Zitat von Jeanny1307:
Aufgrund des Threadtitels bin ich davon ausgegangen, dass auch Interesse an Kommunikation besteht, die nicht mit schwülstigen Liebesschwüren einhergeht, sondern das mal von einer anderen Seite beleuchtet. Wer daran kein Interesse hat, kanns ja überlesen.
Ich habe Interesse und ich danke dir für deinen Beitrag über die Kommunikation zwischen deinem Mann und seiner Af.
Sehr interessant, so wie du es schilderst.
Ganz am Rande: Hat sie ernsthaft ein Gespräch aufgenommen? Mit oder ohne sein Wissen? Zu welchem Zweck?
Ich kann mir so ein Gespräch lebhaft vorstellen.
Offenbar bin ich ein ganz anderer Typ als die Af deines Mannes.
Ich käme zum Beispiel nicht auf die Idee, jemandem die Antworten auf meine Fragen gleichsam in den Mund zu legen.
Aber nachvollziehen kann ich es, wie man dazu kommt.
Je nachdem wie lange die Affäre läuft, wurde man wochen- monate- oder jahrelang mit unauflöslichen Widersprüchen konfrontiert. Nichts passt zusammen. Taten widersprechen Worten, Worte widersprechen Worten und Taten widersprechen Taten.
Irgendwann hast du nur noch Mus im Hirn. Es ist zum Verzweifeln. Du beginnst zu grübeln und rumzuhirnen, wie das alles denn sein kann. Du fühlst dich wie in einem gottverlassenen nebligen Labyrinth.
Und du beginnst im stillen Kämmerchen Antworten auf deine Fragen zu suchen. Irgendwelche Erklärungsmodelle, um das passend zu machen, was so gar nicht passen will.
Und dabei fehlt dir obendrein die Objektivität. Denn du WILLST ja glauben. Du willst glauben, dass alles, was der Theorie der großen Liebe widerspricht, sich irgendwie auflösen lässt.
Und wenn man dann nicht sehr gefestigt ist, kann ich mir gut vorstellen, wie man ihm als Af in so einem Gespräch die selbstgefundenen Antworten in den Mund legt, in der verzweifelten Hoffnung, dass er es bestätigt und den Nebel, die Angst und Unsicherheit wegfegt, die von dir so arg Besitz ergriffen haben.
Der Wahrheit in so einer Situation ins Auge zu sehen ist sehr, sehr schwer.
Ich habe meinen - irgendwann nach sieben Monaten, als ich das alles wirklich nicht mehr ertragen konnte - zu einem abschließenden Gespräch eingeladen. Dass es ein solches ist, das wusste er allerdings nicht. Das wusste nur ich.
Während dieses Gesprächs habe ich ihn auch nicht gefragt, ob er mich liebt oder dergleichen.
Alles, was ich wissen wollte, war: Was willst du?
Auf diese relativ simple Frage wollte ich eine Antwort. Eine konkrete Antwort!
Genau so habe ich ihm die Frage gestellt. Ich wollte wissen, was er sich in absehbarer Zukunft konkret vorstellt.
Auf diese simple Frage habe ich trotz mehrmaligem Nachhaken keine Antwort bekommen. Es kamen Ausweichmanöver, Ablenkungsmanöver, Allgemeinplätze, Paradoxien - aber keine Antwort. (Anders als die Af deines Mannes habe ich ihm allerdings auch keine vorgekaut). Nebenbei sah ich, wie er meinem Blick auswich, wie er nervös wurde, wie ihm die Hände zitterten, wie ihm schließlich am ganzen Körper der Schweiß ausbrach.
Da wusste ich endlich in aller Deutlichkeit, was ich eigentlich schon vorher wusste aber nicht wahrhaben wollte: Dass ich diese unerträgliche Quälerei beenden muss.
Dass ich die Entscheidung treffen muss, die er ganz offensichtlich nicht treffen will oder kann.
Das habe ich dann gemacht. Nachdem ich nochmal eine Nacht drüber geschlafen hatte.
Und glaub mir: Leicht war das nicht.
Insofern verstehe ich die Af deines Mannes. Man braucht die Kraft, der Wahrheit ins Auge zu schauen, indem man die Nicht-Antwort aushält. So weit war sie offenbar noch nicht.
Und ich gebe noch etwas zu bedenken. Allen hier übrigens:
Es ist eine Binsenweisheit, dass verbale Kommunikation grob überschätzt wird. Der größte - und wichtigste - Teil der zwischenmenschlichen Kommunikation findet nonverbal statt.
Insofern spielt es eine untergeordnete Rolle, ob ein Am tatsächlich Liebesschwüre leistet oder nicht, ob er Versprechungen macht und Zukunftspläne schmiedet oder nicht.
Auch dein Mann wird seiner Af etwas signalisiert haben, aufgrund dessen sie sich Hoffnungen gemacht hat. Wenn auch vielleicht nicht expressis verbis.
Sonst hätte sie nicht angebissen oder wäre nicht so lange bei der Stange geblieben.
Mach dir auch das klar.