Hi zusammen, nachdem ich mir nun schon einige Beiträge durchgelesen habe, habe ich mir jetzt auch ein Herz gefasst und möchte euch meine Geschichte erzählen.
Meine Geschichte begann vor ca. 8 Jahren, als wir uns kennengelernt haben. Er zeigte mir gegenüber großes Interesse, während ich nach einigen Enttäuschungen in meinem Liebesleben erstmal kein Interesse zeigen konnte. Er hat mich auch nicht gereizt, d.h. ich wollte ihn nicht daten und konnte mir zu diesem Zeitpunkt auch nicht vorstellen, dass jemals eine Beziehung mit ihm entstehen würde. Nachdem er mir jedoch gezeigt hat, dass er es wirklich ernst meint und die ersten Dates super verliefen, habe ich mich sozusagen dafür entschlossen, ihm eine Chance zu geben. Ich habe mich also darauf eingelassen und tatsächlich in diesen Mann verliebt. Die ersten Jahre waren wunderbar, wir gingen viel auf Reisen und er schenkte mir unglaublich viel Aufmerksamkeit und gab mir eine Liebe und Sicherheit, die ich so zuvor nicht kannte.
Als wir dann nach ca. 2 ½ Jahren zusammengezogen sind, waren wir zunächst im siebten Himmel… Wohnung einrichten, das Alltagsleben zusammen genießen, weiterhin schöne Urlaube genossen.
Natürlich gab es auch Tiefpunkte, wie z.B. seine Spielsucht. Darauf bin ich gekommen als ich das Thema Finanzen angesprochen habe. Mein Wunsch war nämlich ein gemeinsames Sparkonto einzurichten, um für unsere Zukunft vorzusorgen. Er weigerte sich zuerst, woraufhin ich sehr misstrauisch wurde. Letztendlich kam heraus, dass er sein Geld bei Online-Casinos verzockt hat und Schulden hatte (keine großen, aber immerhin). Wir sind das Thema jedoch zusammen angegangen und ich habe ihm eine klare Ansage gemacht, denn auch mein Vater war spielsüchtig und ich habe mir geschworen, dass ich das für mich selbst nicht möchte. Er hat sich also davon losgelöst, seine Schulden beglichen und wir kamen voran. Ich war sehr stolz auf ihn, denn ich hatte das Gefühl, unsere Beziehung geht in die richtige Richtung.
Der Alltag schlich sich langsam ein, und so gemütlich wie man in einer Beziehung wird, habe ich mich leider gehen lassen und stark zugenommen. Dies führte dazu, dass ich mich in meinem eigenen Körper selbst nicht mehr wohlgefühlt habe und von vielen Menschen in meinem Umfeld distanziert habe, sprich ich habe mich viel zu sehr auf ihn fokussiert und mich dadurch selbst irgendwie verloren. Meinen Partner schien dies zunächst nicht zu stören, er fand mich auch weiterhin attraktiv und suchte die Nähe zu mir.
Mit der Zeit wurde ich erwachsener. Ich wusste immer mehr, was ich vom Leben wollte und welche nächsten Schritte anstehen. Dazu muss ich sagen, dass ich ein sehr zukunftsorientierter Mensch bin. Mir ist das Thema Weiterentwicklung im Leben also sehr wichtig. Mein Partner hingegen war immer mehr vom Schlag "leben von heute auf morgen." Er zeigte mir keine Ambitionen, im Leben etwas erreichen zu wollen. Auch beruflich verspürte er keinen Drang, sich weiterzuentwickeln. Ich dachte jedoch, dass sich dies mit der Zeit ändern würde und er mit mir und der Zeit mitwachsen würde.
Dann kam die Pandemie, wir waren beide im HO und insgesamt lief es wirklich gut. Es war alles super harmonisch, wir waren füreinander da und haben es genossen, mehr Zeit miteinander verbringen zu können. Ich fing während der Pandemie eine umfangreiche, berufsbegleitende Weiterbildung an, die mich viel Zeit und Mühe gekostet hat. Leider habe ich während dieser Zeit noch mehr zugenommen und mich weiter von meinen Freunden entfernt (Teufelskreis). Dazu muss ich sagen, dass mir mein Partner den Rücken frei gehalten hat, er hat sich liebevoll um mich und den Haushalt gekümmert.
Ende 2021 spürte ich dann eine Veränderung. Unsere Gespräche wurden mit der Zeit weniger tiefgründig, mehr oberflächlich. Alltägliche Dinge wie das gemeinsame Kochen, Spazieren oder einen Film sehen machten nicht mehr so Spaß wie einst. Es wurde nicht mehr über die Zukunft gesprochen und auch die Nähe suchte er nicht mehr so wie früher. Ich hatte zudem das Gefühl, alle seien wichtiger als ich - er verbrachte lieber Zeit mit seinen Freunden und Geschwistern als mit mir. All das hat mich damals sehr verletzt, jedoch habe ich nichts dagegen unternommen. Zum einen war ich mitten in der Prüfungsvorbereitung, zum anderen dachte ich einfach, diese Dynamik wäre nach einer so langen Beziehung normal und hoffte, es sei nur eine Phase. Ich denke, dass ich all das auch jetzt erst rückblickend so wahrnehmen kann, und es damals nicht so klar sehen konnte.
