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Kopf weiß Bescheid, Herz hinkt hinterher

S
Hallo Ihr Lieben...

Vor drei Monaten hat mein Freund mit mir Schluß gemacht und ich brauche einfach mal ein paar Meinungen von euch. Es wär gaaanz toll, was von euch zu hören.

Wir waren knapp 5 Jahre zusammen, die letzten 1,5 Jahre war er ständig unzufrieden: mit seinem Job, den Lebensumständen und dem Leben generell (zu wenig Kohle, kein dickes Auto usw.). Er hat sich nur mit anderen verglichen und konnte keine Zufriedenheit verspüren (kurz zum Hintergrund: wir haben zusammen gewohnt, waren finanziell sicher, hatten beide Jobs, er hat sich zusätzlich noch fortgebildet). In den ersten Jahren der Beziehung war das alles noch nicht so kritisch, weil wir uns im Studium kennengelernt haben und die ernsten/ existenziellen Themen des Lebens einfach nicht zur Debatte standen bzw. noch nicht real waren. Dann wurde es immer schlimmer und das hat bei mir zuerst dazu geführt, dass ich genervt war und später dazu, dass ich extrem geklammert habe, um ihn nicht zu verlieren. Genau das ist aber passiert. Er hat sich in seine Arbeitskollegin verliebt, die jeden Tag mit ihm im Büro sitzt. Sie hat sich wohl auch in ihn verliebt und sie wollen sich demnächst mal daten.

Laut seiner Aussage ist seine ursprüngliche Unzufriedenheit wie weggeblasen. Er ist frisch verliebt, hat sich ne neue Wohnung in einer größeren Stadt gesucht und alles ist auf einmal ganz toll. Nur ich steh da wie der Depp und denke die ganze Zeit: War ich also der Grund für die Unzufriedenheit?

In meinem Kopf weiß ich, dass er sich jetzt in die neue Beziehung stürzt, um sich abzulenken und wieder ein äußeres Gefühl von Glück zu verspüren. So macht er das immer. Bloß nicht reflektieren oder mal in sich gehen und dort verweilen und sich fragen, was für ein Leben man führen will, um glücklich zu sein. Seine Kollegin ist wohl ein wenig alternativ, unternimmt Rucksackreisen, ernährt sich vegetarisch, näht ihre Klamotten zum Teil selbst. Alles Dinge, über die er früher wohl eher gelästert hätte. Jetzt findet er das anziehend.

Und trotzdem komm ich gar nicht von ihm los. Alle sagen, ich soll froh sein, dass ich so einen oberflächlichen, unreifen Typen los bin, aber ich denk jeden Tag an ihn. Ich denke immer zu: Wenn er nur mal in sich gehen würde, dann müsste er doch wieder klar werden und dann gäbe es doch noch eine Chance?! Ich erwarte keine Chance mehr, aber ich wünsche sie mir trotzdem. Ich schaffs nicht loszulassen, weil ich noch Hoffnungen habe, dass das mit seiner Arbeitskollegin nichts wird...dass er auch mit ihr nach der Honeymoon-Zeit wieder unglücklich sein wird...

Wie soll ich das schaffen ihn loszulassen?

07.08.2012 18:20 • #1


W
Hallo Süßkeks,

das liest sich wirklich total unglücklich. Das ist mal gar nicht schön...
Wie sieht es mit Kontakt aus? Oder habt ihr Kontaktsperre?

07.08.2012 18:27 • #2


A


Kopf weiß Bescheid, Herz hinkt hinterher

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S
Mittlerweile führen wir eine strikte Kontaktsperre, nachdem mich jeder vorherige Kontakt total zurückgeworfen hat....

Kann auch nicht mehr mit ihm reden, nur um dann zu hören, dass für ihn alles waaahnsinnig gut läuft, während ich versuche das alles zu verarbeiten und richtig leide und einfach mal jedes Gefühl zulasse...

