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Komme mit dem Abschied nicht klar

J
Hallo an Alle!

Ich weiß nicht ob das Thema hier so wirklich hinpasst. Aber ich wusste auch nicht, wohin ich mich sonst wenden soll.
Und wenn ich ein Thema in einem Forum eröffne, dann ist Hilfe echt schon dringend.

Es geht gar nicht um die Trennung zu einem Partner. Sondern um die Trennung zu meiner Tochter!

Ich habe sie gestern Morgen zum Flughafen gebracht und sie ist nach Italien ausgewandert (12 Autostunden von hier).
Ich kenne das Empty Nest Syndrom und ich weiß natürlich, dass ein Abschied von den Kindern (Sie ist mein einziges Kind) IMMER traurig ist. Aber ich muss seit gestern ununterbrochen heulen.
Wie bescheuert eigentlich, weil ich weiß wie normal alles ist. Nichts besonderes. Passiert so, zu Recht, tausendfach täglich überall.

Dennoch reißt ihr Fortgang so ein großes Loch in mein Herz, wie ich es sonst wirklich nur von unglücklichen Trennungen zu Ex Partnern kenne.

Jetzt möge man ja munkeln, dass es vielleicht daran liegt, dass ich nur Mutter war, sonst keine Aufgaben, Hobbies hätte. Oder dass ich mit mir und meiner Zeit nichts anzufangen wüsste.
So ist es aber überhaupt nicht!

Ich habe eine Partnerschaft, zu dem ich diese Tage ziehe. Er hat drei kleine Kinder und wir arbeiten beide. Ich habe eine tolle Familie (Schwestern, Vater, Tanten) und wenige, aber gute Freunde.

Aber, und das fühlt sich für mich irgendwie an, wie der verborgene Knackpunkt -
Keinem Menschen fühle ich mich so nah, wie meiner Tochter.
Sie ist mein absoluter Lieblingsmensch!

Sie ist 24 und wir haben die letzten Jahre gemeinsam mit unseren 2 Katzen in einer sehr schönen Wohnung gelebt.
Sie (meine Tochter) war mein Zuhause. Mein Ruhepol. Der Mensch, der mich ohne Worte verstanden hat. Und sie mich. Unsere Bindung ist sehr eng.
Auch wenn wir uns oft tagelang nicht gesehen oder gesprochen haben.

Aber ich wusste sie ist hier. In dem Zimmer nebenan.
Ihre Geräusche, ihre Sachen, ihre Kleidung, unser Kaffee am Morgen, gemeinsames kochen und essen.

Das wird es jetzt so nicht mehr geben.

Ich spüre tief drinnen, dass es vielleicht daran liegt, dass MEIN Zuhause wegfällt. Sie war MEINE eigene winzige Familie. Wir gehörten zusammen und nochmal - sie ist der einzige Mensch, bei dem sich einfach alles leicht angefühlt hat.

Ich bin sehr sehr stolz auf sie und ich gönne es ihr von Herzen. Ich unterstützte sie, wenn sie es möchte.
Ihr geht es gut. Sie ist natürlich auch ein bisschen traurig. Aber laaaaaaaaange nicht so wie ich. Zum Glück! So soll es sein!

Aber ich spüre, dass mein Schmerz über den normalen Mutter Kind Trennungsschmerz hinausgeht und ich weiß nicht wieso, geschweige, wie ich da raus kommen kann.

Vielleicht kennt das ja jemand, hat einen guten Input und kann mir nochmal Gedankenanstöße geben?

Ablenkung soll helfen. Ja ich weiß. Habe ich auch. Aber da ist noch irgendwas anderes im Busch, glaub ich.

Herzlichen Dank fürs Lesen!

06.10.2024 10:41 • x 7 #1


Nellamae
Liebe Julia,

Ich war nie in deiner Situation. Dennoch dazu einige Gedanken:

Im Prinzip erleidest du Verlust, nicht so schlimm wie im Tode, aber es ist Verlust. Die Folge davon ist Trauer. In deinem Fall wie umgedrehtes Heimweh nach einem Menschen. Dieser ist sehr spürbar, da gerade geschehen.

Was ich tun würde?

Ablenkung ist die erste Maßnahme, Gedanken aufschreiben und Aktivitäten könnten das sein. Auf den Umzug und den nächsten Abschnitt konzentrieren. Gib dir Zeit, nimm viel Kontakt mit deiner Tochter auf und vereinbarten Feste Termine und Zeiten, innerhalb derer ihr euch seht.

