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Kontaktsperre - Noch ein Tagebuch

H
Hi,

ReStarts Tagebuch hat mich inspiriert und ich will mir meine Geschichte auch einfach von der Seele schreiben. Ich bin jetzt am 7. Tag danach und obwohl ich eigentlich genau weiß was zu tun (bzw. besser zu lassen ist) sind die Tage und vor allem die Abende für mich eine Qual. Die Einsamkeit macht mich fertig, aber ich erzähle von vorn...

11.08.2015 15:39 • #1


H
Vor 7 Tagen trennte sich meine Freundin von mir, weil sie keine so starken Gefühle für mich empfände wie ich anscheinend für sie. Mit knapp 5 Monaten waren wir noch in einer Kennenlernphase, aber irgendwie wirkte alles so wie füreinander gemacht. Wir verstanden uns, konnten ernste Gespräche haben und miteinander lachen, haben so oft die gleichen Gedanken gehabt, dass wir bei vielen Sachen wie ein eingespieltes Team wirkten, schon fast gespenstisch. Es gab keine schlimmen Streitereien. Im Bett lief es zwar nicht immer reibungslos, es mangelte ein bisschen an Kommunikation von beiden Seiten, aber wir übten da keinen Druck aufeinander aus und es lief immer besser. Wir sahen uns im Schnitt 2mal die Woche und ca. jedes 2-3 Wochenende, weil wir beide zeitlich sehr eingespannt sind aber in der gleichen Firma arbeiten. Wir waren zusammen übers Wochenende auf einem Städtetrip, sie stellte mich sogar ihrer Familie vor. Ich war vor Kurzem eine Woche allein im Trainingslager, wo wir noch täglich telefoniert haben und sie in meiner leeren Wohnung in meinem Bett übernachtete und mich so vermisste.

An unserem ersten Abend nach dem Urlaub waren wir mit ihren Freunden weg, die Stimmung war gut aber jeder bemerkte, dass sie etwas einsilbig war. Wir sind dann nachts total müde und angetrunken zu mir nach Hause und gleich eingeschlafen. Am Morgen weckte ich sie mit Streicheleinheiten, was sie sehr genoss aber irgendwie war ich ihr nicht zielgerichtet genug und nach 5 Minuten war sie genervt. Ich war von der überzogenen Reaktion überrascht. Später fragte ich sie von der Arbeit über WA, ob alles in Ordnung zwischen uns sei. Als Antwort kam viel später, dass sie sich nicht sicher sei und wir darüber reden sollten. Natürlich schrillten bei mir die Alarmglocken und meine Gedanken kreisten nur noch darum, was los sei. Ich wollte es eigentlich bis zum treffen abwarten und nicht über Chat klären, fragte sie dann aber doch noch ob ich etwas falsch gemacht oder sie verletzt hätte, dass ich sie sehr mag und nicht verlieren möchte. Sie antwortete darauf noch keins von beiden und sie würde es mir später erklären. Das beruhigte mich etwas und ich rechnete mit Problemen, die wir gemeinsam lösen können. Ich nahm mir vor, mir das Problem erstmal nur anzuhören und darüber nachzudenken und auf keinen Fall schon vorschnelle Lösungsansätze finden.

Als sie dann zu mir kam war ihr Gesicht verheult und sie wollte keine Umarmung. In dem Moment zog sich mein Bauch zusammen und ich ahnte, was kommen würde. Sie sagte mir dann, dass sie schon seit Beginn der Beziehung immer wieder ein flaues Gefühl im Magen gehabt hätte, was sich jetzt immer öfter breit macht. Sie wüsste nicht ob es nur eine Phase sei. Ich hätte keinen Fehler gemacht, ich sei ein toller Mann und sie würde es auch nicht verstehen. Ihr Kopf sagt perfekt, aber ihr Bauch will nicht so recht. Sie weinte. Da stand ich nun, klammerte mich an meinen Vorsatz erstmal nur anzuhören und zu verarbeiten. Ich stammelte etwas von „das haut mich jetzt um, hätte alles erwartet aber das...“ Mein Magen fühlte sich an wie flüssiges Blei, plötzlich wurde mir meine Brust und meine Wohnung zu eng. Draußen regnete es in Strömen, passend zur Situation irgendwie. Ich wollte nur rausrennen und schreien. Ihren Satz „wir können es zwar noch ein paar Wochen miteinander versuchen, aber ich weiß nicht ob es was bringt“ hörte ich durch das Rauschen meiner Ohren wie durch einen Schleier. Selbst mein Notprogramm erkannte diesen unwürdigen Vorschlag und ich lehnte mit einem resignierten Kopfschütteln ab und war froh, dass sie wenig später aus der Tür war. Komischerweise hatte ich keine Tränen, aber ein Messer in meinen Eingeweiden hätte mir in dem Moment überhaupt nichts ausgemacht. Ich lief schließlich im strömenden Regen joggen, niemand konnte meine verzerrte Grimasse sehen, mein Körper bekam eine monotone Aufgabe sodass der Kopf im Chaos versinken konnte.

