Hallo ihr Lieben, ich nutze dieses Forum zum ersten Mal und möchte es hierfür nutzen, meine Gedanken los zu werden, die mich momentan plagen. Auch wenn meine Freunde und meine Familie für mich da sind; es tut gut es einfach mal jemandem zu berichten, der mich nicht kennt und neutral darauf reagieren kann.
Long story short:
vor einem Jahr hatte ich über eine Flirtplattform XY kennen gelernt. Wir verstanden uns gut; aber nachdem er mir davon berichtete, dass er in einer offenen Beziehung steckt, habe ich bewusst nein gesagt und den Kontakt abgebrochen. Durch reinen Zufall haben wir im März diesen Jahres wieder Kontakt aufgenommen. Anfangs nur funny talk, aber nach kurzer Zeit wurden unsere Gespräche intensiver wir merkten, dass wir uns doch mögen könnten - außerhalb des Internets. Also wurde ein Treffen vereinbart - und JA, mir war bewusst, dass er immer noch in seiner offenen Beziehung lebt.
Nun...das war Anfang Mai. Seither haben wir uns mehrfach getroffen und waren auch kürzlich intim miteinander.
Ich gebe zu - ich bin bzw. war verliebt in ihn. Aber abgesehen davon habe ich eine starke Bindung zu ihm gespürt, die von Anfang an bestand, von ihm auch so kommuniziert wurde und die ich nicht deuten kann. Vergangenes Wochenende haben wir das erste Mal seine Freundin thematisiert und ich habe gesagt, dass es so nicht geht. Auch er war sich im Klaren darüber, dass er was verdrängt haben muss; sonst wäre er nicht bei mir, anstatt bei ihr. Wir verabschiedeten uns. Aber mir lag noch zu viel auf der Seele, also schrieb ich ihm wir hatten noch paar Tage schriftlichen Kontakt. Der Inhalt belief sich darauf, dass wir uns sehr mögen, aber das ich so nicht leben kann und er sich mit seiner Beziehung (die wohl nicht gesund erschien) auseinander setzen muss. Wir wollten uns aber nicht aus den Augen verlieren; uns Zeit lassen.
Am Wochenende (also das Vergangene) fuhr ich mit meiner Freundin paar Tage an's Meer, um wieder etwas runter zu kommen von dem dramatischen Verlauf der ganzen Geschichte. Am Sonntag (also Vorgestern) schrieb ich ihm vom Handy meiner Freundin aus.
Ich hatte Meines mit Absicht nicht mitgenommen um den Kopf frei zu bekommen, aber zum Anderen hatte ich plötzlich ein Bedürfnis, als wir so am Strand saßen. Das Bedürfnis, ihm mitzuteilen, dass mein Leben und meine Entscheidungen nicht von seiner Entscheidung abhängig sind. Ich möchte ihn nicht verlieren, aber wenn er sich nicht entscheiden kann oder will, beenden wir das Ganze und gehen unserer Wege. Mitten in meinem Getippe kam eine ellenlange Nachricht von ihm. Er hatte sie am Samstag verfasst, wollte mir aber paar Tage Ruhe lassen sich dann damit melden. Tja, seine Ungeduld war größer. Ich las mir alles durch. Er sagte, dass er die Woche zum Nachdenken genutzt hatte und sich - abgesehen von unserer Thematik - von seiner Partnerin getrennt hätte, weil er seit 2 Jahren wüsste, dass er nicht glücklich mit deren Situation sei (10 Jahre Beziehung, offene Beziehung weil sie sich in jemand anderes verliebt hatte; trotzdem zusammen geblieben, aber nicht wirklich emotional happy etc.) und den Beschluss nicht bereue; es würde sich richtig anfühlen.
..ich mache mir Nichts vor; mit der Mail an mich (am Strand) hatte er wieder Hoffnungen in mir geweckt. Ich sagte, ich wäre abends wieder zurück von meinem Trip wir könnten uns sehen und sprechen. Gesagt, getan. Er kam in meinen Bezirk und wir gingen Spazieren und redeten offen und ehrlich über alles - zumindest wirkte es so. Er hatte seit der Trennung am Freitag weiterhin auch regen Emailkontakt zu ihr, teilte er mir mit. Er wolle sie als Mensch und Freund nicht verlieren, trotz der Situation. Ich war absolut d'accord damit. Seine Trennung war vielleicht durch unsere Bekanntschaft getriggert worden, aber laut seiner Aussage, wäre das eben schon seit Jahren nicht mehr gut und schön gewesen.
Wir beschlossen, dass er erst einmal seine Trennung durchleben und hinter sich bringen soll; das alle Zeit der Welt sei und ich ihm keinen Druck machen möchte. Wir sagten uns, dass wir uns wichtig seien und er auch verliebt in mich sei. Er wollte trotzdem paar Tage wegfahren um etwas auf den Stress der letzten Tage klar zu kommen, aber das er mich auch gerne sehen würde.
Gestern schrieb ich ihm aus einem Bauchgefühl heraus fragte, ob wir uns am Mittwoch sehen (da er am Sonntag davon gesprochen hatte, ein richtiges Date auszumachen. Neuanfang blabla..) was Essen und ins Kino gehen könnten.
