Hallo an alle da draußen!
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht wo ich anfangen soll, weil alles Karussell fährt im Moment. Ich hoffe, der Text wird nicht zu lang und jemand hat Lust ihn zu lesen...Vor 10 Tagen hat sich mein Mann nach über 11 Jahren Beziehung und nur 10 Wochen Ehe von mir getrennt. Im Gespräch danach stellte sich heraus, das auch schon seit 5 Wochen eine andere Frau mit im Spiel ist...aber ich versuch es mal der Reihe nach.
Im Frühjahr 2001 lernten wir uns übers Internet kennen. Drei Monate haben wir nur miteinander telefoniert und uns Mails geschrieben. Als ich das erste mal seine Stimme am Telefon hörte, wußte ich es: Das ist der Mann. Damals war ich 19, ich war ein Spätzünder und so war dieser Mann mein erster Mann. Ich hab noch nie vorher mit einem Jungen/Mann zuvor Händchen gehalten geschweigedenn einen Mann geküsst. Als wir uns dann im Juni 2001 das erste Mal trafen, war sofort klar: Wir gehören zusammen.
Fortan haben wir unser Leben gemeinsam bestritten. Die ersten zwei Jahre waren einfach nur traumhaft, so wie eine junge Liebe eben sein soll: unbeschwert und glücklich. Dann passierte etwas schlimmes: meine Mutter erkrankte an Krebs und starb im Oktober 2003. Es zog mir den Boden unter den Füßen weg, aber mein Freund blieb an meiner Seite. Er schlug vor, das wir uns gemeinsam eine Wohnung suchen, und so zogen wir im Februar 2004 in unsere erste gemeinsame Wohnung. Es began eine schwierige Zeit, ich versuchte den Spagat zwischen meinem Freund, meiner Ausbildung/Arbeit und meinem gesundheitlich angeschlagenem Vater zu schaffen. Mein Freund machte mir nie Vorwürfe, er war einfach immer nur da. Im Dezember 2004 starb dann unerwartet mein Vater, er konnte wohl den Tot meiner Mutter nicht verkraften. Und wieder wurde getrauert. Im Januar 2006 starb dann der Vater meines Freundes an Krebs - jetzt trauerte er und ich hatte das Gefühl, ich konnte ihn gar nicht auffangen, gar nicht für ihn da sein, weil ich selber immer noch so in meiner eigenen Trauer gefangen war. Ich fing dann eine Therapie an um das alles zu verarbeiten. Also kurz gesagt: Wir hatte wirklich schlimme Jahre, aber wir haben es zusammen geschafft. Wir haben uns gegenseitig gestützt und teilweise auch getragen und haben diese 6 Jahre von tiefer Trauer überwunden. Die letzten Jahre war wirklich alles toll (zumindest für mich). Wir hatten beide einen Job, sind vor 3 Jahren in eine größere Wohnung umgezogen, konnten uns einige Wünsche erfüllen. Wir hatten die selben Ziele im Leben (erfolgreich im Job, keine Kinder)
Das Thema heirat schwirrte mir natürlich vom ersten Tag an im Kopf herum. Ich weiß auch nicht, warum mir das so wichtig war. Ich wollte einfach gerne einmal so ein schönes weißes Kleid anhaben und ehrlich gesagt habe ich gedacht, wenn wir eh schon so lange zusammen sind, dann können wir doch auch heiraten...Er sagte mir, das es für ihn eben nicht so wichtig sei, man könne ja auch so glülcklich sein.
An unserem Jahrestag 2008 machte ich den nächsten Schritt: ich wollte nicht gleich einen Heiratsantrag machen, aber ich schrieb ihm ein schönes Gedicht und fragte ihn, ob wir den nächsten Schritt wagen wollen und ob wir uns verloben wollen. Er sagte sofort ja.