„Was habe ich falsch gemacht? Wieso habe ich vorher keine Anzeichen wahrgenommen? Sie sagte vielleicht ist es nur eine Phase, hoffentlich ist es nur ein böses Missverständnis? Sowas spricht man nicht leichtfertig aus, das wäre ein ganz übles Missverständnis! Mit einer Entschuldigung würde ich ihr verzeihen. Ach was, ich will sie einfach zurück, will dass es wieder so ist wie vorher. Pure Verzweiflung. Warum tut sie mir so weh? Stolz regt sich. Nein, sowas kann man nicht einfach wegwischen. Ein zurück führt nicht an einer Entschuldigung vorbei. Tiefe Traurigkeit. In mir ist es so leer, irgendwas ist zerbrochen.“ Zu Hause sehe ich ihre Bilder, sehe ihr Foto auf dem Handy. Nur mühsam widerstehe ich dem Drang, ihr zu schreiben oder sie anzurufen, alles als großes Missverständnis aufzuklären. Ich halte es in der Wohnung nicht aus und verabrede mich mit meinem besten Freund auf ein B.. Unterwegs überkommt mich eine ganz kühle rationale Art, „ich wurde verlassen, ich werde mich nicht erniedrigen und mich bei ihr melden“, als Schutz vor mir selber entferne ich ihr Facebook-Profil und archiviere den WA-Chat. Ich bin relativ gefasst, als ich dann in Gesellschaft ankomme und mein B. trinke. Die gut gemeinten Zusprüche meiner Freunde wirken halbwegs, nur schlechtmachen lasse ich sie nicht. Das hat sie nicht verdient und ich sehe sie genau noch vor mir, wie sehr ihr das Gespräch nahe ging. Ich falle diese Nacht angetrunken ins Bett und werde trotzdem die nächsten Stunden keinen Schlaf finden, mein Magen windet sich wie Würmer.

11.08.2015 15:40 • #2


A


Kontaktsperre - Noch ein Tagebuch

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H
Tag 1 danach
Um 5 Uhr melde ich mich schlechten Gewissens an der Arbeit krank. Ich finde trotzdem keinen Schlaf, immer und immer wieder kreisen meine Gedanken um sie. Ich kann mich auf nichts konzentrieren, kann mich nicht auf simple Haushaltsdinge motivieren, das TV-Programm kommt mir noch belangloser als sonst vor und selbst einfach nur auf der Couch liegen ist qualvoll. Ich kann nichts essen, zwinge mich zum Wasser trinken. Die Minuten schleichen dahin, ständig schaue ich auf das Handy und hoffe auf ein Zeichen von ihr. Ich lösche unser gemeinsames Bild aus meinem Whatsapp-Profil und grübele über einen passenden Status. Es wird ein Regenschirm, nicht sehr originell. Um 8 Uhr immer noch keine Müdigkeit, ich finde einfach keine Ruhe und denke, dass ich auch auf Arbeit hätte gehen können. Ich entschließe mich wieder joggen zu gehen, was mir leichte Ablenkung bringt. Kaum aus der Dusche raus, tigere ich wieder in der Wohnung auf und ab. Ich habe auf nichts Lust und mir fehlt die Kraft selbst einfachste notwendige Dinge zu tun. Ich entscheide mich, raus zu gehen. Zum Friseur, neuer Haarschnitt sowieso notwendig. Ich setze mich in den Park und beobachte Leute Vormittags 11 Uhr. Ich habe keinen Hunger und kämpfe immer wieder mit Würgereiz und Übelkeit. Den Rest des Tages verbringe ich zu Hause auf meinem Bett in stetigem Wechsel zwischen wachliegen und grübeln und unruhigem Wegnicken. Immer wieder schaue ich aufs Handy, sie meldet sich nicht. Wie es ihr wohl geht, leidet sie wenigstens auch ein bisschen? Wie kann sie nur so abgebrüht zur Arbeit gehen, als wäre nichts gewesen? Ich fange an im Internet zu recherchieren, wie man die Ex zurückgewinnen kann. Kontaktsperre! Bloß nicht melden. Ha, sehr gut, hab ich ja schonmal richtig gemacht, also weiter so.

