Komplimente von Männern - eure Erfahrungen

Zitat von BernhardQXY:

Damit Werte ich doch die Ingenieurin nicht fachlich ab.

Ich glaube Dir gern, daß das nicht Deine Absicht ist dabei. Allerdings kannst Du nichts daran ändern, wenn die Empfängerin Deines Kompliments es anders wertet als es gemeint war.

Das kann Ursachen haben, die in ihrer Kindheit liegen (etwa wenn sie nur dann wahrgenommen wurde und Aufmerksamkeit erhielt, wenn sie sich nützlich machte). Kann aber auch damit zu tun haben, daß sie in jungen Jahren erleben mußte, daß Kollegen sie tatsächlich auf ihr Äußeres bzw. das Frausein reduziert haben. Denn noch in den 1990ern war das gang und gäbe - auch und gerade in Deutschland.

Wer sowas mal erlebt hat, vergißt das nie.

Zitat von BernhardQXY:

Auch finde ich nicht dass Frauen die ein Kompliment annehmen das sich auf eine Äußerlichkeit bezieht, sich über Äußerlichkeiten grundsätzlich definieren oder gar kein Selbstbewusstsein haben.

Das habei ich so extrem nicht behauptet.

Zitat von BernhardQXY:

Was ist den das für eine Welt in der man das Geschlecht des gegenüber nicht bemerken darf und kein Kompliment loswerden darf?

Grundsätzlich darfst Du das doch. Seit wann gibt es denn ein Gesetz dagegen?

Sollte Dir die Empfängerin des Kompliments aber erkennbar zu verstehen geben, daß sie sich davon abgetörnt fühlt, so wäre es IMO nur angemessen, das zu akzeptieren und es speziell ihr gegenüber dann auch hinfort zu unterlassen. Denn ab diesem Moment ist Dir ja bewußt, daß Du ihre Gefühle damit verletzt - aus welchem tieferen Grund auch immer. Insofern wäre jede Wiederholung eine Grenzüberschreitung und somit dann auch tatsächlich eine Respektlosigkeit, da Du ihr dann gezielt etwas aufnötigst.

Dennoch kann es durchaus sein, daß Du mit genau denselben Worten bei einer anderen Empfängerin ein fröhliches Lächeln erntest. Also ist es doch nur sinnstiftend, hier zu differenzieren und sie Dir für diese aufzuheben. Dann erlebst Du auch umgekehrt eine angemessene Wertschätzung, was einem Shitstorm doch wohl eindeutig vorzuziehen ist.


Preisfrage:
Wo steht eigentlich geschrieben, daß alle Menschen auf dieselbe Weise bei sowas mitspielen müssen - selbst wenn sie sich unwohl dabei fühlen?

Anders gefragt:

Wo steht eigentlich geschrieben, daß alle Frauen sich über Komplimente freuen müssen, die sich auf ihren Körper beziehen - selbst wenn sie sich de facto (äußerst) unwohl dabei fühlen (was immer die tiefere Ursache dafür sein mag)?

Der Sinn eines Komplimentes ist doch zunächst mal, dem Empfänger eine Freude zu machen. Wie sinnstiftend ist es also, auch dann noch auf Komplimenten zu bestehen, wenn dies bei der Empfängerin das genaue Gegenteil auslöst - warum auch immer?

Bitte kein Argument von wegen weil das nun mal so üblich ist.

Wer diktiert denn diese Regeln und auf welcher Basis?

Zitat von Blanca:

Barreling

Hatte ich auch Probleme mit, weil mir Reeling im Gedächnis mit 2 e war - Duden sagt aber, dass nur eines o.k. ist. (warum auch immer?).

Zitat von Blanca:

Wer diktiert denn diese Regeln und auf welcher Basis?

