Kurze Affäre, nach 10 Jahren trotzdem beichten?

Zitat von Wika:

Du siehst das hier schon sehr schwarz-weiß. Es gehören so viele Eckpunkte und Emotionen dazu. Meinst du etwa, ich bin eines Tages aufgewacht und ...

Pass mal auf. Es geht mir hier nicht darum, Dich anzugreifen oder runterzumachen.
Es ging mir mehr darum, Dir ohne Geschwurbel zu sagen, wie es möglicherweise auch Dein betrogener Mann sehen könnte. Warum soll ich mich dafür schämen? Ich würde mich eher für den Seitensprung schämen.

Denn noch mal: Du hast Dich bewusst dafür entschieden, anstatt die Probleme anzugehen oder eine zeitlang einfach zu ertragen bis es besser (gemacht) wird oder man sich entscheidet, zu sagen, es geht mit uns nicht mehr.
Du hast Dich in der Situation damals schlecht gefühlt (was ich nachvollziehen kann, ähnlich schlechte Tage in einer langjährigen Ehe kennt wohl jeder) und Dich für eine Affäre entschieden, was menschlich nachvollziehbar ist, aber eben der jedenfalls kurzfristig einfachere und eben sehr selbstbezogene Weg war.

Ich sehe, dass Du das im Nachgang selbst nicht toll findest, bin aber der Meinung, bevor Du es Deinem Mann erzählst, solltest Du Dir da Gedanken drum machen. Wenn Du es ihm mit mitgelieferter Entschuldigung sagst, gibst Du ihm eine Mitschuld. Das ist nicht fair.
Ich unterstelle mal, er hat auch ein Langzeitgedächtnis und weiß noch um Eure damalige Situation, ohne dass Du ihm das auf die Nase bindest.


Wenn Du das alles nicht hören magst, dann tut es mir Leid.

Zitat von Wika:

Was redest du eigentlich? Woher willst du wissen, wie es nach der Affäre bei uns war?!?! Nach der Affäre ist alles bergauf gelaufen. Ich hab sowohl ...

Das habe ich auch nicht so gemeint. Ich meinte mehr, seitdem steht dieser nicht ganz unbedeutende Umstand unsichtbar zwischen Euch.
Er kann ihn nur nicht sehen, weil Du ihm den unsichtbaren Elefanten noch nicht gezeigt hast.
Und ich kenne Dich natürlich nicht, habe aber mal aus Deinen Ausführungen geschlossen, dass Dich die Affäre seitdem irgendwo trotz seitdem gut gelaufener Ehe belastet.

Oder wäre es für Dich in Deinem inneren genauso, wenn es die Seitensprünge nicht gegeben hätte?

Zitat von paulaner:

Das mag schlüssig sein, ändert aber nichts daran, wie er sich, zusätzlich zu der einen schlimmen Nachricht, fühlen wird, wenn er das auch noch erfährt. Ich finde das mega-Sch.. (hab das so ähnlich auch erlebt). Aber ihr habt wahrscheinlich Recht, dass diese Sache evtl. gar nicht verheimlicht werden kann. Puh... ...

Aber es gibt weder ein alle, sondern nur 2 Personen und die auch erst seit einer Woche.
Darin sehe ich noch das kleinste Problem...

@Wika, wenn man mir etwas Schlimmesanvertraut, so bin ich als Freund doch in erster Linie bemüht, die Last von meinem Gegenüber zu nehmen. Was, vor 10 Jahren?. Wir waren alle mal jung und machten Sachen, die wir heute nicht mehr machen würden. Kein Problem, mach dir keine Sorgen, wir sind alles keine Engel...

Du aber fühlst dich stark verpflichtet, Buße und Reue gegenüber deinen Freunden zeigen zu müssen. Wieso vermitteln dir deine Freunde so ein Gefühl? Warum nehmen sie dir nicht die Last?

Ich glaube eher, du vermittelst dir auch selbst dieses Gefühl. Im Moment stehst du völlig neben dir und dein Selbsthass ist grenzenlos. Aus diesem Zustand heraus lebensverändernde Entscheidungen zu treffen (und deine Beichte hat das Potenzial dafür), ist keine gute Idee.

Bitte lass deshalb noch etwas Zeit vergehen, komme aus deinem Strudel heraus und bewerte für dich die Situation mit Ruhe und Bedacht, ohne die kreischende Masse dieses Forums im Rücken.