11.08.2015 15:47 • #3


H
Tag 2 danach
Ich gehe sehr zeitig zur Arbeit stürze mich in meine Aufgaben. Als erstes lösche ich ihren Namen aus meiner Firmenchat-Kontaktliste, trotzdem erliege ich ab und zu der Versuchung zu schauen ob sie online, verfügbar oder in einer Besprechung ist. Ich fühle mich wie ein kleiner perverser Stalker. Ich hoffe, ihr zufällig im Gebäude zu begegnen, einfach nur zu sehen wie es ihr geht, gleichzeitig habe ich Angst davor. Ich fühle mich wie ein kleiner perverser stalkender Masochists. Ich schaffe es, mich auf meine Arbeits zu konzentrieren auch wenn ich bestimmt doppelt so lange benötige wie sonst. In der Mittagspause laufen wir uns kurz über den Weg, mehr als ein kurzes „Hi“ bringen wir nicht raus. Sie sieht sehr mitgenommen aus, irgendwie befriedigt mich das andererseits tut es mir sehr weh. In mir keimt Hoffnung, dass sie es vielleicht bereut und es einen Weg zurück gibt. Ich arbeite an dem Tag noch sehr lange, um den Vortag aufzuholen und weiß, dass mich zu Hause sowieso nichts als die Hölle erwartet. Am Abend telefoniere ich meine Freundesliste und Familie durch. Alle sind sich einig, dass sie mich einfach nicht verdient hätte und ich doch so ein toller Kerl wäre und stolz auf mich sein soll. Mit diesen simplen Sätzen schaffen sie, dass ich Mitternacht schon fast euphorisch sicher bin, dass ich sie zurückholen kann und ich sogar schon überlege, ob ich erst beim zweiten oder dritten Zögern nachgebe. Natürlich kann ich vor lauter Euphorie weder schlafen noch essen.

11.08.2015 16:02 • #4


H
Nachtrag für die ersten Tage, da ich die Beiträge leider nicht editieren kann:
Am ersten Abend machte ich mir schwere Vorwürfe, dass ich nicht gekämpft habe. Warum habe ich ihr nicht nochmal fest in die Augen geschaut und gesagt, dass ich sie liebe und dass ich weiß, dass es keinen perfekteren Partner für sie geben kann? Stattdessen lasse ich sie wortlos ziehen und bleibe mit meinem Schock allein. Ich fühle mich wie ein Waschlappen, ein Versager.

Am ersten Tag während ich im Internet nach Strategien und Tipps zum Zurückgewinnen suche, werde ich darin bestärkt mich nicht bei ihr zu melden. Sie ist am Zug und ich hoffe, dass sie es bereut. Mir dämmert aber, dass diese Entscheidung nicht aus einer Laune heraus gefallen ist, sondern sie schon länger mit sich gerungen haben muss. Trotzdem hoffe ich, dass sie sich meldet. Ich vermisse sie wahnsinnig. Verschiedene Seiten versprechen sicheren Erfolg, natürlich gegen Bezahlung. Ich wäre bereit alles dafür zu geben oder zu tun. Aber mein Verstand warnt mich vor unseriösen Angeboten. Ich will lieber ich selber bleiben und fange an unsere gemeinsame Zeit zu analysieren. Ich suche die Schuld vor allem bei mir.

