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Partner fühlt sich nicht mehr als Mann mir gegenüber

cicada
Guten Abend @ElGatoRojo,

danke, dass du mir antwortest. Ich schätze deine Art sehr und was du geschrieben hast, ist super hilfreich.

Mich beruhigt, dass ich echt nicht komplett daneben zu liegen scheine.
Dieses Standing, von dem immer viel gesprochen wird, darüber mach' ich mich schon länger schlau, muss aber zugeben, dass ich mich da nicht hundertprozentig reinfühlen kann.. ich denke aber, das ist normal.

Dein letzter Satz hat mich echt berührt. Ich hoffe ich finde einen Weg, um ihn irgendwie dabei zu unterstützen, sich weniger defekt zu fühlen. Klasse Wort (wenn auch echt niederschmetternd traurig)!

Liebe Grüße an dich

18.05.2022 22:04 • x 1 #61


Heffalump
Zitat von cicada:
Ich kenn ihn ja. Er ist wirklich ein guter. Grad' braucht er das, das sagt er auch so- das ist 'ne schlechte Charaktereigenschaft, die er sich da zugelegt hat, aber nicht seine einzige.

Noch andere?

Mag sein, er war, einer der guten. Derzeit ist er es nicht.
Er hat etwas überstanden, was andere das Leben kostet - und es wackelt noch.
Statt das er dies so wahrnimmt, er hats überlebt und du bist an seiner Seite - nimmt er sich nur halb wahr und deckt das Defizit mit Außenwirkung, was den Hunger darauf noch verstärkt, statt zu befriedigen.
Zitat von cicada:
Die Therapie lehnt er aktuell noch ab.

Du bist ihm genug Therapie, er kann sich durchaus an dir reiben, diesbezüglich - nur leider, ohne das du ihm dort die Stirn bieten kannst, wie es ein Therapeut tun würde.
Zitat von cicada:
Er sieht mein Problem und versteht es auch, ändern kann er es nur nicht wirklich.

Ich sehe das anders. Er könnte wohl. Er will nicht.
Du bist Mitursache.

Der Eissplitter, der in seiner Ich-Wahrnehmung steckt, er war immer der Macher, der Held, der *Trommelwirbel* - und die Krankheit hat ihn ausgeknockt. Ihn zu Boden gezwungen und nun ist er (in sich selbst schutzlos, er konnte sich nicht beschützen), schlimmer noch, du hast seinen Part zeitweise übernommen.

Andere stecken das weg. Ihm gelingt es (noch) nicht. Er müsste sich annehmen, als das, was er zwar schon immer war, aber nie so fühlen musste - er hat auch schwache Momente, wo er sich fallen lassen kann - denn du fängst ihn. Weil du liebst.

Nehmen - und geben.

Zitat von cicada:
Zumindest noch nicht so ganz- er sieht schon ein, sich von anderen Frauen zurückzuziehen, wenn er merkt, dass es mich verletzt.

Aber es verletzt doch schon, das er es beginnt, es verletzt, das er das für sich nötig sieht, es verletzt, das er alles mit sich selbst ausmacht, dir keinen Zugang gewährt, zu seinem inneren Kind.
Es verletzt doch schon, mehr als ihm und dir bewusst.
Zitat von cicada:
Wenn ich ihn jetzt unter Druck setze, was macht das mit ihm?

Sag mal, so unter uns Betschwestern, was macht es mit dir?

Bist du nichts? Bist du nur noch da, um ihm das Patschehändchen zu halten? Klar geht man als Partner in die Situation, steht bei, trägt Sorgen um die Krankheit, um die Genesung, um die Rekonvaleszenz, aber auch du wirst dort belastet, wirst Sorgen in dir tragen, Ängste.
Wohin bringst du diese? Wer nimmt dir das alles? Mit wem redest du darüber, mit ihm geht es ja nicht, er braucht seine Kraft für sich - und jetzt, wo gut 80% vom Berg überwunden - mit wem redest du über deine Sorgen?

Was macht es mit dir?
Zitat von cicada:
Seit der Therapie gibt es exakt eine Sache, die anders ist; er ist unfruchtbar.