Vielleicht kommst du zu dem Ergebnis, lieber doch schweigen zu wollen, um deinen unschuldigen Kindern und deinem unschuldigen Mann das glückliche Leben wie bisher, auch weiter zu ermöglichen. Still trügest du weiter für dich deine Schuld. Das wäre dann, wenn du es möchtest, DEINE Strafe. Und nicht wie im Beichte-Fall, eine Strafe für alle, (Kinder, Mann, Freunde, AM und dessen EF) ,

Aber bitte, wäge in Ruhe ab und treffe selbst deine Entscheidung.

Zitat von paulaner:

Dieses alle wussten es, nur ich nicht.

das ist schon schlimm. Es kommt wahrscheinlich aber noch etwas hinzu :

Du hast es mir nur erzählt, weil unsere Freunde davon wissen, damit du vor denen ein reines Gewissen hast...
Ich war dir das 10 Jahre nicht wert.

@Wika, das sind krasse Sätze. Aber es kann sein, dass dir solche Argumente begegnen werden und da ist es vielleicht hilfreich, wenn man vorbereitet ist.

Zitat von tina1955:

@aequum , es gibt auch zahlreiche Menschen, die überhaupt keine Details wissen möchten. Details würde ich auch nicht erzählen, sie verletzen ...

Bestimmt. Aber ich glaube, Männer sind da, Emanzipation hin oder her, anders gestrickt als Frauen.
Man muss ja aufpassen, wie man es formuliert, aber die Sorge, im Schlafzimmer nicht ausreichend leistungsfähig zu sein, schwingt dann bei solchen Fragen nach dem wann, wo, wie oft, wie war's, mit.

Das berührt dann so eigentlich der Steinzeit zuzuordnenden Gedanken wie Bin ich Mann genug für sie oder ist sie nur geblieben, weil sie bei mir finanzielle Sicherheit hatte, wegen der Kinder? usw.

Das muss natürlich alles nicht so sein, aber das sind ganz klar Gedanken, die sich in seinem Kopf abspielen könnten.


Deshalb noch mal der Appell an @Wika

Den Beitrag von @KPeter von heute 08.42 Uhr, den würde ich mir gleich zehnmal durchlesen. Da steckt verdammt viel Weisheit und Erfahrung drin.

Und noch etwas: Wenn Du alle Beiträge, auch diejenigen, die Dir so überhaupt nicht gefallen (wie zum Beispiel meine) annimmst, wirst Du so ziemlich jede Reaktion Deines Mannes einordnen können.

Sie hat es doch der Freundin anvertraut, eben weil sie ein schlechtes Gewissen hat. Ich finde, dass die Freundin nicht souverän agiert hat, aber man kann auch niemand vorschreiben, was er dem Partner weitererzählen darf, und was nicht. Die Sache ist nun mal, wie sie ist. Die TE muss jetzt schauen, wie sie den Kuh vom Eis bekommt. Meine Strategie wäre Ehrlichkeit, ohne unterwürfig zu sein. Damals war damals, es war ein Fehler, alle Menschen machen Fehler. In einer glücklichen Beziehung sollte ein Vorfall wie dieser verzeihbar sein, und die TE muss sich nicht auf diese Situation reduzieren lassen. Wohl aber sich aber erst mal auf ein Gefühlschaos einstellen, und sich vorher überlegen, was sie in welcher Situation wie sagt.

Zitat von KomischerVogel:

Bestimmt. Aber ich glaube, Männer sind da, Emanzipation hin oder her, anders gestrickt als Frauen. Man muss ja aufpassen, wie man es formuliert, aber die Sorge, im Schlafzimmer nicht ausreichend leistungsfähig zu sein, schwingt dann bei solchen Fragen nach dem wann, wo, wie oft, wie war's, mit. Das ...

Lieber komischer Vogel. Ich habe mir jetzt soeben alle deine Beiträge noch einmal in Ruhe durchgelesen, jetzt, wo ich mich etwas beruhigt hab. Zugegeben, auch ich war sehr aufgebracht und habe sehr emotional geantwortet (was verständlich ist).

Ich werde dem aber nicht nachkommen, dass ich, wie du sagst ALLE Beiträge, auch die, die mir nicht gefallen, zu Herzen nehmen soll. Denn nicht jeder Beitrag ist hilfreich/durchdacht/auf Augenhöhe. Ich denke, du hast eine ganz klare Meinung und einen ganz bestimmten Standpunkt. Ist ja okay. Und ich habe auch tatsächlich über vieles, was erst sehr hässlich klingt, nachgedacht und wirklich versucht, die Dinge von verschiedenen Standpunkten zu sehen. Ich danke dir für deine Beiträge. Alles Gute.