Nach neuerer Entwicklung der Empfänger der Botschaft - egal, wie nett, fürsorglich oder solidarisch sie vom Sender gemeint sein mag (siehe Mikroagression https://de.wikipedia.org/wiki/Mikroaggression ). So wird das Risiko voll auf den Sender der Botschaft verlagert. Kann in manchen Fällen durchaus als unfair vom Sender der Botschaft empfunden werden. Andererseits - der Empfänger der Botschjaft soll geschützt werden.

Funktioniert aber nur, wenn beide guten Willens sind. Gibt allerdings auch Empfänger, die dieses Reglement für sich ausnutzen.

Irgendwie wird mir das alles zu theoretisch. Können wir bei Fallbeispielen bleiben?

Zitat von Blanca:

hinfort

Für dieses Wort möchte ich Dir danken.

Zitat von Blanca:

Wo steht eigentlich geschrieben, daß alle Frauen sich über Komplimente freuen müssen, die sich auf ihren Körper beziehen - selbst wenn sie sich de facto (äußerst) unwohl dabei fühlen (was immer die tiefere Ursache dafür sein mag)?

Ist die gut gemeinte Absicht des Absenders vielleicht dann (realistisch betrachtet) nicht doch ein Problem des Empfängers, für die der Absender keineswegs verantwortlich ist?

Eine von Komplexen geleitete Welt ist definitiv keine schöne.

Zitat von Blanca:

Ich glaube Dir gern, daß das nicht Deine Absicht ist dabei. Allerdings kannst Du nichts daran ändern, wenn die Empfängerin Deines Kompliments es anders wertet als es gemeint war.

Das ist Allgemeines Lebensrisiko Risiko. Ich glaube, dass ich Situationen so gut einschätzen kann, dass das nicht oft passiert.
Und falls doch dann kann man sich entschuldigen und für die Zukunft lernen
Ich ja auch nicht als Prinz charming unterwegs

Zitat von Clara_:

Ist die gut gemeinte Absicht des Absenders vielleicht dann (realistisch betrachtet) nicht doch ein Problem des Empfängers, für die der Absender keineswegs verantwortlich ist?

Danke dafür. Genau das ist es. Ich hatte vor Jahren mal genau dieses Problem: Ich konnte mit Komplimenten nicht umgehen. Es hat sich einfach irgendwie falsch angefühlt, wenn jemand mit etwas nettes gesagt hat. Seit ein paar Jahren ist das anders. Es fühlt sich gut an und ich kann auch das nett Gemeinte zu meiner Person auch glauben und annehmen.

Zitat von BernhardQXY:

Sehr ich vollkommen anders. Ich nehme Frauen auch als Frauen auf dem Arbeitsplatz wahr und kapiere nicht, wenn meine gegenüber ein schickes Kleid Angst das auch Mal zu sagen. Damit Werte ich doch die Ingenieurin nicht fachlich ab. Auch finde ich nicht dass Frauen die ein Kompliment annehmen das sich auf eine ...

Und machst du das auch bei männlichen Kollegen?

die Aussage dass du Kolleginnen "auch als Frauen wahrnimmst" hat sowas von potentiell *beep*. Und das empfinde ich degradierend.

Wftf?
Ja, ich gebe auch Mal einem männlichen Kollegen ein Kompliment und zweitens, weil ich das Geschlecht des gegenüber wahrnehme, ist das ne Objektivierung der Person?
Sorry, dann darfst du mich gern als chauvinistisches a halten.
O Tempora o mores

Zitat von leilani:

Und machst du das auch bei männlichen Kollegen? die Aussage dass du Kolleginnen auch als Frauen wahrnimmst hat sowas von potentiell *beep*. Und das empfinde ich degradierend.

Ich glaube (so ist das jedenfalls bei mir) Bernhard wollte folgendes damit aussagen:
Ich nehme einen Kollegen/in primär erstmal als genau das wahr. ZUSÄTZLICH und nachgelagert spielt das Geschlecht dann eine Rolle.

