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Kontaktabbruch zu den Eltern

ElGatoRojo
@Charla - So wie sie formulierte erschließt sich mir der Sinn der Aussage nicht. 30 ist ja nun nicht ein hohers Alter

29.11.2023 14:32 • x 2 #391


Charla
@ElGatoRojo
stimmt einerseits, und dennoch können sich 30 einsam gefühlte Jahre scheusslich anfühlen.

29.11.2023 14:34 • x 1 #392


A


Kontaktabbruch zu den Eltern

x 3


S
Zitat von Susanna:
Als Deine Mutter ENDE SIEBZIG war, hast Du den Kontakt abgebrochen, weil Du ihr 30 Jahre lang erklärt hast, dass sie Schuld hat, und sie wollte das nicht einsehen?


Mein Bruder hat den Kontakt zu unseren Eltern ebenfalls abgebrochen als sie weit in den 70ern waren.

Unsere Eltern waren geprägt durch schwarze Pädagogik und Kriegstraumata. Sie haben da einiges weiter gegeben. War definitiv einiges sehr unschön, vorsichtig ausgedrückt. Und später richtig drüber austauschen ging nicht.

Das Timing meines Bruders ist mir allerdings übel aufgestoßen. Kontakt -Abbruch kam exakt als meine Eltern hilfsbedürftig wurden und auch kein Geld mehr übrig war, was sie dem ständig klammen Sohn zustecken konnten.

Für mich sehr schwer, ihre tiefe Trauer über die Trennung zu erleben . Ihre unzähligen Fragen, ob ich was gehört habe. Ob ich weiß, wie es ihm geht. Ob Vater vielleicht die falsche Telefon Nummer hat, weil der Sohn nie abhebt.

Inzwischen ist mein Vater verstorben und von mir aus soll mein Bruder bleiben, wo der Pfeffer wächst.

29.11.2023 18:54 • x 2 #393


G
@Silence_ wieso soll dein Bruder bleiben, wo der Pfeffer wächst?

Er hat gut für sich und seine mentale Gesundheit gesorgt, das ist lobenswert!

29.11.2023 23:13 • x 1 #394


S
Zitat von Goodspirit:
@Silence_ wieso soll dein Bruder bleiben, wo der Pfeffer wächst? Er hat gut für sich und seine mentale Gesundheit gesorgt, das ist lobenswert! ...

Jo. Da es im Leben vor allem darum geht, dass man für sich selbst gut sorgt, ist es IMMER lobenswert, die Alten abzuschieben. Gibt schließlich Pflegeheime , wo Aktionäre mit deren Not-Versorgung gut Geld verdienen. Also wozu sich mit Alter, Krankheit und Gebrechen belasten ? Das schadet der Wellness

Sorry für den Sarkasmus.
Ich bin aus der Zeit gefallen.

Mein Bruder hat über Jahrzehnte bei meinen Eltern abkassiert. Und die waren nie reich.

Mutter ist putzen gegangen. Es war nicht ihr Plan, das für seine Spielschulden zu tun . oder seine Mietkaution oder was immer grade dran war.

Und Vater ist immer wieder mit seinem Heimwerker-Kram ausgerückt, um auszuhelfen, wo die zwei linken Hände seines Sohnes versagten.

Das war ihre Art, Liebe zu zeigen. Die einzige, die sie hatten. Mein Bruder konnte es nicht sehen. Oder wollte es nicht. Keine Ahnung. Mir hat er gesagt, sie hätten ihn nie geliebt. Und ich bin sicher, die modernen Seelenklemptner nicken. Wenn er es nicht als Liebe wahrgenommen hat, dann war es wohl keine.

Ist aber auch egal. Die Frage war ja, warum mein Bruder für mich bleiben darf, wo der Pfeffer wächst.

Und da frage ich Dich mal stellvertretend zurück - was soll ich mit einem Bruder, der mich alleine lässt mit der Sorge um die Alten ? Ich fühle mich von ihm im Stich gelassen.

