So liebe Leidgenossen,
nachdem meine Frau (32 Jahre, ich 48, aber irgendwo in den 30ern stehen geblieben) sich vor dreieinhalb Monaten nach 8 Jahren Beziehung (4 Jahre davon verheiratet) heimlich eine eigene Wohnung genommen und mich dieser urplötzliche Auszug wie aus dem Nichts völlig aus dem Leben gerissen hat, ist es nun soweit, dass ich gestern einen vorläufigen Schlussstrich gezogen habe und den Kontakt zu meinem Mäuslein abbrechen werde. Die Kontaktsperre ist für mich nun der allerletzte Strohhalm, an den ich mich noch klammere, in der Hoffnung dass meine Kleine doch noch spürt, dass ihr ihr Dicker doch ein wenig fehlt.
Nach dem Auszug war es erst mal so, dass wir auf reduzierte Weise weiterhin Kontakt hatten, belanglosen Smalltalk halt. Auch haben wir uns Minimum zweimal die Woche gesehen, weil wir einen Hund haben, der unter der Woche bei mir und am WE bei ihr ist und entsprechend geholt und gebracht werden muss. Auch gingen wir zwei drei Mal gemeinsam zum Essen, was zwar immer ganz nett war, weil wir uns anregend unterhielten, aber mir im Nachhinein dann auch jedesmal wahnsinnig weh tat, weil diese Treffen ja immer nur von kurzer Dauer waren und sie dann wieder fröhlich in ihr ihr neues Zuhause ging, während ich todtraurig alleine in unser Haus zurück musste, mit all den Erinnerungen und Sachen, die es mir unmöglich machten, die Situation wirklich aus dem Kopf zu kriegen.
Unser Verhältnis war aber in so weit ok, als dass meine Frau einem nachträglichen Ehevertrag zustimmte, mit dem wir klärten, wer was im Falle einer Scheidung bekommt. Am Tag des Notartermins trafen wir uns vorher wieder zum Essen und da war meine Frau sehr rührselig, weinte und meinte zum ersten Mal, dass sich bei ihr Dinge geändert hätten und sie es schon für möglich hielt, unsere Ehe wieder aufleben zu lassen. Trotzdem erledigten wir den Notartermin und haben zumindest in dem Punkt schon mal ausgeschlossen, dass es im Falle einer endgültigen Trennung zu blöden Streitereien kommt.
Nach diesem Termin wurden unsere Treffen häufiger und schrieben wir uns täglich mehrfach über i-Message. Meine Frau schlief mehrfach bei mir, wir aßen zusammen, wir tranken meist etwas zu viel, was einmal sogar zu sehr innigem S. führte. Meine Frau ließ auch keine Gelegenheit ungenutzt, mir zu schreiben oder zu sagen dass sie mich lieben würde und dass sie wüsste dass sich die Dinge wieder ändern müssen und dass sie viele Fehler gemacht habe und und und. Das machte natürlich Hoffnung, aber ich sagte ihr immer, dass es mir nichts bringt, immer nur zu hören, dass sie mich noch liebt, sondern dass sie mich das irgendwann auch mal spüren lassen muss. Denn bislang ist es so, dass es pro Woche genau einen Quotentag gibt, sprich einen Tag an dem sie zu mir kommt, wir essen, plaudern und sie bei mir schläft, wobei außer Kuscheln und Küssen nichts mehr weiter passiert.
Diese Woche Montag sagte ich dann zu ihr, dass wir unser gemeinsames Konto auflösen sollten, woraufhin sie abends anrief und meinte, sie würde das verstehen, aber ich sollte wissen, dass sie sich nach dem vergangenen Wochenende bei ihren Eltern sicher sei, dass sich bei ihr eine Menge geändert hat und sie das jetzt zeigen will und sie die Woche wieder kommen will und sie mit mir reden will.
Das nämlich ist bislang das ganz große Problem an unserer Trennung. Meine Frau weiß bis ins kleinste was ich fühle und denke und wie unglaublich schwer mich diese Trennung belastet. Von ihrer Seite aus kommt zu dem Thema aber praktisch nichts. Warum das alles so gekommen ist und weiterhin bleibt, sie weiß es nicht. Warum sie nicht wieder mal länger bei mir bleibt oder auch außerhalb des Quotentags einfach spontan mal aufschlägt, wenn doch die Treffen angeblich so schön und unbeschwert und heimelig sind, sie kann oder will es mir nicht sagen. Nichts, nada, niente. Es ist alles nach dem Motto Friss oder Stirb. Sie ist für mich nur dann da, wenn sie es will, aber nie, wenn ich es wollte. Klar, wir schreiben uns ständig, aber wirklich befriedigend ist das für mich nicht.