Ich würde es mir auch gerne einfach machen und raus gehen und flirten und mich wieder ganz schnell verlieben, aber was wäre das für eine Lösung? Ich weiß, dass ich noch nicht so weit bin und will da niemanden in was reinziehen wofür ich noch nicht bereit bin

07.08.2012 18:38 • #3


H
Hallo Süßkeks,

deine Geschichte könnte ich zu einem großen Teil selbst geschrieben haben... Knappe 5 1/2 Jahre zusammen, beide gut bezahlte Jobs (seiner sicher, meiner befristet), zusammen gewohnt. Rein materiell gesehen und auch in der Beziehung (bis auf die letzten 3-4 Monate) lief es wirklich gut und wir hatten keine Sorgen. Familie usw. war in Planung.
Und trotzdem war auch er teilweise unzufrieden, zu wenig Geld, zu wenig Freizeit, sehr viel Arbeit...
Und dann passierte genau das Gleiche: er verliebt sich in eine Arbeitskollegin. Im Moment ist er auch nicht wirklich glücklich, kann aber auch daran liegen, dass sie (noch) nicht richtig zusammen sind und ihre Verliebtheit nicht öffentl. leben. Ich hoffe genauso wie du, dass diese Verliebtheitsphase bei den beiden schnell vorbei geht und auch Alltag einkehrt, vielleicht merkt er dann, was er verloren hat.

Einen wirklichen Rat kann ich dir leider auch nicht geben. Bin gerade selbst überfordert mit dem Ganzen. Aber ich bin überzeugt, wir schaffen es! Ich wünsche dir viel Kraft!

08.08.2012 06:17 • #4


C
Na Süße?

Was tust du denn derzeit für dich?
Lenkst du dich ab? Redest du viel über deinen Schmerz?
Hast du die Trennung überhaupt schon akzeptiert?
Wenn nein, das wäre der erste Schritt!

Schreib mal, wie es bei dir aussieht!

08.08.2012 07:42 • #5


S
Erstmal vielen Dank für die Antworten, es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine ist...

Die letzten Wochen habe ich meine Zeit so gut verplant wie ich nur konnnte. Viel mit Leuten unterwegs, viel unternommen, bei den Eltern gewesen und es gab auch mal was flüchtiges zwischen mir und einem anderen Mann, den ich auf einer Party kennengelernt habe. Ich rede auch sehr sehr viel mit Freunden und Bekannten und hab mir ein paar Selbsthilfebücher zum Thema zugelegt (z.B. von Doris Wolf). Versuche auch wirklich für mich Dinge zu tun, die ich mir gönnen will (Massa.termine usw.). ABER wenn die Ablenkung dann mal weg ist, dann trifft es mich wieder mit voller Wucht.

Ich habe wirklich das Gefühl mein Kopf ist manchmal schon 50 Schritte weiter, dann denke ich: Du warst doch auch nicht mehr glücklich in der Beziehung und du wärst es jetzt auch nicht. Ich komm nur nicht mit dem Herzen hinterher.

Dazu kommt noch, dass ständig Leute sagen: Irgendwann kommt der schon wieder an, der spinnt doch....soll er jetzt mal auf die Schn**** fliegen und dann wird er sich das nochmal überlegen.

Das weckt dann insgeheim doch wieder Hoffnungen, obwohl ich die gar nicht mehr haben will, weil ich endlich wieder LEBEN will

Heute ist ein ganz schlimmer Tag...ich bin echt verzweifelt und könnte gerade wieder losheulen und mich selbst bemitleiden. Es kotzt mich so an. Ich kotze mich langsam selbst an

08.08.2012 08:19 • #6


C
Es ist ein Rückschlagstag. Den darfst du haben.
Du könntest dir einen Zeitpunkt suchen, wo du dir vornimmst zu trauern. Dann trauerst du, heule, schreie...mach was du willst.
Aber setz dir ein Limit. Wenn du den Schmerz rauslässt, geht es hinterher meist besser.
Am liebsten würde ich das jetzt auch gerade tun. Sitze aber im Büro, kommt nicht so gut.
Seit dem ich wieder arbeite, habe ich das Gefühl, das die Sehnsucht wieder zugenommen hat. Erinnerung an den schönen Alltag?

