Nachdem ich hier schon in einigen Themen meine Meinung geäußert habe, möchte ich doch nochmal mein eigenes Thema eröffnen und meine Geschichte aufschreiben. Mir gehts insgesamt mit dem, was in den letzten Jahren in meinem Leben passierte immernoch nicht richtig gut. Trotz professioneller Hilfe in Form einer Therapie hänge ich fest in einer Dauerschleife aus Reue, Bedauern und leider manchmal noch Sehnsucht nach dem AM bzw. der Affärenzeit an sich. Sie war die schlimmste aber gleichzeitig auch lebendigste und schönste Zeit meines Lebens. Die Jahre danach aber sind ein einziger Albtraum. Vielleicht hat hier jemand noch einmal Lust, sich mit mir auseinander zu setzen und mir neuen Input und Anregungen zu geben. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Also wo fange ich an? Vielleicht mit den harten Fakten. Ich bin 54, weiblich und seit 30 Jahren verheiratet. Wir haben einen Sohn, Haus und finanziell ein durchschnittliches Einkommen. Wir lernten uns schon sehr jung kennen und entgegen aller Widerstände, die es aus meiner Familie reichlich gab, blieben wir zusammen. Mein Mann war mein erster richtiger Freund. Ich bin sehr streng erzogen worden, war ein überangepasstes Kind und immer darauf bedacht, nirgendwo anzuecken. Schulisch war ich erfolgreich und machte ein gutes Abi. Ich durfte aber nicht studieren, sondern machte eine Ausbildung im technischen Bereich, die ich eigentlich nie wollte. Entsprechend unglücklich war ich in meinem erlernten Beruf.
Mit meinem Mann dauerte es relativ lange, bis er zur Familiengründung und Heirat bereit war. Verantwortung für mich und gar noch Kinder zu tragen, fiel ihm sehr schwer. Als unser Sohn dann krank zur Welt kam, fühlte er sich heillos überfordert. Ich gab meinen verhassten Beruf auf und kümmerte mich in Vollzeit um Haushalt und Kind. Ein weiteres Kind wollte mein Mann nicht. Ich litt sehr darunter aber fügte mich. Als unser Sohn alle notwendigen OPs hinter sich hatte, entstand in mir der Wunsch, wieder zu arbeiten. In meinem alten Beruf war das aber nicht möglich, denn dort hätte ich Vollzeit und mit Reisetätigkeit einsteigen müssen. Aufgrund der fehlenden Unterstützung der Großeltern und der noch nicht ausgebauten staatlichen Kinderbetreuung, blieb ich also zunächst noch zu Hause. Dann bot sich mir die Gelegenheit, in einem neuen Berufsfeld einzusteigen. Meine Eltern waren inzwischen beide tot und ich hatte ein kleines Erbe bekommen, das ich einsetzte um eine Qualifizierungsmaßnahme zu finanzieren. Als nur-Hausfrau stand mir ja keine staatliche Förderung zu.
Schon die erste Stelle im neuen Job war der Hammer. Ich erfuhr Wertschätzung, Dankbarkeit und blühte regelrecht auf. Zu Hause wartete mein Mann mit Forderungen bzgl meiner Arbeitszeit, Unzufriedenheit und entsprechenden Nörgeleien. Unser Sohn war in der Pubertät und nabelte sich rigoros von mir ab. Für ihn war es ok, dass seine Helikoptermutter nun endlich andere Lebensthemen hatte. Unsere Ehe aber kriselte heftig zumal ich auch bzgl. meiner Trauer um meine Eltern von meinem Mann kaum Unterstützung bekam.
Dann begann der AM in mein Leben vorzudringen. Er war mir schon von Anfang an aufgefallen. Allerdings war er der Freund meiner Chefin und somit tabu. Als ich um Aufstockung meiner Stunden bat, kam er auf die Idee, mich zu seiner Unterstützung für einige Stunden am Tag im Büro zu beschäftigen. Da ging es dann los. Er war sehr aufmerksam und freundlich. Er lobte mich über den grünen Klee und bald kamen auch persönliche Komplimente hinzu. Ich war damals wie ein ausgetrockneter Schwamm und sog alles das in mich auf. Dann erklärte er mir seine Trennungsabsicht von der Chefin und wir begannen privat zu schreiben und uns kurz darauf auch zu treffen. Es entstand schnell eine leidenschaftliche Affäre, die ich Anfangs sehr genoss. Ich wollte aber keine Affäre sondern eine richtige Beziehung mit dem AM. Er ging anfänglich darauf ein und wir planten gemeinsame Reisen und unser Leben als Paar. Als ich nicht mehr lügen wollte, beichtete ich meinem Mann und wir trennten uns. Einige Wochen später zog ich aus. Just als in meinem Leben alles geregelt war, zog der AM sich plötzlich zurück. Er wollte nicht Schuld sein an meinem Eheaus, so seine Begründung und ich sollte erstmal lernen, auf eigenen Füßen zu stehen.