Also, ein sich selbst Wahrnehm-Problem. Er nimmt sich selbst nicht mehr als Mann wahr, als Macher, als strahlender Held im Erdbeerfeld.
Das kannst du ihm aber nicht abnehmen. Er müsste zu sich selbst einen Zugang finden, sich selbst als das anzunehmen, was er jetzt ist. Und dafür könnte ihm ein Therapeut mehr Wegbereiter sein, als diverse Frauenbekanntschaften.

Ich würde doch glatt mal mit seinem Arzt reden. Denn der kann das bestimmt, ihm, besser vermitteln - als du.
Versuch wäre es doch wert.

19.05.2022 03:59 • x 8 #62


A


Partner fühlt sich nicht mehr als Mann mir gegenüber

x 3


K
Guten Morgen liebe TE,
ich könnte mir vorstellen, dass dir Männer sind anders, Frauen auch von John Gray helfen könnte.
Wir weiblichen Wesen denken und fühlen und reden halt so, dass unsere Parrtner uns eben doch nicht immer verstehen. Andersherum ebenso. An ihm kannst Du nix ändern, aber an deiner inneren Haltung (ihm gegenüber) kannst du etwas ändern. Vielleicht gibt es Deinem Mann einen Schub mit dem er eher was anfangen kann. Er wird das spüren was Du annimmst bzw. denkst oder womit Du Dich beschäftigst und genau das könnte ihm Probleme bereiten.

LG Grüße
Kerstin

19.05.2022 05:02 • x 1 #63


_Tara_
Hallo cicada!

Ich hatte selber Brustkrebs und musste eine abgeben - daher wage ich es, zu sagen: ich glaube, Dein heißer und männlicher Mann hat sich selbst und vor allem Dir da jetzt eine prima Rechtfertigung / einen Freifahrtschein fürs offizielle Fremdgehen zurechtgelegt.

Willst Du wirklich in einer Beziehung sein, die er einseitig geöffnet hat (er darf fremdgehen, Du nicht)? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du damit glücklich wirst.

Pass auf Dich auf - dass Du mit Deiner Gutmütigkeit und Deinem Verständnis für seinen Hang zu anderen Frauen nicht unter die Räder kommst!

19.05.2022 05:16 • x 8 #64


aciddd
@cicada
Ich bin es nochmal =)

Zitat:
Seit der Therapie gibt es exakt eine Sache, die anders ist; er ist unfruchtbar.

Also kommt das kommt dann quasi noch ontop zu seinem eh schon angekratzen Selbstvertrauen.....

@cicada,
Bei aller Sympathie und all den schönen Worten die du bereits erhalten hast, muss man ja trotzdem mal eines festhalten. Du hast dich an ein Forum gewendet, weil du ein Problem hast. So rosig wie es hier teilweise dargestellt wird, ist es ja dann doch nicht. Ich sehe dass schon allgemein auch problematisch, egal wie toll eure Beziehung ansonsten ist. Ich spreche da Leider aus Erfahrung. Selbst 1 kleiner Faktor kann reichen um eine Beziehung zum Scheitern zu bringen.

Wie ich dir ja im 1ten Post schon geschrieben habe, sehe ich das Problem ganz klar bei Ihm und nicht bei dir. Es ist aller Ehre wert, wie sehr du dich für Ihn / eure Beziehung einsetzt. Ohne jeden Zweifel. Aber es ist schon eine Sache die man so eigentlich nicht akzeptieren kann. Klar, jeder holt sich mal Bestätigung und in einer gesunden Beziehung sollte das ja auch kein Problem sein. Aber wenn das überhandnimmt, und in der Phase befindest du dich ja, dann ist es unfair was er macht. Welche Bedeutung man dem Ganzen schenken soll ist eine andere Frage, trotzdem ist es nicht der richtige weg. Es ist dir gegenüber nicht fair.