Und wenn es nicht besser wird: es ist keine Schande, externe Hilfe anzunehmen!
Alles Gute!

06.10.2024 10:56 • x 5 #2


A


Komme mit dem Abschied nicht klar

x 3


OxfordGirl
Zitat von JuliaR:
Aber da ist noch irgendwas anderes im Busch, glaub ich.

Liebe Julia, ja, das könnte ich mir gut vorstellen. Als ich das hier las:
Zitat von JuliaR:
Ich habe eine Partnerschaft, zu dem ich diese Tage ziehe. Er hat drei kleine Kinder und wir arbeiten beide.

Das wäre für mich (!) ein Schritt, vor dem ich großen Respekt hätte. Neue Wohnung und 3 kleine Wesen, die volle Aufmerksamkeit fordern werden. Das klingt nach einem krassen Kontrast zu dem, wie du bisher gelebt hast.
Freust du dich auf diese Herausforderung?

06.10.2024 11:07 • x 3 #3


B
@JuliaR

Willkommen im Forum Julia

Zitat von JuliaR:
Ich habe sie gestern Morgen zum Flughafen gebracht

Zitat von JuliaR:
Aber ich muss seit gestern ununterbrochen heulen.

Das gehört dazu das darf sein alles normal


Zitat von JuliaR:
Wie bescheuert eigentlich, weil ich weiß wie normal alles ist. Nichts besonderes. Passiert so, zu Recht, tausendfach täglich überall.

Für mich Opferrolle und Selbstabwertung.
Ist es schlimm traurig zu sein oder warum möchtest du mit Druck funktionieren und unterdrücken? Wieso darfst du keine Gefühle von traurigkeit zeigen? Wieso betitelst du das nach 1 Tag, als bescheuert?


Gestern zum Flughafen gebracht und traurig. Wieso nimmst du das nicht an?
Reden wir hier von dir als Maschine oder als Mensch?
Ich hätte es noch verstanden wenn du mitteilen möchtest wie traurig dich die Situation macht und alles noch neu ist.


Aber warum lässt du dir selbst zu wenig Raum für deine Emotionen?

06.10.2024 11:14 • x 4 #4


Cagy
Hallo Julia,
es ist so daß deine Tochter bisher quasi dein Lebensinhalt war.. und der ist nun weg.
Ich habe alleinerziehend mit 2 Söhnen gelebt, im eigenen Haus.
2017 seide beide ( einige Monate versetzt) ausgezogen und die damalige Beziehung ging zu Bruch. Nach Hause zu kommen in das leere Haus war furchtbar, ich habe die * Kinderzimmer* noch ewig so gelassen.. oft weinend auf einem der Betten gesessen...
Es vergeht mit der Zeit....ich habe mit anderen Müttern darüber geredet...viele kennen diesen Schmerz.
Lass dir Zeit, halte den Kontakt ohne zu klammern und viel Glück in deinem neunen Leben..
Alles Gute dir.

06.10.2024 11:18 • x 3 #5


J
Ich habe jedem geantwortet und jetzt wurden meine Antworten glaube ich gar nicht gepostet...



Oder doch?
Ich schaue nochmal, ansonsten schreibe ich gleich alles nochmal

06.10.2024 11:23 • #6


J
@OxfordGirl
Zitat von OxfordGirl:
Das klingt nach einem krassen Kontrast zu dem, wie du bisher gelebt hast.
Freust du dich auf diese Herausforderung?

Hallo!
Ich hatte eben schon mal geantwortet aber das scheint verloren gegangen zu sein...

Oha. Vielleicht kommt das hier schon nahe. Schon beim Lesen musste ich losweinen.

Nein, ich freue mich nicht.
Jetzt im Moment möchte ich, dass alles so bleibt wie es war.
Ich sitze hier auf meinen gepackten Sachen und werde noch heute meine geliebte Wohnung verlassen, in der ich sehr gerne und sehr harmonisch mit meiner Tochter gelebt habe.

Wir haben das etliche Male durchgespielt und ich weiß was auf mich zukommt.
Wir hatten das so geplant und jetzt möchte ich einfach nur alles rückgängig machen

06.10.2024 11:54 • x 2 #7


J
@Blattfee
Zitat von Blattfee:
Für mich Opferrolle und Selbstabwertung

Ja? Opferrolle? Oh Gott wie furchtbar! So möchte ich nicht sein!

Zitat von Blattfee:
Wieso darfst du keine Gefühle von traurigkeit zeigen? Wieso betitelst du das nach 1 Tag, als bescheuert?


