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Klarkommen nach Trennung

Downer
Hallo zusammen,

Nun hat es mich also auch hierher verschlagen - hätte ich vor wenigen Monaten auch nicht gedacht.

Ich schreibe meine Geschichte hier nieder, ohne eine bestimmte Absicht zu haben.
Es gibt keinen Rat, außer durchzuhalten; ich habe keine Fragen, die mir irgendjemand, abgesehen von mir selbst oder meiner Ex, beantworten könnte; und es gibt kein Zurück, nur ein Aus-Fehlern-Lernen-Und-Nach-Vorne-Blicken.
Ich schätze, ich will einfach nur schreiben.
Der Weg bis hierhin war steinig, die letzten Wochen waren hart und ich habe keine Ahnung, weshalb ich ausgerechnet heute Abend ein leichtes Hoch verspüre und die Kraft finde, diesen Thread zu starten.

Meine Ex-Partnerin und ich waren 6 Jahre lang ein Paar, von diesen 6 Jahren haben wir 4 1/2 zusammengewohnt.
Die Trennungsgründe liegen wie so oft auf beiden Seiten und könnten vielfältiger nicht sein, jedoch war ich lange Zeit zu blind, meine eigenen Fehler zu sehen uns begreife erst jetzt, wo alles zu spät ist, meinen Anteil an der Misere.
Wieso ich erst den Abstand brauchte und auf die Nase fallen musste, um reflektieren zu können? Keine Ahnung.

Die Trennungsgespräche wurden Anfang des Jahres von ihr initiiert, letzten Endes würde ich die Trennung jedoch als mehr oder weniger einvernehmlich bezeichnen, da auch ich so wie es lief nicht mehr glücklich war.
Zwischen den ersten Gesprächen und der schlussendlichen Trennung vergingen 3 Monate im WG-Modus, in denen wir versuchten zu kitten, was nicht mehr zu kitten war.
Ich versichte mein bestes, konnte von ihr aber keinen wirklichen Invest mehr erkennen und vermutlich hätte ich in Wirklichkeit auch mehr tun können, als ich tat.
Vor 6 Monaten folgte dann der Schlussstrich und 3 Monate später bezog ich meine erste eigene Wohnung als Single nach 5 Jahren.
Ich startete zuversichtlich und voller Elan in mein neues Leben, richtete mich nach meinen Vorstellungen ein und genoss in den ersten Wochen in vollen Zügen die Ruhe und Freiheit des Alleinseins.
Dann, vor ca. 6 Wochen, kam ich - weshalb auch immer - aus dem Tritt. Ich schätze ich musste feststellen, dass mein Freundes- und Bekanntenkreis in den letzten 6 Jahren doch erheblich federn gelassen hat und ich einfach nicht wie mit Mitte 20 Dutzende Leute im gleichen Lebensabschnitt um mich habe, mit denen ich meine Zeit verbringen kann.

Mit der fehlenden Ablenkung kam das Gedankenkarussell in Gang - einerseits bin ich froh darum, da ich erst ab da anfing, die Trennung wirklich zu verarbeiten, andererseits peinigt mich eben jenes Gedankenkarussell seitdem beinahe Tag und Nacht.
Ich erkannte viele meiner Fehler, kam ins Grübeln und bemerkte, dass das, was ich da so achtlos habe ausklingen lassen, eventuell meine große Liebe war oder zumindest eine noch innigere Partnerschaft hätte werden können.
Ob das wirklich so ist oder ob ich nur Panik vor dem Alleinsein habe? Ich weiß es nicht, aber ich wünschte, ich hätte an gewissen Punkten unserer Beziehung anders gehandelt und ich wünschte auch, meine Ex hätte an gewissen Punkten anders gehandelt.
Vielleicht muss ich mir auch einfach eingestehen, dass es nie für die große Liebe gereicht hat und wir einfach irgendwann unseren Zenit erreicht hatten.
Unabhängig davon bekam ich mit, wie sehr meine Ex nach der Trennung aufblühte, während ich mehr und mehr anfing zu hadern und mir kam der Gedanke, dass ich für sie am Ende unserer Beziehung nur noch Ballast war, den sie loswerden musste.

