Kopf vs Herz

Hallo zusammen. Ich möchte es kurz halten, sonst wird das hier eine Arie.

Er (45) und ich (36) kennen uns sehr sehr lange. Wir hatten vor 10 Jahren schon mal eine Art Affäre, haben aber nicht zusammen gefunden. Vor vier Monaten haben wir uns wieder getroffen und diesmal schien es auf etwas Ernsteres hinaus zu laufen.

Damals war er mein Typ. Fit, sportlich, schlank. Als ich ihn allerdings nach so vielen Jahren wieder sah, war ich doch ein wenig. sagen wir; geschockt. Mittlerweile übergewichtig, unsportlich, ungepflegte und fehlende Zähne etc. etc.

Da ich aber nicht oberflächlich sein wollte, habe ich uns versucht eine Chance zu geben. Leider Gottes gab es schon innerhalb der ersten 2 Monate einige Situationen, die mein Vertrauen kaputt gemacht haben. Unter anderem hatte er sich hinter meinem Rücken mit einem Ex-Date getroffen zwei mal (Spazieren gehen, Kino). Da lief aber nichts, das weiß ich sicher. Obwohl wir da schon zusammen waren, hat er ihr gegenüber nichts erwähnt von mir. Er hatte mir versichert, dass er nichts von ihr will. Und sie auch nichts von ihm (Ich hatte eine Gelegenheit mit der Dame zu reden - gemeinsamer Bekanntenkreis). Ich denke, er wollte sie sich warm halten, falls es mit mir nicht klappt.

Er hatte mir immer wieder gesagt, wie sehr er mich die letzten 10 Jahre vermisst habe und dass ich seine Traumfrau bin. Er ist kein FHM-Model und auch nicht sonderlich, sagen wir; attraktiv. (Ich bin eh nie wirklich vom Äußeren ausgegangen in meiner Männerwahl)

Aber nicht nur das; manchmal kamen hin und wieder Macho-Sprüche im Bezug auf andere Frauen. anflirten anderer Frauen in meiner Gegenwart etc etc. Er ist eben ein sehr extrovertierter Mensch, der gerne auf andere zugeht und gerne flirtet und Späßchen macht. Damit habe ich ja auch grundsätzlich kein Problem, denn zu heftigen Flirts, Nummern austauschen oder sonst was kam es nie. Er meinte auch mal zu mir, dass er zwar gerne flirtet, aber noch nie in einer Beziehung fremd gegangen wäre. Glaube ich ihm auch. Der braucht einfach weibliche Aufmerksamkeit. Und da ist es dann auch egal, ob die Frau attraktiv ist oder nicht. Er wertet sich quasi damit auf da er weiß, dass er jetzt nicht unbedingt ein Adonis ist.

Das hat sich aber vermehrt, seit dem er mich datete. Meine Freunde meinten, dass er wohl einen Höhenflug hat und sich selbst überschätzt, weil er jetzt mit einem Schuß wie mir zusammen wäre. Ich weiß auch nicht was das alles sollte und habe ihn darauf aufmerksam gemacht. Ihm fiel das selbst gar nicht auf, meinte er.

Abgesehen mal davon, dass mein Vertrauen nach der Aktion mit dem Ex-Date weg war, fielen mir mehr und mehr Dinge auf, die mir nicht passten. Bzw Dinge, die nicht kompatibel waren. Er ist unsportlich, ernährt sich ungesund, achtet nicht auf seine Zähne (Zahnarztphobie - 7 Jahre schon nicht mehr beim Zahnarzt gewesen. Ich habe ihn dann mal hinjagen können und jetzt hat er sich (angeblich) Termine besorgt)

Ich habe ihn auf seinen Lifestyle angesprochen und ihm geraten sich mal gesünder zu ernähren und Sport zu machen (Seine Speisekarte besteht aus 2 Litern Cola am Tag (und das schon seit 20 Jahren), Spaghetti, Dosenravioli, Nudeln. und das jeden Tag.)

Ich habe letztes Jahr einen guten Freund mit 40 verloren. Sein Herz ist im Schlaf stehen geblieben. Er war auch übergewichtig, hat nur Mist in sich rein gefressen und keinen Sport gemacht. Seit dem bin ich noch empfänglicher für das Thema. Vielleicht versteht ihr jetzt, weshalb mich sein Lebensstil so stört.

