Vor 7 Tagen trennte sich meine Freundin von mir, weil sie keine so starken Gefühle für mich empfände wie ich anscheinend für sie. Mit knapp 5 Monaten waren wir noch in einer Kennenlernphase, aber irgendwie wirkte alles so wie füreinander gemacht. Wir verstanden uns, konnten ernste Gespräche haben und miteinander lachen, haben so oft die gleichen Gedanken gehabt, dass wir bei vielen Sachen wie ein eingespieltes Team wirkten, schon fast gespenstisch. Es gab keine schlimmen Streitereien. Im Bett lief es zwar nicht immer reibungslos, es mangelte ein bisschen an Kommunikation von beiden Seiten, aber wir übten da keinen Druck aufeinander aus und es lief immer besser. Wir sahen uns im Schnitt 2mal die Woche und ca. jedes 2-3 Wochenende, weil wir beide zeitlich sehr eingespannt sind aber in der gleichen Firma arbeiten. Wir waren zusammen übers Wochenende auf einem Städtetrip, sie stellte mich sogar ihrer Familie vor. Ich war vor Kurzem eine Woche allein im Trainingslager, wo wir noch täglich telefoniert haben und sie in meiner leeren Wohnung in meinem Bett übernachtete und mich so vermisste.
An unserem ersten Abend nach dem Urlaub waren wir mit ihren Freunden weg, die Stimmung war gut aber jeder bemerkte, dass sie etwas einsilbig war. Wir sind dann nachts total müde und angetrunken zu mir nach Hause und gleich eingeschlafen. Am Morgen weckte ich sie mit Streicheleinheiten, was sie sehr genoss aber irgendwie war ich ihr nicht zielgerichtet genug und nach 5 Minuten war sie genervt. Ich war von der überzogenen Reaktion überrascht. Später fragte ich sie von der Arbeit über WA, ob alles in Ordnung zwischen uns sei. Als Antwort kam viel später, dass sie sich nicht sicher sei und wir darüber reden sollten. Natürlich schrillten bei mir die Alarmglocken und meine Gedanken kreisten nur noch darum, was los sei. Ich wollte es eigentlich bis zum treffen abwarten und nicht über Chat klären, fragte sie dann aber doch noch ob ich etwas falsch gemacht oder sie verletzt hätte, dass ich sie sehr mag und nicht verlieren möchte. Sie antwortete darauf noch keins von beiden und sie würde es mir später erklären. Das beruhigte mich etwas und ich rechnete mit Problemen, die wir gemeinsam lösen können. Ich nahm mir vor, mir das Problem erstmal nur anzuhören und darüber nachzudenken und auf keinen Fall schon vorschnelle Lösungsansätze finden.
Als sie dann zu mir kam war ihr Gesicht verheult und sie wollte keine Umarmung. In dem Moment zog sich mein Bauch zusammen und ich ahnte, was kommen würde. Sie sagte mir dann, dass sie schon seit Beginn der Beziehung immer wieder ein flaues Gefühl im Magen gehabt hätte, was sich jetzt immer öfter breit macht. Sie wüsste nicht ob es nur eine Phase sei. Ich hätte keinen Fehler gemacht, ich sei ein toller Mann und sie würde es auch nicht verstehen. Ihr Kopf sagt perfekt, aber ihr Bauch will nicht so recht. Sie weinte. Da stand ich nun, klammerte mich an meinen Vorsatz erstmal nur anzuhören und zu verarbeiten. Ich stammelte etwas von „das haut mich jetzt um, hätte alles erwartet aber das...“ Mein Magen fühlte sich an wie flüssiges Blei, plötzlich wurde mir meine Brust und meine Wohnung zu eng. Draußen regnete es in Strömen, passend zur Situation irgendwie. Ich wollte nur rausrennen und schreien. Ihren Satz „wir können es zwar noch ein paar Wochen miteinander versuchen, aber ich weiß nicht ob es was bringt“ hörte ich durch das Rauschen meiner Ohren wie durch einen Schleier. Selbst mein Notprogramm erkannte diesen unwürdigen Vorschlag und ich lehnte mit einem resignierten Kopfschütteln ab und war froh, dass sie wenig später aus der Tür war. Komischerweise hatte ich keine Tränen, aber ein Messer in meinen Eingeweiden hätte mir in dem Moment überhaupt nichts ausgemacht. Ich lief schließlich im strömenden Regen joggen, niemand konnte meine verzerrte Grimasse sehen, mein Körper bekam eine monotone Aufgabe sodass der Kopf im Chaos versinken konnte.
„Was habe ich falsch gemacht? Wieso habe ich vorher keine Anzeichen wahrgenommen? Sie sagte vielleicht ist es nur eine Phase, hoffentlich ist es nur ein böses Missverständnis? Sowas spricht man nicht leichtfertig aus, das wäre ein ganz übles Missverständnis! Mit einer Entschuldigung würde ich ihr verzeihen. Ach was, ich will sie einfach zurück, will dass es wieder so ist wie vorher. Pure Verzweiflung. Warum tut sie mir so weh? Stolz regt sich. Nein, sowas kann man nicht einfach wegwischen. Ein zurück führt nicht an einer Entschuldigung vorbei. Tiefe Traurigkeit. In mir ist es so leer, irgendwas ist zerbrochen.“ Zu Hause sehe ich ihre Bilder, sehe ihr Foto auf dem Handy. Nur mühsam widerstehe ich dem Drang, ihr zu schreiben oder sie anzurufen, alles als großes Missverständnis aufzuklären. Ich halte es in der Wohnung nicht aus und verabrede mich mit meinem besten Freund auf ein B.. Unterwegs überkommt mich eine ganz kühle rationale Art, „ich wurde verlassen, ich werde mich nicht erniedrigen und mich bei ihr melden“, als Schutz vor mir selber entferne ich ihr Facebook-Profil und archiviere den WA-Chat. Ich bin relativ gefasst, als ich dann in Gesellschaft ankomme und mein B. trinke. Die gut gemeinten Zusprüche meiner Freunde wirken halbwegs, nur schlechtmachen lasse ich sie nicht. Das hat sie nicht verdient und ich sehe sie genau noch vor mir, wie sehr ihr das Gespräch nahe ging. Ich falle diese Nacht angetrunken ins Bett und werde trotzdem die nächsten Stunden keinen Schlaf finden, mein Magen windet sich wie Würmer.
11.08.2015 15:40 •
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