Am zweiten Tag hat sich nicht viel geändert. Ich bin stolz auf mich, mich noch nicht gemeldet zu haben auch wenn es mich innerlich zerreißt. Mein Herz sagt, dass ich noch nicht alles unternommen habe. Ich könnte sie anrufen, Erklärungen fordern. Warum stellt sie mich ihrer Familie vor, wenn sie keine Gefühle hatte? Warum hat sie mir nicht vorher Signale gegeben oder habe ich die Zeichen einfach nicht verstanden? Wieso habe ich vorher nichts gemerkt? Durch Recherche wird mir klar, dass die Beziehung bereits am ersten Abend vorbei war, selbst wenn sie zurückkommt wird es nicht mehr wie vorher. Nur mein Herz will es nicht wahr haben.

Die folgenden Tage sind Wochenende und mein fünfjähriger Sohn aus meiner zwei Jahre zurückliegenden Ehe wird bei mir sein. Ich rede mir unaufhörlich ein, dass ich stark sein muss und ihn nicht in meinen Schmerz hineinziehen darf.

11.08.2015 17:14 • #5


H
Tag 3,4 und 5 danach
Die Zeit Freitag im Büro ist eine Qual. Immer wieder checke ich ihren Onlinestatus. Ich begegne ihr wieder zufällig (wirklich!) im Gebäude. Ein kurzes „Hi!“ von beiden Seiten. Bloß nicht verzweifelt wirken! So richtig gelingt mir das nicht, hoffentlich hat sie es nicht gemerkt. Meine Stimme ist schwach. Sie sah heute wesentlich besser aus. Es zieht mich runter. Sie vermisst mich anscheinend nicht! Ich bin froh, dass der Feierabend kommt und hole meinen Sohn aus dem Kindergarten. Ich konzentriere mich nur auf ihn. Versuche es zumindest und lasse mir nichts anmerken. Während er mir freudestrahlend alle Neuigkeiten erzählt lächele ich, aber meine Gedanken schweifen immer wieder zu ihr. Ich reiße mich zusammen. Am Abend fühle ich mich unfair gegenüber dem Kleinen. Ich weine das erste Mal, als er schläft. Er kennt sie auch und mag sie sehr.

Das Wochenende beschließe ich, mit ihm in einen Freizeitpark zu fahren. Ablenkung und Spaß für uns beide. Es ist sehr schön! Er gibt mir Kraft und Lebenssinn ohne es zu wissen. Dann kommt sein Kommentar, dass wir sie das nächste Mal mitnehmen müssen. Ein Dolch in mein Herz, ich lächle tapfer und beschließe ihm nicht zu sagen, dass er sie nicht wieder sehen wird. Es gelingt mir, das restliche Wochenende auch gedanklich ausschließlich für ihn da zu sein. Nachdem ich ihn Sonntag Abend wieder bei seiner Mutter abgegeben habe, bricht die Verzweiflung in meiner einsamen Wohnung wieder über mich herein. Obwohl sie noch Sachen bei mir und sie meinen Zweitschlüssel hat, lösche ich an diesem Abend ihre Telefonnummer und kappe damit die letzte Verbindung auf meinem Handy. Reiner Selbstschutz. Ich zwinge mich Pläne für die kommende Woche zu machen und bin dankbar für Einladungen von Freunden. Ich packe ihre Sachen in eine Tasche. Alle Fotos sind gelöscht oder archiviert. Ich weiß, dass es kein Weg zurück mehr gibt. Ich fühle mich so leer. Kontaktsperre hin oder her, ich werde sie am nächsten Tag über Firmenchat anschreiben, dass wir unsere Sachen austauschen. Ich brauche klare Verhältnisse und tief in meinem Innersten will ich irgendeine Reaktion von ihr. Andererseits habe ich Angst vor einem Gespräch. Ich spiele gedanklich verschiedene Situationen des Wiedersehens durch. Ich will auf keinen Fall Schuld zuweisen, aber auch auf keinen Fall verzweifelt wirken. Oder denkt sie dann, dass ich so kühl wirke und es mir gar nicht so wichtig gewesen sein kann? Alle Szenarien enden mit der Erkenntnis, dass es kein Zurück in die alte Beziehung mehr gibt. Entweder weil sie es nicht will oder weil ich den Riss nicht einfach so übergehen kann. Ich bin schließlich der Verlassene. Ich lege mir den Satz zurecht „Ich denke, alles notwendige wurde gesagt.“ Ich hasse sie nicht und werde versuchen freundlich, unverbindlich zu bleiben. So ganz traue ich mir nicht.