Ich bekam Schuldgefühle und hatte das Verlangen, es noch einmal zu versuchen und es besser zu machen.
Unweigerlich musste ich an die Wochen unmittelbar nach der Trennung zurückdenken.
Es wurden Dinge gesagt wie vielleicht nur eine Trennung auf Zeit, ich war mir noch nie so unsicher wie jetzt, ich habe keinen anderen und will auch keinen anderen und obwohl ich weiß, dass man solchen Worten keinen Glauben schenken sollte, keimte in mir sowas wie Hoffnung, dass es vielleicht doch noch einen Weg zurück in mein altes Leben gibt.
Ich wusste zwar auch noch, dass in den Wochen nach diesem Weichgespüle ganz andere Töne angeschlagen wurden und ich plötzlich nicht schnell genug aus der Wohnung ausziehen konnte, aber Hoffnung blieb Hoffnung.

Vor 3 Wochen musste ich dann feststellen, dass meine Ex bereits deutlich weiter in der Trennungsverarbeitung ist, als ich, und einen Neuen in ihr Leben gelassen hat.
Wäre es ein Unbekannter, dem man halt mal so über den Weg gelaufen sein konnte - ok, schlimm genug. Aber nein, es ist jemand aus unserem gemeinsamen erweiterten Bekanntenkreis; jemand, den wir schon seit Jahren kennen.
Diese Endgültigkeit hat mir komplett den Boden unter den Füßen weggezogen und die letzten 3 Wochen war ich in einem richtigen Loch.
Ich kam mir dumm und naiv vor und natürlich stelle ich mir heute die Frage, wie lange das schon so geht.
War er mit ein Grund für die Trennung? War er zumindest der Grund, aus dem ich 3 Wochen nach dem o.g. Gesülze dann doch ganz plötzlich und am besten gestern aus der Wohnung ziehen sollte? Oder fing es doch erst nach meinem Auszug an?
Was hat meine Ex vor einem, zwei oder drei Jahren empfunden, wenn die beiden sich zufällig getroffen und unterhalten haben?

So oder so, dieser warme Wechsel, das regelrechte Ausgetauschtwerden mit jemandem, den man so absolut gar nicht auf dem Zettel für sowas hatte, tut enorm weh und kratzt hart am Selbstwert.
Wir waren nach turbulenten Jahren endlich in der Wohnung unserer Träume angelangt und am Ende hat es doch nicht gereicht und während ich bereitwillig ausgezogen bin, weil ich nicht alleine in unserer gemeinsamen Wohnung bleiben wollte, hat sie kein Problem damit, jemand anderen in das Schlafzimmer zu lassen, in dem sie vor nicht allzu langer Zeit noch mit mir lag.
Gerade denke ich an unsere ersten gemeinsamen Jahre und wie verliebt wir waren. Ich weiß, wie liebevoll, reizend und leidenschaftlich sie sein kann und der Gedanke, dass nun ein anderer diese Seiten an ihr kennengelernt, macht mich krank.

Ich frage mich auch, was das überhaupt für ein Typ ist. Ich kann mich nicht daran erinnern, den jemals mit einer anderen Frau gesehen zu haben. Gefühlt hat der einfach 6 Jahre lang gewartet und stand sofort Spalier, als nach ihm gerufen wurde.

Naja, wie gesagt, ich weiß eigentlich selbst nicht, was ich hier will, aber ich möchte mich trotzdem bei jedem bedanken, der mein Geschreibsel bis hierhin gelesen hat.
Tat gut, einfach mal den Gedanken freien Lauf zu lassen.

Viele Grüße

08.10.2024 21:41 • x 18 #1


Aline_8
Mensch, das tut mir wirklich leid!

Du liest dich ehrlich gekränkt und traurig aber gleichzeitig total reflektiert und geordnet.

