Hallo,
ich bin neu hier und wurde vor 5 Wochen von meinem Partner nach 2,5 Jahren Beziehung verlassen.
Unsere Beziehung war nie einfach, wir hatten von Anfang an mit zahlreichen Problemen und Belastungen zu kämpfen (wir pendeln beide, haben beide ein Kind - allerdings in unterschiedlichem Alter, sein Sohn ist behindert, ich habe eine psychische Erkrankung), so dass der Alltag mehr als schwierig war. Das hat dann auch regelmäßig zu heftigem Streit und Auseinandersetzungen geführt (leider sind wir beide vom aufbrausenden Typ). Wir haben uns immer bemüht, Probleme zu analysieren und eine Lösung zu finden, wobei ich davon zunehmend genervt war, denn wir haben zwar viel diskutiert, aber geändert hat sich im Wesentlichen dann doch nichts. Jedenfalls hatte auch ich zwischenzeitlich keine Lust mehr auf diese Beziehung und war teilweise froh, wenn er wieder abgefahren ist (wir wohnten nicht zusammen).
Auf der anderen Seite war von Anfang an eine besondere Verbindung zwischen uns, als gleichzeitig besten Freund habe ich ihn unendlich geschätzt. Er hat gesagt, er hat erst durch mich eine Tiefe erfahren, die er vorher noch nicht kannte. Und dass ich - wenn ich diese Erkrankung nicht hätte - eine wahnsinnig tolle Frau wäre (ein zweifelhaftes Kompliment...). Und so war es uns beiden wichtig, auch nach der Trennung miteinander in Kontakt zu bleiben.
Aber das gestaltet sich schwieriger, als ich es mir vorgestellt habe. Auf einmal waren wir befangen im Umgang miteinander, die Verletzungen waren auf beiden Seiten zu spüren. Und nun habe ich vorgestern erfahren, dass er sich sogleich in eine neue Beziehung gestürzt hat, kaum dass wir getrennt waren. Das hätte ich nicht gedacht, ich bin wahnsinnig verletzt und enttäuscht. Fühle mich einfach ausgetauscht. Er stellt es zwar so dar, dass er sich das nicht ausgesucht habe (sie hat ihn angesprochen und den Kontakt zu ihm gesucht), aber immerhin ist er darauf eingegangen. Und führt seitdem eine Beziehung mit dieser Frau. Er denkt zwar selbst, dass das wahrscheinlich zu früh ist und sagt auch, dass er immer noch Gefühle für mich hat, unter der Trennung leidet, mich vermisst - aber es hätte mit uns beiden ja einfach nicht geklappt und so würde es einfach keinen Sinn mehr machen. Mit der neuen Frau sei es quasi umgekehrt wie bei uns: er hätte keine besondere Sehnsucht danach, sie zu sehen, auf der geistig-emotionalen Ebene würde er etwas vermissen, aber wenn sie zusammen seien, ginge es im Gegensatz zu uns sehr harmonisch zu.
Ich merke, dass ich insgeheim - mehr als ich mir eingestanden habe - wohl doch gehofft habe, dass er zu mir zurückkommt. Ich habe auch vorgeschlagen, eine Paartherapie zu machen, das möchte er aber nicht, er verspricht sich nicht viel davon und er habe sich bereits sehr bemüht, unsere Probleme in den Griff zu bekommen. Er möchte es lieber mit dieser neuen Frau versuchen, obwohl er selbst spürt, dass ihm da etwas fehlt und das wahrscheinlich auch nicht gut gehen wird.
Ich bin so wahnsinnig enttäuscht (und eifersüchtig!) und merke, dass ich ihm nicht ganz glauben kann, was er mir sagt. Wenn er wirklich für mich noch so empfindet und für sie nicht, warum wirft er das dann einfach weg?
Ich kann es jedenfalls nicht ertragen, dabei zu sein, wenn er sich von mir entfernt. Allein die Vorstellung, wie er SIE jetzt in den Armen hält, SIE küsst usw. macht mich krank. Und so habe ich ihm gesagt, dass ich erst mal eine Kontaktpause möchte, obwohl wir uns eigentlich versprochen hatten, auch weiterhin füreinander da zu sein. Er wirkte darüber traurig, enttäuscht - und möchte doch weiterhin mit der anderen Frau zusammen sein.
Ich weiß gar nicht, wie ich das aushalten, durchhalten soll, nicht mehr mit ihm zu telefonieren - ich habe aufgrund meiner Erkrankung nicht mehr viele soziale Kontakte, fühle mich einsam. Und es gelingt mir nur sehr schwer, neue Kontakte aufzubauen, mir fehlt dafür einfach die Kraft. Mit Arbeit und Kind bin ich bereits vollkommen ausgepowert, ich habe nicht die Energie, abends dann noch irgendwelche Kurse zu besuchen.
Ich weiß auch gar nicht, ob das richtig ist, den Kontakt abzubrechen, denn dann entfernt er sich emotional ja erst recht weiter von mir. Und das will ich doch eigentlich gar nicht? Vielleicht gelingt es ihm dann doch, auch emotional einen Zugang zu der neuen Frau zu finden. Denn ehrlich gesagt schätze ich die Wahrscheinlichkeit, dass er mich bei einer völligen Funkstille so sehr vermisst, dass er zu mir zurückkommt, eher gering ein. Viel wahrscheinlicher ist doch, dass er zu der neuen Frau eine engere Bildung aufbaut. Und dass ich ihm immer weniger bedeute, er mich immer weniger vermisst. Und genau das will ich auf gar keinen Fall!
Ich weiß, das ist gemein und egoistisch von mir, dass ich nicht möchte, dass die neue Beziehung gut geht. Wenn ich ihn wirklich lieben würde, würde ich ihm doch nur das Beste wünschen? Aber ich habe einfach solche Angst, ihn für immer zu verlieren, ihn ganz zu verlieren, auch als besten Freund. Mir wäre es am liebsten, wenn wir beide allein blieben, aber einander weiterhin eng verbunden wären und uns gegenseitig unterstützen würden. Seit wir nicht mehr zusammen sind, führen wir wieder so tolle Gespräche und haben füreinander so viel Verständnis und Wertschätzung. Das möchte ich nicht verlieren!
Ich fühle mich einsam, habe solche Angst, dass ich manchmal meine, den Verstand zu verlieren. Habe Angst, nie wieder jemanden kennen zu lernen, den ich so toll finde. Habe Angst, überhaupt nie wieder jemanden kennenzulernen, für immer alleine zu bleiben (und das ist aufgrund meiner Angststörung eine wirklich schwere Übung für mich). Bin auch deprimiert, dass schon wieder eine Beziehung gescheitert ist, frage mich, ob es für mich überhaupt möglich ist, eine glückliche Beziehung zu führen, mit all meinen Problemen? Welcher Mann möchte schon eine kranke Frau?
Entschuldigt bitte, dass es so lang geworden ist (und danke an diejenigen, die trotzdem bis hierhin gelesen haben). Also was würdet ihr mir raten? Kontakt komplett abbrechen oder nicht?
LG
NMT
10.12.2011 12:09 •
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