Kurze Beziehung durch Selbstzweifel kaputt gemacht

@Milly85 Die Chats habe ich schweren Herzens gelöscht. Okay, dann lösche ich jetzt die Nummer!

Zitat von Lasunny:

@Künstlerin Toll, das freut mich sehr. Es ist so bitter, dass ich einen guten Partner dadurch verloren habe. Aber es waren wohl zu viele ...

Ich verstehe dich vollkommen und fühle deinen Schmerz. Du hättest zum aktuellen Zeitpunkt aber nichts anders machen können - bitte verzeih dir. Wir alle sind die Summe unserer Prägungen und Erfahrungen, und bei dir (und mir, und vielen anderen) ist eben ein verlustängstlicher Bindungsstil herausgekommen - den man leider nicht von heute auf morgen ändern kann. Aber wenn diese schmerzhafte Erfahrung dich jetzt dazu gebracht hat, daran arbeiten zu wollen, dann ist schon der erste Schritt in die richtige Richtung gemacht.

Was mir geholfen hat: Therapie nur bedingt, da musst du echt einen guten Therapeuten finden, der sich mit Bindungsstilen und Verlustangst auskennt und das auch ernst nimmt. Ein paar 08/15 Selbstwert-Übungen helfen da leider nicht und ewig in der Vergangenheit herum zu graben hilft zwar beim Verstehen, aber nicht beim Umgang mit akuter Verlustangst. Da braucht du eine Auswahl an konkreten Tools (und musst heraus finden, was individuell für dich funktioniert). Z.b. The Work von Byron Katie, um negative Annahmen aufzulösen, oder eine Liste aufzuschreiben und immer wieder durchzulesen, in der du Beweise sammelst, dass der andere dich liebt und will... generell ein Fokus-Shift vom Fokus aufs Negative (Grund für Zweifel gibt es in jeder Beziehung) zu einem bewussten Fokus aufs Positive. In akuten Situationen dann in immer wieder in das Gefühl reingehen, dich selber trösten (innere Kind Arbeit), meditieren, dir etwas Gutes tun, eine Selfcare-Liste erstellen, dich in Dankbarkeit üben.. usw.

Die Krux an der Sache ist, dass du es nur lernen kannst, wenn du dich praktisch immer wieder in diese Situation bringst, d.h. einen Partner hast, der dich triggert. Nur darüber reden und lesen hilft leider nicht - obwohl parallel Bücher zu dem Thema lesen und Wissen anhäufen auch wichtig ist. Vertrauen kannst du nur aufbauen, indem du immer und immer wieder erlebst, dass du dir umsonst einen Kopf gemacht hast, und dass alles okay ist, dass das Verhalten oder die Laune deines Partners nichts mit dir zu tun haben... und wenn du verlassen wirst, die Erkenntnis, dass du stark genug bist, das zu überleben. Das wichtigste ist, dass du deine Verlustangst aufarbeitest und aushalten kannst, ohne in alte Muster zu verfallen, wie z.B. konstante Rückversicherung einzufordern oder zu klammern und nachzugreifen.

Bei mir hat es jetzt 3 Jahre gedauert (inklusive kopflosem Suchen nach Lösungen) und ich kann die Verlustangst aushalten, ohne handeln zu müssen. D.h. nicht, dass mich nichts mehr triggert, ich kann es aber sofort einordnen und selbst bearbeiten, ohne damit die Partnerschaft zu belasten.

Hoffe das hilft erstmal und gibt dir eine Perspektive! Fühl dich mal gedrückt

Zitat von Lasunny:

Ich hatte das Gefühl, je mehr ich Sicherheit wollte, desto weniger hab ich sie bekommen.

Und wie erklärst du dir das? Ich meine, ist es hier nicht wieder die berühmte Frage, ob Huhn oder Ei zuerst da war?...

@Doppelherzchen Ja, ich weiß es nicht… Wahrscheinlich habe ich es mit meinen Ängsten ausgelöst

Zitat von Lasunny:

@Doppelherzchen Ja, ich weiß es nicht… Wahrscheinlich habe ich es mit meinen Ängsten ausgelöst

Dir wurde hier bereits eine andere Variante/Perspektive aufgezeigt. Nämlich die, dass er deine Ängste auch zumindest begünstigt haben könnte. Bist du so im Panikmodus, dass du das nicht in Betracht ziehen kannst?