Hier sind Menschen, die haben genau wie du jede Menge schlimmes erlebt und manchmal hilft ja vielleicht einfach schon das Wissen, dass man mit der ganzen K...nicht alleine ist

08.10.2024 21:56 • x 6 #2


A


Klarkommen nach Trennung

x 3


O
Autsch, das tut schon beim Lesen weh! Du leidest unter Trennungsschmerzen.

Mein erster Ratschlag: Täglich Selfcare.
Zweiter Ratschlag: Reise planen!
Dritter Ratschlag: Sport

Und es ist völlig egal mit wem sie sich jetzt trifft. Es geht jetzt nur um Dich und dein Leben. Im Hier und Jetzt.

Orientiere dich neu!

Konzentriere dich 100% auf dich! Bleibe bei dir.

08.10.2024 22:10 • x 11 #3


Beholder
Zitat von Olive70:
Autsch, das tut schon beim Lesen weh! Du leidest unter Trennungsschmerzen. Mein erster Ratschlag: Täglich Selfcare. Zweiter Ratschlag: Reise planen! Dritter Ratschlag: Sport Und es ist völlig egal mit wem sie sich jetzt trifft. Es geht jetzt nur um Dich und dein Leben. Im Hier und Jetzt.

Vierter Ratschlag: Neue Leute kenne lernen. Das hat mir am meisten geholfen. Es war zwar am Anfang nur eine Person (über die Arbeit). Aber durch die kamen mittlerweile 4 neue dazu.

08.10.2024 22:18 • x 4 #4


Razor_cgn
Der Klassiker, Monkey Branching, nachdem der aktuelle Mann uninteressant geworden ist. Ich sag´s ja, die Lehren der RedPill sollten in der 7. Klasse im S. Unterricht vermittelt werden, dann passiert das nicht.

Was da nur hilft, das Grübeln sein zu lassen, it´s over und sich neuen Zielen widmen. Die Lehre mit nehmen, das man beim nächsten Mal es besser macht. Ein Tipp für den Anfang, eine Frau mindestens 13 Monate prüfen, denn dann hat man sie in allen Jahreszeiten erlebt, zu allen Feiertagen und zu allen Geburtstagen. Dann erst würde ich ein Kommittent geben.

08.10.2024 22:41 • x 5 #5


Blindfisch
Zitat von Razor_cgn:
Ich sag´s ja, die Lehren der RedPill sollten in der 7. Klasse im S. Unterricht vermittelt werden, dann passiert das nicht.

Gemäß den lehren der redpill muss ein jeder Mann einen Tod sterben um überhaupt mit der redpill in Berührung zu kommen....um zu verstehen wie die Frau/Mann Dynamik funktioniert.
Zitat von Downer:
Aber nein, es ist jemand aus unserem gemeinsamen erweiterten Bekanntenkreis; jemand, den wir schon seit Jahren kennen.

Zitat von Downer:
Vor 3 Wochen musste ich dann feststellen, dass meine Ex bereits deutlich weiter in der Trennungsverarbeitung ist, als ich, und einen Neuen in ihr Leben gelassen hat.

Der Typ der in der Beziehung plötzlich auftaucht....den die eigene Frau in ihr Leben eintreten lässt (natürlich nur ein guter Freund) ist der Anfang für das Ende der Beziehung. Es tut mir Leid für dich aber so ist das Leben. Schlucke die rote Pille und lerne zu verstehen. Es warten viel bessere Frauen auf dich da draußen

08.10.2024 23:04 • x 4 #6


L
Und brich den Kontakt zu ihr ab, entferne sie von Social Media, hör auf nachzusehen was sie macht und mit wem! Du folterst dich damit selbst.
Ich kenne das. Anfangs geht es einem noch ganz gut, weil man bei der Ex auch keine Veränderung im Leben sieht und man sich sagen kann: 'Ohne mich geht's ihr auch nicht besser.' Bis man sieht, dass sie weiterlebt, einen Neuen hat, aufblüht... Das tut brutal weh, weil man das Gefühl hat, dass ihr die Trennung nicht so viel ausmacht, wie einem selbst.
Hat sie mich überhaupt so geliebt wie ich dachte?
War ich für sie Ballast?
Wie kann es ihr so schnell schon wieder so gut gehen? Haben ihr die 6 Jahre gar nichts bedeutet?
Und man hat das Gefühl, dass man auf der Strecke bleibt. Alleine im Schmerz. Man leidet, während es sich die Ex schon wieder gut gehen lässt. Das ist doch ungerecht...

