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Kummer-Tagebuch Wie geht es mir?

La_joie
Donnerstag

Hatte heute mal wieder das Bedürfnis, meine Gedanken loszuwerden. Ich merke, wie sehr es mich erleichtert, das zu tun.

Die letzten Tage waren, na ja, eigentlich gut. Ich sage das immer sehr vorsichtig, weil es unter der Oberfläche bei mir eigentlich immer brodelt.
Es lag u.a. wohl auch daran, dass ich sehr viel unterwegs war und auch oft in Gesellschaft. Ich habe viel an ihn und an sie gedacht, klar, wie immer. Dennoch war es nicht ganz so präsent wie es die Wochen davor war. Die Ablenkung hat wirklich sehr gut getan.

Ich hatte gestern dann aber doch wieder einen ziemlichen Durchhänger, die Sehnsucht riss mich förmlich aus den Söckchen, als ich ein Video von ihm fand, das ich dummerweise noch nicht gelöscht hatte. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, die Tatsache, dass diese tolle Mann mich nicht will, mich nie wirklich wollte und auch nie wollen wird. Ich war fix und fertig.

Zum Glück hatte ich mittags dann wieder meine Therapiesitzung. Ich freue mich immer darauf, weil meine Therapeutin mir neue Erkenntnisse bringt, auch wenn ich danach immer ein wenig geschlaucht und auch traurig bin. Sie hat mir gestern noch mal sehr deutlich gemacht, wie sich das gestörte Verhältnis meiner Eltern bei mir bemerkbar gemacht hat. Und ich habe doch wieder gemerkt, dass auch ich viel zu viel zugelassen habe in diesen 3 Jahren, Dinge, die wirklich nicht in Ordnung waren, die ich nicht verdient habe, für die ich mir zu schade hätte sein müssen. Ich merke immer viel zu spät, dass gewisse Verhaltensweisen auch mit einer Entschuldigung nicht zu entschuldigen sind. Ich habe meine Bedürfnisse vollkommen beiseite gelassen, mich nur darauf konzentriert, nicht von ihm abgelehnt zu werden. Denn das ist es, womit ich so schlecht umgehen kann: Ablehnung. Wahrscheinlich, weil es das ist, was mein Papa mir von Kind auf entgegen gebracht hat. Aber das hieße doch eigentlich, dass ich daran gewöhnt sein sollte, oder?

Es tut mir immer noch sehr, sehr weh, dass er ihr gerade all das gibt, was er mir nie geben wollte. Er kann wundervoll sein, wenn er will. Und vor allem zu der Frau, die er will, die er liebt. Und das bin nun mal nicht ich.
Meine Kraft, meine Zuneigung war völlig umsonst, ist auf unfruchtbaren Boden gestoßen. Er hat alles Gute mitgenommen, ohne mich, die Frau, die ich bin, zu wollen. Und dass sie jetzt all seine Liebe ohne diese Anstrengung bekommt, lässt mich glauben, dass ich es bin, mit der etwas nicht stimmt. Wenn ich in Ordnung wäre, wäre ich ihm jetzt nicht so egal, hätte er sich mehr Mühe gegeben. So denke ich, habe ich immer gedacht, und so wird es wahrscheinlich noch ein Weilchen bleiben.

Aber meine Therapeutin hat gestern versucht, mich in eine Denkrichtung zu bewegen, die ich unbewusst, vielleicht sogar auch bewusst, vermieden habe, obwohl mir alle schon geraten haben, in diese Richtung zu denken: Habe ich in meiner ganzen Mühe, ihm zu gefallen, nicht von ihm abgewiesen zu werden, überhaupt mal darüber nachgedacht, ob er überhaupt der richtige Mann für mich ist? Hat jemand, der mich teilweise so behandelt hat, überhaupt verdient? Passt er zu mir? Was ist, wenn nicht ich versagt habe, sondern er es war, der es nicht geschafft hat, mich glücklich zu machen, obwohl er mich nicht gehen lassen wollte?

