Hallo Ihr Lieben,
ich habe in den letzten Tagen auf dieser Seite so viel Trauriges, aber auch Hilfreiches gelesen und möchte euch bitten, mir eure Meinung zu meiner Geschichte zu sagen.
Ich bin Mitte 30 und war vier Jahre lang mit einem drei Jahre jüngeren Mann zusammen. Als wir uns kennen lernten, war er sehr verliebt in mich. Er hat mich auf Händen getragen wie kein anderer zuvor. Drei Jahre waren wir glücklich, dankbar, uns gefunden zu haben, schmiedeten Pläne für die Zukunft und waren wirklich seelenverwandt.
Dann gestand er mir eines Tages schluchzend, sich in eine andere verliebt zu haben. Er wollte sich trennen, denn die Dame hatte ihm förmlich die Sinne geraubt. Mein Gefühl sagte mir, dass es sich um ein Strohfeuer handelte und gegen das, was uns verband, nicht ankäme. So war es. Schon nach wenigen Wochen hat er den Fehler bemerkt, sich aber erst nach Monaten getraut, zu mir zu kommen, um mir zu sagen, wie furchtbar es ohne mich sei. Sie hatte sich von ihm getrennt, weil sie meine Allgegenwart gespürt hatte.
Er bat mich um eine zweite Chance und ich gab sie ihm unter der Bedingung, dass er sich ehrlichen Herzens um uns bemüht. Aber das er tat er nicht. Ich spürte, er war zwar mit dem Leib zurückgekommen, nicht aber mit der Seele. Ich habe mich mehrfach von ihm trennen wollen, aber er geriet jedes Mal in Panik und sagte mir, er könne generell keinen klaren Gedanken fassen, wüsste nicht mehr ein und aus – er war tatsächlich beruflich und in anderer Hinsicht extrem belastet, auch (was er mir nicht sagte, aber klar ist) hatte er keine Zeit, die Niederlage mit dieser Dame aufzuarbeiten.
Wir wohnten getrennt und als er etwa ein Jahr nach seiner „Rückkehr“ eine Wohnung bekam, wollten wir zusammenziehen. Diese Wohnung musste noch umgebaut werden und er wohnte einige Wochen bei mir. Da gab es wenig Freiraum, er war beruflich völlig eingespannt, ich hatte deshalb die Umzugsvorbereitung übernommen - es ging ihm alles auf die Nerven.
Er behandelte mich echt miserabel und eines Tages war der Druck so groß und ich so verzweifelt, dass ich nicht anders konnte als ein Gespräch einzufordern. Da kam heraus, dass er sich seiner Gefühle für mich nicht sicher sei. Bei dieser Frau hatte er wieder Schmetterlinge im Bauch gespürt und die vermisste er in unserer – langjährigen - Beziehung. Mich machte das so traurig, weil doch klar ist, dass an die Stelle der Verliebtheit etwas anderes, Tieferes, tritt und sich zudem Außenstehende immer wieder über unsere Zuneigung wunderten, also offensichtlich ja doch etwas ganz Wunderbares zwischen uns existierte. Aber er sagte, er sei emotional tot und glaube nicht, dass es jemals wieder so werden wird wie es war. Er nahm alle Schuld auf sich und gab zu, nichts für uns getan zu haben. Wir haben uns stundenlang im Arm gehalten und geweint, aber ich konnte ihn nicht mehr in meiner Nähe ertragen und habe ihn – wenn man so will – rausgeworfen.
Wir hatten wochenlang keinen Kontakt. Er wartete auf ein Zeichen von mir, ich auf eines von ihm, schließlich hielt ich es nicht mehr aus und wollte Klarheit. Wir trafen uns und in dem Gespräch, das wir führten, wurde klar: alle Mühe war umsonst. Er hatte sich wunderbar in seiner Wohnung eingerichtet, befunden, dass es ganz gut ohne mich gehe und beschlossen, künftig ohne mich zu sein - selbst auf die Gefahr hin, nie wieder eine Frau zu finden, mit der ihn so viel verbindet wie mit mir.
Eine Auszeit wollte er nicht, sondern die totale Trennung, denn er sei sich sicher, dass er - egal wie es ihm gefühlsmäßig in einigen Wochen ginge - kein zweites Mal zurückkommen wird. Er will mich nie wieder sehen, auch wenn er mich unendlich vermisst, aber er wolle keine Sehnsüchte in mir wecken. Ich solle mir jemanden suchen, der mich glücklicher machen kann. Er müsse sich neu ordnen, brauche einen Neuanfang, hätte schließlich nur das eine Leben. Außerdem belaste ihn sein schlechtes Gewissen, denn es sei ihm klar, dass er mich hingehalten und ausgenutzt hat.
Ich fühle mich so weggeworfen, so unwert und leide vor allem darunter, so austauschbar, so unwichtig zu sein.
Das Ganze war vor drei Monaten, aber ich entwickle einfach keine Wut auf ihn. Ist es wirklich nicht möglich, dass ihm bewusst wird, was er an mir, an uns, verloren hat? Wenn jemand so etwas sagt, sich so verhält, ist das wirklich endgültig oder das momentane Empfinden? Ich kenne ihn und halte das alles für Selbstschutz, für eine Vernunftentscheidung. Er tut alles, damit ich ihn negativ sehe, aber ich liebe und glaube an ihn und auch weiß ich, dass nicht immer alles gradlinig im Leben verläuft. Gibt es irgendetwas, was ich noch tun kann?
Ich danke Euch für Eure Zeilen.
Eure June
29.08.2006 15:30 •
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