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Kummer-Tagebuch Wie geht es mir?

La_joie
Donnerstag

Ich hab morgen ein Shooting, und ich muss sagen, ich freue mich ein wenig. Der Mann schrieb mich auf Instagram an, weil er einige Bilder von vergangenen Shootings von mir gesehen hat. Er meinte, er fände meine Ausstrahlung toll und würde gerne mit mir zusammenarbeiten. Meine Lust und Laune hielt sich ziemlich in Grenzen. Ich mag mich momentan nicht besonders, fühle mich sehr unwohl in meinem Körper, hässlich. Aber ich dachte, vielleicht wäre dieses Shooting gerade deshalb eine gute Idee. Ein paar schöne, professionelle Bilder schaden bestimmt nicht, um sich wieder ein wenig besser zu fühlen. Ja, und jetzt macht sich wieder ein wenig Freude und Aufregung breit, hab das schon länger nicht mehr gemacht. Hab gestern auch mal wieder ein kleines Wimpernlifting hinter mich gebracht, um meinen Wimpernschwung zu perfektionieren Ich hoffe, dass der Tag morgen schön wird. Schlimmer als der heutige kann er auf jeden Fall nicht werden.

15.10.2020 17:12 • x 1 #91


La_joie
Freitag

Schon wieder kann ich nicht einschlafen. Schon wieder bin ich rastlos und schon wieder tut mein Herz total weh.

Ich hab mich mal wieder ein wenig im Forum quergelesen und bin dort auf den Satz eines Mitglieds gestoßen. Sinngemäß: Dass ein Mann immer wieder zurückkommt, bedeutet nicht, dass er dich liebt, sondern dass er keinen Respekt vor dir hat und du ihm irgendwo auch einfach egal bist. Denn wärst du es nicht, würde er dich in Ruhe lassen, um dich nicht zu verletzen. Er weiß nur, dass er dich am Haken hat und dich immer wieder haben kann.

Ich kann gar nicht sagen, wie sehr es mich schmerzt, das zu lesen, wie sehr ich das persönlich genommen habe. Ich habe einen Bekannten gefragt, der mir genau das bestätigt hat: Dass Männer oft einfach Egoisten sein können und das mitnehmen, was sie können, ohne Rücksicht, aber dass es vor allem auch einfach genug Frauen gibt, die das zulassen und es drauf ankommen lassen.

Offenbar bin ich eine von diesen Frauen. Wie oft habe ich gemerkt, dass er halbherzig war, wie oft habe ich mich zurückgezogen, wie oft ist er dann wieder mit Entschuldigungen und Versprechungen, dass es besser werden würde, zurückgekommen? Ich habe sein Nicht-Loslassen-Wollen immer darauf geschoben, dass ich ihm doch wichtig sein muss, dass er mich einfach nicht verlieren wollte. In Wahrheit war es wohl einfach so, dass er wusste, dass er mich haben konnte, wenn er wollte, dass er nur die richtigen Dinge sagen musste, um mich weichzukriegen. In Wahrheit war es so, dass ich, meine Gefühle, meine Bedürfnisse ihm vollkommen egal waren, und es ihm nur darum ging, ein warmes Nest zu haben, wenn er es wollte. Und ich habe alles zugelassen. Mein Wunsch, von ihm geliebt zu werden, für einen Mann das Besondere zu sein, die Eine für ihn zu sein, war wohl so groß, dass ich all diese Dinge gerne ausgeblendet habe, um Zuneigung von ihm zu erfahren.
Ich war doch tatsächlich so dumm und dachte, es ging um mich, um mich als Menschen. Es ging nie um mich, ich war ihm egal. Es ging nur um ihn und seine Bedürfnisse. Und als er seine Bedürfnisse woanders befriedigen konnte, hat er mich fallengelassen, als hätte es mich nie gegeben. In seinen Augen hat es mich auch nie gegeben, nicht so, wie es ihn für mich gegeben hat. Deshalb war und ist es so einfach für ihn.

