hallo ihr lieben,
ein paar tage habe ich hier schon mitgelesen und dadurch die weihnachtstage für mich etwas erträglicher gemacht. erstmal danke dafür.
nun fasse ich mir ein herz und möchte meine geschichte erzählen.
vor fünf wochen hat sich mein freund von mir getrennt. nach zwei jahren beziehung. der auslöser war, dass ich immer mal wieder angesprochen habe, dass ich ihn gerne öfter sehen würde. darauf hatte er nie eine antwort. bis jetzt. das erste mal schien er sich darüber gedanken gemacht zu haben und dann zu dem schluss gekommen zu sein, dass seine gefühle dafür nicht (mehr) ausreichen.
warum wir uns so selten gesehen haben: er hat familie, ich nicht. seine erwachsene tochter lebt bei ihm, seinen kleinen sohn hat er von donnerstags bis samstags. beide kinder sind von verschiedenen frauen. die mutter der tochter ist nun seine beste freundin und kollegin. ich bin soweit mit der situation gut klargekommen und habe mich mit allen gut verstanden, es gab keine eifersucht oder dergleichen. ein kontakt mit dem sohn hat allerdings nicht wirklich stattgefunden. ich hatte ihm mitgeteilt, dass ich da etwas ängstlich bin, da ich keine erfahrung mit kindern habe. meine hoffnung war, dass die zeit das mit sich bringt. man muss es ja nicht überstürzen, gerade wenn es um kinder geht.
nun hätte er also an den kinderfreien tagen eigentlich zeit mit mir verbringen können. dies gestaltete sich aber von anfang an schwierig, da er sonntags vormittags, montags abends und dienstag abends zu seiner sportgruppe ging und dies auch selten ausfallen liess. mittwoch abends war joggen oder beim doppelkopf.
manchmal habe ich ihn darauf hingewiesen, dass bei diesem zeitplan eigentlich gar kein platz für eine frau in seinem leben wäre und gefragt, wie er sich das eigentlich vorstellt. er hatte darauf nie eine antwort.
es ist aber auch nicht so, dass er mich wie eine affäre behandelt hat. schon nach einigen monaten hat er mich mit zu familienfesten genommen und mich nach und nach allen seinen freunden vorgestellt. in dieser anfangszeit war ich selber mir noch gar nicht so sicher und fand es beeindruckend und auch süss, dass er so schnell alles festmachte.
leider passierte danach aber beziehungsmässig nur noch wenig. für mich waren wir noch in der kennenlernphase. aber er benahm sich als wären wir schon seit 10 jahren zusammen. dies habe ich auch angesprochen. seine aussage war, dass er mich allen vorgestellt hat, weil es für ihn klar wäre, dass wir jetzt erstmal zusammen bleiben und sich daran so bald nichts ändern wird. das war ein schönes gefühl.
mit der zeit kam von ihm aber immer weniger einsatz. ich wusste, dass er sich seit längerer zeit überfordert fühlte mit seiner familie und seinem job. er war ausgebrannt als wir uns kennenlernten und ich hatte das gefühl, dass er sich bei mir sehr wohl und geborgen fühlte und dass er bei mir seine ruhe hatte und dem stress entfliehen konnte. wir haben eine zeitlang gemeinsam geschaut, ob er sich beruflich nicht verändern könne, doch das verlief irgendwann im sande. in seine familiäre situation wollte ich mich nicht einmischen. ich weiss aber, dass seine erwachsene tochter und seine beste freundin (exfrau) beide derzeit auch nicht sehr zufrieden mit ihrem leben sind (nerviges studium, stressiger job, kein partner) und dies viel bei ihm abgeladen haben. beide schreiben ihm täglich zig nachrichten und rufen unentwegt an. da er ein kleiner chaot ist, muss er sich auch das ständige gemecker der beiden anhören (wohnung nicht aufgeräumt, nicht geputzt, termine vergessen usw.)
daher habe ich mich immer zurückgehalten mit der kontaktaufnahme um ihm nicht noch zusätzlichen stress zu machen. er sollte aus freien stücken sich bei mir melden und sich mit mir treffen. das führte aber dazu, dass ich nie wusste, wann wir uns das nächste mal sehen. er ist generell niemand, der pläne macht und sich termine merken kann. so wartete ich meistens bis er fragte ob wir uns sehen. es pendelte sich so ein, dass er sonntags nachmittags zu mir kam und wir zusammen zu abend assen und quatschten oder tv schauten. er war immer sehr müde und schlief schnell ein. am nächsten morgen musste er zur arbeit (ich habe montags frei).
die punkte, wegen denen ich in der beziehung von anfang an unglücklich war: der s. war nie der hammer, er war kein grosser küsser und wir haben uns zu selten gesehen. das habe ich immer wieder angesprochen, muss aber sagen, dass ich es unendlich schwer finde gerade s. themen anzusprechen und hierbei leider scheiterte und irgendwann aufgab.
