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Kollegin nervt

L
Ich arbeite im pädagogischen Bereich und betreue derzeit als Hauptverantwortliche eine Gruppe von erzieherisch recht anspruchsvollen Jugendlichen. Den Job mache ich seit fast zwei Jahrzehnten.

Mit meinen Kollegen komme ich in der Regel gut klar. Es gibt nur eine mit der ich jemals wirklich aneinandergeraten bin. Und - welche Freude - gerade diese wurde mir in diesem Jahr als Stellvertreterin zugeteilt.

Wir sind vor Jahren mal deswegen aneinandergeraten, weil ein Raum, den ich mal benutzt hatte mit einer Gruppe etwas unordentlich war. Sowas passiert häufiger bei nahezu jedem Kollegen. Ich räume das dann weg, wenn mich das wirklich stört und käme nicht im Traum auf die Idee, deswegen irgendeinen Kollegen anzubläffen. Sie hat das getan damals auf ziemlich unhöfliche Art und Weise.
Auf die Idee zu kommen einfach zu sagen: kannst du den Raum bitte etwas aufräumen kam sie nicht.
Das war meine Ersterfahrung mit ihr und seitdem bin ich ihr konsequent aus dem Weg gegangen.

Nun ja - jetzt mussten wir notgedrungen zusammenarbeiten und ich habe wirklich versucht ihr unvoreingenommen zu begegnen, habe sie in alles miteinbezogen und sie machen lassen.

Leider hat sich bewahrheitet, was ich von Anfang an befürchtete - da wir total gegensätzliche pädagogische Ansätze fahren und sie ihre Aufgabe als Stellvertreterin mehr als ernst nimmt - musste es Schwierigkeiten geben.
Im Grunde mache ich für die Jugendlichen alles, um für sie dazusein, fahre aber eine recht strenge Linie und habe nicht für jedes Wehwehchen Verständnis. Ich bin auch kein großer Freund von endlosen Diskussionen und persönlichen Nabelschauen, sondern erwarte von den jungen Leuten auch Leistung und Disziplin.
Generell ist mir professionelle Distanz wichtig und dementsprechend bin ich auch keine Pädagogin, die sich emotional zu sehr einlässt, sprich eine Art Freundschaftsebene sucht. Ich bin da, um ihnen zu helfen.

Die Kollegin präsentiert sich aber genau so wie ich es niemals tun würde, sprich generiert sich als eine Art Ersatzmami und ist dementsprechend sehr beliebt bei den Jugendlichen. Wuschelt denen über den Kopf etc. Finde ich nicht so den Bringer.

Das wäre alles kein Problem, man könnte ja auch sehr gut zusammenarbeiten, quasi als sich persönlichkeitsmäßig ergänzende Kollegen, ich habe aber das Gefühl, dass sie vielleicht auch unbewusst schlechte Stimmung gegen mich verbreitet.

Habe grundlegend nicht den Eindruck, dass langfristig eine gute Zusammenarbeit möglich ist und habe deswegen die Leitung gebeten mich demnächst aus dieser Gruppe größtenteils rauszunehmen und gesagt, dass ich die Gruppenleitung abgeben möchte.

Wollte nun zum Abschied mit den Jugendlichen ein Abschiedsfrühstück machen und habe der Kollegin gesagt, dass sie gerne dabei sein kann. Sie wollte wissen ob außer Essen auch Aktivitäten geplant sind und ich meinte, dass ich einige Gesellschaftsspiele mitbringen werde und wenn die Kinder Lust haben diese auch spielen werde.
Dazu ist zu sagen, dass ich ein Riesenfan von solchen Spielen bin und mich da ganz gut auskenne. Die Jugendlichen waren auch nicht abgeneigt. Aber wie gesagt - nur eine Option, kein Muss. Erfahrungsgemäß gefällt es am Ende immer und ich finde das besser als nur zusammenzusitzen und zu reden.
Die Reaktion der Kollegin - verächtliches Lächeln. Kann ich mir auch eingebildet haben, aber irgendwo vertraue ich meinem Gefühl.

Im Grunde ist es mir wurst, was sie denkt - ich bin demnächst ja hoffentlich raus aus der Nummer. Allerdings finde ich es super schade, dass ich noch nicht mal beim Abschied ne gute Zeit mit den Kindern haben kann, sondern mir bereits schwant, dass sie aufkreuzt und mit ihrer schleimigen Art alles an sich reißt.

Am liebsten würde ich sie bitten nicht zu kommen, aber das würde wohl die ganze Situation noch verschlimmern.
Blöderweise ist sie bei den Kollegen sehr beliebt, was ich überhaupt nicht verstehen kann.