Er sagt, er hätte aufgrund seiner Arbeit keine Zeit mehr für Sport. Wenn er dann aber mal ein paar Tage frei hat besteht sein Tag aus: Playsi zocken, TV gucken, Müll essen. Das war's.

Genau das Gegenteil zu meinem Alltag: Viel Sport, gute Ernährung, KEIN TV oder Playsi. Aktiver Lifestyle etc. Ich bin auch schon viel gereist, habe auf vielen Kontinenten gelebt. Und er steckt seit er denken kann in seinem Dorf fest. Arbeitet, geht schlafen. Arbeitet, zockt, geht schlafen. Zockt, geht schlafen, arbeitet. Das ist so sein Leben. Und das reicht ihm auch so.

Und ich kann das einfach nicht tolerieren, obwohl ich jemand bin, die sich IMMER für Toleranz ausspricht, aber seine Verhaltensweisen (Teils echt schon die eines unreifen Teenagers) und sein Lebensstil - damit komme ich einfach nicht klar. Bin ich intolerant?! Meine Freunde sagen; Nee! Du hast ihm doch mehrere Chancen gegeben und er hat's vermasselt. Hat dein Vertrauen gebrochen. Aber dann kommt halt noch seine Lebensweise, mit der ich nicht klar komme. Vielleicht hätte mich das auch nicht so sehr gestört, wenn er nicht so viel sch. fabriziert hätte und ich mich dann entliebt hätte. Denn verliebt waren wir bereits. Auch ich. Aber in den letzten Wochen merkte ich mehr und mehr; ich kann das nicht und war nicht mehr verliebt.

Ich habe es also vor ein paar Tagen beendet und habe ihm auch gesagt warum. Sein Vertrauensbruch, sein Lebensstil und dass ich keine Zukunft sehe bei so unterschiedlichen Lebensweisen.

Ich mag ihn aber immer noch - obwohl ich nicht mehr verliebt bin. Immerhin kennen wir uns schon so lange. Wenn ich ihn nicht vorher schon gekannt hätte und wir nicht bereits eine Geschichte zusammen gehabt hätten, hätte so ein Typ wie er nie eine Chance gehabt bei mir! Oder ich hätte ihn schon nach ein paar Dates verabschiedet.

Es scheint alles so ausweglos. Ich mag ihn, aber kann einfach nicht mit ihm zusammen sein weil er so lebt, wie er lebt und weil ich ihm nicht mehr traue. Dennoch bin ich traurig.

Was ist denn los mit mir?! Ich habe doch richtig gehandelt? Oder seht ihr das anders? Findet ihr mich intolerant? Ich kann es nun mal nicht ertragen, wenn ein Mensch den ich mag so achtlos mit seinem Körper umgeht! Und natürlich achtlos mit mir, in dem er Dinge hinter meinem Rücken gemacht hat um sich aufzuwerten.

Ich weiß, dass er mich liebt. Das sieht ein Blinder. Aber er kann einfach nicht mit einer Frau umgehen. Er ist wie ein kleines Kind, dem man alle Schritte beibringen muss. Ich habe ihm auch versucht zu helfen, aber ich will nicht Mentor sein, sondern Freundin. Er ist eine reine Baustelle.

Daher eben die Trennung. Dennoch bin ich traurig.

(Soviel zum Thema kurz halten - ist doch länger geworden. Sorry)

Zitat von OneTreeHill:

Es scheint alles so ausweglos. Ich mag ihn, aber kann einfach nicht mit ihm zusammen sein weil er so lebt, wie er lebt und weil ich ihm nicht mehr traue. Dennoch bin ich traurig.