Ich weiß es nicht. Vielleicht weil ich überhaupt nicht gut mit Schmerz / Trauer umgehen kann? Weil es für mich irgendwie übertrieben klingt? Ich weiß es wirklich nicht. Ich hasse dieses Gefühl der Machtlosigkeit!

Zitat von Blattfee:
Aber warum lässt du dir selbst zu wenig Raum für deine Emotionen?

Ich bin ein sehr lösungsorientierter Mensch und denke immer, okay, hier gibt es ein Problem und jetzt muss es weg! Fertig!

06.10.2024 11:58 • x 2 #8


J
@Nellamae
Zitat von Nellamae:
Im Prinzip erleidest du Verlust, nicht so schlimm wie im Tode, aber es ist Verlust. Die Folge davon ist Trauer. In deinem Fall wie umgedrehtes Heimweh nach einem Menschen. Dieser ist sehr spürbar, da gerade geschehen.


Da hast du recht.
Ich empfinde puren Verlust. Wie vor nicht allzu langer Zeit, als meine Mutter starb.
Dass Eltern sterben und Kinder weggehen ist ganz normal.
Aber man kann ja nicht mal sauer sein.
Bei einer Partnerschaft findet man den anderen ja wenigstens zum Teil auch blöd und ist ein Stück weit froh, ihn loszusein.
Aber im diesem Fall will ich, ganz eigennützig, einfach nur dass sie bei mir bleibt. Das sage ich ihr natürlich nicht so drastisch!

06.10.2024 12:02 • x 1 #9


Gretchen
Wo ist denn der Vater der großen Tochter?

Ich finde solche übergangssituationen zeigen mir zumindest immer auch wieder auf, dass meine ursprüngliche geplante Familie ja zerbrochen ist

Daher kommen vielleicht viele schmerzhafte Punkte da jetzt bei
Dir zusammen?

Ich denke diese Gedanken zu deiner Tochter (zu Hause, Herzensmensvh) sollten sich eher auf eigen Partner beziehen und kommen daher dass es mal diese Trennung vom
Vater gab?

06.10.2024 12:09 • #10


B
Zitat von JuliaR:
Ich weiß es nicht. Vielleicht weil ich überhaupt nicht gut mit Schmerz / Trauer umgehen kann? Weil es für mich irgendwie übertrieben klingt? Ich weiß es wirklich nicht. Ich hasse dieses Gefühl der Machtlosigkeit!

Nicht gut mit Schmerz und Trauer umgehen können.
Wer wären wir, wenn wir nichts fühlen oder das nach einem Tag versuchen wegzuschieben?

Ich frage mich, wieso um Himmels Willen du den Eindruck hast, deine traurigkeit ist übertrieben?
Das sticht sehr raus für mich, finde das sehr traurig das du so darüber denkst, so hart mit dir bist.

Das Gefühl der Machtlosigkeit. Es macht dir Angst das sich soviel verändert von der Gewohnheit oder?

Zitat von JuliaR:
Ja? Opferrolle? Oh Gott wie furchtbar! So möchte ich nicht sein!

Opferrolle nicht im furchbaren Sinne. Ich meinte das viel mehr wegen dem wie kann ich nur so traurig sein, obwohl das überall jeden mal trifft oder jetzt wird sicher einer denken die hat keine Hobbys oder nichts anderes als ihre Tochter. Das meinte ich mit Opferrolle. Vielleicht passt ein anderer Begriff dafür besser.
Zitat von JuliaR:
Ich bin ein sehr lösungsorientierter Mensch und denke immer, okay, hier gibt es ein Problem und jetzt muss es weg! Fertig!

Das Problem muss weg? Also deine Gefühle sollen weg und die zu fühlen und die Veränderung macht dir Angst? Wäre das nicht menschlich? Also wie kommst du auf die Idee, nicht traurig sein zu dürfen?

Da passiert zu diesem Moment viel. Die Tochter zieht aus. Die Tochter zieht weit weg. Die Wohnung wird aufgelöst. Der Zusammenzug mit deinem Partner. Die Gewohnheiten und Retuale mit deiner Tochter sind erstmal pausiert.

Das macht doch würde ich behaupten den meisten Menschen unbehagen ,erstrecht nach Tag 1.

Deine Emotionen wollen gefühlt werden. Und wer so wie von dir befürchtet denkt oder urteilt, der handelt nach dem Prinzip des wegredens, als hätten Gefühle kein Platz.
Wir reden hier von vielen Veränderungen aufeinmal und das fängt jetzt erst an. Schade das du dir so hart selbst entgegen trittst.


