@Brausestäbchen
Ich versuche mal die Situation zu analysieren und blende dabei wie immer alles aus, was mit SCHULD zu tun hat.
Eure Ehe war in einem sehr desolaten Zustand, als du in die „Oase“ der Reha flüchten konntest. Die damit verbundenen Erwartungen wurden erfüllt, denn du hast sehr viele Signale ausgesendet, die auf fruchtbaren Boden fielen. Es wäre fast ein Wunder gewesen, wenn das nicht gelungen wäre.
Eine wichtige Frage ist, wie dein Mann deine Reha empfunden hat. Was hat er für Erwartungen daran geknüpft? Wart ihr vorher im Gespräch darüber, was hinterher anders hätte sein können? Du schreibst, dass eure Ehe seit September „On-Off“ gewesen sei. Bedeutet das, dass du dich in dieser Zeit schon kurzzeitig getrennt hattest? Oder hat dein Mann sich kurzzeitig getrennt? Wie muss ich mir diese „On-Off-Ehe“ konkret vorstellen? Gab es Bestrebungen etwas positiv zu verändern? Gab es zu diesem Zeitpunkt vor der Reha also überhaupt noch eine Chance für euch als Ehepaar?
Zitat:Ich wollte dann schon nicht nach Hause in den emotionalen Stress zurück, ging dann mit dem guten Vorsatz ihm höchstens mal neutral zu schreiben und an den Umständen zu Hause vieles zu ändern.
Die Umsetzung hat in beiden Fällen nicht funktioniert. Die Situation zu Hause ist weiter eskaliert bis ich schließlich meinem Mann gesagt habe dass ich so nicht mehr leben möchte und über Trennung nachdenke.
Was hat dein Mann darauf geantwortet? Es ist naheliegend, dass er letztlich auf diesen Auslöser gewartet hatte. Aber du hast dabei noch nicht die Verliebtheit erwähnt, oder? Hat er das dann selber herausgefunden? Denn du hattest zu diesem Zeitpunkt ja noch keine „körperliche“ Beziehung zum Affärenmann, warst im klassischen Sinne also noch nicht fremd gegangen.
Zitat:Mein Mann hat mich kurz vor Weihnachten aus dem Haus geworfen und seitdem bin ich bei einer Freundin, habe aber schon eine Wohnung für ab Januar gefunden.
Das ist normalerweise rechtlich nicht möglich, wenn euch das Haus gemeinsam gehört. Hast du versucht, etwas dagegen zu unternehmen, oder warst du letztlich froh, dass es diesen Cut gab und du das problembeladene Haus hinter dir lassen konntest, obwohl auch dein Sohn dort lebt? Willst du diese Situation dauerhaft so bestehen lassen, natürlich dann mit eigener Wohnung? Willst du rechtliche Schritte unternehmen, um den Umgang mit deinem Sohn zu regeln und die Besitzverhältnisse so zu regeln, dass einer Scheidung nichts mehr im Wege steht? Oder hast du irgendwie die Hoffnung, noch mal zurück in diese chaotische Beziehung mit deinem Mann gehen zu wollen?
Du siehst, ich versuche immer die verschiedenen Problembereiche einzeln anzuschauen, denn sie können auch nur einzeln gelöst werden, auch wenn dir das alles wie ein riesiger unlösbarer Knoten vorkommt. Ich finde, dass du jetzt erst einmal das Problem der Trennung/Scheidung und den Umgang mit deinem Sohn klären und regeln solltest, um nach einiger Zeit wieder eine stabile Basis zu finden, von der aus du dann dein Leben wieder in den Griff bekommst. Und das völlig unabhängig von der Möglichkeit, dich neu zu verlieben oder gar mit dem Reha-Affären-Mann zusammen zu kommen. Ohne stabile Basis geht das nicht und es liegt allein in deiner Verantwortung, das nun anzupacken. Es wird natürlich leichter, wenn du erst einmal eine eigene Wohnung hast. Bist du finanziell unabhängig? Sonst muss ja auch das noch geklärt werden.
Nun zu der Affäre, und zwar zunächst unabhängig davon, ob daraus eine neue Beziehung werden kann oder nicht.Die Anbahnung ging völlig problemlos, das scheint unter Reha-Verhältnissen fast die Regel zu sein. Und sobald das gegenseitig parallel „explodiert“ übernehmen die Hormone das Kommando. Dem hat man meist nichts entgegenzusetzen. Und das, was der andere als Person an Erwartungen nicht erfüllt, oder erfüllen kann, wird durch Projektion ersetzt. Du hast diesen Mann also als Projektionsfläche für all das verwendet, was dir fehlt. Natürlich ist es gut möglich, dass er all das erfüllen könnte, aber das steht noch in den Sternen. Denn er ist ja schon an den ersten Herausforderungen grandios gescheitert. Er konnte die notwendige Entscheidung gegen seine Ehe nicht fällen, hat sich den Wünschen seiner Frau untergeordnet und versucht sich nun an der Unmöglichkeit, mit einer Affäre im Kopf die Ehe zu sanieren, obwohl er mit seien Frau bereits Jahre lang keine Intimität mehr hatte. Ich sage nicht, dass das nicht gelingen kann, es gibt einige wenige Beispiele dafür. Aber die Chance ist sehr gering, weil er je gerade mit dir erlebt hat, was das leben auch für ihn bereit halten könnte. Trotzdem bedeutet das ja nicht, dass er im Falle eines Scheiterns mit fliegenden Fahnen zu dir kommt. Diese Hoffnung würde ich unbedingt zurück stellen.
Mein Rat an dich:Du hast durch die kurze Affäre erfahren, dass das Leben noch sehr viel Positives für dich bereit halten kann, wenn du das willst und wenn du dazu bereit bist. Du bist aber so lange nicht dazu bereit oder in der Lage, wo du in vielen verschiedenen Baustellen verzettelst. Versuche zu sortieren, so wie ich es hier angedeutet habe. Versuche deine heimischen Verhältnisse zu klären, deinen Status als Mutter, den juristischen Hintergrund für eine Scheidung herauszufinden und vorzubereiten. Versuche eine stabile finanzielle Situation herzustellen und eine lebenswerte Wohnung dein Eigen zu nennen. Parallel dazu kläre deine gesundheitliche Stabilität, denn mit Morbus Crohn wirst du deine aktuelle psychische Belastung auch körperlich stark zu spüren bekommen.
Wenn du das alles stabilisiert hast, wirst du dich auch wieder einer neuen Liebesbeziehung widmen können. Das was du mit dem Reha-Mann erlebt hast, war keineswegs eine Liebesbeziehung, es war die erste Stufe einer Limerenz unter Hochdosierung von Hormonen. Die gehen eh irgendwann wieder. Und erst dann kann herausgefunden werden, ob eine Liebesbeziehung möglich ist. Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass dieser Mann wieder auftaucht. Aber dann ist keineswegs Ponyhof angesagt, denn dann müssen zwei Menschen an den Grenzen ihrer psychischen und gesundheitlichen Grenzen zwei extrem schwierige Trennungssituationen klären und zu einem guten Ende führen. Daran kann man sehr wohl scheitern. Darum die von mir angesprochene Priorisierung.
Vielleicht antwortest du mal was dazu. Herzliche Grüße