@Doppelherzchen Ich schwanke die ganze Zeit hin und her und ändere meine Meinung minütlich… Mal sehe ich nur meine Anteile, dann auch seine. Im nächsten Moment denke ich wieder, dass ich im Unrecht tue, da er genug mit seiner Mutter im Kopf hatte und ich alles nur erschwert habe mit meinen Ängsten.

Zitat von Lasunny:

@Doppelherzchen Ich schwanke die ganze Zeit hin und her und ändere meine Meinung minütlich… Mal sehe ich nur meine Anteile, dann auch seine. Im ...

Ich glaube, wir können kurz fest halten, dass es bei einer Beziehung immer zwei Parteien gibt, demnach auch zwei Anteile. Ihr tragt beide 50/50 für euren Anteil der Beziehung Verantwortung. Ob er jetzt zu 100% richtig agiert hat oder wer die Schuld nun trägt, wird wohl keiner beantworten können. Ist auch mühselig, darüber nachzudenken. Wichtig ist, dass man seine eigenen Anteile erkennt und bearbeitet, mehr kann man eh nicht machen.

Zitat von Lasunny:

@Doppelherzchen Ich schwanke die ganze Zeit hin und her und ändere meine Meinung minütlich… Mal sehe ich nur meine Anteile, dann auch seine. Im nächsten Moment denke ich wieder, dass ich im Unrecht tue, da er genug mit seiner Mutter im Kopf hatte und ich alles nur erschwert habe mit meinen Ängsten.

Ja, das kenne ich zu gut. Das kennt hier sicherlich jeder, vermute ich mal. Sei nicht so streng zu dir und lass mal ein bisschen Zeit verstreichen!

Zitat von Künstlerin:

Ich glaube, wir können kurz fest halten, dass es bei einer Beziehung immer zwei Parteien gibt, demnach auch zwei Anteile. Ihr tragt beide 50/50 für euren Anteil der Beziehung Verantwortung. Ob er jetzt zu 100% richtig agiert hat oder wer die Schuld nun trägt, wird wohl keiner beantworten können. Ist auch ...

Ich denke, dass hier genau der Knackpunkt liegt. Diejenigen, die dazu neigen, die alleinige Schuld auf sich zu laden, möchten im Endeffekt die Hilflosigkeit auflösen, indem sie ins Handeln kommen, um Kontrolle wiederzugewinnen. Wenn ich Schuld bin, brauche ich mich ja nur entschuldigen/mich dem Anderen erklären und dann wird alles gut. Geht aber meist nach hinten los. Besser erstmal durchatmen und mal innehalten, danach bewertet man die Situation meist anders.

@Künstlerin Das stimmt. Mir geht es langsam besser, auch dank der hilfreichen, aufbauenden Rückmeldungen hier!

@Doppelherzchen Das könnte auf mich zutreffen mit meiner Erklärungsnachricht an ihn

Zitat von Lasunny:

@Doppelherzchen Das könnte auf mich zutreffen mit meiner Erklärungsnachricht an ihn

Ich kenne das selbst von mir, mir ist das auch schon so passiert. Und gerade kam mir dann dieser Gedanke dazu. Also danke dir, dass du mich darauf gebracht hast. Siehst mal, es braucht nicht zwingend Therapie, Austausch funktioniert auch.

@Doppelherzchen Austausch ist so hilfreich Schön, dass ich dir auch behilflich sein konnte

Zitat von Lasunny:

@Doppelherzchen Austausch ist so hilfreich Schön, dass ich dir auch behilflich sein konnte

Ich gebe zu, es ist kein Geniestreich. aber manche Sachen kann man noch so oft hören, lesen oder sich denken. Manchmal dauert es ewig, bis es Klick macht und sie auch tatsächlich angekommen sind.

@Doppelherzchen Ja, ich find es sehr wahr und hilfreich. Anzuerkennen, dass man nicht allein die Schuld trägt, hilft, einen Schritt zurück zu treten und nicht gleich wieder in Aktion zu verfallen. Danke für die Erkenntnis!