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Kontaktabbruch zu den Eltern

awake
Hallo zusammen,

ich stelle den Thread mal hier ein, sollte es nicht von der Thematik passen, @Forenleitung dann bitte verschieben.

Zur Zeit bin ich mit folgender Situation konfrontiert:

Meine Eltern und ich hatten nie ein besonders herzliches Verhältnis. Seit meinen frühesten Erinnerungen nahm und nehme ich meinen Vater als herrsch- und kontrollsüchtigen und manipulativen Menschen war. Meine Mutter hatte ich bis vor kurzem eher als unterwürfig ihm gegenüber wahrgenommen.

Da meine Mutter stets nur um meinen Vater und dieser um sich selbst kreiste, wuchs ich mehr oder weniger bei meinen Großeltern auf. Dies war aufgrund der räumlichen Nähe gegeben, da wir gemeinsam in einem Haus wohnten.

Nachdem ich meinen späteren Ehemann kennenlernte, verließ ich ganz schnell mein Elternhaus. Damit richtete sich der Zorn meines Vaters nun endgültig auf mich, da ich ihn nicht um Erlaubnis dazu gebeten hatte, so damals seine Worte. Mein damaliger Ehemann hatte nie ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern, Besuche beschränkten sich das absolute Pflichtprogramm. Nach unserer Trennung sagte er mir, dass ihm mein Vater mehrfach beleidigt hatte.

Ich ging eine neue Beziehung ein, aus einem Bauchgefühl heraus erzählte ich meinen Eltern nichts davon. Wir hatten eh nurmehr telefonischen Kontakt, Besuche hatten sie sich verbeten. Irgendwann hatte ich zufälligerweise Kontakt mit einer gemeinsamen Bekannten. Diese erzählte mir zu meinem absoluten Erstaunen, dass mein Vater im Ort herum erzählte, dass meine Eltern mir nach meiner Scheidung Unterhalt und die Scheidungskosten bezahlen müssten. Daraufhin kontaktierte ich meine Eltern und bekam zu hören, dass das ja gesetzlich so sei und sie deshalb auch nicht wollten, dass ich sie besuche. Sie hätten Angst, dass ich mich bei ihnen einniste.

Ich muss hier vielleicht noch einfügen, dass ich zu jeder Zeit wirtschaftlich selbstständig war und niemals auch nur im Entferntesten auf den Gedanken gekommen wäre, mich bei ihnen einzunisten.

Es blieb also bei telefonischen Kontakten, mittlerweile nur noch zu Geburtstagen und zu Feiertagen. Im Jahr 2019 musste sich mein Vater in stationäre Behandlung begeben, an die sich eine Reha anschloss. In diesem Zusammenhang ergaben sich bei meinen Eltern einige Umstürze, infolge derer ich in der Folgezeit wieder mehr Kontakt zu meiner Mutter hatte. Mein Vater befand sich in der Zwischenzeit im betreuten Wohnen, jetzt lehnte er den Kontakt zu meiner Mutter ab, mein Verhältnis zu meiner Mutter verbesserte sich dagegen. Zu der Zeit sagte sie einmal zu mir, dass sie es sehr bereue, sich an sein Kontaktverbot mir gegenüber gehalten zu haben. Auch das hörte ich damals zum ersten Mal.
2021 verschlechterte sich der Gesundheitszustand meiner Mutter, sodass sie nicht mehr allein für sich sorgen konnte. Es stellte sich die Frage Pflegeheim oder aber sie zieht in meine Nähe. Sie entschied sich für zweiteres, wir hatten, so dachte ich zumindest, seitdem eine entspannte Zeit. Kontakt fand sie an ihrem neuen Wohnort schnell, ich erlebte meine Mutter als plötzlich sehr aufgeschlossen und unternehmungslustig. Gesundheitlich ging es stetig bergauf, sie konnte sich überwiegend wieder allein versorgen.