Mh, ich mag falsch liegen, aber dein TExt klingt eher so, als ob du traurig bist, dass eine sich anbahnende und vielleicht früher mal heiß laufende Sache nun Jahre später im Real Life nicht funktioniert hat. Da scheint es weniger um ihn an sich zu gehen, als um die Tatsache, dass es nicht funktioniert hat und darüber darfst du natürlich traurig sein.
Im Endeffekt ist doch deine Idee von diesem Mann (wie du ihn in Erinnerung hattest in Kombination mit dem selber füllen von Lücken, weil man jemanden niemals zu 100 % kennen kann) auf die echte Realität gestoßen. Ich finde das sogar sehr gut, denn nur so kannst du dich von dieser Imaginatiion lösen und genau das scheint es auch gewesen zu sein und nee, das klingt auch nicht, als ob da Liebe im Spiel ist.
Im übrigen scheint ihr nicht sonderlich gut zusammen zu passen. Du betonst immer wieder, wie wenig oberflächlich du bist. Das brauchst du aber gar nicht betonen, wie ich finde. Oberflächlichkeit in Bezug auf Optik ist doch nicht unwichtig. Sie sagt doch auch was über den Charakter aus...kümmert man sich um sich und seine Gesundheit, schaut man, dass man fit bleibt und und und...alles normale Dinge, wie ich finde und um ehrlich zu sein, würde mich das persönlich auch sehr stören und so fein scheint der Charakter unter der schwindenen Hülle nun auch nicht zu sein...
Ich denke wirklich, es ist eher die Enttäuschung bei dir, die dich so traurig macht...du bist ja dann auch sehr lange einer Idee hinterhergelaufen, die genau das war: eine Idee. Dem Leben nicht standhaltend...darüber wäre, denke ich, jeder traurig. Das ist ok. Sportklamotten richten und weiter sporteln, würde ich sagen

Daher denke ich nicht, dass es Kopf über Herz bei dir heißt, sondern: Realität vs. Imagination...

Ganz ehrlich knapp und kurz:
Ja, ich finde dich intolerant.

Er soll so funktionieren, wie du es für richtig hältst.
Deins ist richtig, Seins falsch ...

@Sorge Dann hast du nicht genau gelesen, wenn du das so empfindest. Schade. Aber danke für deinen Kommentar.

Also auch Meines falsch, Deines richtig ...

@SweetCookie Jap. Das trifft es sehr... Realität vs. Imagination.

Ich verstehe halt auch nicht, warum ein Mann seine Traumfrau auf´s Spiel setzt um sich heimlich mit anderen zu treffen... Aber okay. Werde ich wohl nie erfahren.

Zitat von OneTreeHill:

Ich weiß, dass er mich liebt. Das sieht ein Blinder.

Deswegen kannst du nicht loslassen.
Es geht dir nicht um ihn, du trauerst den Gefühlen nach, die er dir gibt.

Zitat von Sorge:

Also auch Meines falsch, Deines richtig ...

Es gibt nicht nur schwarz oder weiss, sondern auch etwas dazwischen.

Anscheinend hast du aber auch überlesen, dass er mein Vertrauen kaputt gemacht hat mit seinen Aktionen. Gibt es da auch nur ein richtig oder falsch diesbezüglich?! Außer du bist jemand der es toleriert, wenn der Partner hinter deinem Rücken andere trifft. Dann nehme ich das zurück und du liegst richtig.

Und wie gesagt; ein guter Freund ist genau an so einer Lebensweise gestorben. Ist es also richtig oder falsch, wenn ich mir da Sorgen mache um jemanden den ich mag? Oder schaust du deinem Partner auch wortlos dabei zu, wie er sich über Jahre ungesund ernährt und ihm schon (gutartige) Tumore auf dem Rücken wachsen?! (ist bei ihm der Fall)

Zitat von Angi2:

Deswegen kannst du nicht loslassen.
Es geht dir nicht um ihn, du trauerst den Gefühlen nach, die er dir gibt.

Er liebt mich, das ist korrekt. Aber gezeigt hat er meist etwas anderes... (Vertrauensbruch) Was also genau soll ich da hinterher trauern?

Wie es hier schon erwähnt wurde; ich denke, ich trauere dem Alten nach. Das, was mal vor Jahren war und jetzt nicht mehr so ist. Eine Illusion, die sich jetzt entschleiert hat. Dennoch traurig.

Zitat von OneTreeHill:

Wie es hier schon erwähnt wurde; ich denke, ich trauere dem Alten nach

Aufgewärmt schmeckt eben nur Linsensuppe gut.

Du schreibst doch gar nichts Liebenswertes über ihn, warum sollte die Trennung dann falsch gewesen sein?

Falsch war vielleicht, überhaupt eine Beziehung zu versuchen, wenn Du seinen Lifestyle und sein Äußeres so abtörnend findest.