Ja, es fällt mir schwer, so zu denken. Vielleicht müsste ich dafür mal meinen Wert erkennen, denn sonst könnte ich niemals glauben, dass mich jemand nicht verdient hat, dass mich jemand entweder ganz oder gar nicht haben sollte. Aber trotzdem ist es ja schon mal ein guter Schritt in die richtige Richtung, wenn ich diesen Gedanken zumindest nicht völlig ablehne, nicht gleich anfange, meine Defizite aufzuzählen, um mir selbst noch mal unter die Nase zu reiben, warum man mich nicht lieben kann. Ja, ich werde versuchen, mir das öfter in Erinnerung zu rufen.
Vielleicht schaffe ich es, mich damit in den schlechten Tagen, die bestimmt noch mal kommen werden, dessen bin ich mir gewiss, ein wenig aus diesem Loch zu holen, in das ich dann immer zu fallen drohe. Aber für heute habe ich ein wenig Zuversicht.

03.09.2020 21:02 • x 2 #31


C
Zitat von La_joie:
Donnerstag Hatte heute mal wieder das Bedürfnis, meine Gedanken loszuwerden. Ich merke, wie sehr es mich erleichtert, das zu tun. Die letzten Tage waren, na ja, eigentlich gut. Ich sage das immer sehr vorsichtig, weil es unter der Oberfläche bei mir eigentlich immer brodelt. Es lag u.a. wohl auch daran, dass ich sehr viel unterwegs war und auch oft in Gesellschaft. Ich habe viel an ihn und an sie gedacht, klar, wie immer. Dennoch war es nicht ganz so präsent wie es die Wochen davor war. Die Ablenkung hat wirklich sehr gut getan. Ich hatte ...


Mir geht es ganz genauso

04.09.2020 05:02 • #32


A


Kummer-Tagebuch Wie geht es mir?

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La_joie
Dienstag

Was für ein beschissener Tag. Ich weiß wirklich nicht, was heute los war. Dabei waren die letzten Tage doch so okay.

Ich hab von ihm geträumt. Ich weiß nicht mehr was, aber ich bin aufgewacht und wusste schon, der Tag war so gut wie gelaufen.

Es ist das erste Mal seit Wochen, dass ich ihn vermisst habe. Nicht das, was ich in ihn hineinprojiziert habe, sondern wirklich ihn: seine schönen braunen Augen, seine Tiefe Stimme, sein schönes Lächeln, seinen Humor, diese starken Arme, in denen ich mich immer so unglaublich geborgen gefühlt habe...
Ich könnte noch ewig so weitermachen.

Vielleicht war es eine Art Schutzmechanismus, all diese Dinge, die ich so toll an ihm fand, die er in mir ausgelöst hat, auszublenden. Ich habs auch gemieden, irgendwie ein Bild von ihm anzuschauen. Ich fühle mich so schon ekelhaft genug, meine ganzen Schuldgefühle, mein verletztes Ego, meine Minderwertigkeitskomplexe, der Gedanke an ihn und seine Freundin.
Ihn zusätzlich dazu auch noch so intensiv zu vermissen, wie ich es heute tue, würde mich zermürben.

Gerade heute merke ich, wie sehr meine Emotionen auch teilweise mein körperliches Empfinden lenken. Den ganzen Tag hatte ich mit Kopfschmerzen zu kämpfen, Appetitlosigkeit, Schwindel.
Die Arbeit durchzustehen, war wirklich ein Akt.

Ach Mann, es nervt mich. Solche Tage werfen mich immer wieder zurück. Ich will das nicht mehr. Er denkt doch auch nicht an mich, er vermisst mich doch auch nicht. Warum hänge ich noch so daran?

Wie hieß es in dem einen Song doch gleich?
Du liebst mich nicht, und deshalb lieb ich dich jetzt auch nicht mehr.

Ich wünschte, es wäre so einfach.

09.09.2020 01:23 • #33


C
Zitat von La_joie:
Dienstag Was für ein beschissener Tag. Ich weiß wirklich nicht, was heute los war. Dabei waren die letzten Tage doch so okay. Ich hab von ihm geträumt. Ich weiß nicht mehr was, aber ich bin aufgewacht und wusste schon, der Tag war so gut wie gelaufen. Es ist das erste Mal seit Wochen, dass ich ihn vermisst habe. Nicht das, was ich in ihn hineinprojiziert habe, sondern wirklich ihn: seine schönen braunen Augen, seine Tiefe Stimme, sein schönes Lächeln, seinen Humor, diese starken Arme, in denen ich mich immer so unglaublich geborgen gefühlt ...


