Montag
Schon etwas mehr als 2 Monate, seit ich hier das letzte Mal reingeschrieben habe. Ich dachte, es wäre mal wieder Zeit dafür, meine Gedanken ein wenig zu sortieren und niederzuschreiben.
Die letzten paar Wochen waren sehr durchwachsen, ein Auf und Ab der Gefühle. Ich merke die Veränderung, ich glaube, dass ich den Punkt erreicht habe, an dem ich merke, dass nach vorne schauen gerade am wichtigsten ist. Die nächsten paar Monate werden auf jeden Fall entscheidend für mich und mein Leben, meine Entwicklung. Momentan mache ich nichts außer arbeiten und Hausarbeiten/Bachelorarbeit schreiben, bin fest motiviert, das alles in den nächsten Wochen fertig zu bekommen. Auf der Arbeit läuft es sehr gut, und wie es aussieht, werde ich übernommen, werde auch schon langsam eingearbeitet. Ich mache das alles mit dem Ziel, endlich das Leben leben zu können, das ICH möchte, mit meiner eigenen Wohnung, meinem Traumjob, einfach mir selbst sagen und zeigen zu können, was ich erreichen kann, wenn ich es wirklich will. Dass ich doch einiges leisten und schaffen kann. Dass ich doch noch Bereiche in meinem Leben gibt, in denen ich glänzen kann. Bereiche in meinem Leben, in denen ich genüge. In solchen Momenten, in denen ich mein Ziel vor Augen habe, geht es mir wirklich gut. Ich weiß, worauf es hinauslaufen soll. Und vor allem bin ich, und nur ich, in solchen Momenten das allerwichtigste.
Dann gibt es aber trotzdem noch dieses Gefühl in mir, das mich schon seit Monaten von innen auffrisst und noch immer präsent ist. Dieses Gefühl, abgelehnt worden zu sein, nicht geliebt worden zu sein, ausgetauscht und schnell vergessen worden zu sein. Der Gedanke an ihn und auch sie begleitet mich immer noch durch den Tag. Ich kann sehr viel besser damit umgehen, als ich es noch vor ein paar Monaten konnte. Aber weh tut es immer noch. Ich merke auch, wie ich mich emotional verändert habe. Habe mich sehr von meinen Freunden zurückgezogen, spreche nur noch vereinzelt mit einigen von ihnen, treffe mich mit keinem, nicht mal mehr mit meiner Schwester. Es fällt mir schwer, Menschen um mich herum zu haben. Und komischerweise sind es die Menschen, die mich lieb haben und für mich da sein wollen. Aber es fällt mir schwer, mich ihnen anzuvertrauen. Am liebsten möchte ich die meiste Zeit alleine sein.
Es gibt sie auf jeden Fall, die Fortschritte, die Momente, in denen ich sehen kann, was andere Menschen in mir sehen. Das ist schön und tut auch immer wieder gut, es gesagt zu bekommen. Es gibt auch die Momente, in denen ich klar erkennen kann, dass wir und unsere Vorstellungen vom Leben gar nicht zusammengepasst haben. Und auch die Momente, in denen ich sehe, dass ich sehr wohl eine Menge zu bieten habe und zu keinem Zeitpunkt unter ihm oder seiner Freundin stand oder stehe. Ich tue momentan sehr viel durch Arbeit mit mir selbst, die Therapie hilft auch ungemein, um all das zu erkennen. Ich komme voran. Aber ein bisschen ist das alles auch Fassade und Überdeckung, denn wenn ich ehrlich bin, bin ich seit Monaten nur tieftraurig und fühle mich klein, mehr als klein innerlich. Weil es insgeheim einfach noch sehr weh tut, dass er das alles nicht in mir gesehen hat oder nicht sehen wollte. Aber dass er es nicht gesehen hat, heißt doch nicht, dass es nicht wahr ist, oder? Es ist okay, nicht jeder kann und muss mich toll finden oder lieben. Es wäre nur schön gewesen, wenn es so gewesen wäre. Ich denke, insgeheim war es genau das, was ich mir die ganze Zeit von ihm gewünscht habe: Dass er all das in mir sieht, was ich langsam in mir erkenne. Ich wäre gerne sein Mensch gewesen, nicht sie. Aber letztendlich, und das ist wichtiger, war er nicht MEIN Mensch.
Es ist schön zu sehen, dass der Schmerz sich verändert, dass er zumindest nicht mehr so brüllend laut ist, dass ich mir die Ohren zuhalten muss, sondern leise und summend, sodass ich besser raushören kann, was er mir sagen möchte. Ich merke langsam, wie sehr es sich lohnt, nach vorne und auf mich zu schauen, auch wenn er immer noch mein täglicher Begleiter ist. Momentan schaffe ich es noch nicht, ihn ganz zurückzulassen. Aber das ist nicht schlimm, dann nehme ich ihn halt einfach mit auf meinem Weg zu mir selbst, ich weiß, dass er mir nicht dabei im Weg stehen wird, mich weiter zu verwirklichen. Und irgendwann werde ich so stark und gewachsen sein, dass ich ihn einfach abschütteln kann. Darauf freue ich mich schon so sehr.
08.03.2021 22:06 •
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