Nachtrag;

Zitat von JuliaR:
Ich empfinde puren Verlust. Wie vor nicht allzu langer Zeit, als meine Mutter starb.

Das tut mir leid, das deine Mutter gestorben ist. Vielleicht ist es noch nah und tut weh. Und dann geht deine Tochter in ein anderes Land. Und die Trauer kommt vielleicht wieder hoch, wird nochmal anders verarbeitet? Wie lange ist das her?

06.10.2024 12:13 • x 4 #11


OxfordGirl
Zitat von JuliaR:
Nein, ich freue mich nicht.
Jetzt im Moment möchte ich, dass alles so bleibt wie es war.
Ich sitze hier auf meinen gepackten Sachen und werde noch heute meine geliebte Wohnung verlassen, in der ich sehr gerne und sehr harmonisch mit meiner Tochter gelebt habe.

Danke für deine ehrliche Antwort, Julia. Also lässt du nicht nur deine Tochter los, sondern eine vertraute, geliebte Wohnung, in der du dich sehr wohlgefühlt hast, und in der sicher viele Erinnerungen stecken. Das alles innerhalb von 2 Tagen. Kein Wunder, dass du emotional grade Achterbahn fährst. Das würde vermutlich ziemlich jeden hier aus der Bahn werfen.
Zitat von JuliaR:
Wir hatten das so geplant und jetzt möchte ich einfach nur alles rückgängig machen

Puh. Für deine Wohnung gibt es vermutlich schon einen Nachmieter, oder?
Weiss dein Partner um dein Gefühlschaos? Wie lange seid ihr zusammen?

06.10.2024 12:15 • x 3 #12


Umbra_
Zitat von JuliaR:
Aber da ist noch irgendwas anderes im Busch, glaub ich.

Oh je, ist es das hier?
Zitat von JuliaR:
Nein, ich freue mich nicht.

Zitat von JuliaR:
Ich sitze hier auf meinen gepackten Sachen und werde noch heute meine geliebte Wohnung

Zitat von JuliaR:
Wir hatten das so geplant und jetzt möchte ich einfach nur alles rückgängig machen

Da ist zum einen der Abschied von deiner Tochter und jetzt kommst du noch in eine völlig andere Lebens- und Wohnsituation. Deine eigene Tochter ist fort und du musst dich um die 3 kleinen Kinder deines Freundes kümmern. Keine leichte Aufgabe.

Mir kommt es so vor, als dass die Aufgabe deiner Wohnung etwas überstürzt war!?

06.10.2024 12:22 • x 8 #13


B
Zitat von Umbra_:
Mir kommt es so vor, als dass die Aufgabe deiner Wohnung etwas überstürzt war!?

Kam mir auch der Gedanke

06.10.2024 12:24 • x 3 #14


J
Ich antworte hier mal für alle drei. Weil es denke ich, schon in die richtige Richtung geht.

Danke erstmal für das aufdröseln des Großen Ganzen!

Die Beziehung zu meinem Partner war von Anfang an schwierig. Wir kennen uns jetzt drei Jahre.
Schwierig weil wir uns kennenlernten, als die Mutter der Kinder gerade aus dem Haus war (ins Ausland abgehauen) und ich auch aus einer Beziehung kam.
Ich möchte gar nicht so sehr darauf eingehen. Das wäre zu viel.

Fakt ist, dass ich mich eben nirgendwo, auch bei ihm in seinem Haus, nie so wohl gefühlt habe, wie hier bei mir zuhause. Und meine Tochter eben der einzige Mensch war, bei dem alles eben leicht und selbstverständlich war. Sie und diese Wohnung ist mein Ruhepol. Mein, wie soll ich sagen, mein tiefstes inneres ich.
Schwer zu erklären.

Das wusste ich auch immer und ein Stück weit weiß das auch mein Partner (der übrigens gar nicht mit meiner Tochter zurecht kommt).

Und dennoch haben wir und jetzt, nach viel Arbeit (auch mit Paartherapie) dazu entschieden, diesen Schritt zu gehen.
Also ER wollte es immer. Ich nicht so recht.
Aber eine Bett OHNE dieses zusammenziehen jetzt, würde auch nicht weiter geführt werden.

Und versteht mich nicht falsch.
Ich freue mich schon auch auf den nächsten Schritt.
Aber jetzt eben plötzlich gar nicht mehr.

06.10.2024 12:39 • x 1 #15


A


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