Fühl dich gedrückt

Gestern war für mich ein relativ guter Tag und heute wache ich auf mit dummen Gedanken a la vielleicht ist er jetzt mit dieser einen Kuh zusammen kommen wie hergeflogen, aus dem nichts. Es nervt.
Aber ich kennen ihn eigentlich gut genug um zu wissen, er sucht sich nichts neues, war vorher 5 Jahre allein, kann jnd will zwar nicht allein sein, hat es aber schwer sich zu öffnen.

Naja, am Ende des Tages müssen wir uns beide sagen :Es ist besser so und in deinem Fall, denk mal an seine ganzen negativen Eigenschaften, dann kann einem die neue fast schon leid tun, glaub mir das hilft unheimlich.

09.09.2020 05:46 • x 1 #34


J
Also mir gehts an sich gut. Mein Problem ist nur das ich meinen Job wechseln will und entweder nur absagen kommen ich dann vorstellungsgespräche habe und dann eine Absage bekommen. Es ist so frustierend. Solangsam keine lust mehr

09.09.2020 09:36 • x 1 #35


La_joie
Donnerstag

Diese Minderwertigkeitsgedanken, sie hören einfach nicht auf. Wenn ich sie mir anschaue, seine Freundin, sie mir vorstelle, komme ich mir vor wie ein Mangelexemplar. Vielleicht fand er mich ja nicht mal attraktiv. Sie ist doch das komplette Gegenteil von mir.
Alles an mir wirkt so falsch. Denn wäre ich anders, hätte ich vielleicht jetzt das Glück, an seiner Seite zu sein. Ich wäre so gerne an ihrer Stelle, dann wäre ich jetzt verliebt und könnte mir auch seiner Liebe gewiss sein, statt um 4 Uhr morgens diese Zeilen zu schreiben.

Sie, sie, sie, immer nur sie. Ich verliere wieder den Bezug zu mir. Ich muss bei mir bleiben.

Ich bin doch gut so, wie ich bin, oder? Ich muss mich doch nicht für die Liebe eines Mannes verändern? Ich habe doch keinen Einfluss darauf, wen er liebt und wen nicht, egal, was ich mache. Warum geht das nicht endlich in meinen Kopf? Dass es nicht meine Schuld ist und ich trotzdem gut bin, gut genug. Wann werde ich das endlich verinnerlichen?

Ich muss zugeben, ich habe Angst. Angst, dass mich niemals jemand wollen wird. Dass ich niemals jemanden finde, der mich liebt, den ich liebe. Bei dem es passt. Gefühlt alle um mich herum haben jemanden. Was ist denn nur an mir, dass es nicht klappen mag?
Ich möchte nicht einfach irgendwen, um nicht alleine zu sein. Ich kann sehr gut alleine sein. Aber trotzdem schleicht sich innerlich die Panik hoch, dass ich niemals eine glückliche Partnerschaft haben werde.

Ich bin 24, klar, das ist noch jung. Noch, denn die Zeit rast. Ich fühle mich so unnormal, ich sollte doch ganz woanders in meinem Leben sein.
Warum wollte er mich nicht? Wird mich jemals jemand wollen?
Und vor allem, wie soll mich jemals jemand lieben, wenn nicht mal ich selbst diese Liebe für mich aufbringen kann?

11.09.2020 03:17 • x 1 #36


Tanzen68
Ich verstehe deinen Schmerz aber Du wirst wieder geliebt irgendwann
von einem Menschen der deinen Wert erkennt. Du bist wertvoll und Du
bist liebenswert . Keiner ist ein mängelexemplar weil er abgelehnt
wurde

11.09.2020 03:57 • x 1 #37


La_joie
Samstag

Wochenende. Die zwei Tage, vor denen ich so viel Angst habe. Je näher sie rücken, desto gereizter, deprimierter, trauriger werde ich. Ich bin aufgewacht und hätte am liebsten losgeweint. Ich muss mich auch jetzt noch zusammenreißen. Ich kann einfach noch aufhören, daran zu denken, dass sie jetzt gerade wahrscheinlich wieder bei ihm ist. Wie sehr er dem Wochenende entgegenfiebert, weil sie sich dann endlich wiedersehen. Wie seine Augen aufleuchten und er lächelt, ihre Hand nimmt und sie dann endlich wieder zusammen sind. Sie wohnen 700km auseinander. Jedes Treffen muss so unglaublich schön sein.