Wie würdet ihr mit der Lage umgehen?

17.07.2018 18:12 • #1


H
Schenk ihr zum Abschied zwei Kaktusse, äh Kakteen.

17.07.2018 18:21 • #2


A


Kollegin nervt

x 3


D
Und sei nicht soo krass auf Leistung/Disziplin aus.

Wenn es sich noch um Kinder handelt.

17.07.2018 18:28 • #3


bifi07
Kinder brauchen Grenzen, ganz klar, aber auch Zuspruch und das nötige Mitgefühl. So viel mal dazu.

Wie wäre es, wenn du mit deiner Kollegin vor dem Abschiedsfrühstück noch mal in Ruhe redest? Ich kann mir denken, dass es dich Überwindung kostet, aber dadurch zeigst du Selbstbewusstsein und kannst ihr unter vier Augen mitteilen, was du von diesem Treffen erwartest. Solltest du dann mit ihrer Reaktion nicht konform gehen können, könntest du sie ja immer noch ausladen und ihr Fehlen dann auch so den Kindern erklären.
Wie alt sind die Kinder denn?

18.07.2018 06:34 • x 1 #4


Kummerkasten007
Gibt es denn keine Supervision bei Euch?


Zitat von leilani1801:
Wuschelt denen über den Kopf etc. Finde ich nicht so den Bringer


Ein bisschen Zuneigung hat noch niemanden geschadet, auch nicht erzieherisch anspruchsvollen Jugendlichen.

18.07.2018 06:39 • x 3 #5


I
Aus der Beschreibung, wie die TE die Jugendlichen betreut, lese ich professionelle Distanz raus. Je nach Arbeitsfeld ist über den Kopf Wuscheln und dergleichen eher übergriffig.
Aber wir sind nicht dabei und können das somit nicht beurteilen.

Um ein Gespräch wg des Abschiedfestes wirst du wohl kaum rumkommen. Sag ihr, dass das dein Fest ist und du das für dich so geplant hast. Sie darf gerne kommen, wenn sie wirklich mitfeiern möchte. Wenn Ihr das aber gegen den Strich geht, möge sie doch bitte gern bleiben. Du möchtest niemand zu etwas zwingen, was er nicht möchte.

18.07.2018 06:45 • x 1 #6


Fahrradkette
Zitat von Kummerkasten007:
Ein bisschen Zuneigung hat noch niemanden geschadet, auch nicht erzieherisch anspruchsvollen Jugendlichen.

Kommt drauf an von wem und in welchem Rahmen.


Unabhängig davon, ließt sich das posting der TE etwas Eifersüchtig und unsicher.

Wenn du deine Abschiedsfeier nicht mit ihr verbringen willst, warum sie überhaupt einladen? nur um sie hinterher höflich zu bitten nicht zu kommen?

18.07.2018 07:08 • x 2 #7


G
Zitat von leilani1801:
Die Reaktion der Kollegin - verächtliches Lächeln. Kann ich mir auch eingebildet haben, aber irgendwo vertraue ich meinem Gefühl.

Im Grunde ist es mir wurst, was sie denkt - ich bin demnächst ja hoffentlich raus aus der Nummer. Allerdings finde ich es super schade, dass ich noch nicht mal beim Abschied ne gute Zeit mit den Kindern haben kann, sondern mir bereits schwant, dass sie aufkreuzt und mit ihrer schleimigen Art alles an sich reißt.

Am liebsten würde ich sie bitten nicht zu kommen, aber das würde wohl die ganze Situation noch verschlimmern.
Blöderweise ist sie bei den Kollegen sehr beliebt, was ich überhaupt nicht verstehen kann.

Wie würdet ihr mit der Lage umgehen?


Höre auf Dein Bauchgefühl. Wie mir scheint, habt Ihr zumindest keinen passenden Draht zueinander und insofern ist Deine Entscheidung zur Veränderung für Dich langfristig denke ich auch der passende Weg. Es bringt ja nicht weiter in einer Konstellation zu verharren, wo man sich nicht mehr wohlfühlt.

Wenn es tatsächlich ein verächtliches Lächeln war, beinhaltet das gleichzeitig auch eine Abwertung.
Leider trifft man im Leben immer wieder auf Menschen, die sich so verhalten und auch oftmals ziemlich genau wissen, wie Sie sich in Szene setzen und beliebt machen können.

Ich kann Deine Unsicherheit und auch Überlegungen schon nachvollziehen.
Im Grunde wäre es der bessere Weg gewesen Ihr das gar nicht erst anzubieten.

