Hallo zusammen,
Ich traue mich gar nicht diese Nachricht zu schreiben, weil jetzt sicher alle sagen „das hab ich vorher gewusst“. Auf solche Nachrichten kann ich aber gerne verzichten, weil diese mir gerade auch nicht weiterhelfen.
Nach der letzten Kontaktaufnahme von ihr, die ich zunächst unbeantwortet ließ, folgte noch eine zweite. Auf diese habe ich mich dann eingelassen, da sie meinte, sie hätte seit ein paar Tagen das Gefühl in sich, mich gerne wieder sehen zu wollen. Gefühlsmäßig war es ein ganz besonderes Treffen. Wir hatten uns 4 Monate nicht gesehen gehabt und als wir voreinander standen war es für beide vom Gefühl her so als hätte man sich einfach ein paar Tage nicht gesehen. Die Verbindung war direkt wieder da.
Wir haben uns bei diesem Treffen lange darüber unterhalten was die Wochen und Monate davor war. Sie hat so reflektiert gewirkt und alles ganz klar benennen können. Dass sie dachte, sie hätte mit der Beziehung abgeschlossen, sie wollte das mit mir unbedingt und letztlich habe sie alles wieder eingeholt und sie konnte damals überhaupt nicht greifen, was in der Zeit mit ihr passiert sei. Letztlich sei es einfach viel zu früh nach der Trennung gewesen. Auch auf ihre teilweise echt üblen Verhaltensweisen hatte sie so einen klaren Blick. Meinte, dass dies mit nichts zu entschuldigen sei, wie sie sich verhalten habe. Aber wahrscheinlich wäre es einfach emotionale Überforderung gewesen. Sich einfach nicht mehr zu melden wäre für sie der scheinbar einfachste Weg gewesen. Der Weg des geringsten Widerstandes und eine Möglichkeit einer Konfrontation mit uns aus dem Weg zu gehen. Sie hat auch sehr tief blicken lassen, wie schlecht es ihr emotional in dieser Zeit ging.
Am Ende des Gesprächs haben wir gemeinsam entschieden, dass wir uns nochmals treffen und schauen, wo das Ganze mit uns hinführen kann, wenn der Zeitpunkt ein anderer ist. Sie äußerte damals aber, dass sie noch nicht sicher sagen kann, dass sie bereits zu 100% frei für etwas Neues ist.
Wir haben uns letztlich trotzdem getroffen und nach dem dritten oder vierten Date hat sie mich gefragt, ob ich ihr ihr Freund sein möchte und wir es langsam offiziell machen. Sie war wirklich sehr klar in allem. Das Ganze lief jetzt über ein halbes Jahr und es war für beide Seiten genau so wie wir es uns letztes Jahr schon vorgestellt und gewünscht haben. Es gab in diesem halben Jahr einzelne Momente, in denen sie die Vergangenheit eingeholt hat. Dann hat sie sich für 1-2 Tage emotional ein wenig zurückgezogen und kam dann aber wieder von alleine auf mich zu.
Unsere Beziehung hat sich entwickelt. Irgendwann hat sie mir einen Schlüssel für ihre Wohnung gegeben, damit ich jederzeit da sein kann, wenn ich das möchte. Wir haben uns ungefähr 4x die Woche gesehen. Die andere Zeit haben wir getrennt voneinander verbracht, weil ich ein recht zeitintensives Hobby habe. Sie meinte, es sei perfekt. Wenn wir mit ihrer besten Freundin und deren Freund zu viert was machen sei es jedes Mal wunderschön. Ihre Familie, speziell ihre Eltern hätten mich so ins Herz geschlossen. Mit meiner Familie und allen meinen Freunden die sie bisher kennen gelernt habe, würde sie sich so wohl fühlen.