Ich weiß grade mal wieder nicht, wohin mit mir selbst. Natürlich hat er sich woanders umgeschaut. Was will er mit einer Frau, die so wenig Selbstrespekt hat? Wie kann ich Respekt von ihm erwarten, wenn ich ihm doch ganz offensichtlich gezeigt habe, dass ich selbst keinen vor mir habe? Dass er mit mir machen konnte, was er wollte, und ich würde ihm immer wieder verzeihen? Wie schlecht muss er im Geheimen über mich gedacht haben? Wie angewidert musste er vor mir gewesen sein? Wie oft muss er über mich gelacht haben? Hat er in Anwesenheit seiner Freunde sogar abfällig über mich gesprochen? Schau, wie dumm sie ist, ich kann mir alles erlauben, und sie verzeiht mir immer wieder?

Ich bin es selbst von mir, angewidert. Und ich schäme mich gerade mal wieder in Grund und Boden. Ich hab mich so dermaßen zur Vollidiotin gemacht, mich selbst gedemütigt. Ich hoffe, ich sehe ihn nie wieder, ich könnte ihm nicht mehr unter die Augen treten. Es macht jetzt einfach alles immer mehr Sinn. Ich war ihm sch.gal, schon immer. Er wusste von Anfang an, dass ich es niemals für ihn sein werde. Ich wusste es auch, und trotzdem hab ich all das mit mir machen lassen und mich an die Hoffnung geklammert. Ich kann es ihm nicht mal verdenken. Ich bin es selbst Schuld. Ich bin mit offenen Augen ins Messer reingelaufen. Und er hat es nicht rausgezogen, sondern gleichgültig betrachtet, wie ich leide. Und zugeschaut, wie ich das Messer selbst immer tiefer in mich hineinbohre. Und als es ihm zu langweilig wurde, hat er sich umgedreht und mich blutend am Boden zurückgelassen.
Ganz schön dramatisches Bild. Aber genauso fühlt es sich an.

Offenbar hat er nun eine Frau gefunden, die mehr von sich hält und mehr Selbstrespekt aufbringen kann. Alles, was ich nicht konnte.

Ich hoffe, mein neu entdecktes Hörbuch kann mir irgendwie dabei helfen, dieses Gedankenkarussell heute Nacht zu zerstreuen. Am liebsten würde ich mein Herz herausreißen, um diesem Schmerz nur irgendwie zu entkommen.

16.10.2020 01:00 • x 1 #92


A


Kummer-Tagebuch Wie geht es mir?

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La_joie
Dienstag

Die letzten Tage ging es mir tatsächlich ein wenig besser. Ich hab zwar viel nachgedacht, aber trotzdem konnte ich mich immer wieder ein wenig selbst beruhigen und mithilfe von Freunden sogar ein wenig zuversichtlich werden.
Das Shooting am Freitag hat auch dazu beigetragen, die ersten Bilder, die ich bekommen habe, sahen schon toll aus. Ich habe mich wieder schön gefühlt. Ich freue mich bereits auf die nächsten.
Samstag hatte ich auch ziemlich spontan einen Besichtigungstermin. Ich hab mich sofort in die Wohnung verliebt. Ich glaube zwar nicht, dass ich sie mir die Wohnung geben werden, schließlich gab es eine Menge Interessenten, ich bin ja auch nur eine Studentin. Trotzdem hat allein der Gedanke, endlich auszuziehen, eine eigene Wohnung zu haben, weg von der komischen Stimmung zu Hause, meinen Gemütszustand merklich verbessert. Ich hatte tatsächlich ein wenig Hoffnung, dass es bald besser werden könnte.
Sogar die Therapiestunde gestern war richtig gut, wir arbeiten uns weiter in das Thema Selbstwert rein. Ich bin mit einem guten Gefühl nach Hause gegangen.