Liebe Wika, vielleicht hat die Sache dir viele Jahre unterbewusst so auf der Seele gelegen, dass du sie einmal jemandem erzählen musstest. Das ist leider mit allem so, was man versucht wegzudrücken. Irgendwann will es halt raus. Dass sich deine Freundin nun von dir distanziert, finde ich komisch. Seiner Freundin sollte man auch sowas erzählen können. Viel wichtiger finde ich aber, dass dich der Vorfall wohl immer noch verfolgt und darum würde ich dir raten, mit deinem Mann zu sprechen und dich dafür entschuldigen. Du könntest ihm sagen, dass dich der Vorfall immer noch belastet (den Eindruck habe ich) und du ihn von deiner Seele und auch es der Beziehung schaffen möchtest, indem du ihm davon erzählst. Liebe Wika, Menschen machen nun mal Fehler. Das ist menschlich. Ganz groß ist, wenn man dazu stehen kann. Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Glück, dass ihr das durchsteht.

@Wika
Die Formulierung zu Herzen nehmen war unpassend, deshalb habe ich sie beim nochmaligen Lesen meines Beitrages abgeändert (fünf Minuten Zeit hat man ja). .... Beiträge... annehmen habe ich draus gemacht.

Und noch mal: Es geht hier nicht darum, einen Standpunkt zu vertreten und durchzudrücken, es geht darum, verschiedene Sichtweisen zu sehen.
Du liest jetzt hier die ganze Bandbreite an möglichen Reaktionen und Beurteilungen, die von Deinem Mann kommen könnten (!).

Darin liegt doch der Wert dieses Forums.

Kein Mensch will Dich hier runtermachen und verurteilen.

Ich möchte weder die Situation aus Deiner Sicht, noch aus der Sicht Deines Mannes erleben.

Wie auch immer Ihr es macht. Ich wünsche Euch viel Glück.
Denn eines ist mal sicher: Alles was Du sonst geschrieben hast über Eure Beziehung, Ehe und Familie sagt ganz klar: Das zu erhalten ist jeder Mühe, Arbeit und jeden steinigen Weg wert!

Zitat von tina1955:

@aequum , es gibt auch zahlreiche Menschen, die überhaupt keine Details wissen möchten. Details würde ich auch nicht erzählen, sie verletzen unnötig und das würde ich so kommunizieren. Wenn die TE schon von so vielen Schuldgefühlen geplagt ist, könnte diese detaillierte Beichte noch mehr zerrütten.

Kann es sein, dass Du noch nie in einer solchen Situation warst?
Ich schon und als der Betrogene wollte ich einfach alles wissen und hätte meine Frau mir nicht ehrlich geantwortet, wären wir heute definitiv nicht mehr zusammen.

Natürlich werden unterschiedliche Personen, die betrogen wurden unterschiedliche fragen stellen und manche wollen eher nichts wissen aber das dürfte definitiv die Minderheit sein.

Und ich finde schon, dass die TE auf alles das was da auf sie zukommen mag vorbereitet ist und wenn sie Glück hat, wird ihr Ehemann nicht so sehr ins Detail gehen wollen aber auf jeden Fall wird er Fragen stellen zu denen er auch ehrliche Antworten erwarten wird.

@aequum , natürlich war ich schon in der Situation. Mein Ex hat mich nach 30 Jahren betrogen und nachdem ich von seinem Betrug erfahren habe, war mir so kotzübel, dass ich nur noch weg wollte. Ich war gar nicht daran interessiert, weitere Details zu erfahren, das hätte meinen Entschluss der Trennung auch nicht mildern können.
Und es hätte meine gesamte Dauer der Ehe, die recht schön gewesen ist, erst recht infrage gestellt.
Die Tatsache, dass mein Ex mit einer anderen Frau Zärtlichkeiten ausgetauscht hat, reichte aus .

Zitat von Wika:

Diesen Gedanken habe ich schon nicht mehr. Es ist mir nicht mehr wichtig, wer was ausplaudern könnte. Mittlerweile versuche ich, mich für das zukünftige Gespräch zu rüsten. Das wird all meine Kraft kosten. Jetzt ist es mir auch nicht mehr wichtig, was meine Freunde tun/denken. Ich möchte einfach meinen Mann ...