Aber so ist der Lauf der Dinge. Nach den meisten Trennungen beginnt der eine Part ein neues Kapitel, während der andere noch nicht bereit ist und trauert. Das (meiner Meinung nach) einzige, das dagegen hilft, ist Abstand. Kein Kontakt. Kein neugieriges Nachsehen was die Ex so treibt. Sonst wird es zu einer schlimmen Spirale der Selbstfolter.

Und: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Es sieht für dich natürlich so aus, dass es ihr super geht, sie aufblüht mit dem Neuen, usw. Aber nach 6 Jahren wird auch sie nicht mit einem Fingerschnipsen die Erinnerung an dich abstellen können. Sie wird auch ihre schweren Momente gehabt haben und vielleicht immer noch haben.
Aber sie hat es eben geschafft sich davon abzulenken, indem sie sich einen Neuen geholt hat. Oft genug ist der erste nach einer langen Beziehung nicht allzu lange da und dient eher dazu sich von der langen Beziehung distanzieren zu können. Um wieder neu starten zu können. Das ist einfach menschlich.

Noch dazu tendieren die meisten Menschen dazu irgendwann wieder in alte Muster zu verfallen. Das wird bestimmt auch bei ihr so sein. Also, wenn es für dich so aussieht, als wäre mit dem Typen alles rosarot und sie wieder die Traumfrau wie früher(liebevoll, reizend und leidenschaftlich), vertraue darauf, dass es nicht ewig anhält und auch der Neue irgendwann die Seiten an ihr kennenlernt, die für dich irgendwann ein Grund waren für:
Zitat von Downer:
da auch ich so wie es lief nicht mehr glücklich war


Beende das Kapitel, nimm das Leiden an, da es dazu gehört und halte durch. Schon bald beginnt die Zeit, in der die schlechten Tage weniger werden und die normalen bis guten Phasen länger anhalten.

08.10.2024 23:38 • x 11 #7


Michael73
@Downer
Wüsste ich weise Wirte, würde ich sie dir schreiben.
So bleibt mir nur, dir alles Gute zu wünschen.
Dein toller Text lässt mich denken Wow - er leidet, ist aber komplett bei der Sache. Da steckt Stärke drin.
Ich beneide dich, leide mit dir und hoffe, du erreichst schnell bessere Lebensphasen.

09.10.2024 02:11 • x 3 #8


H
@Downer
Wie geht es Dir heute? Du wurdest nicht 'ausgetauscht'. Du warst 6 Jahre ein wertvoller Bestandteil in ihrem Leben. Versuche auf das Gute zu blicken.

Du schreibst, Du hast viele Fehler gemacht. Verzeih Dir. Und versuche auch ihr zu verzeihen.

Es ist oft schwierig, wenn der Ex-Partner jemand anderen in sein Leben lässt. Vorallem wenn man selbst noch nicht soweit ist.

Vielleicht hilft es Dir wirklich Dich abzulenken. Mit neuen Dingen. Was wolltest Du immer schon mal ausprobieren? Fällt Dir etwas ein? Die Tipps von @Olive70 sind doch super? Verreist Du gerne? Gibt es da nicht so Portale für Reisebegleitungen? Vielleicht findest Du da einen neuen Kumpel?

Und nein, ich glaube nicht, dass das die Liebe des Lebens war. Die wartet noch auf Dich. Wirst sehen.

09.10.2024 07:10 • x 5 #9


Downer
Guten Morgen und danke für die vielen Antworten - ich hätte nicht erwartet, mit meiner Geschichte so viel Anklang zu finden.