Zu meinem Vater hatte ich in der ganzen Zeit keinerlei Kontakt, dies war ähnlich wie bei meiner Mutter von ihm nicht gewünscht. Im Januar meldete er sich telefonisch bei mir. Körperlich gehe es ihm wieder so gut, dass er eine eigene Wohnung bezogen habe. Psychisch sei er angeschlagen, was seine behandelnden Ärzte auch darauf zurückführten, dass er keinen Kontakt zu mir habe. Er forderte mich auf, wieder mit ihm in Kontakt zu treten. Ich bin seine Tochter, das sei ich ihm schuldig. Ich fand dieses Ansinnen recht befremdlich, das sagte ich ihm auch. Nein, auch die, wer das ist, darauf blieb er die Antwort schuldig, hätten ihm darin bestätigt.

Ich erzählte das meiner Mutter und sie erwiderte damals, dass er, nach allem, was über die Jahre geschehen ist, wohl gar nichts zu fordern habe. Hier sei noch angemerkt, dass er ihr verboten hatte, ihre Mutter (meine Oma) im Pflegeheim zu besuchen. Auch an ihrer Beisetzung durfte sie nicht teilnehmen.

Pflichtschuldig, wenn auch ohne große Lust, habe ich ihn dann im Laufe des Jahres immer mal angerufen. Angenommen hat er keinen meiner Anrufe. Nun gut, sagte ich mir im Sommer, dann habe ich (mal wieder) Klarheit. Außer großen Sprüchen ist von ihm nichts zu erwarten.

Irgendwann im Frühsommer bemerkte ich, dass meine Mutter verschlossen und unruhig wurde. Auf meine Frage hin sagte sie mir, das alles in bester Ordnung sei. Ihr mache das Wetter zu schaffen und diverse Zipperlein. Alles ok, das kommunizierte auch gegenüber ihrem Bekanntenkreis und ihrer Schwägerin, zu der sie ein sehr gutes Verhältnis hatte.

Anfang September meldete sich mein Vater plötzlich telefonisch bei mir. Eine mir unbekannte Telefonnummer, er eröffnete das Telefonat mit den Worten: Na, hab ich Dir jetzt einen schönen Schreck eingejagt!? Das hättest Du nicht gedacht, das ich das bin?! Inhalt des Gespräches war, dass nun von seinen behandelnden Ärzten eine gesetzliche Betreuung für ihn angeregt worden sei. Das wolle er nicht, dazu hätte er schon schlimme Dinge gehört. Ich solle das übernehmen. Mit Verweis auf unser eigentlich nicht vorhandenes Verhältnis fragte ich ihn, wie er sich das vorstelle, darauf bekam ich nur eine ausweichende Antwort. Eigentlich wolle er sich ja nur mit mir aussprechen. An der Stelle sagte ich mir, dass ich mir seine Sicht der Dinge ja ruhig mal anhören kann. Wir vereinbarten ein Treffen in einem Café, wogegen er sich aufs heftigste sträubte, dann aber doch zusagte. Diesmal erzählte ich meiner Mutter nichts davon, einen Grund hätte ich nicht nennen können.

Es kam zu dem Treffen, er trat von Beginn sehr herrisch mir gegenüber auf. Sein Plan stand fest, ich sollte zu ihm ziehen, gegenüber seiner Wohnung sei eine 3-Zimmer-Wohnung frei. Dort könnte ich dann ein Zimmer beziehen, die Miete und die Nebenkosten würden wir natürlich teilen. Er teilte mir mit, wie er sich den Tagesablauf vorstellt, die Details spare ich mir. Nur so viel, bislang kommt zweimal am Tag ein Pflegedienst, das wären immer andere Leute und das will er nicht. Die Pflegeleistungen kann ich ja dann übernehmen.

