Liebe Leute, nach längerer Zeit melde ich mich mal wieder. Wir - und das meint meine Frau und mich - haben zu einem positiven Alltag gefunden; einiges machen wir jetzt anders als vorher, manches ist zu bekannten Mustern zurückgekehrt. Aber wir konnten offen reden, verstehen, was uns gegenseitig aneinander belastet bzw. beschwert hat - und meistens finden wir eine schöne Leichtigkeit in unserem Zusammensein.
Die Beziehung hat sich verändert und ist doch beim Alten - das war lange seltsam und wir haben öfter darüber gesprochen, dass wir uns gegenseitig mit anderen Augen sehen (für meine Frau bedeutet das weiterhin - verständlicherweise - ein schmerzhaftes Erinnern an die vergangenen Monate, für mich ist es insgesamt sehr befreiend) und dennoch vertraut miteinander geworden sind. Meiner - wie sollen wir es nennen? - Ex-Affäre(?) bin ich weiterhin sehr dankbar für das, was wir miteinander erlebt haben, welche Impulse sie mir gegeben hat und dass wir das miteinander haben durften, was wir hatten. Das klingt vielleicht für manche*n hier seltsam - müsste ich nicht tiefe Reue empfinden? Es tut mir leid, dass meine Frau so leiden musste, vielleicht wäre es klüger gewesen, ihr nicht von der Affäre zu berichten. Im Nachhinein. Aber Unwahrheit ist ohnehin problematisch und wir hätten nicht gemeinsam den Weg gehen können, wenn es diese Phase, diese Affäre nicht gegeben hätte. Das habe ich heute für mich verstanden. Damit will ich aber nicht sagen, dass es für mich notwendig gewesen ist, eine Affäre zu haben - ich will nur sagen, dass die ganze Situation, all die Entscheidungen und schönen wie schmerzhaften Erlebnisse im Nachhinein(!) einen Sinn für mich und uns haben.
Weiß ich jetzt sicher, dass ich für den Rest meines Lebens mit meiner Frau zusammen bleiben werde? Nein. Aber ich glaube, wir haben beide verstanden, dass es darauf auch nicht ankommt - sondern darauf, dass wir uns begegnen können und nicht einander gehören. Meine Frau hat erlebt, dass sie auf eigenen Beinen stehen kann und mich nicht braucht. Das betrachtet sie, trotz aller Schmerzen, als wertvolle Erfahrung. Und ich auch. So konnten wir nämlich herausfinden, dass wir miteinander sein wollen und nicht brauchen.
Also, langer Rede kurzer Sinn: Hier wurde eine Ehe neu belebt, zwei Menschen haben sich z.T. neu kennengelernt und sind zum anderen Teil wieder zusammen-gekommen. Not end of story - aber ein guter Zwischenstand!
13.09.2020 19:32 •
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