Heute Morgen bin ich aufgewacht, und irgendwie waren all diese positiven Gefühle wieder weg. Ich konnte kaum aufstehen. Wo gestern noch Zuversicht und Hoffnung waren, sind heute Hoffnungslosigkeit und ein großes Loch. Ich bin sicher, dass ich die Wohnung nicht kriegen werde. Es war gestern so einfach, mit meiner Therapeutin über eine gute Zukunft zu sprechen, aber heute fühlt es sich so an, als wäre das alles nur Utopie. Die Bilder, die ich so toll fand, sind auch nur eine gestellte, bearbeitete Momentaufnahme. Sie repräsentieren nicht mich oder das was ich bin.

Muss gleich mal schauen, wie ich die Spätschicht überstehe. Ich kann mich kaum konzentrieren, wäre am liebsten im Bett geblieben. Ich komm mal wieder nicht aus meinen Selbstzweifeln heraus, und der Liebeskummer droht mal wieder, mich zu übermannen.

Da ist mal wieder so viel Sehnsucht, so viele Erkenntnisse über unsere gemeinsame Zeit, so viele Momente, die mir immer wieder einfallen. Und wieder suhle ich mich in dem Gedanken, dass ich nicht gereicht habe. Nicht für ihn, ich reiche mir nicht mal selber.
Mal wieder die Tatsache, dass er endgültig weg ist und nicht mehr wiederkommt, dass er mich nicht wollte, niemals wollen wird, und stattdessen mit ihr glücklich ist. Dass er sie liebt, und nicht mich. Dass ich ihm egal bin und er keinen Gedanken mehr an mich verschwendet.
Es ist ja nicht mal so, als wäre das eine neue Nachricht oder Erkenntnis. Ich weiß nicht, warum sie mich jeden Tag aufs Neue wie eine eiserne Faust im Magen trifft.

Kennt ihr das Gefühl, wenn man sich einfach nur vergraben und niemandem begegnen will, weil man sich wie ein Nichts fühlt? Ich bin schon auf dem halben Weg zur Arbeit, würde mich aber am liebsten krank melden. Trotzdem werde ich mal wieder ein Lächeln aufsetzen und so tun, als ginge es mir gut.
Ich freue mich schon, heute Nacht wieder alleine zu sein. Und trotzdem macht mir genau dieser Gedanke riesige Angst.

20.10.2020 13:29 • x 1 #93


C
Zitat von La_joie:
Dienstag Die letzten Tage ging es mir tatsächlich ein wenig besser. Ich hab zwar viel nachgedacht, aber trotzdem konnte ich mich immer wieder ein wenig selbst beruhigen und mithilfe von Freunden sogar ein wenig zuversichtlich werden. Das Shooting am Freitag hat auch dazu beigetragen, die ersten Bilder, die ich bekommen habe, sahen schon toll aus. Ich habe mich wieder schön gefühlt. Ich freue mich bereits auf die nächsten. Samstag hatte ich auch ziemlich spontan einen Besichtigungstermin. Ich hab mich sofort in die Wohnung verliebt. Ich glaube zwar nicht, dass ich sie mir die Wohnung geben ...


Gucke dir mal die Videos von Vera Birkenbihl an, die bewirken bei mir gerade Wunder.

20.10.2020 14:46 • x 1 #94


La_joie
Das werde ich machen. Danke für den Tipp (:

20.10.2020 17:48 • #95


La_joie
Freitag

Schon wieder Wochenende. Mein Magen find gestern schon an, sich zu drehen. Sie sehen sich dieses Wochenende bestimmt mal wieder. Mir graut es auch schon unfassbar vor der Weihnachtszeit. Das Fest der Liebe. Ja, Liebe für sie und Einsamkeit und Schmerz für mich.

Ich weiß jetzt schon nicht, wie ich diesen Tag überstehen soll. Ich werde mich davor hüten, auf ihr Profil zu gehen und zu schauen, ob sie zusammen sind oder nicht. Ich muss das durchziehen. Mir geht es schon mit dem Gedanken schlecht, ich brauch nicht noch visuelle Bestätigung.

