Hallo Sollskin und alle anderen,
ja, ich denke auch, dass der Mensch, der verlässt, keine Einsicht mehr zeigen kann, weil er nicht der Böse sein will und mit seinem schlechten Gewissen nicht klar käme. Er würde sich das Leben ja nur unnötig schwermachen, das neue Glück, das ihm in Aussicht steht, nicht so genießen können wie gewünscht, wie in der Vorstellung vorhanden. Deshalb wird alles, einfach alles, was man zusammen erlebt und durchgestanden hat, schlecht gemacht, es hätte ja nichts Gutes gegeben, es wäre schon immer so schlecht gewesen. Das ist eine Abwehrreaktion. Und man braucht sich auch nicht in den Partner, den man verlässt hinein zuversetzen, denn er ist ja Schuld daran, dass man gehen muss.
Ich sehe jetzt, dass es wirklich schon sehr lange zwischen meinem Mann und mir nicht mehr richtig gut lief, doch ich habe Beziehungsprobleme als etwas Normales angesehen, etwas, woran man arbeiten kann. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, deshalb gleich alles über den Haufen zu werfen. Mein Mann muss sich aber schon länger mit diesem Gedanken befasst haben.
Da ich selber Probleme aus meiner Kindheit mitbringe, unter denen ich gelitten habe, war ich einfach nicht so stark und souverän, wie er mich haben wollte. Ich habe mich jedoch darum gekümmert und es ist zwar langsam, doch sicher immer weiter bergauf gegangen. Ich habe mich wirklich sehr geändert. Kennen gelernt hat er mich eigentlich als einen schwachen und gebrochenen Menschen. Und um seine Probleme habe ich mich auch gekümmert. Und um die meiner Eltern, meiner Geschwister. Deshalb ist meine berufliche Seite auf der Strecke geblieben, ich wusste lange nicht, was ich denn wirklich machen will, wollte meine Berufung herausfinden, denn wo ich noch gearbeitet habe, waren es nur irgendwelche Jobs, nur zum Geldverdienen. Als unsere Tochter noch klein war, waren wir beide arbeitslos, es war wirklich eine sehr belastende Situation. Ich wollte damals studieren, hatte deshalb meinen Job gekündigt, doch dann kam meine Tochter, mein Mann musste nun Geld verdienen, ich habe ihm den Rücken freigehalten. Nun hat er es geschafft. Ich denke, ihm ist einfach alles zu viel gewesen, er hat darauf gewartet, dass ich auch endlich mich weiterentwickle, doch mehr als ich geleistet habe, konnte ich nicht leisten. Ich habe ja auch nicht einfach nur dagesessen und Däumchen gedreht. Ich habe mich viel um unsere Tochter gekümmert, die erst mit 5 Jahren endlich durschlief, die Kinder, ihre Freunde gehen bei uns ein und aus. Ich habe mich einfach gefreut, dass mein Mann so gut verdient, dass ich mir das leisten kann, für die Familie da zu sein. Es sollte aber nicht für immer so bleiben, ich hatte nie vor, für immer Hausfrau zu bleiben. In den Ferien haben wir immer unsere Eltern besucht, die alle sehr weit weg wohnen. Das ist auch anstrengend gewesen. Und mein Mann hat mir so leid getan, weil er immer geklagt hat, wie sehr ihm der Beruf zu schaffen macht, kürzer treten wollte er aber auch nicht, obwohl das Geld dann immer noch gereicht hätte. Oh mann, ich weiss, es ist so viel schief gelaufen, doch muss man deswegen gleich sich jemand anders suchen? Nun suche ich die Schuld bei mir, obwohl ich ihn nie betrogen habe. Er glaubt auch nicht an mich, dass ich beispielsweise ein Fernstudium überhaupt schaffen könnte. Na ja, ich werde jetzt erstmal ehe einfach irgendeinen Job suchen, aber ich werde mich trotzdem weiter entwickeln.
Es ist interessant Sollskin, Deine Meinung zu lesen, weil Du ein Mann bist.
Ich hatte nie Lust auf irgendwelche Spielchen, wollte nicht die Starke spielen, ich war eben ich, ich war echt. Und jetzt sehe ich auch, dass mein Mann schon lange mit mir unzufrieden war, ich wollte es nur nicht wahr haben. Es tut mir alles so leid.
Liebe Grüße, Evita
16.06.2015 09:59 •
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