Ich war völlig überrumpelt und sprachlos, wenn auch innerlich etwas amüsiert. Das verging mir schnell, als plötzlich meine Mutter auftauchte. Ob sie auf der Toilette war oder auf ein Stichwort hin erschien, weiß ich nicht. Plötzlich nahmen mich beide in die Zange, was ich ihnen alles schuldig sei. Meine Mutter sah mich so hasserfüllt an, dass ich völlig geschockt war. Alles seit 2019, also seit der Zeit, in der wir uns wieder angenähert hatten, war plötzlich schlecht und schlimm. Kurz und gut, sie ziehe wieder zu ihm, dass ich ihr den Kontakt zu ihm verboten habe, verzeihe sie mir nie (das habe ich zu keinem Zeitpunkt) und ich wäre es beiden schuldig, mich jetzt um sie zu kümmern. Ich war wie vor den Kopf geschlagen, in meinen Ohren rauschte es, mir war speiübel. Vor mir saßen zwei Menschen, mit denen ich nichts anfangen konnte und sie mit mir wahrscheinlich auch nicht. Nun in der Oberhand, knallte mir meine Mutter an den Kopf, dass ich schon immer schwierig gewesen sei, noch nie das gemacht habe, was man mir sagte und ich ein von meinen Großeltern völlig verzogenes Gör sei, dem sie früher eigentlich jeden Tag ordentlich das Fell hätte gerben müssen.

An diesem Punkt schaltete sich etwas in mir aus oder um und ich hörte mich selbst brüllen. Aus heutiger Sicht war das einerseits die Überforderung mit der Situation, andererseits brachen sich über vier Jahrzehnte Wut und Enttäuschung Bahn.

Ich verließ das Café, zu meinem Erstaunen wartete eine Freundin draußen auf mich und brachte mich nach Hause. Ich war völlig außer mir, habe hier in meiner Wohnung wohl eine Weile abwechselnd geheult, gebrüllt und bin irgendwann vor lauter Erschöpfung eingeschlafen. Als ich wieder wach wurde, war sie immer noch da und klärte mich auf, dass ich sie aus dem Café angerufen hatte und sie gebeten hatte, mich schnellstmöglich abzuholen. Zumindest das Rätsel war erstmal gelöst. Ich stand für den Rest des Tages und die darauffolgenden Tage neben mir, mich hatte das alles sehr mitgenommen.

Jetzt sind vier Wochen vergangen. Zwischenzeitlich habe ich mich über das Ereignis mit einigen Menschen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis ausgetauscht.

Am Anfang hatte ich diffuse Schuldgefühle und aus diesen heraus das Bedürfnis, mich mit meinen Eltern in Verbindung zu setzen und mich zu entschuldigen. Jetzt, nachdem einige Zeit vergangen ist, schwindet dieses Gefühl bzw. ist nicht mehr da. Mittlerweile ziehen immer wieder Erinnerungen herauf, die ich längst vergessen glaubte. Für mich als Fazit bleibt derzeit über, dass ich jetzt keinen Kontakt zu meinen Eltern aufnehmen werde. Ob sich das eines Tages wieder ändert, weiß ich nicht.

Eine gute Bekannte meinte, dass meine Eltern in mir wohl eher ein nützliches Ding sehen, dass jetzt seine Bestimmung aus ihrer Sicht, also ihre Pflege zu erfüllen hat. Diesen Gedanken hatte ich auch schon, ausgesprochen fühlte er sich doch brutal an. Im Nachgang ist mir klar geworden, dass von beiden nie eine Nachfrage kam, wie es mir geht. Eigentlich wissen beide nichts über mich, ich auch nichts von ihnen.

Meine Frage an Euch ist, hat jemand ähnliche Erfahrungen und wie geht Ihr damit um? Hat die Zeit Verletzungen geheilt und ist perspektivisch wieder eine Annäherung möglich?

Vielen Dank für Eure Gedanken!

21.10.2023 17:12 • x 13 #1


ElGatoRojo
Zitat von awake:
Meine Frage an Euch ist, hat jemand ähnliche Erfahrungen

Das wollen wir doch keinem wünschen. So richtig gesund hören sich deine Eltern nicht an, weder Vater noch Mutter. Du bist das einzige Kind?