Ich werde rausgehen, vielleicht in ein Möbelhaus, vielleicht in die Stadt. Mir ist heute nicht so danach, Freunde zu treffen. Ich möchte so viel lieber alleine sein, aber ich möchte auch nicht meinen Gedanken ausgeliefert sein und mir immer wieder ausmalen, wie sie ihr Wochenende miteinander verbringen.

Zum Glück muss ich Samstag und Sonntag komplett arbeiten. Das wird helfen. Ich bin so unglaublich froh, wenn dieses Wochenende, wenn dieses ganze Jahr rum ist.

23.10.2020 11:46 • #96


La_joie
Donnerstag

Der Fotograf schrieb mir heute Morgen, dass er es nicht mehr schafft, die Bilder diese Woche fertig zu kriegen, und dass es bis zur nächsten Woche dauert, weil er in die Heimat muss. Schon wieder um eine Woche verschoben. Irgendwie hat das vorhin das Fass so richtig zum Überlaufen gebracht. Es brodelt schon seit Tagen in mir, trotzdem hab ich versucht, mich zusammenzureißen. Aber seine Nachricht, so lächerlich auch ist, war wirklich das i-Tüpfelchen, und ich hab angefangen zu heulen. Ich würde jetzt am liebsten wieder anfangen, aber ich sitze im Zug und möchte mir die Blöße nicht geben.
Durch die neuen Maßnahmen fallen wohl auch die Silvester-Planungen in den Sand. So sehr hatte ich mich darauf gefreut, rauszufahren, nur für ein paar Tage Ablenkung zu finden, mir eine schöne Zeit mit meinen Freundinnen zu machen. Das war das, was mir noch ein wenig Hoffnung hab, dass dieses beschissene Jahr zumindest einen tollen Abschluss haben würde. Jetzt gerade sieht es nicht so aus. Mir wird gerade mal wieder alles zu viel. Ich möchte einfach raus, einfach weg.

Immer wenn ich denke, es wird langsam besser, verfalle ich in alte Denkmuster und kann nicht aufhören zu denken, immer weiter zu denken. An ihn, an sie, daran, wie er mich wegen ihr abserviert hat, daran, wie ich mich hier und da klein gemacht hab, daran, dass er sich bei ihr so viel Mühe gibt, und ich ihm diese Mühe niemals wert war. Schon wieder fühle ich meine Defizite so heftig, dass es mich zu ersticken droht.

Ich habe so wundervolle Menschen in meinem Leben, die mir jeden Tag sagen und zeigen, was für ein toller Mensch ich bin, wie sehr sie mich schätzen, wie viel ich verdient habe. Ich sage es mir selbst jeden Tag, und doch sage ich es nur, weil ich es sagen muss, und nicht, weil ich wirklich daran glaube. Wie kann es sein, dass mich der eine Mensch, der mich nicht wollte, es schafft, mich so fertig zu machen, während all die Menschen, die mich lieb haben, es bei mir nicht schaffen, mich endgültig aufzubauen? Warum liegt mein Fokus so sehr auf dem Negativen?

Ich hab das Gefühl, jeder Mensch lebt, jeder Mensch kommt weiter, während mein Leben so vollkommen stillsteht, als hätte jemand einfach auf Pause gedrückt. Ich weiß aber, dass ich die Einzige bin, die die Kraft hat, wieder auf Play zu drücken. Ich weiß so oft aber nur nicht, woher ich diese Kraft nehmen soll.

29.10.2020 11:45 • x 3 #97


La_joie
Freitag

Da bin ich mal wieder. Was für ein Tag.