Für das Loben seiner Haltung darf er sich gerne andere suchen. Die belästigen ihn dann auch nicht mit blöden Reality-Checks.

30.11.2023 02:00 • x 1 #395


Löwin45
Zitat von Silence_:
Für mich sehr schwer, ihre tiefe Trauer über die Trennung zu erleben . Ihre unzähligen Fragen, ob ich was gehört habe. Ob ich weiß, wie es ihm geht. Ob Vater vielleicht die falsche Telefon Nummer hat, weil der Sohn nie abhebt.

@Silence_
Kann ich verstehen.
Auch wenn es möglicherweise für deinen Bruder einfacher war, bedeutet es nicht, dass dies ebenfalls auf deine Eltern zutrifft oder auch auf dich.
Denn du lebst weiterhin mit dem Leid deiner Eltern.
„Selbst verschuldet“, als Begründung, hilft dir nicht.
Zudem scheinst du es auch anders zu bewerten, als dein Bruder, dem Verständnis für die Entscheidungen seiner Eltern komplett fehlt.
Deine Eltern entstammen aus einer ganz anderen Zeit.

Jede Generation wurde durch die zu diesem Zeitpunkt vorherrschenden Werte geprägt.
Manch eine/r ließ sich einlullen und manche (eher wenige) waren trotzdem in der Lage, ihre eigene Vorstellung voran zu stellen und eigene Prioritäten zu setzen.
Uns sollte allerdings klar sein, dass diese Generation leider nicht zu solche mutigen Schritten erzogen bzw. dazu ermutigt wurde.

Besaßen die eigenen Eltern (wie so viele) eben nicht diese starke Persönlichkeit, mag es bedauerlich und schlimm sein, wenn dann deren Verhalten vor sich selbst weder kritisch hinterfragt noch entsprechend korrigiert wurde.
Denn, da es der allgemeinen Vorstellung von Kindererziehung und dem Stellenwert des Kindes in der Gesellschaft entsprach, ließ es sich zu gut damit erklären.
Naja, zum Teil wurde auch gar nicht darüber nachgedacht.
Aber, auch wenn vieles heute anders ist, die Vergangenheit lässt sich leider nicht mehr ändern.

Ich habe Eltern, die damals ebenfalls Fehler (allerdings nicht gravierende) machten, diese mittlerweile tief bedauern und sich seit etlichen Jahren sehr bemühen, es jetzt besser zu machen. Das versöhnt.
Okay, ich habe somit „leicht Reden“ - akzeptiere ich.
Dennoch, auch mir gefielen damals viele Dinge nicht. Die Rollenvorbilder waren eher schaurig und die Erziehung sehr streng.
Ich fand wirklich damals vieles doof.
Viel später führte dies zu etlichen schmerzhaften Gesprächen. Dabei erkannte ich, dass diese Gewissheit der damals gemachten Fehler für meine Eltern zum Teil unerträglich war.
Ihre Bitte um Verzeihung beschämte mich dann, da es viel mehr gute Dinge in meiner Kindheit gab, für die ich bis heute sehr dankbar bin.
Ich lernte aber auch durch diese Auseinandersetzung mit meinen Eltern, dass es viele Menschen schwierig finden, aus der Erwartungshaltung der vorherrschenden Meinung heraus zu treten bzw. diese überhaupt in Frage zu stellen.
Denn auch meine Eltern waren Kinder ihrer Zeit und erkannten einiges erst sehr viel später.

Möglicherweise hatte mich dies alles für meinen Weg mehr gestärkt, als mir bewusst ist, und vielleicht half es mir als Elternteil, es „besser“ zu machen, obwohl auch ich sicherlich Fehler mache - nur eben andere.
Vermutlich werde auch ich mich irgendwann erklären müssen und hoffe dann ebenfalls auf Verständnis.
Jetzt gerade bemühen wir, unterschiedlichen Generationen, uns um gegenseitiges Zuhören und Verständnis. Ja klar, es verschieben sich auch Verantwortlichkeiten. Die Anteile von Geben und Nehmen passen sich an.