Und man muss einfach auch mal das Kind beim Namen nennen dürfen. Ich habe so das leichte Gefühl, dass er dein Traumprinz ist und du alles, wirklich alles dafür tust, dass das so bleibt. Dabei übersiehst du dich. Du hast ja auch mal ein Beispiel eines eurer Gespräche zitiert.
Zitat:
'Du, ich weiß, dass dir das Schreiben/Flirten/Treffen mit FrauXYZ sehr gut tut. Ich komm' damit aber schlecht klar, weil ich mich dann fühle, als würde ich dir nicht reichen.'
-'*beep*, siehst du? Jetzt hab' ich dich schon wieder mit meinem Verhalten verletzt, ich pack' das nicht.'
-'Waaas, nein, nein, so war's nicht gemeint, so schlimm ist es jetzt auch wieder nicht.'


Ich habe mir beim Lesen gedacht: Wann kommt der Punkt wo sie mal mit der Faust auf den Tisch haut? Er verhällt sich wie eine Mädchen, sry wenn ich das so sagen darf. Und du? Du verhälst dich genau so =) Du versuchst die ganze Zeit einfühlsam zu sein. Ich weiß nicht ob das wirklich die richtige Strategie ist.

Ich sehe ehrlich geasgt auch die reale Gefahr, dass sein Drang nach Aufmerksamkeit (was ein geschwächtes Selbstbewusstsein augenscheinlich, kurzzeitig aufpoliert) irgendwann im Bett einer Anderen enden könnte. Ein Mieser Tag, vielleicht Streit mit dir, Stress in der Arbeit, selbstzweifel, ein B. zu viel, eine die es darauf angelegt und schon ist der klassische Ausrutscher perfekt.

19.05.2022 07:54 • x 9 #65


B
Zitat von aciddd:
Also kommt das kommt dann quasi noch ontop zu seinem eh schon angekratzen Selbstvertrauen.....

Genau das ist aber sein Affe auf der Schulter. Den er therapeutisch aufarbeiten kann. Was dann nicht zu Lasten von @cicada geht. Wenn er das will. Will er aber nicht. Er zieht es vor, sein angeknackstes Ego fremd aufzupolieren und wenn @cicada dann mal autscht, sie zu manipulieren, à la jetzt mache ich dich auch noch unglücklich, genüge dir dich, kann dich nicht glücklich machen. Übersetzt: guck mal wie schlecht ich mich jetzt auch noch deinetwegen fühle. Seufz, das hat die Krankheit mit mir gemacht, seufz. Will sie aber -noch- nicht sehen. Darf sie dann auch. Denn er könnte sie ja ziemlich easy glücklich machen. Indem er sein -zweifelsohne schweres Schicksal- therapeutisch aufarbeitet.

19.05.2022 08:13 • x 7 #66


Hola15
@aciddd

Sehr guter Kommentar


Cicada, schau dir doch bitte nochmal genau die Dynamik in diesem Gespräch an.

Zitat von cicada:
Du, ich weiß, dass dir das Schreiben/Flirten/Treffen mit FrauXYZ sehr gut tut. Ich komm' damit aber schlecht klar, weil ich mich dann fühle, als würde ich dir nicht reichen.'
-'*beep*, siehst du? Jetzt hab' ich dich schon wieder mit meinem Verhalten verletzt, ich pack' das nicht.'
-'Waaas, nein, nein, so war's nicht gemeint, so schlimm ist es jetzt auch wieder nicht.'


Mal ungeachtet, dass er dich da komplett übergeht und seines in den Vordergrund stellt (ob Masche oder nicht).

Warum machst du sofort diesen Rückzieher?
Warum verteidigst du nicht deine legitimen Gefühle und Bedürfnisse?
Warum hast du ihm nicht z.B. entgegnet: "Ja, es tut mir weh …und ich möchte das nicht mehr"?
Vllt. wäre es hilfreich mal in dich hineinzuhören, wie es dir mit dieser Antwort gegangen wäre. Was dich abhält ihm in dieser Art zu antworten.

19.05.2022 08:15 • x 6 #67


cicada
Guten Morgen, liebe Leute

Eure Worte haben echt gearbeitet. Richtig hart gearbeitet. Ich hab' so schlecht geschlafen!
Das ist aber gut, damit kann ich viel anfangen.

