Liebe Miapaca2,
mein aufrichtiges Beileid zu deinem/eurem Verlust. Das ist ein äußerst tragischer Verlauf einer depressiven Krankheit. Kein Wunder, dass deine Schwiegermutter, dein Mann und letztlich auch du und euer Kind noch völlig unter dem schockierenden Ereignis steht und durch den Wind seid.
Jedoch: Dein Mann ist erwachsen. Er hat in erster Linie auf seine eigene Familie, also dich und euer Kind zu sehen. Für seinen Vater hat er augenscheinlich sein Möglichstes getan, da er sich permanent wie du schriebst, um ihn gekümmert hat.... Frage: Was war mit der Mutter deines Mannes? Warum hat sich dein Mann so sehr in die Pflicht genommen gefühlt? Ein depressiver Mensch, noch dazu in Therapie (hier Klinik entlassen) ist ja nicht von Grund auf gefährdet und/oder pflegebedürftig, außerdem mit seiner Frau zu Hause dürfte er doch in seinen gewohnten Alltag wieder eingegliedert worden sein (auch durch die therapeutische Unterstützung und Medikation). Dass dann ein Selbstmord folgt, konnte sicherlich niemand erahnen und ist auch keine Schuld von irgendjemandem.
Vielleicht ist das der springende Punkt: Die Schuldfrage...
Haben dein Mann und seine Mutter schon mit dem Therapeuten deines Schwiegervaters gesprochen?
Vielleicht wäre auch eine Trauerbegleitung sinnvoll?
Zumindest wäre wichtig, dass ihr alle die Trauer zulasst, sie aber nicht zum festen Bestandteil eures Alltags mit Kind macht. Wie gesagt, ihr seid erwachsen und solltet eurem Kind eine gewisse mentale Stabilität schon zeigen. Natürlich darf und muss dein Mann trauern und auch weinen, aber nicht in dem Maße, dass eure Ehe vor dem Aus steht. Meinst du das mit kein Zugang? Ist er jetzt permanent um die verwitwete Mutter herum? Wie gesagt, auch hierfür gibt es Trauergruppen, die wohl die besseren Ansprechpartner sind als der Sohn, der eigene Familie hat und auch mal zur Arbeit muss...
Mein Rat: Wenn eure Ehe vor dem Hintergrund des tragischen Unglücks vor dem Aus steht, sollte dein Mann dringend seine Prioritäten ordnen und erwachsen werden, seine Verantwortung euch gegenüber wahrnehmen.
Falls dies nur eventuell ein Vorwand ist und die Schieflage schon länger unterschwellig zwischen dir und deinem Mann vorhanden ist, könnte der Selbstmord als eine Art Weckruf von deinem Mann gesehen werden, dass das Leben endlich ist und er es in dieser Form (also mit dir) nicht mehr will.
Dann ist es Ernst...
In solch einem Fall müsst ihr sehen, was von eurem einstigen Dreamteam vielleicht wieder reaktiviert werden kann. Was habt ihr euch von eurer Beziehung erhofft, was könnt ihr davon versuchen, neu zu beleben? Du schreibst, ihr habt viel erreicht in eurer gemeinsamen Zeit: Darauf solltet ihr stolz sein. Und versuchen, daran anzuknüpfen. An einem Strang zu ziehen. Haltet euch die gemeinsamen Erfolge immer wieder vor Augen! Zettel schreiben (Erinnerst du dich noch daran, als wir....dies/das gemacht haben? Das war toll. Danke dir)... REDEN über schöne Dinge, die ihr hattet. Und auch mal DANKE sagen.
In jedem Fall kommt ihr ums Reden - und wenn von beiden gewünscht - ums Handeln nicht herum. Vielleicht wäre eine beratende Unterstützung eines Profis hilfreich. Caritas und Pro Familia bieten das z. B. an.
Schmeiß die Flinte nicht ins Korn. Aber du musst jetzt die wahren Gründe erforschen. Und nicht die Augen verschließen. Sonst ist alles, was ihr erreicht habt, irgendwann Geschichte...
Viel Glück!
28.04.2019 16:44 •
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