Letztes Jahr an Heiligabend machte ich ihm dann unter dem Weihnachtsbaum einen Heiratsantrag. Ich hab es extra unter vier Augen gemacht, weil ja auch ein Risiko bestand, das er nein sagt. Das war mir auch durchaus bewußt. Er war so gerührt, es kullerte ein Tränchen und er sagte sofort und voller Überzeugung ja. Noch am selbem Abend sagte ich ihm, das er auch nein sagen können, das würde mir auch nicht das Weihnachten verderben. Ich wollte einfach nur, das er es auch wirklich selber will. Wir hatten eigentlich vor, ganz alleine zu heiraten, deswegen haben wir es anfänglich auch noch keinem erzählt. Erst im April/Mai haben wir angefangen es unseren Freunden und der Familie zu erzählen. Das heißt, er hätte genug Zeit gehabt, mit mir über seine Bedenken zu sprechen. Doch er tat es nicht. Es begann eine tolle und geschäftige Zeit, wir entschlossen uns dann doch im kleinen Kreis mit der Familie zu heiraten und so mußte dann doch das eine oder andere vorbereitet werden. 90% blieben an mir hängen, aber das war ok, ich wollte es so und es hat unheimlich spaß gemacht. Am 06.09. haben wir uns das ja Wort gegeben und hatten einen wunderschönen Tag und auch die Flittertage danach waren traumhaft. Ich hab mich ihm so nah gefühlt wie noch nie...
Letzte Woche Donnerstag platzte es nun aus ihm heraus. Wir hatten ein paar Tage zuvor einen kleinen Disput, nichts ernstes. Im Grunde hatte wir die 11 Jahre über nie über ernsthafte Sachen streit. Klar, wie in jeder Beziehung ging es mal darum, warum er mir nicht im Haushalt hilft, aber in allen großen Dingen waren wir uns immer einig. Wir hatten zwei Tage nicht wirklich miteinander gesprochen und ich meinte dann abends zu ihm, das ich das schade finde, das wir unsere wenige Zeit die wir füreiander haben mit anschweigen verbringen. Und dann platzte es wie ein Wasserfall aus ihm heraus. Er fing sofort an zu weinen und erklärte mir unter Tränen, das er nicht mehr glücklich sei, er hätte das Gefühl, das sei alles nicht er und er fühlt sich noch nicht angekommen bei mir. Ich hab erhlich gesagt gedacht, der veräppelt mich gerade, schließlich haben wir erst vor 10 Wochen geheiratet. Ich saß neben ihm auf dem Sofa und schüttelte nur mit dem Kopf. Er weinte und weinte. Ich fragte ihn dann auf den Kopf, ob es auch eine andere Frau gibt und er sagte ja. Eine alte Klassenkameradin hätte vor ein paar Wochen Kontakt zu ihm aufgenommen (das wußte ich auch) und da wären wohl alte Gefühle wieder aufgeflammt. Ich hab die ganze Zeit geweint und meinte immer nur Du kannst doch jetzt nicht einfach so 11 Jahre wegschmeißen und da meinte er, das er diese Gefühle schon länger hat, wohl schon seit Anfang des Jahres und er dachte einfach, das die Hochzeit nochmal was verändert, das seine Gefühle dann wieder stärker werden. Er meinte die andere Frau wäre jetzt wohl der Auslöser gewesen, das es jetzt aus ihm herausgeplatzt sei, aber sie wäre nicht der Grund. Der Grund ist einfach, das seine Gefühle zu mir sich verändert haben und das er mich nicht mehr liebt. Wir haben uns an dem Abend gegenseitig keine Vorwürfe gemacht, ich hab mich erhlich gesagt gewundert, wie ruhig wir sprechen konnten. Wir haben beide immer wieder sehr geweint zwischendurch, haben uns aber an dem Abend noch darauf geeignet, eine Paartherapie zu machen. Ich dachte ehrlich gesagt, das ist jetzt eine Torschlußpanik, er hat Angst, das jetzt nach der Hochzeit nichts mehr kommt. Ich dachte wirklich wir schaffen das. Den Freitag haben wir uns beide frei genommen. Wir haben mit den ersten Freunden und auch mit seiner Mutter darüber gesprochen - es herrschte bei allen totales unverständnis. Mein Mann hat in den ersten drei Tagen so viel geweint, wie in 11 Jahren nicht, so habe ich ihn noch nie gesehen...Ich