Mir geht es so lala, ich kämpfe mich von Tag zu Tag und werde versuchen müssen, irgendwie die jetzt kommende dunkle Jahreszeit zu überleben.
Die ersten Tage, nachdem ich erfahren hatte, dass sie jemand anderen hat, konnte ich kaum essen und schlafen und hab bestimmt 3-4kg abgenommen, was man bei mir direkt sieht, da ich ohnehin ein schlanker Typ bin.
Mittlerweile ist das etwas besser aber noch nicht wieder auf einem normalen Niveau angelangt.

Meine Gedanken kreisen unentwegt um die Vergangenheit und obwohl ich weiß, dass ich loslassen muss, fällt es mir unfassbar schwer, sie ruhen zu lassen.
Ich habe das Gefühl, dass wir Potential für so viel mehr hatten und ich habe einen leichten Selbsthass entwickelt, das nicht ausreichend gewürdigt und regelrecht weggeworfen zu haben.
Mein größter Fehler in der Beziehung war über all die Jahre meine Konfliktscheue und meine mangelnde Kommunikation.
Meine Ex wusste immer, wenn irgendetwas ist und hatte die Dinge auch stets angesprochen, doch ich habe mich immer weggeduckt und gehofft, dass die Probleme sich einfach verflüchtigen. Natürlich war das nicht so.

Warum ich so handelte kann ich schwer sagen, aber ich denke ich hatte einerseits Probleme, mich zu öffnen und meine Gefühle mitzuteilen und andererseits Angst vor Ablehnung. Irgendwie eine Mischung aus Bindungs- und Verlustangst.
Natürlich hat auch meine Ex Fehler gemacht, aber ich bin überzeugt davon, dass sich vieles hätte aus der Welt schaffen lassen, wenn ich einfach mal meinen Mund aufgemacht hätte.
Ich weiß, dass dieses Verhalten unreif und meiner Ex gegenüber unfair war, da ich sie oft im Unklaren ließ und ich glaube ich werde noch sehr lange brauchen, um mir das zu verzeihen.
Wenn ich zurückdenke, wie lange ich gebraucht habe, um jemanden wie sie kennenzulernen und mir dann vor Augen führe, wie wenig ich die Beziehung oftmals wertgeschätzt habe, bricht mir das Herz.
Zum einen, da es mir für sie leid tut, weil ich weiß, dass sie sich in der Vergangenheit aufrichtig um mich und die Beziehung bemüht hat, zum anderen, weil ich mich aktuell komplett im Selbstmitleid suhle und ich nur daran denken kann, was ich verloren habe.
Ich habe das Gefühl meine Familie (wir haben einen gemeinsamen Hund) verloren zu haben und vor einem Scherbenhaufen zu stehen, der einmal mein Leben war.
Das Gefühl, nicht alles gegeben und deswegen versagt zu haben nagt enorm an mir.
Jetzt wieder klar zu kommen und jemand neuen zu finden erscheint mir als unbewältigbare Aufgabe und ich wünschte, ich hätte einfach mehr in die Beziehung investiert und zu schätzen gewusst, wie viel es wert ist, jemanden an seiner Seite zu haben, der einen wirklich liebt.

Ablenkung fällt mir schwer und ich finde es anstrengend, mir den Tag auf Krampf so voll wie möglich zu stopfen, um keine Zeit zum Nachdenken zu haben.
Neue Leute ohne Aufhänger kennenzulernen ist auch nicht meine große Stärke und auch hier muss ich sagen, dass man irgendwann einfach sesshaft werden und mit seinen üblichen Leuten rumhängen möchte.
Diese üblichen Leute haben inzwischen aber teilweise Kinder und ich bin der einzige Single in meinem Freundeskreis und ich schätze, ich trauere gerade einfach generell meinem alten, bequemen Leben hinterher, in dem so vieles besser zu sein schien.

Sport ist wichtig und ich werde mich vermutlich in einem Verein anmelden oder das zumindest mal ausprobieren, um mich abzulenken und unter Leute zu kommen.