@Wika, wenn ich darf, möchte ich dir noch folgende Ratschläge für das Gespräch mit deinem Mann, denn
dazu hast du dich ja bereits entschieden, geben.

- die Kinder möglichst zur Oma oder gleichwertig bringen
- bitte deinen Mann um ein Gespräch, da dir etwas auf dem Herzen liegt
- sorge dafür, dass das Gespräch in einer geschützen, vertrauten Umgebung stattfindet
- auf gar keinen Fall mit der Tür ins Haus fallen
- steuere das Gespräch so, dass sehr positives und möglichst schönes zunächst Gesprächsgegenstand ist
- stelle emotionalen Kontakt zu deinem EM her, er soll spüren das du ihn liebst
- warte geduldig bis er dich fragt was dir auf dem Herzen liegt
- nehme, falls du das als richtig so empfindest, seine Hand in deine
- sage ihm das du ihn liebst und du sehr dankbar bist das er an deiner Seite ist und du dir wünschst das
das für immer so bleibt
- alles was jetzt kommt muss authentisch sein, zeige in der Gestik und Körpersprache wie es dir geht
- bitte, ganz wichtig, spreche nur in der Ich-Form mit ihm.
- versuche im Gesprächsverlauf deine damalige Gefühlswelt - ohne zu sehr in die Details zu gehen - ihn
autark zu schildern und was passiert ist
- bitte bleibe dabei grundsätzlich ehrlich, nichts verschweigend und versuche die Hand von ihm zu halten
- mache deutlich, dass er nicht den geringsten Anteil daran hat, sondern eine innere Leere - die du dir selber
bis heute nicht erklären kannst.
- beantworte seine Fragen zunächst ohne nicht wichtige Details. Die Nachfragen bitte ehrlich beantworten
- achte auf seine Gestiken und Körpersprache
- mache deutlich, dass du das so lange mit der rumgetragen hast und dich das immer belastet hat und du
das alles mehr als nur bereust und wenn du könntest das rückgängig machen würdest.
- sage ihm, du wirst alles tun, was ihm hilft. Du ihn fest und innig liebst und die Zeit mit ihm war unein-
geschränkt echt so wie sie war.

Ich hoffe, ich konnte dir mit diesen Anregungen eine Hilfestellung geben. Und bitte, mache komplett reinen
Tisch, dazu gehört auch, wer was weiß, ihm zu benennen und wie es dazu gekommen ist. Gehe auch bei
deiner Freundin und ihrem EM ganz offen, nach dem Gespräch mit deinem EM, damit um. Nur so kann
eure Freundschaft ohne Schatten erhalten bleiben.

Ich wünsche dir ganz viel Glück, das finden der richtigen Worte und einen EM der dich in den Arm nimmt
und dir sagt, dass ihr beiden zusammen das gemeinsam meistert.

Zitat von Wika:

Er wird von mir alles bekommen, was er wissen möchte. Aber tatsächlich kann ich das selbst nicht genau sagen. Es ist 10 Jahre her und man war nie nüchtern. Wenn ich die Karten schon auf den Tisch lege, dann bedingungslos. Ich möchte ihn nur nicht verlieren, egal was es kostet, ich werde ihm alles beantworten was ...

Wie auch immer, ich möchte doch lediglich, dass Du da nicht ins offene Messer läufst.
Bei manchen Fragen hat meine Frau auch zunächst strategisch geantwortet weil sie sich geschämt hat und wiederum bei anderen weil sie mir nicht noch mehr Schmerz zufügen wollte.

Natürlich habe ich es gemerkt, wenn es nicht der Wirklichkeit entsprochen hat und habe deshalb immer wieder nachgebohrt... und zwar so lange, bis ich überzeugt davon war, dass es nun die Wahrheit war.
Das ging dann so ungefähr 2 - 3 Wochen so und nachdem eigentlich alles gesagt wurde und ich mich wieder im Griff hatte, konnten wir auch über meine Defizite sprechen. Das war in meiner Wut und Enttäuschung während der ersten Wochen nicht möglich.

Wie auch immer... das war für uns beide kein Spaziergang aber wir haben es geschafft und sind noch heute, nach inzwischen so einigen Jahren immer noch zusammen und sehr glücklich.

Das kannst auch Du, bzw. das könnt auch Ihr, sofern Ihr Euch noch liebt, schaffen.