Der Vater der besten Freundin meinen Schwester ist heute verstorben. Es war sehr unerwartet, und es hat nicht nur meine Schwester verständlicherweise sehr getroffen, sondern auch meine Mama und mich. Er war ein unfassbar toller Mensch, der sich alleine um seine 2 Töchter gekümmert hat. Die Jüngere hat heute sogar auch Geburtstag. Ich will mir nicht vorstellen, wie es diesen armen Mädchen gehen muss. Es zerbricht mir das Herz. Und vor allem hat es mich sehr wütend gemacht. Warum muss so ein toller Vater, ein Vater, der alles für seine Kinder getan hat, der sie abgöttisch geliebt hat, der 3 Jobs hatte, um ihnen alles ermöglichen zu können, warum muss so jemand sterben? Warum müssen diese armen Mädchen nun ohne ihren Vater leben? Den Mann, der sie großgezogen hat?

Als mein Vater nach Hause kam, und ich ihm ins Gesicht schaute, wurde ich noch viel wütender. Er hat eine wunderbare Frau und tolle Kinder, aber behandelt sie wie Dreck, kümmert sich nur um sich, hintergeht, beleidigt und betrügt sie. Ich kann nicht aufzählen, was für schlimme Dinge mein Vater uns angetan hat. Ich verabscheue ihn heute so unfassbar sehr. Was würde ich darum geben, dass diese 2 tollen Mädchen ihren Vater wiederbekommen könnten. Sie haben es nicht verdient, nun ohne ihn zu leben, während ich einen Vater habe, der sich nur um sich schert und seine Familie nicht nur verabscheut, sondern regelrecht hasst.

Irgendwie kommt heute wieder so viel zusammen. Ich fühle mich gerade so unfassbar einsam, obwohl meine Eltern gerade im Wohnzimmer sind. Ich habe mir für Sonntag was vorgenommen, morgen arbeite ich. Zumindest bin ich dann in Gesellschaft und finde ein klein wenig Ablenkung.
Ich muss mal wieder weinen, mir tut einfach alles so weh momentan. Egal, was momentan passiert, so lächerlich es sein mag, egal, welches Lied ich höre, welchen Film ich gucke, welches Zitat ich lese, es treibt mir die Tränen in die Augen. Wie komme ich bloß aus dieser Traurigkeit heraus? Aus diesem Schmerz? Warum komme ich mir manchmal vor, als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt, der nichts auf die Reihe bekommt? Obwohl ich doch so viel habe. Aber trotzdem scheint es nicht zu reichen.

Was ist denn bloß so falsch mit mir, an mir? Warum konnte Papa mich nicht einfach lieb haben? Warum konnte M. mich nicht lieben? Warum hatte heute niemand Zeit für mich? Was hab ich bloß an mir, dass es so leicht ist, mich zu verlassen, mich zu vergessen? Ich habe angefangen, mich abzuschotten, aus Angst, dass die Menschen mich verlassen.

Ich kann nur erahnen, wie gut es M. gerade geht. Ich höre gerade, wie gut es meinem Vater geht, wie sehr er sich freut, morgen wegzufliegen, in Corona-Zeiten. Wann hat Papa das letzte Mal gefragt, wie es mir geht? Es muss Jahre her sein. Warum interessiert es M. nicht, wie es mir geht? Ganz einfach, weil ich ihn sonst nie interessiert habe. Warum sollte er sich jetzt plötzlich um mich scheren, wo er verliebt und offensichtlich glücklich ist? Ich wünschte so sehr, dass es mich nicht interessieren würde. Aber das tut es, viel zu sehr. Ich denke an nichts anderes mehr. Diese Abweisung hat mich vergessen lassen, wer ich bin. Nein, ich wusste es nie. Ich schäme mich für meine Schwäche.

Ich sehe, wie meine Freunde auf Instagram posten, all diese lachenden Gesichter, all diese verliebten und glücklichen Gesichter, auf der Straße, auf der Arbeit, in Filmen, all diese Momentaufnahmen von ihrem Glück. Gestellt oder nicht, aber ich wünsche mir gerade einfach nur, dass ich auch diese Glücksgefühle hätte. Ich wünsche mir einfach nur, dass es mir gut geht.

