Der Titel ist an sich falsch, aber die Situation, in der ich mich befinde zu beschreiben ist unheimlich schwer. Ich bin vor einiger Zeit zum Studium umgezogen, relativ weit weg. Ich bin im Wohnheim in einer zufällig zusammen gewürfelten WG gelandet. Einer meiner Mitbewohner begann auch noch zufällig das gleiche Studium wie ich. Wir wurden schnell sehr enge Freunde, verbrachten praktisch den ganzen Tag miteinander, redeten stundenlang und gewöhnten uns aneinander. Im zweiten Semester schwankte unsere Freundschaft zwischen manchmal sehr heftigen Streitereien und dann wieder extrem albernen aber auch engen Phasen. Meinerseits waren da denke ich schon Gefühle vorhanden, aber ich hätte sie mir niemals eingestanden. Im dritten Semester begannen wir mit einer Art Freundschaft-Plus, was sich immer mehr intensivierte.
Irgendwann sprach er von Gefühlen, wollte aber keine richtige Beziehung. Dann zogen wir aus der WG aus, in unterschiedliche Wohnungen. Wir hatten zwar noch ein paar Mal etwas miteinander, sahen uns aber plötzlich viel seltener. Er meinte, unsere Freundschaft würde sich jetzt eben auseinander leben und eigentlich stehe er ja sowieso auf eine gemeinsame Freundin von uns. Daraufhin stritten wir heftig, ich fühlte mich, als hätte er mir vorher etwas vorgemacht und die Situation ausgenutzt, mich im erstbesten Moment aber fallen lassen. Wir redeten wochenlang nicht miteinander. Schließlich dann doch wieder, total betrunken auf einer Party und natürlich lief auch wieder mehr als nur reden. Danach sagte ich, dass ich das nicht wolle, suchte Abstand soweit es eben ging. Aus irgendeinem Grund, näherten wir uns in den Ferien wieder an, schrieben viel trafen uns, es lief nicht mehr als Händchen-halten, aber irgendwie sahen uns auch im Freundeskreis schon wieder viele zusammen. Er schrieb, das Mädchen, für das er sich Anfang des Semesters so interessierte sei für ihn nun endgültig vom Tisch. Eine Woche später fuhr ich weg und die beiden hatten etwas miteinander. Das habe ich gestern erfahren. Ich hab ihm geschrieben, dass ich noch etwas für ihn empfinde, verletzt bin aber nicht will, dass unsere Freundschaft darunter leidet.
Tatsächlich bin ich natürlich extrem traurig und enttäuscht, weil ich dachte, es würde sich wieder etwas zwischen uns entwickeln. Ich muss jetzt aber irgendwie von dieser Sache loskommen, weil ich merke, dass es mir das Leben langsam zur Hölle macht, wenn es ständig so auf und ab geht. Ich hab aber leider überhaupt keine Ahnung, wie ich das anstellen soll.
Wir haben denselben Freundeskreis, studieren einen Studiengang mit ca. 30 Leuten und viel Anwesenheitspflicht zusammen, sehen uns also ständig. Wie schaffe ich es, mich so zu distanzieren, dass ich wirklich nichts mehr mit ihm anfange und mich nicht jeden Tag darüber ärgere, dass er jetzt wirklich alle Frauen im Freundeskreis aufgerissen hat ohne jemals Rücksicht auf irgendwelche Gefühle zu nehmen?
08.09.2016 15:37 •
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