Warum kann ich nicht aufhören, so was zu denken? Ich verletze mich doch selber so sehr damit. Ich sollte das einzige sein, was zählt gerade. Mein Wohlbefinden, meine Gefühle. Und ich trete sie so mit Füßen.

Ich weiß wirklich nicht, wie ich den Tag rumgekommen soll. Wie ich bei meiner Tante, die ich sowieso nicht mag, den ganzen Tag auf fröhlich tun soll. Ich bin es nicht, ich bin nicht fröhlich.
Ich würde es aber so gerne wieder sein.

12.09.2020 10:19 • #38


La_joie
Montag

Neue Woche, neues Glück. Der Tag fängt schon wieder mit gedrückter Stimmung und ganz viel Gedankenkarussell bei mir an. Irgendwie finde ich jedes Mal etwas Neues zum Zerdenken. Die letzten Tage waren mal wieder solche Tage, an denen Ablenkung absolut gar nichts brachte, an denen ich meinen Kopf einfach nicht ruhig gestellt bekomme.

Heute denke ich über die letzten paar Wochen mit ihm nach. Als er zurückgezogen ist und ich dachte, jetzt würde alles einfacher werden. Ich denke daran, wie er zu mir war und was er sagte. Ich hatte einfach keine Ahnung. Er hatte damals schon sie im Kopf. Während er mich berührte, wünschte er sich wohl, sie wäre es. Als er bei seinen Großeltern im Osten war, nutze er die Gelegenheit, sie zu sehen. Mein Gott, wie konnte ich denn so dumm sein? Ich hab doch allen Ernstes geglaubt, dass es um mich gehen würde. Während er sie die ganze Zeit so sehr vermisst hat, dass er sich dazu entschloss, lieber eine Beziehung mit ihr zu führen, über 700km Distanz hinweg. So wichtig ist war ihm, so sehr wollte er nicht ohne sie weitermachen. So glücklich war er, dass sie schon eine Woche später überall vorgestellt wurde. So sehr wollte er sie, dass er sie bereits im März neben sich sitzen hatte, während er mit seiner Familie per Videotelefonie sprach. Ich dachte, sie wäre nur eine Kommilitonin.
Ich war vollkommen egal, nur der Lückenbüßer für die Zeit, die er hier ohne sie war. Die Scham zerfrisst mich förmlich. Wie sehr muss er sich über mich lustig gemacht haben? Dass ich auf ihn reingefallen bin, dass habe mit mir machen lassen? Warum hab ich das nicht gesehen? Es war doch alles gelogen. Benutzt und dann weggeworfen. So ist es doch immer bei mir: ganz okay, aber nicht gut genug. Wenn sich was Besseres findet, braucht man mich nicht mehr. In mich kann man mich wohl nicht verlieben.
Ich denke fast immer, dass man mich nicht lieben kann, dass ich weniger wert bin als alle anderen Menschen. Dieses eine man hab ich geglaubt, dass ich ihm wichtig bin. Und genau dann stellt sich heraus, dass ich es nicht bin. Jetzt geißle ich mich: Du hast es doch immer gewusst. Wie konntest du so naiv sein und denken, dass er ausgerechnet mit dir zusammenbleiben will? Ausgerechnet mit dir?

