Freitag
Schon wieder kann ich nicht einschlafen. Schon wieder bin ich rastlos und schon wieder tut mein Herz total weh.
Ich hab mich mal wieder ein wenig im Forum quergelesen und bin dort auf den Satz eines Mitglieds gestoßen. Sinngemäß: Dass ein Mann immer wieder zurückkommt, bedeutet nicht, dass er dich liebt, sondern dass er keinen Respekt vor dir hat und du ihm irgendwo auch einfach egal bist. Denn wärst du es nicht, würde er dich in Ruhe lassen, um dich nicht zu verletzen. Er weiß nur, dass er dich am Haken hat und dich immer wieder haben kann.
Ich kann gar nicht sagen, wie sehr es mich schmerzt, das zu lesen, wie sehr ich das persönlich genommen habe. Ich habe einen Bekannten gefragt, der mir genau das bestätigt hat: Dass Männer oft einfach Egoisten sein können und das mitnehmen, was sie können, ohne Rücksicht, aber dass es vor allem auch einfach genug Frauen gibt, die das zulassen und es drauf ankommen lassen.
Offenbar bin ich eine von diesen Frauen. Wie oft habe ich gemerkt, dass er halbherzig war, wie oft habe ich mich zurückgezogen, wie oft ist er dann wieder mit Entschuldigungen und Versprechungen, dass es besser werden würde, zurückgekommen? Ich habe sein Nicht-Loslassen-Wollen immer darauf geschoben, dass ich ihm doch wichtig sein muss, dass er mich einfach nicht verlieren wollte. In Wahrheit war es wohl einfach so, dass er wusste, dass er mich haben konnte, wenn er wollte, dass er nur die richtigen Dinge sagen musste, um mich weichzukriegen. In Wahrheit war es so, dass ich, meine Gefühle, meine Bedürfnisse ihm vollkommen egal waren, und es ihm nur darum ging, ein warmes Nest zu haben, wenn er es wollte. Und ich habe alles zugelassen. Mein Wunsch, von ihm geliebt zu werden, für einen Mann das Besondere zu sein, die Eine für ihn zu sein, war wohl so groß, dass ich all diese Dinge gerne ausgeblendet habe, um Zuneigung von ihm zu erfahren.
Ich war doch tatsächlich so dumm und dachte, es ging um mich, um mich als Menschen. Es ging nie um mich, ich war ihm egal. Es ging nur um ihn und seine Bedürfnisse. Und als er seine Bedürfnisse woanders befriedigen konnte, hat er mich fallengelassen, als hätte es mich nie gegeben. In seinen Augen hat es mich auch nie gegeben, nicht so, wie es ihn für mich gegeben hat. Deshalb war und ist es so einfach für ihn.
Ich weiß grade mal wieder nicht, wohin mit mir selbst. Natürlich hat er sich woanders umgeschaut. Was will er mit einer Frau, die so wenig Selbstrespekt hat? Wie kann ich Respekt von ihm erwarten, wenn ich ihm doch ganz offensichtlich gezeigt habe, dass ich selbst keinen vor mir habe? Dass er mit mir machen konnte, was er wollte, und ich würde ihm immer wieder verzeihen? Wie schlecht muss er im Geheimen über mich gedacht haben? Wie angewidert musste er vor mir gewesen sein? Wie oft muss er über mich gelacht haben? Hat er in Anwesenheit seiner Freunde sogar abfällig über mich gesprochen? Schau, wie dumm sie ist, ich kann mir alles erlauben, und sie verzeiht mir immer wieder?
Ich bin es selbst von mir, angewidert. Und ich schäme mich gerade mal wieder in Grund und Boden. Ich hab mich so dermaßen zur Vollidiotin gemacht, mich selbst gedemütigt. Ich hoffe, ich sehe ihn nie wieder, ich könnte ihm nicht mehr unter die Augen treten. Es macht jetzt einfach alles immer mehr Sinn. Ich war ihm sch.gal, schon immer. Er wusste von Anfang an, dass ich es niemals für ihn sein werde. Ich wusste es auch, und trotzdem hab ich all das mit mir machen lassen und mich an die Hoffnung geklammert. Ich kann es ihm nicht mal verdenken. Ich bin es selbst Schuld. Ich bin mit offenen Augen ins Messer reingelaufen. Und er hat es nicht rausgezogen, sondern gleichgültig betrachtet, wie ich leide. Und zugeschaut, wie ich das Messer selbst immer tiefer in mich hineinbohre. Und als es ihm zu langweilig wurde, hat er sich umgedreht und mich blutend am Boden zurückgelassen.
Ganz schön dramatisches Bild. Aber genauso fühlt es sich an.
Offenbar hat er nun eine Frau gefunden, die mehr von sich hält und mehr Selbstrespekt aufbringen kann. Alles, was ich nicht konnte.
Ich hoffe, mein neu entdecktes Hörbuch kann mir irgendwie dabei helfen, dieses Gedankenkarussell heute Nacht zu zerstreuen. Am liebsten würde ich mein Herz herausreißen, um diesem Schmerz nur irgendwie zu entkommen.
16.10.2020 01:00 •
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