21.10.2023 18:42 • x 4 #2


A


Kontaktabbruch zu den Eltern

x 3


H
Zitat von awake:
Vielen Dank für Eure Gedanken!

Zitat von awake:
Meine Frage an Euch ist, hat jemand ähnliche Erfahrungen und wie geht Ihr damit um? Hat die Zeit Verletzungen geheilt und ist perspektivisch wieder eine Annäherung möglich?

Ja.
Und ja.
Ich gehe damit um.
Ja, es ist mir peinlich.
Ich nenne es „Auszeiten“.
Fühle mich zuständig.
Bin die einzige vor Ort.
„Früher“ war ich auch oft zu Tränen „gerührt“.
Im Moment richtet sich ihr Zorn gegen meinen Partner. Ich würge sie ab.
Sie ist einsam.

Im Prinzip wirst Du laufend verraten und ans Messer geliefert. Warum werden solche Menschen Eltern, wenn sie doch nur um sich selbst kreisen? Und woher kommt meine Scham? Was soll das?
Zitat von awake:
Meine Mutter sah mich so hasserfüllt an,

Das kenne ich leider auch.
Traurig, dass sie die ganze gequirlte Dir zumutet. Er ist ein hoffnungsloser Fall und sie ein Duckmäuser. @rschengelfamilie.
Den Begriff fand ich mal o.k.
A.R.S.C.H.E.N.G.E.L

21.10.2023 19:01 • x 2 #3


tina1955
Um Himmels Willen, das ist ja das reinste Irrenhaus mit den Eltern.

Ich würde jede Hilfe ablehnen und wäre absolut nicht mehr erreichbar.

Notfalls müssen beide in ein betreutes Wohnen.

Jeder hat ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben und muss sich nicht von den Eltern oder anderen Familienmitgliedern in den Wahnsinn treiben lassen.

Meine Antwort wäre jetzt an die Eltern :

Ich bin nicht in der Lage, mich zu kümmern.

21.10.2023 19:24 • x 9 #4


awake
Zitat von ElGatoRojo:
Das wollen wir doch keinem wünschen. So richtig gesund hören sich deine Eltern nicht an, weder Vater noch Mutter. Du bist das einzige Kind?

Ja, zumindest aus dieser Beziehung. Ich habe einen Halbbruder, der aus einer Beziehung meines Vaters zu Zeiten bereits der Ehe meiner Eltern hervorgegangen ist. Wir haben ein super Verhältnis, wir sehen uns als Geschwister. Das war meinem Vater immer ein Dorn im Auge. Wissen sollte ich das auch nicht, dass ich einen Bruder habe. Aus seiner Sicht ist mein Bruder schuld an seiner Existenz (nach meinem Wissen gehörten zwei andere dazu, zumindest technologisch gesehen).

Mein Bruder und mein Vater haben überhaupt keinen Kontakt miteinander, mein Bruder hatte es versucht, als mein Vater Großvater von seiner Seite her wurde. Wie oben geschrieben, er ist an seiner Existenz selbst schuld...

Wenn ich das schreibe, wird mir die dem innenwohnende Surrealität so richtig bewusst.

21.10.2023 19:35 • x 4 #5


B
@awake

Zitat von awake:
Hat die Zeit Verletzungen geheilt und ist perspektivisch wieder eine Annäherung möglich?

Schonmal über eine Therapie nachgedacht?
Zitat von awake:
Das verging mir schnell, als plötzlich meine Mutter auftauchte.

Zitat von awake:
Plötzlich nahmen mich beide in die Zange, was ich ihnen alles schuldig sei.

Zitat von awake:
ich wäre es beiden schuldig, mich jetzt um sie zu kümmern.

Zitat von awake:
in meinen Ohren rauschte es, mir war speiübel.