11.08.2015 17:36 • #6


H
Tag 6 danach (Montag)
Wie die anderen Nächte auch, habe ich viel nachgedacht. Ich hasse sie nicht, ich bin nur verletzt. Aber ich komme auch zu der Einsicht, dass jeder das Recht hat eine Beziehung zu beenden und ich gestehe ihr zu, dass sie fair und ehrlich war. Auch die Analyse unserer Beziehung hat mir das Gefühl gegeben, dass ich sicher nicht alles richtig gemacht habe aber im Großen und Ganzen wieder so handeln würde. Ich fühle mich mit mir relativ im Reinen, kriege trotzdem keinen Bisse ohne Brechreiz herunter. Die Eindeutigkeit meiner Überlegungen lassen mich aber etwas cooler werden.
Ich konzentriere mich auf die Arbeit und checke nicht mehr ganz so oft ihren Onlinestatus. Ich vermisse sie trotzdem und denke oft an Situationen, wie sie lacht, wie sie spricht, sich eine Strähne aus dem Haar streicht, an ihren wunderschönen *beep* Körper. Ich habe seit der Trennung nicht einmal an S. gedacht, so kenne ich mich gar nicht. Am Nachmittag schreibe ich ihr ganz sachlich, dass ich ihre Sachen am nächsten Tag mit an die Arbeit bringe. Sie schlägt stattdessen ein Treffen außerhalb der Arbeit vor, da sie es nicht in der Firma klären möchte. Da sie anscheinend noch Redebedarf hat ist es mir ganz recht, ich gestehe ihr dass ich ihre Nummer bereits gelöscht habe und könnte mich im nächsten Moment dafür ohrfeigen. Benehme ich mich grad kindisch? Den Nachmittag verbringe ich bei Freunden auf einem Kindergeburtstag (ohne mein Kind). Ich sehe die ganzen glücklichen jungen Familien und bemitleide mich innerlich. Trotzdem besser als allein zu Hause zu hocken. Ich schaue in der Zeit überhaupt nicht auf mein Handy und sehe erst am Abend, dass sie mir eine SMS geschrieben hat die Sachen jetzt doch auf der Arbeit zu tauschen, weil es ja eh keine Rolle mehr spielt. Ich tauche ein in ein Wechselbad der Gefühle. Mir wären doch noch ein zwei Sätze eingefallen und hatte mich schon darauf eingestellt. Ich bin schon am Nachricht schreiben und denke an die Kontaktsperre. Lösche die SMS. schei. auf die Kontaktsperre, ihre Nummer auf meinem Display hypnotisiert mich. Ich rufe sie an. Sie geht ran und klingt erschöpft. Ich bin mir nicht sicher, ob sie allein ist und frage ob sie 5 Minuten mit mir reden möchte. Ich schlucke alle Fragen an sie runter (da das Ergebnis gleich bleiben wir, ist es mir lieber ihre ursprüngliche Erklärung anzuerkennen und nicht vielleicht noch weitere Antworten zu bekommen, die mir nicht gefallen) und bedanke mich nur für wunderschönen Monate mit ihr und sage ihr, dass ich sie nicht hasse. Dass ich aber Zeit brauche und im Moment nicht einschätzen kann, ob ich jemals wieder Kontakt möchte. Sie versichert mir, dass sie schon Gefühle für mich gehabt hätte, die sich aber nicht weiter entwickelt haben. Etwas Balsam auf meine Seele, war ich immerhin nicht komplett rosarot blind. Unausgesprochen ist mir trotzdem klar, dass die Zeit nie wieder kommen wird. Auch wenn ich immer noch hoffe, dass sie es irgendwann bereut und wir uns nochmal neu kennenlernen können. Ich kann mir einfach keine andere Frau vorstellen.