Ich bin total erschöpft, deswegen pack' ich meine Antworten jetzt mal rotzfrech in einen einzelnen Text und bitte um Nachsicht.

Liebe @Heffalump
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
Erstmal ja, noch einige andere, aber wirklich gute.

Über deine Worte hab' ich intensiv nachgedacht und sie haben mir ein paar richtig gute Denkanstöße gegeben. Im Gegensatz zu gestern noch, kann ich heute schneller etwas für mich daraus ziehen- daher Dank ich dir vielmals und allen Vorschreiber*innen, die das ähnlich sehen wie du.
Seit ich mit euch im Austausch bin, setz' ich mich sehr intensiv damit auseinander, dass meine Toleranz und mein Verständis für ihn nicht nur mir schaden könnten, sondern auch ihm.
Ich bin so darauf bedacht, ihm seine Zeit und seinen Raum zu lassen, dass am Ende ich diejenige bin, die ihn daran hindert, sich mit seinen Problemen beschäftigen.
Gehirnexplosion, ich sag's dir!
Es ist hart, mein eigenes, sorgfältig überdachtes Handeln neu zu bewerten.
Also vielen Dank für die Unterstützung!

Und tja, was macht das mit mir. Unangenehme Frage, wichtige Frage.
Auch darüber hab' ich noch viel nachgedacht. Und ganz ehrlich? Ich weiß es noch nicht so richtig. Ich möchte mir sie noch nicht so wirklich zugestehen, meine Gefühle in der Hinsicht. Ich bleib' aber dran.
Ich hab' mich stetig verändert in den letzten zehn Jahren, jedes mal war es ein unangenehmer Prozess, am Ende aber gut. Vielleicht hab' ich deswegen nicht mehr solche Angst vor diesem Schmerz und kann ihn als Teil einer Entwicklung annehmen.
Oder ich bin einfach nicht mehr ganz knusper- who knows?
Vielleicht ruh' mich zu sehr aus, auf dieser entspannten Haltung, sehr wahrscheinlich sogar.
Was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass ich mich nicht so fühle, als wäre ich nur noch da, um Händchen zu halten. Er gibt mir sehr viel und fängt mich auch auf, wenn es mir schlecht geht.
Mit mir zu leben ist nicht einfach, er bleibt und hilft trotzdem und auch, wenn er aktuell kein Guter ( ) ist, fühl' ich mich nicht ungeliebt. Nur hilflos.
An wen wende ich mich mit meinen Problemen? An mich selbst, an ihn. In diesem speziellen Fall müsst ihr herhalten und ich bin überwältigt von der Resonanz.
In diesem speziellen Fall hab' ich tatsächlich niemanden, mit dem ich sprechen kann, daher bin ich so dankbar für euch.

Übrigens werd' ich das doch glatt mal machen, mit dem Arzt reden! Wieso komm' ich da selber nicht drauf, Mensch?
Danke für den Tipp!


Liebe @Kerstin_2016
auch dir vielen Dank für den Buchtipp! Hab' mir das direkt mal in dem Warenkorb gelegt und bin sehr gespannt.



Liebe @_Tara_
vielen Dank für deine offenen Worte und dass du deine Geschichte mit mir teilst.

Über das, was du da ansprichst, hab' ich auch noch sehr lange nachgedacht.
Für mich steht fest, dass ich die Beziehung auf keinen Fall beenden möchte- wie gesagt, sonst läuft alles wirklich gut und ich könnte mir für mich keinen passenderen Partner vorstellen.
Ob ich damit glücklich werde hängt davon ab, welchen Weg ich für mich einschlagen will. Ich hab' Heffalump oben geantwortet, dass ich viel darüber nachdenke, ob meine Toleranz und mein Verständnis sowohl ihm als auch mir schaden und ich denke, dass das der Punkt ist, an dem ich jetzt ansetzen muss. Kann ich? Ja schon. Will ich? Hm.
Vermutlich ist es jetzt an mir, Verantwortung für mich, ihn und unsere Familie zu übernehmen und das Verständis in ein weniger schädliches Verhalten umzuwandeln.

