Ich (40) bin seit über 4 Jahren mit einem schwierigen Kerl (44) zusammen, mit dem ich auch seit 3 Jahren zusammen wohne. Die ersten zwei Jahre waren eine ziemliche Katastrophe, nachdem die wirklich sehr große Leidenschaft vorbei war, und bei mir ist einiges an Gefühl in dieser Zeit kaputt gegangen.
Erst einmal seine guten Seiten: er kann sehr liebevoll sein, sagt mir fast täglich, wie sehr er mich schätzt, hat Hobbies, für die er brennt und wir teilen einige Interessen. Einige negativen Seiten, die er mir zu Liebe so gut wie abgelegt hat: er trank viel zu viel, hat mich dann vor allem im Suff häufig übelst beleidigt und Alk. und seine Streitkultur hat zu heftigen Reibungen bis zu mehreren ausgesprochenen Trennungen geführt. Versöhnung mit großen Entschuldigungen war dann meistens am nächsten Tag.
Seit zwei Jahren sind Alk. und Beleidigungen aber im Griff und die Beziehung wurde endlich schön. Jetzt haben wir beide Jobs gewechselt (ich) bzw es gab größere Änderungen im Job (bei ihm). Bei mir pendelt sich das Stresslevel langsam wieder auf ein Normalmaß ein aber bei ihm scheint sich, obwohl sich nur die Arbeitsstelle an einem der Wochentage geändert hat, der Stress stark niederzuschlagen. Ich denke, dass sich dies eventuell wieder verbessern wird, aber zur Zeit fehlen mir einfach Dinge in unserer Beziehung, die noch nie so richtig gut waren, komplett: Geborgenheit vor allem im Krankheitsfall, ein Gesprächspartner bei Problemen, Nähe.
Ich war ziemlich lange krank in den letzten Wochen. Einen warmen Tee ans Bett oder Essenkochen gab es aber nicht. Er schaute lieber YouTube bzw. übte seine Instrumente. Letzte Woche verletzte ich mir in der Wohnung den Fuß so stark, dass ich nicht mehr laufen konnte. Er brachte mich dann aufs Sofa (auf dem ich seit Wochen schlafe, weil wir beide zeitweise stressbedingte Schlafstörungen hatten und uns dann an die Unabhängigkeit gewöhnt hatten). Als ich ihn dann noch um ein Schmerzmittel bat, war er genervt und brachte mir dies nur widerwillig und ließ mich danach einfach liegen. Am nächsten Tag war er dann zwar wieder hilfsbereit, aber sein Verhalten vom Vorabend hing mir noch nach.
Für mich zeugt dieses Verhalten einfach nur von Lieblosigkeit und es verletzt mich, dass ihn mein Befinden, vor allem in für mich schwierigen Situationen, manchmal einfach schlichtweg egal ist. Z.B. hört er mir oft auch nicht zu, weil ihn nach seiner Aussage häufig meine Themen nicht interessieren.
Ich sehe schon seit Wochen unsere Beziehung zerbröckeln (kein gemeinsames Bett mehr, null Sechs, keine gemeinsame Abendgestaltung, keine tieferen Gespräche, kein Gefühl der Geborgenheit und nur wenig Nähe. Außerdem merke ich, wie ich vereinsame in der Beziehung und anfange, anderen Kerlen hinterherzuschauen). Mir fehlt ganz eindeutig was. Alle Versuche, die Alarmglocken bei ihm zu klingeln, schlagen fehl bzw. führen zu Streit und dazu, dass er sich angegriffen fühlt und sich in die Opferrolle begibt. Ich solle mir doch einen anderen suchen, wenn er mir nicht genüge. Ich will aber nur endlich ansprechen, was mich langsam aus der Beziehung treibt, damit wir darüber reden und zusammen bleiben können.
Gerade heute hatten wir einen schönen Tag gehabt. Endlich mal wieder. Am Abend gab es allerdings jetzt Streit, weil ich ihn bat, wieder gemeinsam in einem Bett zu schlafen und gemeinsam ins Bett zu gehen, damit wir noch ein wenig kuscheln konnten, womit ich wohl zuviel verlangt hatte. Am Ende sagte er dann dann trennen wir uns eben, wenn ich dir nicht genüge.
Tja, und jetzt liege ich wieder auf dem Sofa. Ich weiß, dass ich mich trennen sollte, wenn ich ein einfacheres Leben möchte (theoretisch hat er die Trennung ja auch schon ausgesprochen). Er hat Borderlinetendenzen (von mehreren Psychologen diagnostiziert), die er aber mittlerweile ganz gut im Griff hat. Das Alk. hat er aus der Welt geschafft. Aber er gibt mir häufig nicht die Geborgenheit, die ich einfach brauche. Er hat für mich wirklich einiges getan und an sich gearbeitet. Aber es gibt immer noch so große Defizite, die in einer Beziehung einfach für mich starke Probleme verursachen.
Ich bin etwas ratlos, ob ich weiter für unsere Beziehung kämpfen oder aufgeben soll.
24.03.2019 01:09 •
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