30.10.2020 22:21 • x 1 #98


La_joie
Immer noch Freitag, eigentlich ja schon Samstag.

Sollte längst schlafen, muss morgen ja arbeiten. Hab vorhin aber doch wieder einen Grund gefunden, zu lächeln: Musik.
Bin momentan wieder bei Take That und höre mich quer. Wie sehr ich diese Band liebe. Und vor allem dieser eine Song, Shine, hat es gerade geschafft, mich ein wenig aus der Dunkelheit zu holen und mir Zuversicht oder sogar etwas gute Laune zu schenken.

Ich werd weiter ganz viel Musik hören heute. Ich bin grad so dankbar, dass ich doch noch einen Weg gefunden habe, mir selbst Trost zu spenden.

31.10.2020 02:24 • x 1 #99


Heffalump
Zitat von La_joie:
Was ist denn bloß so falsch mit mir, an mir? Warum konnte Papa mich nicht einfach lieb haben? Warum konnte M. mich nicht lieben?

Dein Papa hat dir als junge Tochter ein Bild mitgegeben, wie dein zukünftiger zu sein hat, ähnlich sympathisch wie Paps. Dort suchst du dein (un)Glück.
Das Bekannte schreckt uns weniger, als das Unbekannte. Das Bekannte verletzt zwar, aber mit diesem Schmerz gehst du seit Kindertagen um.
Zitat von La_joie:
Ich habe angefangen, mich abzuschotten, aus Angst, dass die Menschen mich verlassen.

Schau, man wird täglich verlassen, wenn er zur Arbeit geht, wenn er zum Sport geht, wenn er zur Freizeit geht, es kann alles mögliche passieren und er kommt nicht wieder. Aber wenn man nichts erlebt, erduldet oder erträgt, erlebt man auch sonst nichts mehr. Die Tage ziehen gleichtönig dahin und Monotonie gräbt sich in Dich hinein, Schwermut greift nach den letzten Resten positiven Gefühls.

Warum dein Vater dich nicht lieben kann, er wurde eben so gestrickt. Kann er was für - möglich, Kann er es ändern - Nein, weil schon in allen Zellen als Erbgut eingelagert. Bereut er? Wohl kaum, er sieht sich nicht als Teil des Problems.

Dein Ex ist bestimmt in vielen Teilen gleich gestrickt, wie dein Dad. Unbewusst sucht man ja das Bekannte, weil man dann mit den schlechten Gefühlen ähnlich agieren kann. Von daher ist Profihilfe gar nicht so schlecht, denn man bekommt Hilfestellung, wie man solchem begegnen kann, dem ausweichen oder besser erkennen.
Es an der Wurzel ausrotten.

Mir hat Musik auch viel geholfen, mich durch die stürmischen und tieftraurigen Tage zu führen. Und auch, wenn es sich wie ein Kalenderspruch anhört, es kommen wieder bessere Tage. Du fragst, warum beide Männer nicht wissen wollen, wie es dir geht. Sie leben in ihrer eigenen Welt, dort kommt außer Ihnen nicht viel vor.

Wie langweilig deren Leben doch ist, wo nur Sie als Individuum glänzen. Du hingegen bist, trotz Trauer um deinen eigenen Verlust, voll Mitgefühl für die Situation deiner Freundin. Du bist somit viel mehr, als die Summe deiner Teile.

31.10.2020 05:43 • x 2 #100


La_joie
Zitat von T4U:
Du fragst, warum beide Männer nicht wissen wollen, wie es dir geht. Sie leben in ihrer eigenen Welt, dort kommt außer Ihnen nicht viel vor.

Wie langweilig deren Leben doch ist, wo nur Sie als Individuum glänzen. Du hingegen bist, trotz Trauer um deinen eigenen Verlust, voll Mitgefühl für die Situation deiner Freundin. Du bist somit viel mehr, als die Summe deiner Teile.