Gestern musste Hola15 kurz darunter leiden, dass ich irgendwie mit meinen Verständis-Scheuklappen rumrenne, daran tut sich was und deswegen muss ich dir, und allen, die das sehen wie du, sagen:

Danke, dass ihr so ehrlich seid und für die Impulse, die ihr mir gebt. Ich bin total geflasht, wie sehr euch das Wohl anderer am Herzen liegt und ich wünsch dir und allen anderen von Herzen alles Gute.


Alles in allem, liebe Leute, hab' ich durch und von euch viel gelernt.

Ich werd' mein Verhalten überdenken.
Ich werd' Verantwortung für mich übernehmen.
Ich werd' Bücher lesen und Videos anschauen.
Ich werd' mich weiter informieren.
Ich werd' weiter Verständis haben, so bin ich einfach, aber mich auf die unangenehme Weise damit auseinandersetzen, wo meine Grenzen sind.
Ich werd' mich trotzdem oft auf das 'gute anders' konzentrieren und auch meinen Humor dabei nicht verlieren, sonst dreh' ich wohl durch..
Ich bin leidensfähig, aber nicht unendlich und es steht mir zu, dass nach der langen Zeit auch meine Gefühle in der Angelegenheit respektiert werden.

Ja, ich liebe diesen Mann sehr und wir harmonieren wirklich außergewöhnlich gut.
Das sag' ich nicht, um euch 'ne lange Nase zu zeigen, sondern um euch zu sagen, wie wertvoll der Austausch mit euch für mich ist und war.
Ich glaub' fest dran, dass mir eure Ratschläge und Worte helfen werden und hab' gelernt, dass ich Dinge fühlen und kritisch sehen darf.

Ich danke euch von Herzen und wünsch' euch alles Gute!
Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel, wenn ich die @Forenleitung trotzdem bitte, das Thema stillzulegen. Nicht, weil's mich nicht mehr interessiert, sondern weil ich soooo viel zu verarbeitem hab' und meine Energie für sinnvolle Gespräche in der nächsten Zeit einfach nicht ausreichen wird.

Liebe Grüße, ihr coolen Menschen!
cicada

19.05.2022 08:30 • x 2 #68


FrauDrachin
Hey @cicada ,

sehr interessantes Thema, das du da aufgeworfen hast, sehr nachvollziehbare Gedanken, toll und wunderbar, mit was für einer Geduld du das mitträgst, wieviele Gedanken du dir machst. Toll, was ihr augenscheinlich für eine Beziehung habt. Letztlich geht es um die Frage, die für fast alle Frauen (und viele Männer) irgendwann aktuell wird, was man im Namen der Liebe akzeptieren kann/soll/muss, wo Verständnis aufhört, und wo verbiegen anfängt, wieviel Kompromiss es braucht, was man dem Partner in welcher Situation (zusätzlich) zumuten kann/darf/muss. Welche Konsequenzen hat es, wenn man absolutes Verständnis für den anderen hat?

Ich muss mich, glaub ich, leider in den Chor der kritischeren Stimmen einreihen.

Zitat von Ella:
Ich glaube von diesem so wie früher wirst du dich trennen müssen, denn nach einer bedrohlichen Krankheit sind Menschen oft verändert, das lässt sich nicht vermeiden.


Als erstes musst du dir, glaub ich, auf einer ganz grundsätzlichen Ebene klar machen, dass dermaßen einschneidende Ereignisse Menschen verändern, Beziehungen verändern. Diese Ereignisse sind in jedem Fall Dealchanger, und jeder Dealchanger ist ein potentieller Dealbreaker. Nicht, weil ihr euch nicht liebt, nicht weil ihr die Beziehung nicht wertschätzt, sondern weil solche Dinge das ganze Gefüge ändern. Das ist total bitter, weil man ich das ja nicht rausgesucht hat... Leider ist es aber gar nicht so selten, dass langjährige Beziehungen kaputt gehen, wenn einer von beiden schwer erkrankt.
Als Konsequenz daraus würde ich mir an deiner Stelle genau anschauen, wo du aus der Angst heraus handelst bzw. nicht handelst, dass du damit eure Ehe gefährdest. Diese große Angst lese ich sehr heraus, auch wenn oder gerade weil du euren starken Zusammenhalt so sehr betonst.
Und: ich finde, du hast ein Recht darauf, dass ihr da zusammen drauf schaut, und schaut, wie es mit euch beiden weitergeht. Ganz unübersehbar distanziert er sich ja gerade. Was ja ok und verständlich ist, das ist es nicht.