Meine Freundin kam mir vor ein paar Tagen mit einer Studie, die sie gelesen hat. Vielleicht bist du einfach zu schön, deshalb laufen sie weg oder trauen sich erst gar nicht. Die müssten ja alle ständig Angst haben, dass du denen abhanden kommst.
Wo gibts denn so was? Du bist zu schön, deshalb will ich nicht mit dir zusammen sein?
Oder: Schau dich mal im Spiegel an, die stehen doch alle Schlange bei dir.
Nee, tun sie nicht. Und selbst wenn. Ich will keine Schlange. Ich will mich in jemanden verlieben, der mich auch liebt.
Sollte ne Aufmunterung sein, die aber mehr als nach hinten losging. Ich bin doch mehr als nur Gesicht und Körper, oder? Er wusste doch, wie ich wirklich war, als Mensch, meinen Charakter, er kannte das Gesamtpaket. Es hat ihm trotzdem nicht gereicht.
Natürlich sollte ich wissen, dass nur weil 2 Männer sich anders entschieden haben, dass es mich nicht weniger liebenswert macht als die Frauen, für die sie sich entschieden haben. Tatsache ist aber trotzdem, dass es für sie so war.

Der Kerl, der mich mal auf der Straße angesprochen hat, möchte diese Woche was mit mir unternehmen. Ich werde ihm absagen. Ich kann gerade wirklich nichts mit anderen Männern anfangen, ich bin einfach noch nicht soweit. Und der Berechnung meiner Freundin nach, würde er nach ein paar Wochen eh die Reißleine ziehen, weil ich ihm zu schön bin Meine Güte, noch nie so was Kreatives gehört. Zeigt aber ja nur, dass selbst meinen Freunden langsam die Aufmunterungen ausgeben. Die Ärmsten haben es auch echt nicht leicht mit mir.

Mann, Gedanken und noch mehr Gedanken. Ich könnte noch stundenlang so weiterschreiben. Aber ich muss mich langsam für die Spätschicht fertigmachen. Freue mich so sehr auf meine baldige Therapiesitzung.

14.09.2020 11:56 • #39


La_joie
Dienstag

Ich kann mal wieder nicht schlafen. Ich denke zu viel. Und ich fühle mich gerade so unglaublich einsam. Wie ein Nichts. Dumm und wertlos.

Meine Stimmung schwankt beinahe stündlich, wechselnd zwischen Du bist trotzdem gut, wie du bist. und Du bist es nicht wert, geliebt zu werden. Letzteres überwiegt leider immer noch, wobei ich es schon als Fortschritt sehe, ersteres überhaupt mal denken zu können, selbst wenn es nur ab und zu ist. Trotzdem fällt es mir immer noch so schwer, den Fokus nicht auf das Negative zu lenken, auf die Gedanken, die mir nicht gut tun. Ich versuche es damit, mir jeden Tag positive Dinge aufzusagen: Ich bin es wert, geliebt zu werden. Dass er sich für sie entschieden hat, macht dich nicht weniger liebenswert. Und noch mal.
Momentan fühlt es sehr falsch an. Einfach, weil ich es selbst nicht wirklich glaube. Vielleicht kommt das noch.

Es fühlt sich so an, als wäre ich vollkommen alleine mit meinem Schmerz, mit meinen Gedanken, meiner Einsamkeit. Deshalb lese ich hier ganz viel im Forum. Aber ich merke auch, dass ich gewisse Geschichten viel zu sehr auf mich selbst beziehe. Und dann zieht es mich noch mehr runter. So sollte es doch auch nicht sein.

Ich drehe mich im Kreis. Es ist bald 3 Monate her. Sollte ich nicht schon längst aus dem Kreis ausgebrochen sein? Sollte es nicht so langsam bergauf gehen? Irgendwie fühle ich mich schlecht, weil ich mich immer noch schlecht fühle. Einige meiner Freunde wundern sich bereits, dass es mir noch so schlecht geht. Hängst du immer noch an dem Idioten? Vergiss den, der denkt doch auch nur an sich, das solltest du auch tun. Klingt immer so easy. Und gibt mir das Gefühl, als müsse ich mich langsam mal zusammenreißen, als sollte es mir doch eigentlich besser gehen. Dabei haben sie keine Ahnung, wie es wirklich in mir aussieht.

Gerade höre ich meinen Lieblings-Podcast: Paula Kommt - Podcast des Scheiterns.
Dieser Podcast hat mir so sehr durch die harte Zeit geholfen, tut es immer noch. All diese Geschichten zeigen mir, dass ich nicht alleine mit meinen Emotionen bin, dass auch andere gerade da durchgehen, durchgegangen sind und es auch raus geschafft haben aus diesem Loch.