Zitat von awake:
knallte mir meine Mutter an den Kopf, dass ich schon immer schwierig gewesen sei, noch nie das gemacht habe, was man mir sagte

Zitat von awake:
ich ein von meinen Großeltern völlig verzogenes Gör sei, dem sie früher eigentlich jeden Tag ordentlich das Fell hätte gerben müssen.

Zitat von awake:
An diesem Punkt schaltete sich etwas in mir aus oder um

Zitat von awake:
Überforderung mit der Situation,

Zitat von awake:
Ich verließ das Café, zu meinem Erstaunen wartete eine Freundin draußen auf mich und brachte mich nach Hause.

Zitat von awake:
Als ich wieder wach wurde, war sie immer noch da und klärte mich auf, dass ich sie aus dem Café angerufen hatte und sie gebeten hatte, mich schnellstmöglich abzuholen.

An das Telefonat kannst du dich nicht erinnern?

Mit dem rauschen im Ohr fing eine Warnung an.
Kennst du den Begriff Intrusion
Oder Dissoziation?

Zitat von awake:
Ich habe einen Halbbruder

Zitat von awake:
Mein Bruder und mein Vater haben überhaupt keinen Kontakt miteinander, mein Bruder hatte es versucht, als mein Vater Großvater von seiner Seite her wurde. Wie oben geschrieben, er ist an seiner Existenz selbst schuld...

Wie hast du deine Kindheit überlebt ? Aus deinen Schilderungen schließe ich vorsichtig einmal auf eine sehr kalte Kindheit-kommt das hin?

21.10.2023 19:37 • x 2 #6


awake
Zitat von Gartentante:
Ja. Und ja. Ich gehe damit um. Ja, es ist mir peinlich. Ich nenne es „Auszeiten“. Fühle mich zuständig. Bin die einzige vor Ort. „Früher“ war ich auch oft zu Tränen „gerührt“. Im Moment richtet sich ihr Zorn gegen meinen Partner. Ich würge sie ab. Sie ist einsam. Im Prinzip wirst Du laufend verraten ...

Vielen Dank für Deinen Beitrag!

Ich schick Dir mal einen ganz dicken Drücker und weiß genau, was Du damit meinst!

21.10.2023 19:45 • x 1 #7


H
Ich freue mich, dass du einen Bruder hast, den Du liebst.
Deine Eltern sind ehrlich gesagt furchtbar. Ich kann verstehen dass du keinen Kontakt mehr möchtest.

21.10.2023 19:49 • x 1 #8


awake
Zitat von tina1955:
Um Himmels Willen, das ist ja das reinste Irrenhaus mit den Eltern. Ich würde jede Hilfe ablehnen und wäre absolut nicht mehr erreichbar. Notfalls müssen beide in ein betreutes Wohnen. Jeder hat ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben und muss sich nicht von den Eltern oder anderen Familienmitgliedern in den ...

Danke für Deine Gedanken, @tina1955 . An dem Punkt bin ich mittlerweile auch, das ich jede Hilfe ablehne. Von ihrer Seite kamen seitdem keine Anrufe etc. Von meiner Seite werde ich, Stand heute, nichts unternehmen.

Wenn eine Betreuung angeregt wird, werden sich die entsprechenden Institutionen und Behörden damit befassen.

Für mich bin ich raus, das übernehme ich nicht.

21.10.2023 19:56 • x 4 #9


awake
Zitat von Kleeblatt99:
@awake Schonmal über eine Therapie nachgedacht? An das Telefonat kannst du dich nicht erinnern? Mit dem rauschen im Ohr fing eine Warnung an. Kennst du den Begriff Intrusion Oder Dissoziation? Wie hast du deine Kindheit überlebt ? Aus deinen Schilderungen schließe ich vorsichtig einmal auf eine sehr ...