Zitat von ElGatoRojo:
Er fühlt sein Image der Stärke angekratzt.


Dann könnte ich natürlich seitenweise über dieses Verdrehte Konzept von Stärke schreiben. Ganz ehrlich, das was er gerade als Stärke lebt, ist eher Machohaftigkeit.
Wobei bei ihm ja wieder absolut verständlich ist, warum sein Ego so angekratzt ist, aber das Ergebnis ist das gleiche. Wie Gato sagt, es geht um sein Selbstbild von Stärke, nicht um echte Stärke.
Und hier muss ich Elfe recht geben:

Zitat von Elfe11:
Du wirkst etwas co-abhängig...


Erst war ich stutzig, aber das Wort passt erstaunlich gut: Du deckst ihn, du verstehst ihn, du läßt ihn damit durchkommen, und hältst dadurch die Problematik am laufen.
Eine Weile war das ja auch alternativlos... Ist es das jetzt immer nocht?

Mein Gedanke, seit deinem Eingangspost ist, dass wenn es so ist:
Zitat von cicada:
Er ist gerne der Starke und gerne der Beschützer und das hab' ich ihm auch immer zugestanden


Es vielleicht an der Zeit ist, ihn genau bei diesen Eiern zu packen. Verzeih mir die Ausdrucksweise. Wie du das dann diplomatisch verpackst, wirst du schon wissen, darin bist du ja schon fast zu gut.
Er beschützt dich gerade nicht. Er verletzt dich mit seinem Verhalten, indem er für sein Problem eine äußerst dysfuntionale Problemlösungsstrategie fährt. Er ist schwach indem er sich dem Problem nicht stellt, sondern andere als Lückenfüller missbraucht. Er ist schwach, wenn er die Konsequenzen seines Handelns nicht aushält:
Zitat von cicada:
-'Du, ich weiß, dass dir das Schreiben/Flirten/Treffen mit FrauXYZ sehr gut tut. Ich komm' damit aber schlecht klar, weil ich mich dann fühle, als würde ich dir nicht reichen.'
-'*beep*, siehst du? Jetzt hab' ich dich schon wieder mit meinem Verhalten verletzt, ich pack' das nicht.'
-'Waaas, nein, nein, so war's nicht gemeint, so schlimm ist es jetzt auch wieder nicht.'


Und hier ist es auch, wo du ihm mE auf einer tieferen Ebene missverständliche Botschaften sendest:
Du hältst ihn eben nicht für stark genug, deine Emotionen auszuhalten.
Du hältst ihn nicht für stark genug, die Konsequenzen zu handeln.
Du hältst ihn nicht für stark genug, dass man von ihm verlangen kann, sein Problem anzugehen und vernünftig zu lösen.

Verstehst du, was ich meine?
Du hast eine ganze Zeitlang die Last der Krankheit mitgetragen, was ihn gekränkt hat, was aber unvermeidlich war. Jetzt könntest du ihm evtl, genau dadurch die Stärke zurückgeben, indem du ihm sagst: So gehts nicht, ich verstehe, dass du hier ein Problem hast, aber ich traue dir zu und erwarte von dir, als Mensch, dessen Kraft und Stärke und Bschützerinstinkt ich kenne und liebe, dass du es auf vernünftige Weise mit weniger Kllateralschaden löst.

Heute kann ich scheinbar wieder mal nur Romane.
Kannst du was damit anfangen?

Edit: kannst du offensichtlich.
Kennst du Kung Fu Panda: Nö. Bin selber drauf gekommen.

Respekt für deinen Weg!