Rechne nicht mit einem zurück. Wünsch es dir nicht... das sagt einer, der es zwar Begründen, aber derzeit auch nicht wirklich fühlen kann... hm...blöd!
Aber keine Sorge, wir schaffen das!

08.08.2012 08:43 • #7


S
Ich sitze auch gerade im Büro....kein guter Platz, um einen Heulkrampf zu bekommen Schaffe es aber auch nicht konzentriert zu arbeiten, obwohl ich echt mal was tun müsste.

Gibt es hier nicht irgendjemanden, der mir einfach mal sagen kann, dass es ganz bestimmt aufhört? Ach, ist das alles blöd blöd blöd.

Die Hoffnung loszulassen ist am schwersten. Hab mir problemlos ne neue Wohnung gesucht und mein Leben ansonsten ganz gut in den Griff bekommen, aber die Hoffung ist ein echtes Ar***loch, das mich ständig verfolgt.

Naja, auf gehts...

08.08.2012 09:06 • #8


C
Ich verspreche dir hiermit, dass es aufhört!

Ich kann dir nur nicht genau sagen, wann...

08.08.2012 09:18 • #9


S
Das ist doch schon mal was

Danke Carlson, der Tag hat jetzt schon ein bisschen mehr Farbe erhalten!

08.08.2012 09:23 • #10


F
Hallo Süßkeks,

nein, du bist bestimmt nicht alleine damit, neben den netten Antworten gibt es zahlreiche Menschen (so wie bis vor kurzem mich ), welche einfach nur mal mitlesen und auch mitempfinden

Das mit dem Rückfall abends ist bestimmt bei den meisten der Fall, die Gedanken und die Sinneseindrücke während des Tagesverlaufes kommen zur Ruhe, ... und da fängt dann fast automatisch die Grübelei an.

Aber diese Hoffnungen, die aufkeimen, wenn andere ihren gutgemeinten Rat äußern ... , dass er/sie schon wieder zur Vernunft kommen würde. ...

Das höre ich näml. auch öfters z. Zt., und ich liebe meine Frau nach wie vor, und ja, es war die schönste Zeit in meinem Leben mit ihr.

Heute ist Tag 6, ich habe Urlaub, bin leider durch die Arbeit nicht abgelenkt, ... ich bin auch völlig überfordert ...

Trotzdem frage ich mich, ob diese permanente Ablenkung, die man herbeisehnt, immer die richtige Lösung ist. Wir leiden ja aufgrund unserer Denkweise und unserer Gefühle, an der Denkweise bist du ja dran.
Du hast nach wie vor Gefühle für ihn, dagegen sollte man vllt. gar nicht ankämpfen, nimm sie an, akzeptiere sie, du bist etwas besonderes, ... sogar nachdem er dir so etwas angetan hat, hegst du diese Gefühle für ihn.

08.08.2012 09:24 • #11


S
Heute komm ich wirklich nicht zum arbeiten

Hallo Faffi,

ich muss sagen, dass es die gut gemeinten Ratschläge von Bekannten zum Thema er kommt zur Besinnung wirklich nicht leichter machen. Das nächste Mal werde ich dann vielleicht auch anders reagieren und direkt sagen, dass ich sowas gar nicht mehr hören will.....bringt ja nix.

Tag 6? Das ist eine schwere Zeit. Da bringt dir auch jede Ablenkung erstmal nichts. Als ich ganz am Anfang war, da hab ich mich wirklich jeder Emotion gewidmet und einfach mal Raum für alles gelassen, was ich gefühlt habe und vielleicht auch fühlen wollte. Ablenkung bedeutet ja oft nur verdrängen wollen. Lass dich auch mal fallen, leg dich ins Bett und heule oder sei richtig wütend (wobei das meist viel später kommt). Je intensiver du jetzt fühlst, desto schneller kommen auch wieder helle und klare Gedanken.

Schön, dass du geschrieben hast. Ich kann dich sehr gut verstehen! Fühl dich mal ganz lang umarmt. Das fehlt mir auch ganz oft...die Berührungen und die Geborgenheit...