daher war im ersten jahr noch sehr unsicher ob das mit ihm das richtige ist. dennoch war ich verliebt und hatte gerade am anfang viel lust auf s. dies konnte er nicht befriedigen, da wir uns ja so selten sahen. so hatte ich schon nach kurzer zeit eine feste affäre. ein vergebener mann mit zwei kindern, der aber dennoch viel mehr zeit für mich hatte als mein partner. weil er einfach besser organisiert war.
meine gefühle für meinen partner wurden dennoch mit der zeit stärker und so beendete ich die affäre und wollte wieder mehr an der beziehung arbeiten. wir hatten noch einige sehr schöne urlaube mit schönen erlebnissen und ich dachte wir sind auf dem richtigen weg. denn gemeinsame erlebnisse fehlten uns am anfang und sie sind wichtig um eine bindung herzustellen.
dann kam corona und alles wurde schwieriger. ich habe mich nur noch mit ganz wenigen menschen getroffen. er hatte weiterhin jeden tag seine gesamte familie um sich. so ist ein ungleichgewicht entstanden, dass mich noch unzufriedener machte und ich forderte immer mehr ein, dass wir uns öfter als einmal die woche oder alle zwei wochen sehen können oder eben nicht nur ein paar stunden, sondern etwas länger. der schuss ging nach hinten los. er zog sich eine woche lang zurück, ich konnte ihn kaum noch erreichen und wenn dann war er kurz angebunden. das hat mein herz zerbrochen. ich bat ihn dringend um ein krisengespräch. er wollte auf das nächste wochenende vertrösten aber ich wollte dann wenigstens vorher schon mal telefonieren.
so erfuhr ich es also zuerst am telefon und dann ein paar tage später nochmal live bei einem sehr fairen und guten gespräch. leider hat er erst da endlich mal ein paar kritikpunkte geäussert. obwohl ich ihn immer und immer wieder gefragt hatte, was _ihn_ denn an der beziehung eigentlich stört.
die punkte waren: ich hätte mich mehr um seinen sohn bemühen können und ich hätte auch öfter zu ihm kommen sollen. ich habe zugegeben, dass ich diese punkte vernachlässigt habe und dass ich gerne die chance gehabt hätte, dies besser zu machen. nur leider wusste ich ja nichts davon. er gab zu, dass es falsch war, nie seine wünsche zu äussern.
am tag nach diesem gespräch war ich bei freunden um mich abzulenken. mittags kam dann eine nachricht von ihm: ich muss immer an gestern abend denken und bin ganz durcheinander. der abend war so schön und wir haben uns so gut verstanden. mein herz blieb fast stehen. ich fragte ihn, warum er durcheinander wäre und ob er da nochmal drüber sprechen möchte. ja, er würde gerne noch einmal sprechen. ok, sagte ich, aber ich bräuchte mindestens zwei wochen um nachzudenken.
nach zwei wochen meldete ich mich wieder und fragte, wann er denn sprechen möchte. ich musste sehr lange warten bis er die nachricht überhaupt las und dann beantwortete. er schlug etwas in der kommenden woche vor. da mir das alles komisch vorkam, fragte ich ihn ob ihm klar sei, dass seine nachricht so klang, als würde er sich es mit der trennung anders überlegen. da fiel er aus allen wolken und betonte, dass dies keineswegs so gemeint war und dass er mir nur mitteilen wollte, dass er verwirrt war, weil der abend so schön war. er wiederholte also alles nochmal ohne die wirkliche bedeutung zu erklären. das wiederum machte mich sauer und ich teilte ihm mit, dass ich dann kein weiteres treffen mehr möchte und hoffe, dass er mit seinen verwirrungen alleine klar kommt.
seitdem ist von meiner seite funkstille. er hat mir noch zweimal geschrieben, einmal kurz vor weihnachten nach meinem befinden erkundigt (wir wollten weihnachten eigentlich zusammen feiern, bzw. silvester mit seiner gesamten familie verreisen, wenn nicht der lockdown das verhindert hätte) und mir am heilig abend schöne weihnachten gewünscht. ich habe nicht mehr reagiert. ich weiss, dass es ihm wichtig ist, den kontakt zu halten, denn das tut er mit allen seinen ex-freundinnen. ich kann das aber leider nicht.
jetzt frage ich mich, wieso ich eigentlich so sehr leide. ich selber habe oft an trennung gedacht, war total unzufrieden und hab ihn am anfang ja sogar hintergangen. woher weiss man ob es liebe ist oder einfach nur verletzter stolz?
wieso hab ich mich nicht längst getrennt? wieso habe ich die ganze zeit an der beziehung festgehalten und gedacht, dass wir trotz allem so gut zusammen passen? wir sind uns tatsächlich sehr ähnlich.
sicherlich, weil ich angst vor dem alleinsein habe. ich bin 52, hatte erst drei beziehungen in meinem leben und war dazwischen immer mindestens 10 jahre ungewollt single.
nochmal 10 jahre warten bis der nächste kommt? ohjemine!
27.12.2020 14:29 •
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