Hallo PengShot,
danke der Nachfrage!
Ich finde es manchmal fast schon erschreckend, wie das Schicksal mir meine Themen präsentiert:
Gestern hatte ich ein kurzes Treffen mit meiner Ex. Vorher hab ich auf meinem Telefon einen verpassten Anruf meiner Eltern (mit denen ich seit einiger Zeit auch unverarbeitete Themen habe. Themen, die in vielerlei Weise mit der Trennung von meiner Ex in Verbindun zu bringen sind) und jetzt werde ich wieder auf dieses Forum, welches mir durch die dunkelste Zeit meines bisherigen Lebens geholfen hat, aufmerksam.
Also wir sind seit eineinhalb Jahren getrennt.Vor zwei Monaten haben wir (gemeinsam) die Scheidung eingereicht. Wir haben eigentlich keinen Kontakt mehr. Haben uns in den letzten Monaten nur zum gemeinsamen Termin beim Scheidungsanwalt, dann ein Mal auf einem Geburtstag eines gemeinsamen Freundes und gestern gesehen. Wir haben nach der Trennung unsere Erinnerungsstücke (Fotoalben, Dekokram, alte Briefe, etc.) in Kisten und dann bei mir auf den Dachboden gepackt.
Da ich vorhabe demnächst umzuziehen, habe ich sie gebeten, vorbeizukommen, damit sie schauen kann, ob sie irgendwelche Dinge behalten möchte. Hat insgesamt etwas über eine Stunde gedauert, dann war sie wieder weg.
Die Trennung beschäftigt mich immer noch - jeden Tag - alles andere wäre gelogen.
Tatsächlich habe ich auch immer noch ein Gefühl des Vermissens in mir. Ich kann aber beim besten Willen nicht sagen, was ich vermisse. Gerade nach dem Besuch gestern habe ich erneut festgestellt, wie weit wir uns mittlerweile voneinander entfernt haben. Die Art, wie ist ist und wie sie aussieht, ist nicht das, was ich vermisse. Ich denke, ich habe in mir das unterbewusste Verlangen, einfach wieder alles rückgängig zu machen und in das bewährte, sichere, rosarote, kuschelige Nest, das wir uns gebaut haben, zurückzukehren.
In der Arbeit mit meinem Therapeuten haben wir viele Themen, die noch weit vor der Beziehung mit meiner Ex ihren Anfang genommen haben, gefunden. Themen, die mit meiner Kindheit und mit meinen Eltern zu tun haben. Ich hab als Kind wenig bis kaum Wertschätzung erfahren, war oft (emotional) alleine und es gab oft Streit zwischen meinen Eltern. Immer wenn es heftigen Streit zwischen denen gab, lag danach für ca. 24 Stunden ein düsterer, schweigsamer, angsteinflößender Schleier über unserem Haus. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich dann immer gehofft habe, dass die beiden sich bald wieder lieb haben. Daraus habe ich wohl auch eine Angst vor Konflikten entwickelt und auch eine Routine kennengelernt. Die Routine, dass jedem noch so heftigen Streit eine Versöhnung folgt.
Vermutlich habe ich unterbewusst diese Routine auch auf die Trennung von meiner Ex angewandt und fühl(t)e erneut diesen dunklen Schleier und habe auch gehofft, dass wir uns bald wieder lieb haben...
Ich will nicht, dass wir wieder zusammen sind. Das kann ich mittlerweile ganz ehrlich behaupten.
Ich bedauere es immer noch sehr, dass und wie wir uns trennten.
Ich bin auf meinem Weg schon ein ganzes Stück weiter und ich weiß, dass es nur noch besser werden kann.
Ich habe vor knapp drei Monaten eine Frau kennengelernt, mit der ich mich fantastisch verstehe. Wir kommen beide aus einer langjährigen Beziehung und haben beide eine schlimme Trennung hinter uns. Wir verstehen einander und lassen uns viel Freiraum. Die Zeit, die wir gemeinsam verbringen, genieße ich sehr, aber ich genieße mittlerweile auch sehr die Zeit, die ich dann wieder für mich habe.
Ich kann hier wirklich jedem nur raten, einer Trennung nach einer langjährigen Beziehung zuzustimmen und sich mehr oder weniger blind darauf einzulassen. Wenn der Partner dir nach über zehn Jahren Beziehung sagt, dass er dich nicht mehr liebt und die Trennung möchte, dann hat das Hand und Fuß. Wenn man zuvor eine harmonische Beziehung hatte und dann der Enschluss zu Trennung gefällt wird, dann wurde das mehr als ausreichend durchdacht.
Manchmal hilft es mir, wenn ich mir vorstelle, mich aus einer Vogelperspektive zu betrachten. Und dann geht der Zoom ganz weit raus, sodass ich sehe, dass ich nur einen winzig kleinen Fleck dieser gigantische Erde ausfülle und dass die Probleme, die gerade meinen Kopf beschäftigen, den Blick auf die potenziellen Möglichkeiten völlig blockiert.
Das Leben bietet so viel mehr als nur den Fokus auf den Partner zu legen. Ich habe mir mit meiner Eifersucht das Leben schwer gemacht, aber konnte dadurch soooo viel über mich selbst lernen.
Ich möchte nie wieder, dass ein Mensch das Gefühl bekommt, für mein Wohlbefinden verantwortlich zu sein.
So etwas ist egoistisch und macht in keinster Weise glücklich.
30.11.2019 11:22 •
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