Alleine reisen ist für mich keine Option und generell ist das ein großes Thema für die Zukunft: Mit wem mache ich jetzt Urlaub?
Klar kann man auch mal eine Woche mit Freunden verreisen, aber es gibt einfach Dinge, die man normalerweise mit seinem Partner teilt und natürlich ist mit der Trennung auch der gemeinsame Freundeskreis zum Teil verloren gegangen.
Auch vor Silvester graut es mir heute schon weil ich Angst habe, allein oder das 5. Rad am Wagen zu sein.

Generell ist mir aufgefallen, dass ich mich in den letzten 2 Jahren irgendwie komplett selbst verloren habe und überhaupt nicht weiß, wo mein Platz im Leben ist.
In der selben Zeit hat meine Ex sich weiterentwickelt, ist ihre Probleme mit einer Therapie angegangen, während ich meine erst jetzt nach der Trennung angehe.
Es gibt vieles, an dem ich arbeiten muss und aktuell überfordert mich das alles extrem.
Ich bereue so viele vergangene Entscheidungen und muss irgendwie aus diesem Abwärtsstrudel ausbrechen.

Den Kontakt zur Ex komplett abbrechen kann ich aufgrund des Hundes nicht, wobei ich auch hier hin- und hergerissen bin, wie lange ich dieses Wechselmodell noch aufrecht erhalten kann und will.
Einerseits will ich den Hund nicht missen und ich bin froh über die Beschäftigung und die tierische Gesellschaft, andererseits weiß ich, dass meine Ex sich in Ruhe mit ihrem Neuen vergnügt und gemeinsame Urlaube macht, während ich hundesitte. Außerdem habe ich nicht das Gefühl, dass der organisatorische Kontakt, auch wenn er nur sporadisch ist, mir besonders gut tut.

Meine Beiträge müssen sich unglaublich chaotisch lesen und ich entschuldige mich für meine bruchstückhaften Erzählungen, aber genau so sieht es zur Zeit in mir aus und ich schreibe einfach auf, was mich bewegt.

09.10.2024 09:57 • x 5 #10


Downer
Auch die Tatsache, dass meine Ex sich schon monatelang Gedanken über die Trennung gemacht und alles Pros und Cons abgewägt haben muss, macht mich wahnsinnig.
Wie konnte ich das so lange nicht sehen? Es muss so viel im Argen gelegen, so viele Warnzeichen gegeben haben, die ich alle erst in Nachhinein wahrnehme.
So leichtfertig trennt man sich nicht nach 6 Jahren, wenn man zuvor ein gemeinsames Leben mit Hund angestrebt hat.
Ich war so lange so blind und habe nichts um mich herum mitbekommen, aber wenn meine Ex sich zu diesem Schritt durchgerungen und nun bereits komplett neu ausgerichtet hat, muss es wirklich schlimm mit mir gewesen sein.

Sie kam aus einer ähnlich langen Beziehung kurz bevor wir uns kennenlernten und für sie scheint es deutlich leichter zu sein, abzuschließen und einen neuen Weg einzuschlagen, wenn es jetzt wieder genauso abläuft.

09.10.2024 10:15 • x 2 #11


brokenforever
Zitat von Downer:
Generell ist mir aufgefallen, dass ich mich in den letzten 2 Jahren irgendwie komplett selbst verloren habe und überhaupt nicht weiß, wo mein Platz im Leben ist.

Ich denke, genau das ist dein Problem.
Zitat von Downer:
Es gibt vieles, an dem ich arbeiten muss und aktuell überfordert mich das alles extrem.

Bist du generell mit deinem Leben zufrieden? Mit deinem Job? Hast du einen besten Freund/beste Freundin?

Es wirkt so, als würdest du dich - als Single - irgendwie...benachteiligt fühlen. Dabei ist diese Zeit so immens wichtig, sich selbst besser kennenzulernen, an sich zu arbeiten, zu wachsen.

Sie wirkt auf dich stabil, glücklich, gefestigt. Und du bist das nicht - wärst es aber gern.