Es ist der Abschied für Dich und Deine Gruppe. Macht Euch da einfach eine schöne Zeit zusammen !
Vertrete Deine pädagogische Sichtweise, muß Ihr nicht gefallen.
Sie ist nicht der Nabel der Welt.

Ich würde Sie um ein Gespräch vorab bitten und Ihr deutlich machen, daß Du es mit den Kindern nach Deinen Vorstellungen und pädagogischen Ansätzen gestalten wirst und erwartest, daß Sie das bitte respektieren möge. Und dann anhand Ihrer Reaktion entscheiden Sie ggfs. sogar auszuladen.

18.07.2018 07:59 • x 2 #8


sven11
Zitat von leilani1801:
Generell ist mir professionelle Distanz wichtig und dementsprechend bin ich auch keine Pädagogin, die sich emotional zu sehr einlässt, sprich eine Art Freundschaftsebene sucht. Ich bin da, um ihnen zu helfen.


Klingt für mich als wärst Du zwar da für die Jugendlichen, als Ansprechpartner, aber das wars auch.
Ich finde ja das wenn man mit Kids arbeitet das das etwas schönes ist.
Ihr verwaltet ja keine Kids im Gefängnis oder?
Man sollte Spaß an dem haben, gerade weil Kids einem zeigen was viele als Erwachsene verlernen. Wenn man als Erwachsener anfängt seine Rolle zu spielen und sich mehr Gedanken macht was andere über einen denken als einfach so zu sein wie man ist.

Zitat von leilani1801:
Die Kollegin präsentiert sich aber genau so wie ich es niemals tun würde, sprich generiert sich als eine Art Ersatzmami und ist dementsprechend sehr beliebt bei den Jugendlichen.


Da find ich nichts verwerfliches dran. Sie hat Spaß an dem was sie tut und zeigt es den Jugendlichen auch das sie ihr wichtig sind. Entsprechend positiv ist auch das Feedback der Jugendlichen.

Zitat von leilani1801:
und sie ihre Aufgabe als Stellvertreterin mehr als ernst nimmt - musste es Schwierigkeiten geben.


Wieso musste es da Schwierigkeiten geben? Sie kümmert sich liebevoll um die Kids und nimmt ihren Job auch noch ernst. Besser gehts doch nicht. Ist doch mega!

Zitat von leilani1801:
dass sie vielleicht auch unbewusst schlechte Stimmung gegen mich verbreitet.


O.k. eindeutig erwachsen! Ein Komplott! Und das unbewusst?
Ich denke ihr passt einfach menschlich nicht zueinander und kommt deshalb nicht miteinander aus.

18.07.2018 08:14 • x 2 #9


sven11
Aber noch eins als Nachtrag. Weil das was ich geschrieben hab bringt Dich in Deiner Jetztsituation auch nicht weiter.
Möchte nur das Du mal darüber nachdenkst.

Zitat von GiuliettaV:
Höre auf Dein Bauchgefühl. Wie mir scheint, habt Ihr zumindest keinen passenden Draht zueinander und insofern ist Deine Entscheidung zur Veränderung für Dich langfristig denke ich auch der passende Weg. Es bringt ja nicht weiter in einer Konstellation zu verharren, wo man sich nicht mehr wohlfühlt


Bin da absolut GiuliettaV´s Meinung.

18.07.2018 08:27 • x 1 #10


D
Den Post von @sven11 nochmal zigfach unterstrichen.

Soo nach kurzer Bewerbung hätte ich mein Kind lieber bei der Kollegin unter Aufsicht/Betreuung.

Aber hab ja KA was das für Bedingungen bei euch sind.

18.07.2018 12:12 • #11


W
Kann gar nicht rauslesen, dass die TE um Feedback zu ihrer Arbeitseinstellung gebeten hat

18.07.2018 12:26 • x 2 #12


K
Schade, dass jetzt so viele Experten die erzieherischen Grundsätze der TE in Frage stellen müssen, statt auf ihre Situation einzugehen. Dazu nur mal kurz, dieses kumpelhafte Auftreten in der pädagogischen Arbeit bringt gerade haltlose junge Menschen, die wenige feste Bindungen in ihrem Leben haben, nachweislich nicht weiter und schadet ihnen oft sogar. Durch diesen vertraulichen Umgang bilden sie Erwartungen an den Betreuenden aus, dass sie eine persönliche und nicht rein professionelle Bedeutung für den Pädagogen hätten. Gerade junge Menschen aus schwierigen Verhältnissen sind dafür oft sehr empfänglich. Wenn sie oder der Mitarbeiter die Einrichtung dann verlassen realisieren sie, dass das nicht so ist und haben noch weniger Vertrauen in menschliche Bindungen.