Mitte Mai nach einem richtig schönen Wochenende zu zweit, bei dem ich das Gefühl hatte, wir machen den nächsten Schritt, war sie plötzlich recht schnell reizbar. An dem Wochenende hat sie noch Pärchenbilder von uns gepostet, was sie laut eigener Aussage noch nie gemacht hat. An dem Wochenende hat sie so gelöst und entspannt gewirkt. Ein paar Tage später hat sie selbst bemerkt, dass sie in manchen Momenten komisch sei und hat sich dafür entschuldigt. Sie sei mit ihrem Leben gerade einfach unzufrieden und das lasse sie an mir aus. Trotz allem war alles sehr harmonisch. Sie ging an Pfingsten dann alleine für ein paar Tage nach Berlin zu ihrem Bruder. Am Abreisetag war sie sehr anhänglich und je näher es zum Abschied ging desto schwerer fiel es ihr. Am Bahnsteig hab ich sie verabschiedet und sie stieg in den Zug. Kurze Zeit später kam eine Nachricht von ihr, dass sie sich in den Tagen davor ein wenig unsicher war. Diesen Moment mit der Verabschiedung und dem Trennungsschmerz am Bahnsteig hätte sie für sich gebraucht um herauszufinden, was sie wirklich möchte. Jetzt sei es ihr klar und sie freue sich schon jetzt darauf, mich ein paar Tage später wieder zu sehen.
Die Zeit nach ihrer Rückkehr war es mega schön. Sie hat wieder gemeinsame Momente von uns öffentlich geteilt. Normal trägt sie sowas nie so in die Öffentlichkeit. Ein Foto von mir hat sie als Hintergrund im Handy eingespeichert, was sie laut eigener Aussage noch nie zuvor gemacht hat. Wir hatten eine wirklich tolle und intensive Zeit zusammen bis zum Abend vor ihrem Geburtstag Anfang Juni. Da hatte sie einen richtigen Zusammenbruch und stand weinend vor mir. Alle würden sich in ihrem Alter verloben oder Kinder bekommen und sie werde betrogen. Der Betrug von ihrem Ex ist jetzt drei Jahre her. In diesem Moment war es für sie aber so aktuell. Sie könne mir nicht die Freundin sein, die ich verdient hätte. Was ich aber so nie geäußert habe, dass ich unzufrieden sei. Sie wollte dann für ein paar Stunden alleine sein und ich bin zu einem Kumpel. Nach einer Weile kam eine Nachricht, in der sie sich entschuldigte, dass sie gerade so sei. In solchen Momenten, in denen sie sich zurückziehen muss, hängt sie einfach noch für eine gewisse Zeit in ihrer Vergangenheit fest. Sie würde sich freuen, wenn ich wieder nach Hause komme und wir den Abend vor ihrem Geburtstag gemeinsam verbringen.
Ihr Geburtstag selbst war wunderschön. Sie hat sich abends bei mir für den tollen Tag bedankt. Ich habe gesehen, dass ihr Ex sie am Geburtstag mittags versucht hat anzurufen. In dem Moment lag ihr Handy auf dem Tisch und war für alle sichtbar. Sie hat ihn aber weggedrückt. Hab es ehrlich gesagt auch nicht verstanden, warum der sie angerufen hat. Der hat seit Oktober eine neue Freundin, wohnt mit dieser seit Dezember zusammen und aktuell bauen sie gemeinsam ein Haus um. Er lebt quasi ihr Leben mit einer anderen Frau weiter.
Die Tage danach war ihr Verhalten sehr sprunghaft, ambivalent und teilweise auch überschießend. Totales Nähebedürfnis und einen Tag später konnte sie mit der Nähe nicht mehr so umgehen. Sie hatte in dieser Phase sehr viel Stress auf der Arbeit und keine Möglichkeit für sich abzuschalten. Beim einkaufen sind wir in der Phase dann leider zufällig genau der Frau begegnet, mit der ihr Ex sie betrogen hatte. Sie hat das in dem Moment sehr nüchtern angesprochen. Aber ich bin mir sicher, dass es etwas mit ihr gemacht hat, wenn diese Verletzungen aus der Zeit nochmals so präsent waren.