Oh Mann...mein Bauch rumorte wie verrückt und ich ahnte irgendwie nichts Gutes. Seine Antwort brauchte ewig und dann sagte er, er würde gerne bereits morgen (Dienstag, heute) wegfahren um sich über seine Gefühle klar zu werden. Alternativ schrieb er, wäre Mittwoch als Abfahrtstag möglich und Dienstag könnten wir uns sehen. Aber wirklich euphorisch klang er nicht; es hatte sich was verändert; das spürte ich. Wir schrieben etwas hin und her und ich bat um ein Telefonat, weil er auf meine Frage ob alles okay sei und ob sich wieder melden würde, wenn er wieder zurück wäre, nicht sicher und klar antwortete. Mein Bauchgefühl war quasi am explodieren.
Wir telefonieren das war es eigentlich - seine Gefühle vom Wochenende hatten sich wieder geändert. (Ein Tag so, ein Tag so. Er war so glücklich mit seiner Entscheidung gewesen und nun revidierte er alles wieder.)
Er wollte zurück zu ihr. O-Ton: ich mag euch beide... Ich wurde richtig sauer. Sagte ihm, dass wir doch gestern so offen gesprochen hatten...das er mir doch gesagte hatte, dass er mit der Entscheidung bzgl seiner Trennung glücklich sei - für sich; nicht in Bezug auf mich. Das er sich selbst angelogen hatte; das er mit der Situation mit ihr seit Jahren nicht mehr konnte. Und nun kam er mir so daher? Ich warf ihm vor, dass er unreflektiert und egoistisch sei...er widersprach mir nicht; sagte nur gefühlt 100 x es tut mir Leid. Ich sagte, Action not Words - Taten, nicht Worte seien es, die Beweise liefern. Ich war so wütend..ich konnte nicht mehr richtig reden. Ich wünschte ihm erneut (wie im Laufe der letzten Tage so oft) alles Gute, ob mit ihr oder alleine und das ich raus sei aus dem Spiel sei und das er lernen solle, sich mit seinen Gefühlen richtig auseinander zu setzen. Alles Andere wäre nur unfair. Allen gegenüber.
Puh. So, das war die Story.
Aber was hat das mit mir gemacht? Er hatte mich dazu gebracht, mich seit 2 Jahren wieder etwas zu öffnen. Wieder jemand an mich ran zu lassen; dafür dank ich ihm im Nachhinein immer noch. Aber mit dem Verlauf des gestrigen Tages bzw Abends merke ich deutlich, wie meine Schranken wieder runter gingen. Ich telefonierte im Anschluss mit meiner Freundin und meinem Bruder.
Beide sprachen mir gut zu; auch was meine Gefühlslage betrifft. Ich bin stark er ist es leider nicht.
Ich weiß was ich möchte er eben leider nicht. Er ist unsicher. Unsicher in Bezug auf seine Beziehung, die er nicht loslassen will, obwohl im klar geworden ist, dass sie ihn nicht mehr erfüllt. Er ist sich im Klaren über seine Gefühle für mich, rettet sich aber wieder in das Gewohnte; in das Alte, weil das nun mal Leichter ist.
Das alles ist mir bewusst; man erzählt mir nichts Neues.
Aber wisst ihr, weshalb ich im Endeffekt diesen Text hier verfasse? Weil ich es müde bin. Diese Situation ist mir nämlich leider nicht unbekannt. Es kam (leider) bereits mehrfach vor, dass sich ehemalige Partner oder Romanzen von mir sich ihren vorherigen Geschichte zugewandt haben. Entweder durch eine Affäre, oder durch Abbruch unsere Beziehung. Wieso Menschen nicht ehrlich zu sich selbst sein können muss individuell betrachtet werden; das ist mir bewusst. Ich bin keine kleine unerfahrene Lady mehr, die ihren ersten Liebeskummer nicht überwinden kann. Ich versuche einfach nur zu verstehen, weshalb ich anscheinend nicht dieses Gefühl ausstrahle, was Menschen dazu bewegt, die Bindung zu mir aufrecht zu erhalten. Meine Freundin sagte mir, du bist zu gut für sie und das wissen sie. Sie merken, wie offen und herzlich und warm du bist. Und sie können nicht damit umgehen, dass eine Frau weiß, was und wen sie will. Du bist stark sie sind es leider nicht gewesen.
Das mag alles sein...aber was bringt es mir? Was bringt mir diese Erkenntnis, die mir ebenfalls nicht neu ist? Ich bin stark, ich habe in den vergangen Jahren ein gesundes Selbstbewusstsein aufgebaut (trotz allem was passiert ist), aber trotzdem plagt mich immer wieder eine bestimmte Frage wieso bleiben sie nicht bei mir, obwohl sie mir sagen, wieviel ich ihnen bedeute? Wieso kämpfen Andere um ihre Bindungen bei mir muss ich den letzten Schritt gehen, weil sie es nicht schaffen? Weil sie schwach sind?
Pauschalisieren ist nicht die Lösung - klar. Aber mein Erfahrungsschatz bzgl Verlieben er geht zurück zu ihr wächst stetig und lässt mich erkalten; resignieren. Und das möchte ich eigentlich nicht. Aber es fühlt sich momentan so an.
23.05.2017 10:50 •
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