Das hinterlässt oft tiefe Verzweiflung, großes Leid und auch schmerzhafte Narben bei vielen jungen Menschen, die man ihnen ersparen kann, indem man eine professionelle Distanz einhält.

Der distanzierte Weg ist oft der Schwierigere, gerade wenn man sehr engagiert in seiner Arbeit ist. Für die Schützlinge ist er jedoch gerade in einem solchen Kontext der Bessere.

Zu deiner Situation: lass dir deinen Abschied davon nicht vermiesen. Du bist sie bald los, der Gedanke sollte dich entspannter machen. Du kannst ja zu ihr sagen, sie müsse daran nicht teilnehmen, sie hat bestimmt Wichtigeres zu tun und du hättest den Eindruck, dass sie an Gesellschaftsspiele keine Freude hat. Damit sie dann nicht dir und den Jugendlichen die Freude verdirbt mit ihrer Unlust, wärst du ihr dankbar, wenn sie dann einfach wegbleibt.

Zum Abschied kann man sich ein offenes Wort schon mal erlauben!

Alles Gute für deinen Neustart!

18.07.2018 13:01 • x 2 #13


L
Ich denke, dass es bei der Erziehung von Jugendlichen unterschiedliche Stile geben darf. Sie sind sogar gut, da ja auch die jungen Menschen verschieden sind.
Der eine ist distanzierter, der andere eben nahbarer und es gibt auch genug Jugendliche die meine professionelle Distanz zu schätzen wissen. Viele wollen so eine freundschaftliche Ebene überhaupt nicht.

Weiterhin denke ich, dass viele Betreuer diese Kumpelebene fahren, weil sie gemocht werden wollen. Das sehe ich mit Einschränkungen als problematisch an,
Schließlich geht es nicht darum beliebt zu sein, sondern den Jugendlichen möglichst viel Hilfestellung für ein eigenständiges Leben mitzugeben. Das führt natürlich dazu, dass ich häufig Entscheidungen treffen muss, die denen erstmal nicht behagen. Aber ich weiß, dass es ihnen auf lange Sicht wesentlich mehr bringt als für jede Befindlichkeit Verständnis zu haben und Nachsicht zu üben.

Kleines Beispiel - Jugendlicher fehlt häufig aufgrund persönlicher Probleme. Selbstverständlich kann ich da für einen gewissen Zeitraum Nachsicht üben, aber nicht ständig. Ich kann ihm Hilfsangebote machen, ob er die dann aber annimmt liegt in seiner Verantwortung. Trotzdem muss er nach einer gewissen Schonfrist seinen Verpflichtungen nachkommen. Wenn dies nicht der Fall ist, dann führt dies zu unbequemen Konsequenzen.

Wenn du für alles und jeden Verständnis aufbringst wird das auch von Jugendlichen gerne ausgenutzt, außerdem leben sie ja irgendwann selbständig und in der realen Welt kannst du auch nicht ständig deinem Arbeitgeber von persönlichen Problemen erzählen. Spätestens dann wird erwartet, dass du dich halbwegs im Griff hast.

Ich finde den Ansatz der - ich nenne sie jetzt mal Superpädagogen - problematisch. Da ihr Verständniswahn und man kann über alles reden - Stil, den Jugendlichen, die wir betreuen nur bedingt nützt.
Viele Jugendliche haben nie gelernt sich selbst zu organisieren, pünktlich zu sein und Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen. Wenn sie es bei uns nicht lernen, dann wird es später sehr schwer für sie.

Gespräche über Befindlichkeiten, persönliche Probleme etc. mögen ihnen kurzfristig ein gutes Gefühl geben, vielleicht verhalten sie sich danach ein paar Tage zuverlässig. Aber dauerhafte Veränderungen erreichst du nur über ganz klare Regeln und Grenzen.

Was die Kollegin anbelangt glaube ich auch, dass zwischen uns die Chemie einfach nicht passt.
Hab mir das nochmal überlegt und werde das ganze auf sich beruhen lassen, weil ich keine Lust auf einen Konflikt habe. Ich bin dann ja ohnehin weg - und wenn sie die Abschiedsfeier in irgendeiner Form an sich reißt - auch gut.
Ich muss hier ja keinen Beliebtsheitswettbewerb gewinnen.

18.07.2018 15:42 • x 2 #14


E
Eigentlich seid ihr von euren Sichtweisen die perfekte Kombi für die Kids.Leider liest es sich von beiden Seiten stutenbissig .Habt ihr Supervisionen?

18.07.2018 15:46 • #15


A


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