Auch Dir vielen Dank!
Ich wollte gerade schnippisch antworten, vielen Dank für die Empfehlung mit der Therapie. Nein, ich geriet nach meiner Scheidung wieder an einen Mann desselben Typus wie mein Vater. Recht schnell geriet ich dort an meine Grenzen, ohne zu wissen, woher diese Gefühle kommen. Auch dort wurde mir immer wieder gesagt, dass ich falsch im Sinne von ungenügend/unzureichend bin.

Ich nahm damals psychotherapeutische Hilfe in Anspruch, die mir nichts brachte. Nachdem die Verhaltenskuriositäten dieses Herrn Ausmaße annahmen, die jeden mir bis dahin bekannten Rahmen sprengten, landete ich irgendwann beim psychosozialen Dienst. Nicht wegen mir, sondern wegen ihm. Schlussendlich ging es aber um mich und der damalige Mitarbeiter und heute sehr guter Bekannter brachte mich auf die Spur, was eigentlich hinter der Affinität, mich mit diesem Menschen einzulassen steckte. Also Thema Therapie abgehakt, woher was kommt, ist mir klar.

Die Begriffe Intrusion und Dissoziation sind mir geläufig. Ich habe eine Zustandsbeschreibung des damaligen Erlebens wiedergegeben. Momentan erlebe ich mich so, dass ich nicht verdränge. Auch gibt es keine überherrschenden Stimmen und auch keine Abspaltungen. Hier und heute geht es mir mit der momentanen Situation gut. Keine Schuld, kein schlechtes Gewissen.

Zu Deinem letzten Zitat: ja, von Seiten meiner Eltern war es eine kalte Kindheit. Meine Großeltern haben dort vieles kompensieren können. Mir ist in meinen 40-igern erst klar geworden, dass mein Opa mit meiner Erziehung sein Elterntrauma (Vater 1. Weltkrieg, Mutter Näherin, ihm zugewandt, aber dem damaligen Erziehungsstil unterlegen - Kinder sind kleine Erwachsene) überwunden hat. Ich habe meine Kindheit durch und wegen meiner Großeltern in guter Erinnerung. Oppa war für die geistige Erziehung zuständig und Omili für die hauswirtschaftliche. Das meine ich überhaupt nicht abwertend, sondern auch heute noch voller Ehrfurcht.

Darum haben sich meine Eltern nie gekümmert aus oben genannten Gründen.

21.10.2023 20:15 • x 5 #10


tina1955
@awake, Du hast doch selbst erlebt, wie Du zum Spielball zwischen den Konflikt Deiner Eltern gemacht wurdest.
Die Folge war ja schon ein Nervenzusammenbruch Deinerseits.

Lass es nicht zu, dass Du zum Spielball Deiner Eltern gemacht wirst.

21.10.2023 20:17 • x 1 #11


B
@awake

Danke für deine Schilderungen.
Eine starke Frau lese ich in deiner Antwort raus und bin mir ganz sicher,dass du gut für dich sorgst.


Ganz viel Kraft wünsche ich dir bei deinem Weg eine gute Lösung für dich zu finden und vorallem für Dich als Priorität.

[Mich berührt deine Antwort]
Danke für die Zeit das zu erklären.

21.10.2023 20:28 • x 2 #12


Milly85
Zitat von awake:
Eine gute Bekannte meinte, dass meine Eltern in mir wohl eher ein nützliches Ding sehen, dass jetzt seine Bestimmung aus ihrer Sicht, also ihre Pflege zu erfüllen hat.