19.05.2022 08:40 • x 6 #69


cicada
Liebe @FrauDrachin

Vielen Dank für deinen tollen Roman, der ist sehr willkommen und ich kann super viel damit anfangen!
Bevor der Thread stillgelegt wird will ich dir noch antworten, weil ich mich total freue, dass du mir schreibst.
Ich bin heute leider etwas sehr matschig im Gehirn, weil es so viel zu verarbeiten gibt, aber ja:

Das, was du und auch viele andere schreiben, kann ich heute sehr gut für mich annehmen. Ich hab' mir den Kopf zerbrochen darüber, wie ich die Situation löse, ohne ihn zu sehr unter Stress zu setzen und bin (dank euch) zu dem Schluss gekommen, dass das nicht geht.
Dass ich jede Art von Entwicklung, sei es positiv oder negativ, mit meiner Toleranz, ja, Akzeptanz, blockiere.
Das ist für keinen von uns gut.

Ich wünschte, ich könnte dir einen genauso tollen Roman zurückschreiben, ich bin nur leider echt komplett durch heute und möchte dir deswegen sagen:

Vielen Dank, deine Worte bedeuten und helfen mir viel und ich bin froh, dass ihr mir zur Seite steht mit euren super klugen Köpfen.
Ich seh' neue Ufer und das ist beängstigend, aber nötig.

Ganz liebe Grüße!

Edit: Mensch, jetzt wo du es sagst, Kung Fu Panda wäre heute glaub' ich mal was für die Seele

19.05.2022 08:47 • x 2 #70


_Tara_
Zitat von cicada:
Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel, wenn ich die trotzdem bitte, das Thema stillzulegen.


Ich kenne das Gefühl... man hat für sich allein im stillen Kämmerlein lange versucht, sich etwas schönzureden. Wenn man hier aber dazu ein Thema eröffnet und plötzlich Input und Einschätzungen von außen bekommt, die so gar nicht in das Bild passen, das man sich selbst von der Situation machen wollte, dann wird einem das zu viel. Dann hat man auf einmal die Büchse der Pandora geöffnet. Und dann möchte man lieber nicht noch mehr kritische Dinge lesen, die zwangsläufig die eigene Fassade bröckeln lassen würden.

Ich wünsche Dir, dass Du mit Deinem Mann einen Weg findest, mit dem Ihr beide glücklich und/oder zufrieden leben könnt.

19.05.2022 09:05 • x 5 #71


Heffalump
Zitat von cicada:
Kann ich? Ja schon. Will ich? Hm.

Du musst ja nicht. Schön, das er dir als Partner viel gibt, trotzdem und du immer noch ganz geflasht bist, von ihm - aber. frech formuliert, nur weil er krank war, heißt es nicht, das nun ausschließlich er das Leben genießen darf, weil kurz.
Wenn er mit Trude Hilflos flirten darf, darfst du auch mit Friedrich Poppenstiehl. Nicht weil du willst - nur weil du es könntest.

Heißt ja nicht, das man sich nimmer mag, Gott bewahre, aber er sollte schon auch sehen dürfen, was auf lange Sicht, seine Taten verursachen könnten!
Ich wünsch dir alles Gute - und ihm, das er wieder lernt, Dich mit den Augen zu sehen, die er vor dem Ausbruch hatte

19.05.2022 12:35 • x 1 #72


Wirdschon
Liebe @cicada

Was bist Du für eine tolle Frau! Das wollte ich Dir noch geschrieben haben, bevor Dein Thread geschlossen wird!

Ich wünsche Dir viel Kraft auf deinem Weg und vielleicht auch etwas Mut genau hinzuschauen, ob der einstmals "Gute" durch die grausame Krankheit nicht gerade zum egoistischen Ars*chkeks mutiert. Auch wenn ich verstehen kann, dass man "entronnenen" einen gewissen Spielraum danach geben will, hättest Du jetzt ein "AufHändenTragen" und "ZusammenGeniessen" verdient!

Chapeau für deine großartige Haltung!

LG
Wirdschon

19.05.2022 13:33 • x 5 #73


A


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