Single sein, kann auch wunderbar sein. Aus deinem Text entnehme ich aber, dass du das momentan als ziemliche Belastung empfindest. Wie nimmst du die Zeit wahr, als ihr noch - unglücklich - zusammen wart? Hat dich das nicht auch belastet?

09.10.2024 10:26 • x 3 #12


C
Fühl Dich mal virtuell gedrückt. Vieles von dem, was Du schreibst, habe ich genauso empfunden. Man kann beim Lesen Deiner Zeilen richtig mitfühlen, wie es Dir geht.

Bei Dir ist es so, dass Du im Grunde verzögert Eure Trennung anders interpretierst, vorher war es eine von beiden Seiten reflektierte, mehr oder weniger einvernehmliche Trennung, jetzt ist es (möglicherweise! - Du weißt es ja nicht) ein doch schon länger von ihr im Hintergrund vorbereiteter Warmwechsel. Für mich macht das auch einen Riesenunterschied (meine Trennung war auch so eine, habe das allerdings sofort erfahren) - gerade den Schlag fürs Selbstwertgefühl durch das Verlassen- und Ausgetauschtwerden habe ich auch als fürchterlich empfunden. Auch das Idealisieren der Ex-Beziehung, das Du beschreibst, kenne ich gut.

Zitat von Downer:
Mein größter Fehler in der Beziehung war über all die Jahre meine Konfliktscheue und meine mangelnde Kommunikation.

Ja, das war bei mir z.T. auch so (allerdings auch bei meinem Ex). Kannst Du da mal in die Tiefe gehen und überlegen, woher das kommen könnte? Ich glaube wirklich, ein Coaching / therapeutische Aufarbeitung könnte Dir guttun.
Zitat von Downer:
Warum ich so handelte kann ich schwer sagen, aber ich denke ich hatte einerseits Probleme, mich zu öffnen und meine Gefühle mitzuteilen und andererseits Angst vor Ablehnung.

Dito.
Zitat von Downer:
Das Gefühl, nicht alles gegeben und deswegen versagt zu haben nagt enorm an mir.

Ja, ganz furchtbar. Das hat mich in den ersten Monaten auch aufgefressen - meine Fehler waren mir klar (z.T. sogar schon während der Beziehung), aber ich habe wider besseren Wissens nicht anders gehandelt. Das, gepaart mit dem Wissen, dass ich den Ex sehr geliebt habe, hat mich fast umgebracht. Aber es hilft einfach nichts - so hart es ist - da müssen wir durch.
Zitat von Downer:
dass ich mich in den letzten 2 Jahren irgendwie komplett selbst verloren habe und überhaupt nicht weiß, wo mein Platz im Leben ist.

Das finde ich einen ganz wichtigen Punkt und dahingehend sehe ich Eure Trennung auch als Chance. Das solltest Du nämlich auch unabhängig von einer Beziehung wissen und ich würde auf jeden Fall versuchen, diesen, Deinen Platz im Leben zu finden und zu stabilisieren, ehe Du eine neue Beziehung eingehst.
Zitat von Downer:
Den Kontakt zur Ex komplett abbrechen kann ich aufgrund des Hundes nicht,

Schwierig. Wäre es eine Option, dass Ihr die Hundeübergabe kontaktlos gestaltet? Ich konnte auch keinen kompletten Kontaktabbruch durchziehen (Kinder), bin aber hundertprozentig sicher, dass ich viel schneller in der Verarbeitung gewesen wäre, wenn das möglich gewesen wäre. Gerade in den ersten Monaten hat mich jeder Kontakt mit dem Ex wieder zurückgeworfen.
Zitat von Downer:
Auch die Tatsache, dass meine Ex sich schon monatelang Gedanken über die Trennung gemacht und alles Pros und Cons abgewägt haben muss, macht mich wahnsinnig.

Ja, ging mir auch so - obwohl Du das bei ihr ja nicht sicher weißt. Aber den Gedanken kann man natürlich nachvollziehen - im Nachhinein wirkt dann alles so falsch.