11.08.2015 17:57 • #7


H
Tag 7 danach (Dienstag, heute)
Am Abend vorher habe ich lange mit einer guten Freundin telefoniert. Freunde die zuhören können sind wirklich eine Stütze. Ich gehe halbwegs ruhig ins Bett und kann auch schlafen, habe wirre Träume. Am nächsten Morgen bin ich schon 5 Uhr wach und überlege kurz wieder joggen zu gehen, beschränke mich dann aber auf einen Workout in der Wohnung und bin sehr zeitig an der Arbeit. Am Vormittag treffen wir uns in der Teeküche und tauschen nur wenige Worte. Ich bin froh mit ihr telefoniert und uns peinliche Situationen und verheulte Augen erspart zu haben. Sie sagt mir, dass sie mir auf der Arbeit aus dem Weg gehen wird und meine Kontaktsperre respektiert. Ich bin freundlich, ja fast gelöst. Sobald sie weg ist hat mich die Verzweiflung wieder. Ich schleppe mich durch den Arbeitstag und entscheide am späten Nachmittag im Internet nach Hilfe zu suchen. So kam ich in dieses Forum. Mittlerweile sitze ich zu Hause und schreibe dieses Tagebuch. Es hilft mir sehr, denn ich bin abgelenkt und während des Schreibens werden viele Sachen klarer. Trotzdem bin ich mir sicher, dass ich sie nicht vergessen kann und hoffe auf ein zufälliges Wiedersehen. Oder dass sie sich irgendwann meldet und mir gesteht, dass sie unsere Zeit und mich vermisst. Die Hoffnung stirbt zuletzt…

11.08.2015 18:10 • #8


H
Werde die nächsten Tage weiterschreiben, wie es mit der KS läuft und wie es in mir aussieht. Freue mich über Kommentare, Kritik oder Zuspruch.

11.08.2015 18:18 • #9


sozialtussi
Hallo Henk,

du hast trotz deiner schlimmen Situation einen sehr schönen Schreibstil.
Es liest sich wie ein Roman, nicht negativ gemeint.
In deinen Zeilen steckt sehr viel Gefühl, ich leide richtig mit.
Mach weiter so, schreibe dir alles von der Seele, das hilft immer.
Tipps mag ich dir noch nicht geben.
Aber es findet sich ganz bestimmt jemand.

Und ich finde, dass du bis jetzt alles richtig machst.

11.08.2015 19:08 • #10


H
@sozialtussi: Danke für das Kompliment! Vielleicht sollte ich die Idee mit dem Roman weiter verfolgen

Tag 1 (nach Sachenübergabe)
Ich dachte zwar so ein organisatorisches Treffen würde nicht zählen. Habe mich getäuscht. Sie sah so gut aus, dass sie so verständnisvoll ist macht es nicht einfacher. Bei früheren Trennungen war immer eine Portion Wut dabei, die mir half Energien auf neue Ziele zu bündeln. Das fehlt mir hier komplett. Nachdem ich gestern schon so down war, mich abends mit Tagebuch schreiben und Weißwein betäuben wieder gefangen habe, bin ich heute morgen mit zwiespältigen Gefühlen wieder aufgewacht. Kopf und Herz streiten unaufhörlich. Herz klagt, dass ich ihr nicht deutlich genug gesagt habe, dass ich sie liebe und jede Chance nutzen sollte, egal was andere sagen oder meinen. Kopf sagt, dass es für sowas viel zu früh ist und ich sie nicht umstimmen werde und ich mich endlich auf mich konzentrieren sollte. Ich will keine Beziehung aus Mitleid. Die Gefühle sind unerträglich, ich werde wahnsinnig. War kurz davor ihr zu schreiben und bereit fast jede Bedingung anzunehmen, nur um noch eine Chance zu bekommen. Fühle mich armselig und schwach. Habe zum Glück standgehalten.

Ich muss dringend mit dem Alk. aufhören und mich auf meine Angelegenheiten konzentieren. Schreibe am 05.09. eine Prüfung in Statistik und habe die letzten Tage überhaupt keinen Kopf zum Lernen gehabt. Wenn ich doch nur einen Grund finden könnte sie zu hassen oder zu verachten, aber da ist nichts. Verdammt!

12.08.2015 09:41 • #11


R
Hallo Henk.

Wie schön, dass dich mein Tagebuch animiert hat auch eines zu eröffnen. Mir hat es sehr viel gebracht immer und immer wieder hier zu schreiben wenn es mir schlecht ging. Ich habe das Tagebuch 04/2014 eröffnet und bin nun wieder vermehrt hier..was zeigt wie langwierig so eine Trennung sein kann.