16.09.2020 00:59 • #40


Heffalump
Ich habe hier auch Tagebuch geführt - und es half mir, all den Schmerz hinter mir zu lassen. Somit, dein Mittel der Wahl

Zitat von La_joie:
deren Beziehung zu romantisieren und zu idealisieren

Ja - ein bekanntes Übel, welchem wir anheim fallen um schön tief traurig über das zu weinen, was uns verwehrt wird. Es werden Zeiten kommen, wo du nicht mehr ihn idealisierst, wo dir Begebenheiten oder Anderen einfällt, wo er kein Ideal war, wo er einfach Mensch war, mit all seinen Fehlern und seinen Dingen, die Dich zweifeln ließen, ob deine Wahl - die richtige war. Lass Dich erst dorthin kommen, der Kummer des Ersetzt werdens - hält Dich derzeit noch zu fest.
Zitat von La_joie:
Andere Männer wollen dich, aber der, den du willst, will dich nicht.

Immerhin. Wirst du gesehen, angesprochen. Sind die Kummerfalten, die rotgeäderten Augen nicht so dramatisch tief ins Antlitz eingegraben
Zitat von La_joie:
Je näher das Zuhause kam, desto trüber wurde meine Stimmung. Bis ich dann irgendwann eine kleine Panikattacke im Auto hatte, als mir klarwurde, dass es ich mich bald wieder der Realität stellen muss.

Hast du dein Zuhause zu deine Schutzburg umgemünzt? Dinge, die dir Geborgenheit suggerieren? Kissen, Kuscheldecken, bunte Wände - neue Bettwäsche? Andere Bilder an der Wand? Sein Zuhause sollte schützen, statt dich in Panik zu versetzen.
Zitat von La_joie:
Alles an mir wirkt so falsch. Denn wäre ich anders, hätte ich vielleicht jetzt das Glück, an seiner Seite zu sein.

Ach komm, du bist sicherlich viel mehr, als das was du hier gerade berichtest. Er hat halt für sich gewählt, das ihm anderes mit Frau XYZ verbindet. Das ist legitim, tut halt nur Autsch, weil unser derzeitiger Lebensplan sich neu positionieren muss.

Du hast geliebt. Dann darfst du selbstverständlich auch darüber traurig sein, das es nicht geklappt hat, aber es hat auch sein gutes, wenn du dies überwunden hast, bist du innerlich stärker und empfindest Glück viel intensiver.
Zitat von La_joie:
Es ist bald 3 Monate her. Sollte ich nicht schon längst aus dem Kreis ausgebrochen sein?

Es dauert so lange wie es eben dauert, da gibts keine Abkürzung und keine Pille gegen.

Da gibt es einen wunderbaren Film über solch eine fiktive Abkürzung, Klick mit Adam Sandler, sein Leben mit Fernbedienung, wo er vorspult, wenn sich ihm unangenehmes in den Weg stellt. Die Parallelen zu deinem Leiden, wenn nicht selbst durchlitten und durchschritten, du die wundervollen Momente, dann zu leicht auch vorspulst - wenn du magst, versuche es

16.09.2020 02:56 • x 1 #41


Pondo-Sinatra
Hallo

wie schon in der PN geschrieben werden die Wogen des Leids abebben, was aber dauern kann.
Ich denke , dass 3 Monate kein Maß darstellen sollten. Es dauert , solange es dauert. Ich persönlich finde die Wechsel zwischen Nacht und Tag und umgekehrt am schlimmsten. Da erwische ich mich oft dabei emotional wieder in Schieflage zu geraten. Auch hadere ich immer noch mit mir selbst wie alles einmal weitergehen soll. Ich weiß es halt nicht. Persönlich finde ich sehr viel Ablenkung in kreativen Herausforderungen, die mich halt vom Grübeln ablenken. Gelingt zwar nicht immer hilft aber.
Trotzdem wünsche ich dir weiterhin viel Kraft und vor allen Dingen die emotionale Stärke dazu. Wie Richelieu schon mal sagte : wer nicht für mich ist, ist gegen mich

16.09.2020 11:48 • x 1 #42


La_joie
Vielen lieben Dank für eure lieben Worte. Muss immer bisschen weinen bei so was. Ich hoffe so sehr, dass es irgendwann besser wird. Das wird es auch bestimmt, aber der Gedanke, wie lange es sein wird, macht mir so Angst. Solange werde ich dieses Tagebuch weiterschreiben, es hilft mir ungemein.