09.10.2024 10:46 • x 3 #13


Violettsloth
Zitat von Downer:
Wie konnte ich das so lange nicht sehen? Es muss so viel im Argen gelegen, so viele Warnzeichen gegeben haben, die ich alle erst in Nachhinein wahrnehme.

Das liegt wohl offensichtlich am Mann sein. Frauen ticken bei sowas emotionaler, drohen auch oft mit Trennung und geben Hinweise. Männer verschließen gerne die Augen und fallen aus allen Wolken, wenn nach der 30. emotionalen Ansage, die Frau dann die Trennung vollzieht.

Mein NM ist auch so ein Exemplar. Mit ihm habe ich quasi 2 Jahre gekämpft. Habe sogar mehrfach gesagt, dass ich mich trennen werde. Ich hatte sogar den Eindruck, dass er alles tat, damit ich mich trenne. Trotzdem meinte er, es wäre aus heiterem Himmel gekommen, damit hätte er nicht gerechnet. Erklären kann ich es nicht wirklich

09.10.2024 11:59 • x 2 #14


Downer
@brokenforever
Ja da liegt der Hase im Pfeffer. Ich bin beruflich nicht glücklich und bei meinem lange angestrebten Jobwechsel vor 2 Jahren, auf den ich mich eigentlich gefreut hatte, ist mein komplettes soziales Arbeitsumfeld weggefallen.
Der Job zuvor war ok und das Team war top, aber es war perspektivlos, da die Stellen ausgelagert wurden. Durch den Wechsel versprach ich mir Besserung, aber außer Sicherheit habe ich nichts dazugewonnen.
Kein tolles Team mehr, es ist kaum jemand im Büro ubd man hockt meistens alleine rum oder halt im HO. Dazu Arbeit, die mir keinen Spaß macht.
Das Problem ist, dass es an sich ein gut bezahlter Job ist, etwas, das man nicht einfach so wegwirft. Aber an einer Neuorientierung führt nichts vorbei, egal ob intern oder extern.

Bei meiner Ex das genaue Gegenteil, bei ihr liefen die letzten Jahre hervorragend und ich muss einfach eingestehen, dass wir uns in konträre Richtungen entwickelt haben und sie mir entwachsen ist.
Als wir uns kennenlernten quasi das genaue Gegenteil. Ich stand voll im Saft, war glücklich und zufrieden und alles was fehlte, war eine Partnerin.
So habe ich sie angezogen, so kamen wir zusammen.
Zu wissen, dass ich heute nicht mehr der Mann bin, in den sie sich mal verliebt hat, macht mich komplett fertig und ich sehe aktuell keinen Ausweg aus dieser Situation. Wie soll ich mein Level von damals nochmal erreichen? Wie soll ich nochmal so eine Frau kennenlernen?

Sie, der Neue und ich arbeiten bei derselben großen Firma und einerseits habe ich das Verlangen, komplette Fahnenflucht zu begehen, andererseits will ich nicht komplett kampflos das Feld räumen und mein Leben aufgeben.
Wir haben beruflich zwar nichts miteinander zu tun, aber dass man sich auf dem Gelände über den weg läuft, kann schon mal passieren.
So auch eben, ich habe sie mit einer Kollegin gesehen und natürlich sah sie umwerfend und glücklich aus.
Dass ich sie weiterhin attraktiv finde, hilft der ganzen Sache nicht weiter.

@Caecilia
Danke, ich habe bereits angefangen, diese Themen therapeutisch aufzuarbeiten, allerdings wird es noch ein langer Weg werden und an der aktuellen Situation nichts ändern.
Sie ist weg, weitergezogen und ich bin auf dem Standstreifen stehengeblieben und blicke ihr hinterher.
Da wieder rauszukommen, wird unendlich schwer und ich habe wirklich Angst, daran zu zerbrechen.

Unfassbar, wie viel schlechter als gestern es mir heute geht.

09.10.2024 12:46 • x 1 #15


A


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