Wir haben wieder Kontakt und er fragte mich vorhin nach einem Treffen..bald mal n cocktail trinken..das nach 6 jahren beziehung und 1 1/2 Jahren trennung...mhh jaja....

Ich kann die nur den Tip geben erstmal absolut auf Abstand zu gehen. DU bist wichtig..nur DU..schütz dich selbst vor ihr und vor dir selbst und breche alles ab...

Nun gut was kann ich dir noch sagen? Ich weiß wie es dir gerade geht. Bitte denk immer dran, dass es gaaaaanz vielen Menschen so geht wie dir und du nicht alleine bist. Wir sind alle für dich da und ich kann dir versprechen, dass es auf laange Sicht besser wird. Bei mir ist es zwar nach eineinhalb Jahren noch lange nicht gut, die Schockstarre und die Phase in der ich Schlaftabletten nehmen musste und keine Musik hören könnte, liegt aber lange hinter mir. Ich lebe wieder..habe neue Freunde, eine neue Wohnung und auch Spaß ..es geht irgendwie weiter; auch wenn du dir das im Moment nicht vorstellen kannst.

Achja! Versuch dich irgendwie auf diese Klausur zu konzentrieren, denn dein Leben ist wichtig..auch ohne sie

12.08.2015 13:05 • x 1 #12


H
Danke, Restart.

Ja die Konzentration auf die wichtige Aufgabe ist so eine Sache. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht Angst vor der Prüfung habe und deshalb andere Gründe vorschiebe oder mich ums Lernen drücke.

Obwohl ich mich eigentlich mit der Begründung der Trennung zufrieden geben wollte, komme ich von den Fragen nicht los. Es erscheint mir einiges so widersprüchlich. Ich bin heute dann doch noch schwach geworden und habe ihr über Firmenchat zwei Nachrichten gesendet. In der ersten, dass ich sie sehr vermisse und es mich innerlich zerreisst. In der zweiten, dass ich um ein letztes Gespräch bitte um Antworten auf meine Fragen zu finden und endlich abschließen zu können. Sie hat mich danach geblockt. Ich weiß, dass es idiotisch war aber zumindest ist jetzt mein Herz ruhig, ich hätte nicht alles versucht. Weitere Versuche unternehme ich nicht. Durch das Blocken habe ich jetzt sogar eine Art Wut, weil sie mir nicht helfen möchte es aufzuarbeiten. Ich bin ihr also wirklich egal. Werde keine weiteren Annäherungsversuche unternehmen und mir meine Wut für nützliche Vorhaben konservieren. Zig. und Alk. aufgeben und endlich lernen. Sie vergessen...

12.08.2015 15:48 • #13


H
Mein Herz ist jetzt kalt, sie ignoriert mich. Dabei finde ich, dass ich ein Recht auf Aussprache habe. Grrrr, ich bin stinksauer!

12.08.2015 16:48 • #14


G
Hallo Henk,

da muss ich meinen Vorrednern zustimmen. Du hast einen romanartigen Schreibstil. Liest sich sehr gut und man fühlt mit dir mit. Würde mich freuen, wenn du weiter schreibst, da ich mich bei vielen Sachen wiederfinde. Bei mir sind es nun 5 Monate her, doch ich denke noch immer sehr viel drüber nach und habe noch nicht abgeschlossen. Ich frage mich auch selber, wann diese Hoffnung endlich vergeht/stirbt.

Ich finde es irgendwie traurig, dass ReStart noch immer in dem Forum ist, nach der langen Zeit.

Wie lange hat es bei Dir gedauert, bis du endlich aufgehört hast, an Ex zu denken bzw. als du merktest, dass es vielleicht auch mal eine Stunde am Tag gab, in der er nicht in Deinen Gedanken war.

Wann hast du aufgehört komplett zu hoffen, dass es wieder was werden kann?

Nach 5 Monaten kreist Ex noch immer permanent in meinen Gedanken herum und ich bin noch lange nicht über ihn hinweg. Ich kann das ganze immer noch nicht richtig realisieren und hoffe auf ein Comeback. Langsam denke ich drüber nach, ob mit mir etwas nicht stimmt, da auch meine Beziehung nicht sehr lange ging und ich trotzdem so stark dran hänge.

Lg
Gast

12.08.2015 17:32 • #15


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