Hallo Pepper,
ich bin in der Situation und vielleicht macht unsere Geschichte dir etwas Hoffnung.
Wir sind 20 Jahre zusammen und im letzten Vierteljahr hat sich mein Mann deutlich von mir entfernt. Er hatte abgestritten, dass eine Frau im Spiel sei und irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten und mich über seinen Facebook-Account eingeloggt. Er war extrem stark verliebt, hatte alles dran gesetzt, um mit dieser Frau, die ebenfalls in einer Beziehung steckte, zusammen zu kommen. Wir führen gemeinsam eine Firma und mein Mann hatte nach Möglichkeiten gesucht, aus der Firma auszusteigen und er hatte überlegt, auch bei uns auszuziehen.
Das war ein Schock für mich! Ich war nur noch fertig.
Auch er hatte sich von mir nicht mehr geliebt gefühlt und als ich so fertig war, hatte er allerdings gemerkt, dass ich doch sehr viel für ihn empfinde. Aber seine Gefühle wären erkaltet, sagte er.
Ich habe ihn gebeten, auszuziehen und ich glaube, dass das sehr wichtig war, denn es stimmt: Auch er brauchte Zeit.
Mit dem Auszug, mit der Reaktion unseres Sohnes, der sehr enttäuscht war, war die Leichtigkeit des Verliebtseins zu der anderen Frau dahin, so schien mir.
Momentan wohnt er allerdings in einer WG mit noch zwei Frauen, wo er sich sehr wohl fühlt. Er wollte immer in der Stadt wohnen. Gewünscht hätte ich mir, dass er auch das Leben mit uns mehr vermissen würde, das allerdings war nicht der Fall.
Wir hatten uns dann ein paar Mal getroffen und nicht allzuviel über die alten Dinge gesprochen. Wir sind ins Kino gegangen, ins Konzert, in eine Ausstellung, Essen gegangen. An manchen Tagen war ich sehr traurig, wenn ich ihn dann in sein neues zu Hause gefahren hatte und hatte auch geweint. Aber insgesamt waren wir uns sehr nahe, wenn wir uns getroffen hatten.
Über Weihnachten ist er 3 Tage lang auch über Nacht geblieben.
Er sagt, seine Gefühle für mich wären wieder deutlich stärker geworden und die zu der anderen Frau abgekühlt. Aber auch er bräuchte noch Zeit, für eine Beziehung würden seine Gefühle noch nicht ausreichen.
Das versetzt mir auch jedes Mal einen Schlag in die Magengrube, er sagt aber, wenn es so weiter läuft wie jetzt, möchte er wieder zu mir zurück.
Per Email allerdings hatten wir auch über das geschrieben, was schief gelaufen war: Er hat sich nicht geliebt gefühlt, er hatte den Eindruck, zuviel gegeben zu haben und zuwenig bekommen zu haben, wir hatten zuwenig gemeinsame Interessen, er wollte wieder mitten in der Stadt leben, wir hätten angeblich zuviele Konflikte gehabt.
Ich glaube, sehr wichtig war, dass ich auch bei mir geguckt habe, was mein Anteil gewesen sein könnte. Wenn einer sich neu verliebt, dann ist ja meistens doch im Vorfeld schon was schief gelaufen und daran sind immer beide beteiligt.
Ich habe angefangen, an einigen meiner Verhaltensweisen zu arbeiten und mich in manchen Dingen anders zu verhalten als ich das vorher getan hatte. Das hat ihm sehr imponiert. In einigen Bereichen habe ich mich kompromissbereit gezeigt, was ich vorher nicht getan hatte und wir haben gemeinsam überlegt, welche Dinge uns beiden Spaß machen, wo wir also Gemeinsamkeiten haben - und nicht nur Unterschiede.
Wir haben auch da ein paar Dinge gefunden und diese Dinge dann gezielt gemeinsam gemacht.
Die Frage: Wieviel Zeit soll ich ihm einräumen, die habe ich mir auch gestellt. Ich denke, solange ich noch eine positive Entwicklung sehe, möchte ich ihm Zeit geben.
Wenn ich allerdings eine Stagnation erkennen würde, würde ich mir einen Zeitpunkt setzen, bis zu dem ich noch weiterhin hoffen würde.
Wenn der allerdings überschritten ist, ohne, dass sich irgendwas tut, dann fürchte ich, muss man die Trennung akzeptieren und wohl auch erst einmal den Kontakt abbrechen.
Aufeinander zugehen, schöne Dinge erleben und dem Anderen möglichst keinen Druck machen, das wäre aufgrund meiner eigenen Erfahrung mein Rat. Oft wird geraten: Mach dich interessant - gehe aus, mach dich schick, zeig ihm nicht, wie sehr du leidest.
Ich glaube, auch das ist ein guter Rat - ich habe es allerdings nicht hin bekommen. Wenn ich traurig war, hat man das gemerkt.
Wir hatten vereinbart, uns einmal am Tag eine Email zu schreiben. Daran hatte ich mich auch gehalten und darüber hinaus habe ich keine Versuche unternommen, ihn zu kontaktieren. Sonst wäre ein Druck entstanden, der kontraproduktiv wäre.
Ich wünsche dir Alles Gute,
Zarifah
11.01.2013 21:05 •
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