Und so war meine große Hoffnung, am Mittwoch endlich mal was von ihrem Seelenleben zu erfahren, warum diese Wohnung für sie so eminent wichtig ist und was sich denn bei ihr in den letzten Wochen wieder zum Positiven geändert hat. Aber natürlich kam nichts, rein gar nichts. Wir saßen auf der Terrasse, grillten, aßen, schauten Fernsehen, während in mir langsam die Wut hoch schlich, weil der Abend wieder in der Belanglosigkeit versank, die mir so schrecklich böse ans Herz geht. Sie verlor kein einziges Wort über uns, zu der ganzen Situation, zu unserer Zukunft, was wir tun könnten, dass wir wieder zueinander finden. Nichts. Als wir später dann im Bett lagen, konnte ich meinen Groll nicht mehr zurückhalten und baffte sie an was das denn soll und warum sie überhaupt hier sei und bei mir schlief und was mit dem großen Gespräch sei dass sie angekündigt hatte? Die Reaktion war dann wieder die übliche, sie verstehe überhaupt nicht was jetzt los sei und was sie falsch gemacht habe und es war doch so schön und blablabla. Gut, der Streit war nur ganz kurz und wir schliefen dann auch schnell ein und am folgenden Morgen verabschiedete sie sich mit einem zärtlichen Kuss und legte mir einen Ich liebe Dich-Zettel auf den Tisch. Auch am Abend kam noch mal das übliche Ich liebe Dich per iMessage und dann war das irgendwie zu viel für mich.
Gestern packte ich ihre restlichen Klamotten in einen Koffer und gab ihr abends bei der Hundübergabe noch verbliebene Unterlagen und sagte zu ihr, dass ich das so nicht mehr mitmache und einen Schlussstrich ziehe. Wir saßen noch mal kurz zusammen, ich schilderte ihr noch mal, dass ich ihr schon seit vier Wochen klar gesagt habe, dass ich kein Quoten-Ehemann bin, den man einmal die Woche besucht und ansonsten aus dem weiteren Leben ausschließt. Das nämlich ist eine weitere Sache, mit der ich nicht klar komme. Ich kann zwar nicht behaupten, dass mein Frauchen jetzt wie eine wilde draußen rumfliegt, aber sie ist schon häufiger mal unterwegs oder hat Besuch von gänzlich neuen Leuten. Davon erfahre ich aber in der Regel nichts, was für mich immer den faden Beigeschmack von Heimlichtuerei hat. Auch deswegen, weil ich sie vor zwei Jahren dabei erwischte, als sie mit einem fremden Kerl in ihrem Auto saß und aus Versehen irgendwie das Handy betätigte, so dass ich am Telefon mit anhören mußte, wie sie da mit diesem Typ im Auto saß und neben wenig Gequatsche vor allem viel Geraschel zu hören war. Das kann jetzt alles und nichts gewesen sein, aber vertrauensfördernd ist so was nicht. Ich habe ihr aber verziehen, auch wenn sie dabei bleibt, dass da nichts gewesen ist, aber es auch hier versäumt hat, die Situation wirklich aufzuklären. Ich muss schon sehr verliebt sein.
In der aktuellen Situation kann sie natürlich grundsätzlich machen was sie will (außer fremdgehen natürlich - in jedweder Form) aber ich verstehe nicht, warum sie mir nie sagt was sie vor hat. Bezeichnenderweise hat sie auch am WE nie Zeit für uns. Die schönste Zeit der Woche ist exklusiv für ihr neues Leben bestimmt. Wir sehen uns nur unter der Woche, wenn sie früh wieder auf die Arbeit muss. Aber selbst dafür war ich ihr immer unendlich dankbar. Gott war es schön wenn sie bei mir war, fast wie in alten Zeiten.
Aber gut, jetzt bin ich nun an dem Punkt, dass ich die Trennung wie bisher nicht mehr fortführen will, weil sie mich emotional einfach nur ins Unglück stürzt. Ich fühle mich wie auf der Warmhalteplatte abgestellt, wo man mich nach Lust und Laune runter holen kann, wenn es denn gerade mal passt, aber auch wieder problemlos abstellt, wenn ich denn dann wieder störe. Und ich merke einfach, dass ich für so etwas absolut nicht geeignet bin. Ich will für meine Frau jeden Tag da sein und erwarte das auch andersrum. Letzter Knackpunkt war dann noch mal die abschließende Frage gestern, ob sie denn überhaupt vor hat ihre Wohnung zu kündigen, was sie verneinte. Der Grund hierfür? Betretenes Schweigen. Sie hat wohl wirklich die Vorstellung, dass wir weiterhin zusammenbleiben, sie aber in ihrer Wohnung bleibt. Es mag Leute geben, für die sowas funktioniert, ich zähle nicht dazu.
Also, klar Schiff gemacht und seitdem völlig am Ende. Fühle mich jetzt wieder genauso beschissen wie an dem Tag als ich zufällig den Mietvertrag fand und als sie dann wirklich ausgezogen ist. Bin ein totales Weichei, aber ich schäme mich nicht. Und mittlerweile denke ich auch, dass es viel sinnvoller gewesen wäre, den Kontakt von Anfang an abzubrechen, anstatt immer und immer wieder die langsam verheilenden Wunden neu aufzureißen und immer wieder die gleichen Schmerzen zu spüren. Denn es ist letztlich genau so wie hier in den meisten Tipps beschrieben. Der Verlassende hat es ungleich leichter und der Verlassene ist die ärmste Sau, der sehr lange Zeit braucht, um die ganze schei. irgendwie zu verarbeiten. Mag nämlich auch ein Grund sein, dass ich oftmals nicht so sein kann wie ich eigentlich sein will, weil ich das unter dem ganzen emotionalen Stress und Druck überhaupt nicht gebacken krieg und Dinge erwarte, für die es vielleicht noch zu früh ist. Ach was weiß denn ich. Katastrophe das alles.
28.06.2014 13:23 •
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