08.08.2012 09:37 • #12


W
Ich glaube Akzeptanz ist wirklich das einzige was mir hilft.
Was passiert ist zu akzeptieren. Die eigenen Gefühle für den Ex-Partner zu akzeptieren. Zu akzeptieren, dass man sich Akzeptanz erkämpfen muss, nach und nach und dass man manchmal mehr Schritte wieder zurück fällt als man eigentlich vorärts gegangen ist in Richtung Akzeptanz. Zu akzeptieren, dass an diese Gefühle die man für einen Menschen empfindet auch selbstverständlich eine gewisse Hoffnung geknüpft sind.
Aber diese Hoffnung klein halten. Sich nicht daran klammern und hochziehen, sie nicht größer machen.
Und auch nicht von anderen hochziehen lassen.
Eine Trennung ist eine Entscheidung, die man zunächst erstmal einfach (haha) akzeptieren muss, auch wenn man vor vollendete Tatsache gstellt wurde, was bei mir auch der Fall ist.
Dein Partner hat eine Entscheidung getroffen, weil er sie für die Richtige gehalten hat zu dem gegebenen Zeitpunkt. Und du solltest nicht davon ausgehen, dass sich das zwingend wieder revidieren wird. Du kannst die Grundlage deines persönlichen Glücks nicht an diese Person und die Entscheidungen die er vielleicht in der Zukunft trifft klammern. Vorallem wenn es darum geht, dass er dabei ist eine neuue Beziehungs einzugehen, kannst du ja nicht dein Leben und dein persönliches weiterkommen anhalten um darauf zu warten, wann er merkt, dass er einen Fehler gemacht hat.
Ich sage das selber aus einer Position heraus, wo ich nichts lieber hätte, als dass sich alles irgendwie wieder zueinaner findet. Aber davon kann und sollte ich nicht ausgehen. Auch ich habe Angst, dass bei ihm irgendwann schnell eine neue Frau mit im Spiel ist und sich einfach nurnoch auf das positive neue Gefühl gestürzt wird und was wir hatten völlig in den Hintergrund rückt und keine tiefergehende Reflektion von allem stattfindet. Aber in meinem Fall sollte ich darüber nicht nachdenken, weil ich in der Situation zum Glück (noch) nicht bin, und du solltest dir eben klar machen, dass er vielleicht einen riesengroßen Fehler begeht, aber er macht es eben und es ist SEIN Fehler. Er hat diese verqueren Entscheidungen getroffen und so wie du mit den Konsequenzen leben muss, musst er es auch.
Ich weiß nicht, ob das was ich geschrieben habe hilft.

08.08.2012 09:44 • #13


S
Hallo Ihr Lieben,

mir geht es wie Euch! Sitze im Büro und sollte mich dringend auf die Arbeit konzentrieren!
Aber es tut so weh - und bei mir gibt es keine Hoffnung mehr, denn es war schon unsere zweite Chance...

und ich vermisse auch die Berührungen und die Geborgenheit der Beziehung so sehr...

08.08.2012 10:00 • #14


S
Hey du...

Klar hilft das. Sehr sogar. Es bringt die Sache einfach auf den Punkt. Es ist zwar auch immer wieder schmerzhaft sowas zu lesen, aber es entspricht der Lebenswahrheit mit der ich jetzt leben und umgehen muss.

Ja, ich empfinde noch was für ihn. Er ist mir sehr viel wert. Aber wenn ich mich noch immer an ihn klammere, dann werf ich doch mein eigenes Leben und die Chance auf mein ganz eigenes GLÜCK weg.

Trauern ist wichtig und braucht seine Zeit. Verarbeiten braucht seine Zeit. Loslassen braucht erst recht seine Zeit. Und irgendwann kann man dann vielleicht das Leben und den Ex-Partner so sein lassen wie es ist.

Wie du schon sagtest:
Akzeptanz und dann die Sicht auf einen selbst. Das bringt die Hoffnung, die ich eigentlich fühlen will. Die Hoffnung für mich selbst.

08.08.2012 10:05 • #15


A


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