Die letzten Wochen waren dann weitestgehend normal. Sie hat zwar immer wieder Zeit für sich eingefordert und mehr Zeit getrennt voneinander verbracht, weil ihr persönliches Stresslevel (auch durch immer weiter zunehmenden Stress auf der Arbeit) immer mehr zugenommen hat und das Gefühl eingeengt zu werden immer größer wurde, obwohl ich mich nicht anders verhalten habe. Wir hatten im Juni trotzdem noch viele „Highlights“. Ziemlich genau vor einem Monat hat sie kurzfristig einen Konzertbesuch abgesagt, weil sie meinte, dass sie nach der Woche die Kraft dazu nicht habe. Ich habe dann Ersatz gesucht und hab das Wochenende mit einem Kumpel verbracht.
Am Sonntagabend kam von ihr eine Nachricht, dass wir mal darüber reden müssen, wie es gerade läuft. Sie könne gerade nicht die Freundin sein, die ich mir wünsche. Aktuell sei sie nicht bereit für die Beziehung und bräuchte stattdessen die Zeit für sich. Sie müsse wahrscheinlich erstmal sich selbst finden bevor sie einen Weg für uns finden kann. Sie würde es gerne pausieren bis sie sich klarer ist. Ihr tue es sehr weh, das so auszusprechen. Wir sollten einfach mal ein paar Nächte drüber schlafen…
Seither haben wir nur noch alle paar Tage sporadisch Kontakt. Ein paar Tage nach der Entscheidung von ihr kam noch eine Nachricht, dass sie gerade nicht über uns reden kann. Sobald sie sich für sich damit auseinander setzt und darüber nachdenkt, würde es ihr die Luft zum atmen nehmen. Unser Kontakt aktuell ist nur sehr oberflächlich. Sie rennt gerade in dieser „Panikphase“ wieder von allem davon leider und kann sich scheinbar nicht mit ihren Gefühlen auseinandersetzen…
Vorgestern habe ich sie noch einmal angeschrieben, wie wir es mit unserem gebuchten Urlaub machen sollen, der nächste Woche anstehen würde und es sich um eine große Summe handelt. Es kam erst ganz spät eine Antwort, dass sie sich als gestern bei mir melden würde. Auch gestern kam erst ganz spät abends eine Nachricht dazu. Sie würde die ganze Zeit hin und her überlegen. Aber gerade könne sie keinen Pärchenurlaub machen.
Gerade macht es gar keinen Sinn mit ihr über irgendetwas zu reden. Ich habe nach wie vor viele Sachen bei ihr. Habe immer noch den Schlüssel für ihre Wohnung. Man merkt glaube ich ziemlich deutlich, was gerade passiert. Ich habe das Gefühl, dass unsere Beziehung den normalen Verlauf genommen hat und sie irgendwann „überholt“ hat, in dem was sie aktuell bereits zulassen kann. Deswegen wahrscheinlich auch ihr ambivalentes Verhalten. Eigentlich möchte sie es, deswegen macht sie auch Dinge, die sie so noch nie bei einem Mann gemacht hat. Nur um kurze Zeit später für sich festzustellen, dass sie für solche Emotionen noch gar nicht bereit ist.
Aus der Erfahrung aus diesem halben Jahres bin ich mir sicher, dass das Ganze mit uns dauerhaft und auf lange Sicht gut werden kann, wenn wir uns die Zeit geben bis sie sich voll und bedingungslos öffnen kann. Allerdings weiß ja keiner, wie lange sie noch benötigt, um ernsthaft bereit für eine neue Beziehung zu sein. Und ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, wie lange ich das so noch durchhalten kann.
Es gibt glaube ich nichts schlimmeres als beidseitig die Erfahrung zu machen, dass man hier etwas ganz Besonderes hätte, aber eine Hälfte aktuell noch gar nicht bereit ist, sich vollständig darauf einzulassen zu können…
31.07.2024 08:59 •
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