Zitat von KBR:

Du schreibst doch gar nichts Liebenswertes über ihn, warum sollte die Trennung dann falsch gewesen sein?

Falsch war vielleicht, überhaupt eine Beziehung zu versuchen, wenn Du seinen Lifestyle und sein Äußeres so abtörnend findest.

Ich bin ja auch nicht hier um Liebenswertes zu schreiben Er hatte natürlich ein paar Seiten, die auch liebenswert waren, aber der Vertrauensbruch hat sein Übriges getan...

Am Anfang störte mich das auch alles weniger, weil ich von seinem Lebensstil ja auch nicht viel wusste. Erst nach und nach bemerkte ich das und das mit seinem Äußeren war mir am Anfang, als ich noch die rosarote Brille trug, auch nicht sooo wichtig. Aber nach einer gewissen Zeit des Datens merkt man natürlich, ob es nun insgesamt passt oder nicht. Uns fällt ja nicht alles immer direkt auf, daher probiert man es halt erstmal. Und das habe ich getan. Ganz ehrlich; ich wäre mit ihm den Weg gegangen: Zahnarzt, Ernährungsumstellung, Sport, mal ein wenig mehr aus seinem Leben machen - WENN eben nicht der Vertrauensbruch statt gefunden hätte, bei dem ich mich dann mehr und mehr entliebt hätte. Vielleicht wäre er sogar dazu bereit gewesen - keine Ahnung. Aber es steht mir meiner Meinung nach nicht zu, jemandem etwas aufzuzwingen. Da hätte er schon selbst sagen müssen; du, ich will das alles ändern. Mir gefällt das ja auch nicht alles (Letzteres sagte er im Übrigen auch mal)

Meiner Meinung nach muss man eben gehen wenn man mit Dingen nicht klar kommt, anstatt jemandem etwas aufzwingen zu wollen. Und das habe ich getan. Gut fühle ich mich damit nicht, da ich ja nichtsdestotrotz eine emotionale Verbindung zu ihm habe. Ich habe aus reinem Kopf gehandelt. Aber Liebe allein reicht eben auch nicht.

Das kann ich alles nachvollziehen und bin da Deiner Meinung.

Es war jedoch auffällig, dass Du nichts Nettes geschrieben hast. Du bist hier, um über nicht so Schönes zu schreiben? Das finde ich eine merkwürdige Herangehensweise.

Aber unabhängig davon kann man wohl sagen: es hat einfach nicht gereicht.

Ich finde das nicht oberflächlich oder verwerflich. Mal schlägt nach einem Versuch die Nadel halt in die eine Richtung aus und mal in die andere.

Zitat von KBR:

Das kann ich alles nachvollziehen und bin da Deiner Meinung.

Es war jedoch auffällig, dass Du nichts Nettes geschrieben hast. Du bist hier, um über nicht so Schönes zu schreiben? Das finde ich eine merkwürdige Herangehensweise.

Aber unabhängig davon kann man wohl sagen: es hat einfach nicht gereicht.

Ich finde das nicht oberflächlich oder verwerflich. Mal schlägt nach einem Versuch die Nadel halt in die eine Richtung aus und mal in die andere.

Damit meinte ich, dass ich nicht hier bin um ihn in den Himmel zu loben, sondern über die Probleme zu reden die wir hatten. Ich bin verletzt, was es ja auch nicht gerade einfach macht die schönen Dinge zu beschreiben, die wir sehr wohl auch hatten. Ich bin enttäuscht, dass er mich nicht zu schätzen wusste und dumme Dinge getan hat. Verärgert, weil wir eine Chance gehabt hätten hätte er nicht Blödsinn hinter meinem Rücken angestellt (und auch vor mir angestellt) usw usf.

Dennoch ist es ja nie einfach etwas zu beenden. Auch nicht nach nur 4 Monaten.

Danke dir für deine Worte

Das verstehe ich alles. Mit einem Menschen geht meistens auch ein Lebensentwurf, eine Idee davon, wie es sein könnte.

Da darf man schon traurig und enttäuscht sein. Achte gut auf Dich. Kümmere Dich um Dich und hör auf Deine Freunde, sie haben vermutlich Recht.