habe ihn immer wieder nur gefragt, warum er das jetzt macht und am Samstag habe ich ihn gefragt, ob er denn überhaupt noch eine andere Möglichkeit als eine Trennung sieht. Darauf sagte er nein. Jetzt war es raus und es brachen wieder alle Dämme. Ich erlebte die Tage wie in Trance, ich kann bis heute keinen klaren Gedanken fassen. Nun ist es klar - er hat sich von mir getrennt! Das tut so verdammt weh. Das erste mal in meinem Leben lenkt mich nichts von diesem unsagbarem Schmerz ab. Dies ist noch viel schlimmer als damals der Tod meiner Eltern. Mein Mann ist noch zu Hause, weil ich es so möchte. Wir reden sehr viel, er beantworetet mir alle Fragen, wir halten uns im Arm und weinen gemeinsam um unsere gescheiterte Beziehung. Ich sehe, das es für ihn auch nicht leicht ist - der Unterschied ist nur, er wollte es so, ich nicht. Wir haben uns trotzdem an eine Therapeutin gewand, die darauf spezialisiert ist, Paare bei Trennungen zu unterstützen und hatten letzten Mittwoch, also 6 Tage nach der Trennung, unsere erste Sitzung. Nach so einer langen Beziehung kann ich das nur jedem raten. Die können zwar auch keine Wunder vollbringen, sind aber einfach außen vor und neutral. Sie hat uns auch gesagt, das jedes Paar individuell ist und es kein festgelegtes Schema dafür gibt, wie man sich trennt. Wir haben sie u.a. auch gefragt, ob das geht, das man erstmal noch zusammen wohnt und sie meinte, man muß einfach das tun, was man meint, was einem gut tut. Ich habe das Gefühl, das ich meinen Mann im Moment noch bei mir brauche und das mir das gut tut. Das kann morgen aber auch schon anders sein und dann soll er gehen. Das wird er auch tun. Ich habe die liebe meines Lebens verloren, meinen Vertrauten, meinen Liebhaber, den Mann an meiner Seite und ich bin so uendlich traurig...Ich kann das einfach alles noch nicht begreifen...Mein Mann sagt mir immer wieder, es liegt nicht an mir, ich sei so ein wundervoller Mensch und ihm läge so viel an mir...Nur er würde es fühlen, dass das Richtige sei, es kommt nur eine Trennung in Frage...Er sagt, ich bin ihm so wichtig und er möchte mich gerne auch in Zukunft in seinem Leben haben, aber eben nicht als Frau an seiner Seite. Ihm tut alles so unendlich Leid, er sagt, es war ein Fehler zu glauben, die Hochzeit könne etwas verändern, aber er hatte keinen Plan B...Und er meint, er wäre auch ohne Hochzeit an diseen Punkt gekommen, und auch ohne die andere Frau. Dann vielleicht nicht jetzt, aber vielleicht in 6 Monaten. Dieser Mann war mein Deckel, er hat immer alles für mich getan (und ich natürlich auch für ihn) und wenn er sagt, mich trifft keine Schuld, es sei nur seine Schuld, er hätte sich verändert, kann ich das auch nicht glauben, ich bin schließlich auch nicht perfekt und habe meine Macken.
Ich bin einfach nur so uendlich traurig und ich habe natürlich auch Angst vor der Zukunft, ich habe Angst, das ich nie wieder einen Mann so lieben kann wie ihn und das ich nie wieder mein Herz für jemand anderes öffnen kann...vor allem habe ich Angst, das ich ihn nicht loslassen kann. Wir werden jetzt noch ein paar Sitzungen bei der Therapeutin gemeinsam machen und danach wird es für jeden Einzelsitzungen geben. Mein Mann sagt, unsere Zeit ist einfach gekommen. Er sagt, er bereut nichts, kein einziges Jahr (auch nicht das letzte, wo er sich wohl schon nicht mehr so sicher war), aber er sagt, er möchte sich trennen, solange er eben noch nichts bereut. Er bereut auch die Hochzeit nicht. Er sagt, es war wirklich ein total schöner Tag und er hat aus tiefsten Herzen zu mir ja gesagt und an dem Tag und auch an den Tagen danach war er auch wirklich glücklich. Und jetzt ist alles aus...
26.11.2012 10:24 •
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