Du tust mir soooo leid….. ich teile dein Leid auf eine gewisse Art und Weise.

mein Vater hat sich mein ganzes Leben lang nie um mich geschert. Nicht mal zum Geburtstag gratuliert, wenn, dann echt nur ganz selten, könnte ich an einer Hand abzählen. Bin seit ich 2 war zwar ein Scheidungskind, aber trotzdem hat es ihn einfach nie interessiert. JETZT mit 77/78 fängt er an Kontakt zu suchen und ich vermute aus demselben Grund wie deiner.
er habe auch meine Mutter schon mal gefragt, was ich denn so verdiene. Also da kann man ja erahnen, in welche Richtung es geht.

deine Eltern klingen dermaßen toxisch…. Und die größte Enttäuschung ist deine rückgratlose Mutter! Tut mir leid… aber das geht gar nicht. Wie sie dir in den Rücken fällt obwohl DU IHR in so einer schweren Zeit geholfen hast, nur weil du trotz allem endlich nur mal geliebt werden wolltest von ihr…

hast du dich mal mit narzisstischen Elternteilen auseinandergesetzt? Daher kommt auch dein extremes Pflichtbewusstsein, dein dich unterordnen , NICHT AUF SEINE Bedürfnisse zu achten! UND AUCH DEINE (oft unerklärliche) WUT kommt DAHER!

das ist IHRE Schuld! Das haben SIE verbockt und du bist ihnen einen feuchten Furz schuldig!



Hier ein guter YouTube Coach was dieses Thema betrifft. Finde ihre Videos sehr gut.

21.10.2023 20:31 • x 3 #13


awake
Zitat von Hoffrau:
Ich freue mich, dass du einen Bruder hast, den Du liebst. Deine Eltern sind ehrlich gesagt furchtbar. Ich kann verstehen dass du keinen Kontakt mehr möchtest.

Ich danke auch Dir! Jetzt, wo ich Eure Beiträge geschrieben vor mir sehe, wird mir auch die Dimension klar.

Mein Bruder und ich lernten uns kennen beim 50. Geburtstag einer unserer gemeinsamen Onkel. Da war abseits der Feier eine kleine Familie, meine älteste Nichte im Kinderwagen, zu der meine Tante immer wieder ging. Da meine Tante und ich uns immer gut verstanden, habe ich sie dann irgendwann gefragt, wer das ist. Ihre Antwort war, Dein Bruder. Der Große ist offensichtlich während schon bestehender Beziehung meiner Eltern entstanden. Mein Vater hat die Vaterschaft trotz gerichtlichem angeordnetem und vollzogenem genetischen Test bestritten. Unterhalt hatte er nicht gezahlt, es kam zu einer Lohnpfändung. Da er die Vaterschaft weiter bestritt, musste er dann in Haft. Das war übrigens auch zu DDR-Zeiten schon so. Irgendwann kam die ganze Sache raus, ich habe das erst viel später durch seine Mutter erfahren.

Wir sind seit unserer Begegnung damals eins, die Teile, die füreinander immer gefehlt haben. Er ist in einer Familie aufgewachsen, wo er durch seinen Ziehvater immer Halt hatte, wie ich durch meine Großeltern.

Er hat versucht, mit unserem Vater in Kontakt zu treten durch die damals mittelweile Enkelkinder. Auf Geheiß meines Vaters hat ihn meine Mutter sprichwörtlich vom Hof gejagt. Das hatte mich meine Mutter in der Zeit, in der wir uns näher standen einmal gesagt.

Zu Deinem zweiten Punkt, ich empfand meine Eltern als Kind und auch in meiner Jugendzeit nicht als furchtbar. Heute sehe ich das auch so. Sie wollten mit Sicherheit damals ihre Rolle als Eltern erfüllen. Sie konnten es aber nicht.

Ich danke Dir für Deine Gedanken!

21.10.2023 20:33 • x 2 #14


H
Habe mich gerade nochmals etwas zu dem Thema belesen.
Auszug/Zitat:
„Und etwas kann ich dir auch noch verraten: Seitdem ich mich im Kontakt mit meinen „@rschengeln“ frage, was ich durch sie noch lernen könnte, treten sie auf irgendeine wundersame Weise viel seltener in mein Leben …“
Gelesen bei:
https://frauenakademie-luzern.ch/2021/a...der-punkt/

21.10.2023 20:34 • x 2 #15


A


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