Aber, mir ist sehr bewusst, dass es sich in den Schilderungen hier in diesem Strang, teilweise um ganz andere - wirklich drastische Sachverhalte handelt.

Denn es gibt es keine Berechtigung für das damals verbreitete tolerierte, übergriffige und teilweise respektlose Verhalten von einigen Eltern gegenüber ihren Kindern.
Eine Erklärung entschuldigt es nicht.

Warum schreibe ich trotzdem?
Denn vielleicht sind einige dieser schlimmen Kindheitsbeschreibungen einfach nicht oder nur bedingt vorstellbar für Menschen wie mich, die es nicht erlebt haben.

Trotzdem ist auch mir bewusst:
Jeder Mensch erntet irgendwann das, was er mal gesät hat.
Das bedeutet somit:
Gewalttätige Eltern verlieren ihren Anspruch auf umsorgende Kinder - zweifellos!

Aber Zwist, Groll mit anschließendem Kontaktabbruch sollte dennoch immer der letzte Weg sein und entsprechend erklärt und angekündigt werden.
Ansonsten leiden nämlich beide Seiten.

Trotzdem ist es wichtig und richtig, die zum Teil manipulierenden und übergriffigen Versuche von Mitmenschen zu erkennen und zu unterbinden - selbst wenn es die eigenen Eltern sind.
Dann heißt es, sich zu schützen.

30.11.2023 05:03 • x 6 #396


N
Ich finde diese Wertung gegenüber Menschen schlimm die für sich selbst einstehen. @silence, bist du vielleicht neidisch dass er es geschafft hat sich zu lösen und du nicht? Du hättest dir das alles auch nicht antun müssen mit ihnen. Vielleicht hat ihn eure Kindheit mental schlimmer getroffen als dich, ihn so zu bewerten finde ich nicht fair.

30.11.2023 06:36 • x 2 #397


Libellenfrau
@Nostraventjo, der Bruder hatte aber doch in diesem Fall nicht für sich selber eingestanden:
Zitat von Silence_:
Mutter ist putzen gegangen. Es war nicht ihr Plan, das für seine Spielschulden zu tun . oder seine Mietkaution oder was immer grade dran war

Zitat von Silence_:
Kontakt -Abbruch kam exakt als meine Eltern hilfsbedürftig wurden und auch kein Geld mehr übrig war

30.11.2023 07:01 • x 2 #398


N
Zitat von Libellenfrau:
@Nostraventjo, der Bruder hatte aber doch in diesem Fall nicht für sich selber eingestanden:

Auch die Spielsucht kann eine Kompensation der Kindheit sein. Das ist eine Krankheit die man sich nicht aussucht. Wie wurde ihm denn seitens der Familie geholfen?

30.11.2023 08:02 • #399


H
Jo, es gefällt vielen das Generationenpferd tot zu reiten.
Weil wir alle gerne diskriminieren glauben wir an Generartionen, es macht die Welt einfacher, Menschen in Gruppen einzuteilen, dann kann die eine Gruppe sich über die andere stellen.
Wir alle denken anders als früher, z.b. wenn gleichgeschlechtlich in den 80zigern hätten heiraten dürfen, wäre die vorherrschende Meinung der Gesellschaft eine andere gewesen.
Heute gibt ein 25 jähriger, wie auch ein 60 jähriger grünes Licht, demnach gibt es diese Generationenfrage nicht.
Zu glauben, Eltern haben etwas damit zu tun, wenn ich als 30 Jährige mein Leben nicht auf die Kette bekomme ist mehr als fraglich.
Es ist natürlich leicht einen Sündenbock benennen zu können, wenn man zum 12. mal den Arbeitsplatz wechselt, weil man weder Verantwortung, positive Arbeitseinstellung noch Engagement kennt, dass natürlich die Eltern versäumt haben in die Wiege zu legen.
Einstellungen ändern wir alle gemeinsam und alle lernen miteinander und verändern sich.
Wer jetzt glaubt, jo, meine Kindheit war schlecht, ich kann mich hier distanzieren, weil ich z.b, morgens ausschlafen möchte, sorry, für dessen Probleme sind keine Anderen ( Eltern, Pädagogen, Geschwister) verantwortlich, sondern seine persönliche Einstellung, er glaubt für alles Andere in Verantwortung bringen zu können, nur sich selbst? Tja, dazu gibt es keine Veranlassung.

