Hallo,
ich wurde einen Tag vor Silvester von meiner Freundin verlassen. Bevor ich auf die Details der Trennung eingehe, will ich von unserer gemeinsamen Geschichte erzählen.
Kennengelernt haben wir uns in der 10 Klasse, damals war sie extrem dürr. Bald wurde sie von Lehrern und Schulfreunden darauf angesprochen. Alle haben sich große Sorgen gemacht, doch niemanden hat sie sich ganz öffnen können, auch ihren Eltern und Ärzten nicht. Mehr als Mitleid empfand ich damals nicht für sie und hatte auch kein ehrliches Interesse daran mich mit ihren Problemen zu beladen. Nach einem Jahr waren wir dann gut befreundet. Ab und zu SMS ausgetauscht, gechattet, zusammen mit Freunden feiern gewesen. Ich erkannte, dass ich mich in dieses Mädchen verliebt hatte und nach einigen Gesprächen stellte sich heraus, dass sie gleich empfand. Zu dieser Zeit machte sie schon einen besseren Eindruck was ihre Statur anging. Aber überstanden war es lange nicht.
Zu Beginn der Beziehung wusste ich nicht in welchem Ausmaß sie unter psychischen Problemen litt. Mit der Zeit begann sich mir gegenüber zu öffnen, erzählte ihre Geschichte, vertraute mir als einzigem an, wenn sie mal wieder ein Glas Nutella gegessen hat und gleich danach kotzen ging. Ich war damals wie ein Rückzugsort für sie – nur mir konnte sie alles sagen. Ich behielt jahrelang für mich wie sie sich wirklich fühlt. Sie sagte immer: ,,Nur mit dir schaffe ich das!“. Ich glaubte ihr. Das war für mich eine sehr belastende Zeit, oft dachte ich daran sie mit ihren Problemen alleine lassen und sie verlassen sollen. Ich tat es nie, brachte diese Gedanken ihr gegenüber nie zum Ausdruck um sie zu schonen. Auf der einen Seite blieb ich, weil es langsam besser wurde, weniger Kotzen, weniger Selbstzweifel, weniger Selbsthass. Auf der anderen Seite aus Mitleid. Damit will ich nicht sagen ich habe sie nicht geliebt, ich habe sie bis zum Ende von ganzem Herzen geliebt, hab ihr die Sterne vom Himmel geholt, hab alles für sie getan wenn es ihr dadurch besser ging.
In den 3 Jahren unserer Beziehung wurden diese Probleme kontinuierlich besser. Ich baute mein Leben ihr zu liebe komplett um sie auf und vergaß was für mich selbst wichtig ist. Im Frühjahr dieses Jahres habe ich mein Abi gemacht und war folglich dabei meine Zukunft zu planen. Ihre Eltern sind dann vor einem halben Jahr aus dem eigenen Haus nach Paris ausgezogen. Das war für uns die Chance zusammen zu leben. Ich bin zu ihr gezogen. Hab daher nur nach Studienplätzen an lokalen Unis gesucht, obwohl die Auswahl an Studiengängen nicht dem entsprach was ich eigentlich wollte. Das war mir egal, ich wollte nur bei ihr bleiben. Sie hat sich für ein Medizinstudium beworben, wurde jedoch abgelehnt. Dann im September nahm sie eine Stelle beim Roten Kreuz an um die Zeit zu überbrücken.
Im Oktober begann für mich das erste Semester meines Studiums, schnell merkte dass ich unzufrieden bin. Ein Teil dieser Unzufriedenheit kam von dem trockenen Stoff der andere Teil von einem Isolationsgefühl. Ich brauchte immer schon eine Gewisse Zeit um Kontakte zu knüpfen und Freundschaften aufzubauen. Reagiert habe ich auf dieses Gefühl der Unzufriedenheit damit dass ich immer mehr Vorlesungen geschwänzt habe, um bei ihr zu sein wenn sie von der Arbeit kam.
Sie hat nicht zum Ausdruck gebracht, dass sie dadurch zu wenige Freiräume hatte und mit der Situation unzufrieden war und mich dann irgendwann nicht mehr liebte. Sie spielte mir weiterhin vor glücklich zu sein. Streit gab es nicht. Ich habe nichts kommen sehen.
Vor einer Woche waren wir zusammen auf einem Jahrgangstreffen. Sie war dann auch ziemlich betrunken und brach plötzlich in Tränen aus. Auf meine Frage was passiert ist bekam ich zuerst keine Antwort. Doch dann konnte ich in ihrem Geheule einen Satz genau heraushören: ,, Ich habe mich in einen Anderen verliebt!“ . Ich brach zusammen. Am nächsten Tag sprachen wir dann. Sie sagte es sei ein Arbeitskollege und dass sie sich gegenseitig ihre Zuneigung schon gestanden hatten. Aber sie liebe ihn nicht, jedoch mich nicht mehr. Zwei Tage später habe ich meine ganzen Sachen genommen und verschwand während sie auf der Arbeit war ohne ihr vorher Bescheid zu sagen.
Am Freitag war ich mit ein paar Freunden abends auf ein paar B. weg. Einer von ihnen wohnt in der gleichen Straße wie sie, ich saß auch noch im Auto. Blickte die Straße entlang in ihre Einfahrt und sah ein unbekanntes Auto. Ich musste hin. Und dann sah ich durch ein Fenster etwas was ich nie wieder vergessen kann. Beide *beep*, sie auf ihm sitzend. Das war das Schlimmste. Ausgerastet bin ich vor der Tür und schrie rum. Bis sie einfach das Licht ausgemacht haben.
Dieses Gefühl sofort ausgetauscht worden zu sein hat mich gebrochen. Und das alles was ich über die Jahre für sie getan habe.
Am Tag darauf redete ich mit ihr. Sie war sauer auf mich weil ich ihr Angst gemacht habe. Ich sagte ihr dass ich es falsch ist so eine Beziehung im Streit enden zu lassen. Das wäre wichtig für meinen inneren Frieden sagte ich ihr und dass ich in Würde gehen will. Jedoch gibt sie mir die Schuld daran wie es zu Ende ging, ist sauer und will nicht mehr mit mir reden. Das ist das Ende vom Lied. Keine Reaktionen seitdem. –Danke für jeden Kommentar
07.01.2013 14:37 •
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