Übrigens mache ich männlichen Kollegen viel öfter ein Kompliment als weiblichen. Zu einem gut aussehenden Hemd oder einem vernünftig gepflegten Bart. Bei Kolleginnen bin ich ob der Debatte der letzten Jahre sehr sehr vorsichtig geworden. Ich kann mich nicht wirklich daran erinnern, wann ich das letzte mal einer Kollegin ein Kompliment zu ihren Schuhen oder ihrem Outfit gemacht habe. Wenn ich Richtung Kollegin ein Kompliment mache, dann bezieht es sich (fast) ausschließlich auf ihre Fachkompetenz. Bei Männern habe ich auch mal den sichtbaren Fortschritt im Fitnesscenter erwähnt.
Und natürlich: Auch bei Männern bleibe ich geschmackvoll bei Komplimenten.

Zitat von leilani:

Und machst du das auch bei männlichen Kollegen? die Aussage dass du Kolleginnen auch als Frauen wahrnimmst hat sowas von potentiell *beep*. Und das empfinde ich degradierend.

Wenn er Frauen als Frauen wahrnimmt, so assoziiere ich damit eher einen respektvolleren Umgang als teils der rauhe Ton zwischen Männern. Alles Auslegungssache.

Es geht auch in Richtung wie es tun verstanden hat. Als erstes registrie ich einen Menschen. Als zweites registriete ich die Situation und Funktion meines gegenüber und als drittes das Geschlecht. Und als viertes die Erscheinung.
Und nur wenn mir wirklich etwas auffällt dann sage ich etwas.

Zitat von leilani:

die Aussage dass du Kolleginnen auch als Frauen wahrnimmst hat sowas von potentiell *beep*. Und das empfinde ich degradierend.

Hmmm - wenn sie aber nun mal welche sind?

Heißt ja nicht, dass es sie benachteiligt oder abwertet. Sondern eben nur, dass er es wahrnimmt.

Zitat von BernhardQXY:

Es geht auch in Richtung wie es tun verstanden hat. Als erstes registrie ich einen Menschen. Als zweites registriete ich die Situation und Funktion meines gegenüber und als drittes das Geschlecht. Und als viertes die Erscheinung. Und nur wenn mir wirklich etwas auffällt dann sage ich etwas.

.... und genau hier setzt bei mir gerne die Verwirrung ein. xD
Ich sehe das nämlich in derselben Reihenfolge (läuft allerdings ganz unterbewusst ab).
Es gibt Menschen (primär Frauen) die wollen geschlechtslos im beruflichen Umfeld wahrgenommen werden - sind da aber nicht wirklich konsequent bei. Das ist mir schon öfter aufgefallen. Männer machen sich da keinen Kopf drum. Ich habe noch keinen Mann im beruflichen Umfeld erlebt, der so ein Tohuwabohu um diese ganze Geschichte macht.

Ja, ich weiss (rolleyes): Männer bekommen die ganzen Diskriminierungen und Abwertungen, Reduzierungen, bla nicht mit. Sorry, aber das habe ich bisher so selten in meinem beruflichen Umfeld erlebt, dass ich das nicht mehr als Argument gelten lassen. Ganz im Gegenteil. In meiner alten Firma gab es den umgekehrten S.. Da wurden Frauen auf Führungspositionen gehoben, alleine der Quote wegen. Die hatten wirklich teils keine Ahnung, WAS ihr Job ist und WIE man ihn macht. Und ja, DAS fördert dann wieder S. und Vorurteile a la Naja, wenigstens sieht sie gut aus oder Quote muss eben erfüllt werden.
ich glaube, wenn man sich wirklich darauf einigen kann, dass KOMPETENZ den Job bekommt, dann wären wir alle schon ein Stück weiter. Weil auch diese Menschen eher dazu neigen, NACHDENKEN zu können und eben auch mal die Mann-Frau Geschichte sein lassen können.

Ist mir hier eben auch schon aufgefallen (alleine die Existenz dieses Threads) wie krass man Dinge verkomplizieren kann.