Zitat von T4U:
Hast du dein Zuhause zu deine Schutzburg umgemünzt? Dinge, die dir Geborgenheit suggerieren? Kissen, Kuscheldecken, bunte Wände - neue Bettwäsche? Andere Bilder an der Wand? Sein Zuhause sollte schützen, statt dich in Panik zu versetzen.

Das mit meinem Zuhause ist leider schwierig. Wohne noch bei meinen Eltern, aber es ist ziemlich toxisch. Trotzdem fällt es mir sehr schwer, mich davon zu lösen, vor allem von meinem Vater. Aber ich arbeite mit einer Therapeutin dran, sodass ich hoffentlich in naher Zukunft den Absprung mal schaffe.

16.09.2020 19:13 • x 1 #43


Heffalump
Zitat von La_joie:
aber es ist ziemlich toxisch.

Oh. Das gestaltet sich dann etwas schwieriger, aber kuscheldecke und Kissen ginge ja immer

16.09.2020 19:17 • x 1 #44


La_joie
Mittwoch

Ganz komischer Tag heute. Irgendwie so leer. Ich fühle mich so leer. Und schlapp. Könnte den ganzen Tag schlafen. Irgendwie hab ich das die letzten Monate oft. Ich sollte mal schauen, ob mir was fehlt.
Mein Gemütszustand ist dementsprechend auch merkwürdig. Keine Kraft zu rausgehen, keine Kraft zum Kommunizieren. Nicht mal gereizt kann ich reagieren.

Ich hatte zu ihm die letzten Tage ein wenig Distanz genommen. Ich habe immer noch viel an ihn gedacht. Aber Gott sei Dank wusste ich ja nicht, was er oder die beiden tun. Heute ist es irgendwie anders. Ich weiß immer noch nicht, was er tut, aber heute hab ich auch wieder viel mehr Zeit zum Nachdenken. Ist nicht sehr zielführend.

Mit meiner Therapeutin spreche ich überwiegend über meine Familie. Ich würde auch gerne über ihn sprechen. Aber irgendwie auch nicht.

Meine Mama kam eben mal wieder unvermittelt auf ihn zu sprechen. Ich solle doch dankbar sein, dass er so ehrlich war und es mir gesagt hat, dass er sich in sie verliebt hat. Sie wohnt ja 700km weit weg entfernt, er hätte auch uns beide am Haken lassen können. Ich weiß, sie hat es nur gut gemeint. Aber es hat mich, wenn möglich, noch trauriger gemacht. Denn im Grunde genommen zeigt das doch nur, wie ernst er es mit ihr meint und dass er sie liebt. Wie besonders muss sie sein, wenn er bereit ist, so eine Distanz auf sich zu nehmen? So eine Fernbeziehung ist nicht einfach, ganz und gar nicht. Aber sie war es ihm wert, es zu versuchen.

Ihrer Meinung nach wird sich mein Leben total verändern, wenn ich einen Mann finde, der mich liebt und umgekehrt, wenn ich eine stabile Beziehung habe. Dann würden sich meine emotionalen Probleme von selbst erledigen. Ich hoffe, sie hat Unrecht. Denn ich möchte nicht davon anhängig sein, dass ein Mann in mein Leben tritt, damit es mir gut geht. Was ist denn, wenn er wieder geht? Ich habe das Gefühl, früher oder später gehen sie alle von mir weg. Dann wäre ich doch so sehr am Boden wie jetzt auch. Das will ich nicht. Wie schaffe ich es bloß, diese Freude, diese innere Ruhe, diese Stabilität in mir selbst zu finden?
Bin froh, wenn dieser Tag rum ist.

23.09.2020 15:32 • #45


A


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