Mittwoch
Ich hab hier nun schon seit ner Weile nicht mehr reingeschrieben. Heute Nacht hab mich mal wieder das dringende Bedürfnis, mir ein wenig was aus der Seele zu schreiben.
Tatsächlich ging es mir die letzten Tage, ja, nicht gut, aber doch besser als sonst. Ich weiß nicht, was es war, aber da war plötzlich mehr Zuversicht in mir. Ich hatte das Gefühl, dass er ein klein wenig in den Hintergrund gerückt ist, dass ich zwar immer noch sehr viel an ihn gedacht habe, aber es mich nicht mehr zum weinen gebracht hat. Ich hatte das Gefühl, als könnte ich es einfach akzeptieren, dass er eben sein Leben ohne mich mit jemand anderem weiterlebt, ohne mich gleichzeitig so ungeliebt zu fühlen bei dem Gedanken.
Ich habe mir Lichterketten gekauft, ganz viele Duftkerzen, kuschle mich jeden Abend vor dem Schlafengehen in mein Bett und gebe mir selbst dadurch ein bisschen das Gefühl von Geborgenheit wieder. Ich hab einen tollen Harry-Potter-Podcast entdeckt, den ich total liebe. Ich hab meine Garderobe ein wenig aufgestockt. Ich versuche, wenn es Zeit und vor allem Motivation zulassen, auch Yoga zu machen. Ich habe sogar wieder eingefangen, ein wenig zu singen. Das hab ich schon seit Jahren nicht mehr gemacht.
Ich habe auch wieder Take That für mich entdeckt, vor allem Gary Barlow, und verschlinge ihre Musik. Ich weiß nicht wieso, aber gerade seine Geschichte, seine Musik hilft mir momentan so unfassbar durch diese Düsterheit. Ja, ich hatte die letzten Tage wirklich das Gefühl, dass es schleichend, mit winzigen Schritten bergauf geht.
Aber irgendwie fühle ich mich die letzten 2 Tage wieder so miserabel, bin wieder total tief in meinen Gedanken gefangen. Weihnachten rückt auch immer näher, und ich hab jetzt schon totale Angst davor. Ich hoffe so sehr, dass ich arbeiten muss. Ich habe gerade in den letzten 3 Wochen so sehr gemerkt, was für wundervolle Menschen um mich herum habe. Menschen, die mich lieben und schätzen, Menschen, die für mich da sein und mich auffangen wollen. Menschen, die mir nahezu täglich sagen, was für ein toller Mensch ich bin, wie viel ich verdient habe. Ich habe selten so viel Liebe bekommen wie in den letzten paar Monaten. Ich sauge all das auf, und trotzdem erreicht nichts davon so richtig mein Herz. Es prallt einfach an mir ab. Es tröstet mich, aber ich glaube nichts davon. Denn immer, wenn ich es möchte, ist der nächste Gedanke: Wenn du doch so toll bist, warum hast du dann nicht gereicht? Warum gibt er ihr nun all die Liebe, die du dir von ihm gewünscht hast? Wenn du doch so toll bist?
Und zack, bin ich wieder in meinem Gedankenstrudel gefangen, und fange an, mir ihre Beziehung in den schönsten und schillerndsten Farben auszumalen. Kein Wunder, dass ich mich danach miserabel fühle. Und immer noch ist da diese Sehnsucht und dieser unsägliche Wunsch, noch mal was von ihm zu hören, einfach zu wissen, dass er noch an mich denkt, dass er wissen will, wie es mir geht. Jedes Mal, wenn ich eine Nachricht bekomme, hoffe ich ganz tief im Herzen, dass es eine von ihm ist. Und jedes Mal, bei jeder Nachricht, ist es eine Enttäuschung, weil er es nicht ist. Weil ich weiß, dass er mir niemals mehr schreiben wird, weil ich weiß, dass es ihm egal ist, wie es mir geht.
Die Therapie geht langsam voran. Wir arbeiten weiter am Thema Selbstwert und versuchen, immer tiefer in die Materie zu dringen. Manchmal frage ich mich, ob all das was bringt, ob all das, was ich tue, Sinn macht. Denn die Tatsache, dass er mich nicht liebt, sondern sie, ändert sich dadurch ja nicht. Manchmal denke ich, ich versuche diese Tatsache lediglich zu überdecken mit all dem, was ich tue. Ich weiß es nicht.
Ja, es tut noch weh. Die meiste Zeit denke ich, es wird immer weh tun. Nächste Woche sind es 5 Monate. Die Tage, Wochen, Monate sind an mir vorbeigerast, und doch habe ich jede Sekunde davon so bewusst erlebt wie noch nie. Ich weiß nicht, ob ich jemals so viel gefühlt habe wie diese letzten paar Monate. Ich sag mir bestimmt 10-mal am Tag, dass ich keine Lust mehr habe, dass ich einfach nur will, dass er aus meinem Kopf und meinem Herzen verschwindet. Es wäre schön, wenn das so einfach gehen würde. Aber ich denke, wenn ich es bis hierhin geschafft habe, werde ich es auch noch die nächsten 5 Monate schaffen.