon ehrlich sein.
Wenn er 1-2 Jahre als Akademiker auf ein Auslandsjahr hinspart, bei der normalerweie erzkonservativen chilenischen Oma auf 6, auf Freiheit etc. verzichtet, dann muss er einen Plan haben. Und der Plan muss über Sauerkraut und die Erfahrung, ich möchte wissen wie die Hallsche Bevölkerung auf einen chilenischen Studenten reagiert, als Lebenstraum hinausgehen.
Deutschland hat im Gegensatz zu zB Italien außer Sozialstaat eigentlich wenig zu bieten. Ja, Shitwetter. Und Wagner. Wen interessiert aber schon Wagner. In Spanien spricht er die Sprache. Madrid, Barcelona, Rom, Mailand, Florenz oder von mir aus Wien oder Moskau. Russland ist sehr gut in IT unterwegs! Warum nicht asiatische Länder? Wär von der Entfernung das selbe, und besser, was IT betrifft. Wieso nicht Spanien, wenn er schon die Sprache spricht? Warum Deutschland?
Das muss ihm was bringen. Aber was? Wenn er Programmierer ist, dann ist Deutschland nicht die erste Wahl, was Studium betrifft. Gar nicht. Die TU München ist noch auf Platz 16, was jetzt aber auch nicht die Welt ist, die meisten dt. Unis gurken hierbei im mittleren/schlechteren Feld herum. Warum dann überhaupt deutsch lernen? Warum nicht Lausanne als Top-Five der Welt, wenn man sich als spanisch-Native mit französisch viel leichter tut? Also warum, wenn schon eine Reise um die Welt und sparen bei Omi nicht eine der besser-gerankten Unis? Warum nur ein Jahr? Was für ein Jahr? Doktorat? Dann muss er ohnehin wieder nachhause nach kurzer Zeit. Oder er taucht, wie nicht wenige, dann mit dem Studenten-Visum einfach unter. Was mE sein Plan ist. Das solltest du für deine etwaige Zukunftsplanung mit ihm schon einkalkulieren. Dass der Prof, der für ihn gebürgt hat, dann Repressalien bekommt, sollte schon auch ein Thema sein.
Und genau das frag ihn einfach! Ein Erasmus-Student geht nach Shanghai, weil es in manchen Fächern eine der besten Unis ist und er davon partizipieren möchte. Dt. hat das aber nicht zu bieten. Ein Erasmus-Student hat aber im Vorfeld nicht vor, ein Jahr dort zu studieren, dass Studium dann abzubrechen, um dann dort zu bleiben. Wieso auch? Warum spitzt er auf ein Studenten-Visum, wenn er Programmierer ist? Warum sucht er sich nicht einfach einen Job in einer internationalen Firma, wenn er Programmierer ist, sollte dem nichts im Wege stehen, wenn er wirklich gut ist? Ist er das, was er vorgibt?
Ich sag dir was, da passt einiges nicht zusammen.
Aber wenn ich mich irre, gilt folgendes: Wenn ich als Akademiker plane ans andere Ende der Welt zu gehen, um dort zu studieren, dann habe ich einen Plan. Wenn ich dafür bei meiner Mama oder Oma einziehe, dann habe ich einen sehr konkreten Plan. Dann weiß ich, welche Uni und warum, dann habe ich mir schon die Lehrpläne angesehen. Dann bin ich kundig, warum ich das auf mich nehme. Und was ich mir davon erhoffe. Und dann kann man mich auch danach fragen und ich gebe gerne Auskunft. Dann brenne ich ja für eine Idee und einen Lebenstraum. Und der heißt nicht Land, sondern welche Uni. Also, mein Tipp: Tu das! Frage ihn! Und wenn du zweifelst frag mich, ob das alles auch Hand und Fuß hat. Aber wenn er das nicht beantworten kann, dann gehts ihm um den Sozialstaat. Und dann bist du nur eine Schachfigur. Und dann beware of the dogs!