Ich habe mich bei meiner Trennung an keine Regeln gehalten, außer an meine eigenen. Das heißt, ich habe nach meinem Gefühl gehandelt. Das Wort Kontaktsperre existierte in meinem Wortschatz nicht, denn für mich war es keine Sperre, sondern ein Ich möchte mich zurückziehen, weil es mir nicht gut tut, mich so oft an unserem Wortaustausch aufzureiben. Oder eben andersrum: Ich melde mich, weil noch etwas in mir nagt, das mich auffrisst, wenn ich es nicht sage.
Erst fühlte ich mich so, dass ich nie mehr mit ihm reden wollte. Nach einiger Zeit brannte es mir aber auf der Seele, ihm noch etwas zu sagen, also habe ich es getan. Danach war es erstmal wieder gut und ich wollte mich wieder zurückziehen. Dann kam wieder etwas, was ich noch sagen wollte, also habe ich es getan und und und.
Wenn ich glaubte, dass das, was ich sagen wollte, noch wichtig war und einfach raus musste, dann habe ich es getan - in Maßen und so gut es ging auf den Punkt gebracht.
Wenn ich spürte, dass das, was ich noch sagen wollte, zu nichts führen würde und bloß all den Dreck wieder aufwirbelt, dann habe ich es gelassen.
Hinsichtlich dessen war ich streckenweise auch sehr egoistisch oder egozentrisch, denn ich habe mich nicht immer nur gemeldet, damit es uns besser geht bzw. wir uns wieder besser verstehen und normal miteinander umgehen können, sondern vor allem, damit es MIR besser geht - vielleicht sogar ohne Rücksicht auf Verluste (im Sinne mich oder ihn zu verlieren). Ich habe nach Wegen gesucht, die es mir leichter machen, damit umzugehen und dabei alles ausprobiert - Ignoranz, Hoffnung, ruhige Worte, wütende Worte, ein Ultimatum, Liebesbekundungen, zu Papier gebrachte Sehnsüchte, Traurigkeit...
Das eine oder andere Mal habe ich mich damit sicher auch zum Affen gemacht - zumindest fühlte es sich für mich so an.
Das trage ich mir nicht nach, doch ich wusste ziemlich schnell, dass ich das nicht mehr tun wollte. Dann lieber eisern schweigen und mich hin und wieder auch dazu zwingen, weil ich mich durch diese Demütigungen, die ich mir selbst zufügte, wesentlich kleiner und schlechter fühlte, als mit dem ungestillten Bedürfnis, mich zu melden.
Und ja, es ist unter meiner Würde, vor ihm - der mich verlassen hat und bereits mit einer anderen zusammen ist - auf Knien rumzurutschen. Ich bin eine tolle, starke Frau - wenn auch nicht immer - und ich sollte es nicht nötig haben, mich zum Affen machen, wenn er damit nichts anzufangen weiß.
Also habe ich es dabei belassen, ihn wissen zu lassen, was ich für ihn empfinde und mir wünsche. Aber auch, dass ich nicht ewig warte und es satt habe, zu leiden.
Jedes weitere Wort wäre nur eine Wiederholung dessen. Er weiß es. Ich muss es nicht wieder und wieder sagen. Ich muss mich ihm nicht anbiedern. Ich muss nicht betteln und mich klein machen. Ich muss nicht dauernd fragen Warum?, wenn er der letzte ist, der mir diese Frage beantworten wird.
Und vor allen Dingen muss ich es mir nicht antun, immer wieder hinzufallen (oder gestoßen zu werden), wenn ich meine Zeit stattdessen mit Dingen und Menschen verbringen kann, die mir zeigen, dass ich noch jemand bin, mit all meinen guten Seiten und all meinen Fehlern, aber ohne ihn.
Warum sollte ich mir immer wieder vor Augen führen, wie leicht ich scheitern kann? Warum sollte ich mich immer wieder damit auseinandersetzen, wie aussichtslos alles ist und wie wenig meine Träume der Realität entsprechen?
Also lasse ich es, ziehe mich von ihm zurück, wünsche keinen Kontakt mehr, der mich nur aufreibt, sondern löse mich von meinen alten Wünschen und entwickle neue.
Der Weg dahin war hart und alles andere als leicht oder freiwillig gewählt. Doch ich beginne zu erkennen, dass er mir gut tut, auch wenn ich deswegen manchmal noch traurig bin.
Manchmal muss man sich zwischen zwei Übeln entscheiden. Durch den Kampf gegen mein Bedürfnis mich bei ihm immer wieder zu melden, habe ich mich für mich entschieden - und gegen uns, denn schließlich bin ich auch diejenige, die mich auffangen muss, wenn er es nicht tut.
Er tut es nicht, also tue ich es.
08.08.2012 18:23 •
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