Das hat mich doch glatt noch einmal zum Heulen gebracht. Ich danke dir so sehr für diese Worte und deinen Beitrag, sie waren Balsam für die Seele

31.10.2020 11:44 • x 1 #101


La_joie
Dienstag

Heute war mal wieder einer meiner Tiefpunkte bzw. ist es immer noch. Die Zugfahrt zu meiner Therapeutin war der Horror. Mir fiel es heute morgen schon schwer, aus dem Bett zu kommen, im Zug erwischte mich mal wieder ein Heulkrampf. Die Therapiesitzung hinter mich zu bringen, war wirklich ein Kampf, ich konnte kaum aufhören zu weinen. Meine Therapeutin empfahl mir zum wiederholten Male Antidepressiva, weil sie meint, dass sie mir eine gewisse Grundstabilität geben könnten. Ich fühle mich aber nicht sehr wohl mit dem Gedanken.
Ich habe mir aber auf Ratschlag eines lieben Forenmitglieds Lasea gekauft und heute mal ausprobiert. Jetzt fühle ich mich ruhiger. Ich weiß aber nicht, ob das wirklich an dem Mittel liegt oder ob ich einfach so müde vom ganzen Weinen heute bin.

Mein Papa ist für ein paar Wochen weg. Ich dachte, das würde mir zumindest eine kleine Last von den Schultern nehmen können. Aber irgendwie ändert es nichts an meinem Gemütszustand. An dem Trennungsschmerz ändert es absolut nichts und an dem, was er in mir ausgelöst hat. Ich fühle mich mal wieder so minderwertig und dreckig wie schon lange nicht mehr. Jetzt muss ich gerade auch doch wieder weinen.

An Tagen wie heute fällt es mir so schwer, aus meinen negativen Gedankenspiralen auszubrechen und verfalle wieder ganz stark in meine Verhaltensmuster, sprich auf Instagram schauen, mich im Bett verkriechen, keinen Kontakt zu Freunden zu wollen. Und schon den ganzen Tag hab ich dieses Pärchenbild von den beiden im Kopf und kriege es nicht mehr weg. Es ist so präsent, als hätte ich es gerade erst gesehen. Wie sie lächeln und sie den Arm um seinen Hand. Es ist, als würden sie über mich lachen. Das Bild von ihr und ihrem Freund. Ihrem Freund. Seine Freundin. Allein das zu denken, zerreißt mich. Und doch fällt es mir so schwer, damit aufzuhören. Damit aufzuhören, mir vorzustellen, wie sie gerade Weihnachten gemeinsam planen, wie sie jeden Tag telefonieren, wie sehr ihre Sehnsucht zueinander immer größer wird, jetzt, wo Corona alles erschwert. Aber Liebe schafft doch fast alles, nicht wahr? Liebe kennt keine Distanz und keine Grenzen. Das Glück, das sie mit ihm fühlt, würde ich auch so gerne fühlen. Ich wünschte, er würde mit mir dasselbe Glück fühlen, das er mit ihr fühlt.

Schon wieder dieses Gefühl von Demütigung, schon wieder so viel Scham.
Wie werde ich das alles los? Wie komme ich aus diesem Teufelskreis heraus? Kann es sein, dass ich immer wieder Schritte rückwärts mache? Rückwärts statt nach vorne zu gehen? Warum häufen sich Tage wie heute immer mehr? Es sollte mir besser gehen. Ich sollte der Mittelpunkt meiner Gedanken sein.
Es fühlt sich immer an, als wäre ich in einem Film. Ein Film, in dem ich niemals mitspielen wollte. Ich frage mich, wann dieser Film endlich zu Ende sein wird.

03.11.2020 21:23 • x 1 #102


Heffalump
Zitat von La_joie:
Die Therapiesitzung hinter mich zu bringen, war wirklich ein Kampf,

So was kann extrem anstrengend sein. Somit normal.