30.11.2023 08:57 • x 1 #400


Libellenfrau
@Nostraventjo Klar, niemand sucht es sich aus, Suchttendenzen zu haben. Aber sich unterstützen lassen, bis nichts mehr da ist, ist doch das Gegenteil von sich lösen und für sich selbst einstehen. Auf Unterstützung verzichten, und gegen die Sucht vorgehen wäre doch dann der Weg. Und damit eine Unterbrechung der Argumentenkette, die bis in die Steinzeit zurück geführt werden kann: Die weitervererbten Erziehungsdefizite.

30.11.2023 09:46 • #401


N
Zitat von Libellenfrau:
@Nostraventjo Klar, niemand sucht es sich aus, Suchttendenzen zu haben. Aber sich unterstützen lassen, bis nichts mehr da ist, ist doch das ...

Es ist keine Unterstützung die Sucht weiter zu finanzieren. Da hätte man sich abgrenzen müssen. Ein Suchtkranker nimmt natürlich was er bekommen kann, co Abhängigkeiten inform von Unterstützung ist der falsche Weg gewesen.

Das dem jenigen am Ende vorzuwerfen weil man selbst keine Grenzen setzen konnte und eine Krankheit sogar noch unterstützt hat finde ich nicht richtig.

30.11.2023 09:55 • #402


Libellenfrau
@Nostraventjo
Zitat von Nostraventjo:
bist du vielleicht neidisch dass er es geschafft hat sich zu lösen und du nicht?

Er hat es dann aber nicht geschafft sich zu lösen, weder von seinen Eltern, noch von seiner Sucht. Das wollte ich damit sagen.

30.11.2023 10:02 • #403


N
Zitat von Libellenfrau:
@Nostraventjo Er hat es dann aber nicht geschafft sich zu lösen, weder von seinen Eltern, noch von seiner Sucht. Das wollte ich damit sagen.

Wie denn auch, wenn die Eltern die Sucht unterstützt haben.

30.11.2023 10:03 • #404


H
Zitat von Nostraventjo:
Es ist keine Unterstützung die Sucht weiter zu finanzieren. Da hätte man sich abgrenzen müssen. Ein Suchtkranker nimmt natürlich was er bekommen kann, co Abhängigkeiten inform von Unterstützung ist der falsche Weg gewesen. Das dem jenigen am Ende vorzuwerfen weil man selbst keine Grenzen setzen konnte und eine ...

Wenn nun die Eltern den Sohn vor die Tür gesetzt hätten, mit der Ansage, schau wie du weiterkommst, hätte jemand wie du direkt von unschönem Elternhaus, Hilfe versagenden Eltern usw, usw, gesprochen, weil wenn es um Schuld geht, gerechtfertigt oder nicht, sind es fast immer die Anderen die es trifft.
Menschen, die ihr eigenes Versagen anderen auf die Fassade schreiben, sind für mich die wirklichen Versager.
Jammern und Klagen geht wunderbar, Veränderung, die man vornehmen könnte und müsste, jo, ach Gottchen, da muss ich zuerst einmal meinen Therapeuten befragen, ob es sinnvoll ist, mich jetzt mal von der Matratze zu heben.
Sorry, man kann und darf nicht sich selbst aus der Schusslinie nehmen, sondern muss Verantwortung für sein TUN übernehmen.

30.11.2023 10:10 • x 1 #405


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