In meiner Wut hinterließ ich ihm im Büro eine Nachricht, die seine Freundin fand. Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass ich nicht die erste und nicht die einzige Affäre meines AM war. Er war sehr charmant und gut aussehend, das war nicht nur mir, sondern auch anderen Kolleginnen aufgefallen. Für mich aber bedeutete das Auffliegen unserer Affäre das Aus im Job. Es folgten Kündigung und eine recht schwierige berufliche Neuorientierung. Der Kontakt zum AM blieb noch eine Weile über Handy bestehen, da ich noch ein paar Fragen geklärt haben wollte. Nach einem weiteren desaströsen Treffen aber hatte und wusste ich genug. Auch der Handy-Kontakt brach ab.
Mein Mann allerdings nutzte meine tiefe Krise und bot sich mir immer wieder als Helfer in höchster Not an. Schließlich bat er mich, zurück ins Haus zu ziehen, schon alleine unserem Sohn zu liebe. Als dann noch ein heftiger Wasserschaden mein Badezimmer für mehrere Wochen unbenutzbar machte, nahm ich an.
Es folgte eine schwierige Zeit. Geprägt von Wiederannäherung, anhaltender Ambivalenz, Liebeskummer um den AM und neuen Ehekrisen. Mein Mann hatte nämlich keineswegs seine Einstellung zu meiner Berufstätigkeit geändert. Jetzt aber war es mir umso wichtiger, wenigstens ein paar eigene Euros zu verdienen, also hielt ich daran fest. Inzwischen hat er vieles akzeptiert, hilft mit im Haushalt und ist kompromissbereiter, wenn es um Wochenenddienste oder Überstunden geht. Auch seine anfängliche Kontrollsucht bzgl. meiner Außenkontakte lies nach 2 bis 3 Jahren wieder nach. Bis dahin musste ich mein Handy für ihn zugänglich halten, schickte ihm Beweisfotos für meine Treffen mit Freundinnen und war überhaupt nur noch selten ohne ihn außer Haus.
Eigentlich regelte sich alles wieder ein. Mir aber ging es immer schlechter. Schließlich suchte und fand ich therapeutische Hilfe, bekam Antidepressiva verordnet und war wieder alltagstauglich. Ich fand eine neue Stelle, danach noch eine und bin inzwischen wieder beruflich sehr zufrieden mit meiner Halbtagsstelle. Dann kam der nächste Schlag. Unser Sohn erkrankte schwer und benötigte unsere Hilfe. Er war inzwischen ausgezogen und wohnt weit weg. Es wurde ein Krankenhausaufenthalt notwendig und ich setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um für ihn da zu sein. Leider ist er immernoch Singel und lebt sehr zurück gezogen. Wir waren die einzigen Vertrauenspersonen in dieser Zeit. Als mein Urlaub aufgebraucht war, bat ich meinen Mann nun alleine die Stellung zu halten. Ich musste ja zum Arbeiten zurück nach Hause. Es gab einen furchtbaren Krach.
Plötzlich war alles wieder da! Die Erinnerung an die Affäre und die Zeit davor und danach. Die Sehnsucht nach Wärme, Liebe und eine Schulter zum Anlehnen. Alles das fand ich schon wieder nicht bei meinem Mann. Ich bekam erneut Sehnsucht nach dem AM und war drauf und dran, ihn wieder zu kontaktieren. Das Mitlesen hier im Forum half mir, es zu unterlassen.
Mein Sohn ist inzwischen halbwegs wieder gesund. Doch der fade Beigeschmack bleibt. Warum bin ich immernoch so anfällig, für den AM? Warum glorifiziere ich ihn immernoch? Warum bekommen wir unsere Ehe nicht in ruhigere Fahrwasser? Wie kann ich diese Ehe und dieses Leben weiter ertragen?
Meine tiefe Verzweiflung der letzten Tage und Wochen hat sich wieder gelegt. Aber wie lange wird diesmal diese innere Ruhe halten? Werde ich die Kraft haben, dieses Leben weiter zu tragen? Inzwischen träume ich von einem selbstbestimmten Leben in einer kleinen Wohnung mit Balkon. Es geht mir gar nicht um einen anderen Mann oder gar den AM. Er ist und war ein echter Mistkerl, wenn auch ein sehr gut aussehender, sehr charmanter. Ich weiß er ist nicht mein Traumprinz. Traumprinzen gibt es nicht. Traumprinzen gehören nach Hollywood. Aber ich hätte gerne meine Stabilität zurück. Nur darum geht es mir.
Meine Therapie ist beendet. Ich bin nicht mehr depressiv aber auch nicht sonderlich resilient. Mein Selbstwertgefühl reicht gerade mal so, um nicht vom nächsten Dach zu springen.
So und nun, Feuer frei für eure Kommentare. Danke für euren fairen Umgang und ja, ihr habt alle Recht. Affären sind sch.. Diese Affäre war mein größter Fehler. Aber die Erinnerung an die schönen Erlebnisse sind gleichzeitig mein größter Schatz. Ich hoffe, man versteht mich! Danke!
14.10.2020 13:33 •
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