Zur Beruhigung helfen auch Cashew- Nüsse, zur Beruhigung kannst du auch Hopfen- oder Baldriantee trinken

03.11.2020 21:29 • x 1 #103


La_joie
Zitat von T4U:
So was kann extrem anstrengend sein. Somit normal.

Zur Beruhigung helfen auch Cashew- Nüsse, zur Beruhigung kannst du auch Hopfen- oder Baldriantee trinken

Ich werde es mal ausprobieren, ich danke dir sehr.

03.11.2020 21:53 • #104


D
Hey La_joie,
ach man ich kann deine Zeilen auch so gut nachempfinden. Es ist ein tägliches auf und ab. Aber- ich weiß dass sagen dir alle und es ist schwer zu glauben- aber die Momente in denen du dich etwas fängst werden mehr und bleiben länger.
Man wie oft ich in den letzten Zeit ins Auto gestiegen bin und eigentlich ganz okay war und nach 30 Minuten Fahrt elendig aus dem Auto gekrochen bin, weil mich meine ganzen Gedanken so gequält haben.
Du machst eine Menge und auch wenn du es vielleicht gerade nicht so fühlst, wenn ich deine Einträge lese, sehe ich schon deutlich eine Veränderung. Da sind neben den alten Gedanken auch ganz wichtige neue Erkenntnisse.
Aber diese Wellen hauen einen um, es ist wie emotionales Kotzen Eben stehst du noch in der Küche, paar Sekunden später hängst du würgend über der Schüssel und du kannst nichts tun außer alles rauslassen.
Die Wut auf deinen Vater kann ich sehr gut nachvollziehen. Und die Wut ist berechtigt. Aber auch dein Vater hat mit Sicherheit viel zu wenig Liebe von seinen Eltern bekommen und wahrscheinlich hat er sich damit gar nicht auseinandergesetzt. Aber dann konnte er halt auch nichts geben... er ist selber bedürftig geblieben, das ist kein Freibrief aber letztlich vielleicht wie dein Ex auch, er hat bestimmt nicht mit seinen Verletzungen und Themen auseinandergesetzt.
Wegen den Antidepressiva. Ich hab die mit 23 verschrieben bekommen, 10mg Citalopram nachdem ich nach einer Trennung oder einer toxischen Beziehung nicht mehr aus dem Bett kam. Die haben geholfen ja....ABER da war ich an einem Punkt wo ich nichts mehr gefühlt habe, komplette Erstarrung. Die haben geholfen aber es war nicht so einfach die dann später einfach wieder abzusetzen.
Ärzte und Therapeuten sind schnell damit das zu verschreiben, weil es Ihnen die Sicherheit gibt, dass der Patient schnell stabilisiert wird. Wenn gar nichts mehr geht, ist das immer eine Möglichkeit.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass du aktuell sehr viel Energie raushaust, das ganze Grübeln und die Aufs und Abs kosten enorm wie Energie. Alles was dir Energie gibt ist gut und wichtig, wenigstens für ein bißchen Balance.
Meditieren ist vielleicht zu viel verlangt gerade, aber sonst probiere mal die APP Headspace, da kommst du auch immer mal kurz wieder aus dem Kopf.
Ansonsten gibt es zur Beruhigung aus der Dro. Seda Plantina, da ist Hopfen drin, Baldrian, Melisse, beruhigt alles.
Johanniskraut aus der Apotheke hat dieselbe Wirkung wie AD nur eben pflanzliche, musst nur schauen weil es die Wirkung anderer Medikamente (Pille) abschwächen kann.
Ey und Instagramverbot für dich!
Gib dir das nicht, du wirst auf Fotos eh nichts echtes sehen können. Wie es denen wirklich geht wirst du da nicht sehen können und mit deinem Mindset gerade wirst du eh alles so interpretieren dass es dir einfach nur weh tut.
Es bringt dich 0 weiter! aber das weißt du ja auch Halt durch!

04.11.2020 12:22 • x 2 #105


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