Das Jahr 21 ging zu Ende und für das neue Jahr setzte ich mir private sowie berufliche/finanzielle Ziele. Ich wollte meinen Partner damit auch motivieren, etwas mehr Engagement zu zeigen – was ihn jedoch unbeeindruckt lies. Das Jahr ging voran und ich erreichte meine Ziele: ich beendete meine Weiterbildung erfolgreich und machte dadurch einen großen Gehaltssprung. Ich ließ alte Kontakte wieder aufleben und kümmerte mich wieder mehr um mich und mein eigenes Leben, um nicht mehr so fokussiert auf meinen Partner zu sein. Im Mai fing ich damit an, meine Ernährung umzustellen und regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen. Mein Freund hat mich sogar dabei unterstützt und ging mit (obwohl er es nicht "nötig" hatte). Anfang Juli hatte ich bereits 10 kg abgenommen und mich schon viel besser gefühlt.
Dann, ca. Mitte Juli hatten wir einen kleinen Streit, (Lappalie) der eskalierte. Er zog für 3 Wochen zu seinen Eltern, da diese in den Urlaub fuhren und er sich um die Haustiere kümmern musste. Dazu muss ich sagen, dass ich für solche Anlässe in der Vergangenheit immer auch dort gewesen bin. Er sagte jedoch, ich enge ihn viel zu sehr ein und er bräuchte erstmal Abstand. Zuerst war ich im Schockzustand, nahm dies jedoch als Gelegenheit mich weiter auf den Sport und mich zu fokussieren. Während diesen 3 Wochen habe ich ihn also komplett in Ruhe gelassen, was nicht einfach war. Als er dann wieder nach Hause kam, haben wir in Ruhe gesprochen. Rückblickend weiß ich, dass er sich zu diesem Zeitpunkt schon trennen wollte. Er sagte jedoch, dass er mich liebt, und wir uns beide anstrengen müssen.
Ich tat das auch, war ihm gegenüber sehr liebevoll und habe ihn zu mehr gemeinsamen Unternehmungen motiviert, um Abwechslung in den Alltag reinzubringen (z.B. gemeinsame Aktivitäten wie SUP oder Radfahren). Leider zeigte er jedoch keinerlei Interesse oder Bemühungen. Ich schlug vor, gemeinsam in den Urlaub zu fliegen, weit weg, damit wir alles vergessen und neu starten können. Dann kam der Schlag. Er sagte, er liebt mich nicht mehr, er möchte es auch nicht mehr versuchen. Ich sagte ihm, dass Liebe nach 8 Jahren nicht nur ein Gefühl ist, sondern eine Entscheidung, die man jeden Tag wieder neu trifft. Er sagte, er hat sich dagegen entschieden. Es folgten zwei schlaflose Nächte.
Am Samstag holte er alle seine Sachen und ist zu seinen Eltern gefahren. Er sagte mir, dass er nicht so sei wie ich, dass ihm die Zukunft egal sei, er von heute auf morgen leben wolle. Er müsse an sich selbst arbeiten, herausfinden was er im Leben möchte. Alle Vorschläge meinerseits wurden abgelehnt mit der Argumentation, er möchte diese Beziehung nicht mehr. Er war wie ausgewechselt, ich erkannte ihn nicht mehr – diese Person war nicht mehr mein Freund. Nachdem er ging, bin ich in Tränen ausgebrochen. Ich habe meine Sachen gepackt und bin sprichwörtlich zu meinen Eltern geflohen, denn jede Ecke in der Wohnung erinnert mich an ihn und unsere vergangenen Jahre, und das konnte ich nicht ertragen.
Meine Eltern und meine Verwandten haben mich aufgefangen und kümmern sich seither liebevoll um mich. Sie können die Welt auch nicht mehr verstehen und sind schockiert über seinen Entschluss. Für mich ist nun eine Welt kaputt gegangen, 8 tolle Jahre wurden unter die Räder geworfen. Jetzt habe ich Angst, vor all den negativen Emotionen die mir noch bevorstehen. Trauer, weil ich meine große Liebe verloren habe. Wut, weil er sich gegen mich entschieden hat. Enttäuschung, weil alle Zukunftspläne sich in Luft aufgelöst haben und Angst, weil ich jetzt mit 35 wieder Single bin und aktuell damit nichts anfangen kann.
Jetzt sitze ich noch bei meinen Eltern – ich weine sehr viel, was mir denke ich gut tut. Die Nächte überstehe ich aktuell jedoch nur mit Schlafmitteln, wodurch ich mich tagsüber etwas schlapp fühle. Ich habe viel reflektiert und bin zweigeteilt. Der rationale Teil von mir, der nicht so behandelt werden möchte, weiß, dass es vorbei ist und schnellstmöglichst heilen will. Und der andere Teil von mir, der ihn unendlich vermisst und nicht versteht, wie er so kalt sein kann und 8 wunderbare Jahre wegwirft. Geht das denn wirklich so spurlos an ihm vorbei?
Meine größte Angst ist jedoch gerade der Gedanke, in die Wohnung zurückzukehren. Wie soll ich das schaffen? Wenn ich daran denke, kommt es mir wie der reinste Horror vor…
22.08.2022 13:02 •
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