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Keine Familie & keine Freunde - Trennung verarbeiten

R
Hallo,

ich bin neu hier und lese schon seit einiger Zeit mit.

Vor einigen Tagen musste ich meine Beziehung beenden. Ich habe mich nicht mehr wohl gefühlt und es gelang mir nicht, die Verliebtheit in den Alltag mitzunehmen.

Erschwerend für mich war es, dass er jede freie Minute bei seiner Mutter verbringt. Entscheidungen trifft er mit ihr. Ich habe diese Dinge nur beiläufig oder zufällig mitbekommen. Er erzählt selten etwas von sich, meistens musste ich nachfragen. Das war mir zu anstrengend und hat mir Energie entzogen. Ein paar Mal habe ich das Gespräch gesucht. Ihm meine Gefühle geschildert und versucht unsere gegenseitigen Wünsche/Bedürfnisse zu erörtern. Leider hat es ihm meistens an Verständnis gefehlt. Sicherlich habe ich auch meinen Teil zur Situation beigetragen, letztendlich hat es einfach nicht gepasst.

Es wurde mir langsam bewusst, dass eine Trennung unumgänglich ist. Ich habe mit ihm gesprochen und die Beziehung beendet. Er hat es relativ gefasst aufgenommen.

Heute bin ich sicher, dass es die richtige Entscheidung für meine persönliche Weiterentwicklung war. Den Trennungsschmerz muss ich noch verarbeiten. Natürlich tut es mir auch als Verlassende weh. Es ist alles ganz neu für mich. Meine vorherigen Beziehungen waren immer sehr von Abhängigkeit geprägt und ich war immer die Verlassene. Die alten Strukturen habe ich aufgearbeitet und lebe nun bewusst ohne in die früheren Verhaltensmuster zu verfallen. Jetzt gilt es mit der neuen Erfahrung – die mir einerseits gut tut, andererseits weh tut und traurig macht – umzugehen.

Hier liegt mein Problem. Ich habe keine Familie. Mein Freundeskreis ist im Umbruch. Nachdem ich festgestellt habe, dass ich mich jahrelang auf die falschen Leute eingelassen habe, baue ich nun neue Kontakte auf. Das sind viele gute Bekanntschaften. Aber noch keine Freundschaften.

Es gelingt mir bis jetzt ganz gut, mir Gutes zu tun, mich abzulenken, zu entspannen und ein bisschen Wunden zu *beep*. Das Reden fehlt mir.

Ich weiß, dass es hier einige gibt, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.
Wie geht ihr damit um? Hat jemand einen Tipp für mich, die Trennung zu verarbeiten, ohne vertraute Bezugsperson?

Ich bedanke mich, dass ihr meinen Roman gelesen habt und bin gespannt auf eure Denkanstöße und Vorschläge.

22.07.2012 14:21 • #1


M
dann bist du hier völlig richtig

habe mich auch mal getrennt und bin zeitgleich in eine neue stadt

gezogen, war nicht leicht am anfang, aber

ich habe viel gelesen, habe mich arbeitskollegen unterhalten und auch

getroffen, da gibt es viel verständnis - liebeskummer

hatte immerhin fast jeder mensch schon mal

.....und mittlerweile gibt es eben

auch das internet -was sehr hilfreich sein kann ...zum reden an einsamen

abenden.....

22.07.2012 17:32 • #2


A


Keine Familie & keine Freunde - Trennung verarbeiten

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R
Danke

Gerade heute abend fühle ich mich einsam. Ist der erste Sonntag seit unserer Trennung

Stimmt. Fast jeder kennt Liebeskummer. Da muss ich mich wenigstens nicht groß erklären. Ich werde versuchen, das Gespräch mit den Arbeitskollegen zu suchen. Hoffentlich kullern dann keine Tränchen. Das wäre peinlich...


Im Internet habe ich außer dieser Seite noch nichts passendes gefunden.

22.07.2012 19:35 • #3


M
Bei mir sind ein paar Tränen gekullert und das war mir auch furchtbar unangenehm, aber die Kollegen, die es mitbekommen haben, haben super reagiert und mich einfach mal ein bisschen durchatmen lassen, bis ich mich wieder gefangen hatte, indem sie unverfängliche Themen einschoben.
Keiner hat mich komisch angeguckt oder komisch behandelt, eben weil jeder weiß, wie blöd und traurig so eine Situation ist.

22.07.2012 19:41 • #4


R
Das kann ich sehr gut nachvollziehen.

Andererseits ist ja wirklich nichts schlimmes dabei, Gefühle zu zeigen. Wenn einer meiner Kollegen weint, finde ich das auch nicht schlimm.

Nur ich selbst setze mich unter Druck und dann fließen die Tränen schon bei dem kleinsten Anflug von mitleidigem oder überraschten Blick...

22.07.2012 20:02 • #5


E
Hallo radha,

ich war bei der Trennung auch ganz alleine, ohne Freunde, ohne Familie, bis auf meine Kinder, aber da wollte ich auch nicht ständig anrufen. Es war ganz schlimm, den ganzen Schmerz mit sich alleine auszutragen. Ich mache eine Therapie, da kann ich auch meine Sorgen los werden. Auf der Arbeit konnte ich nicht viel reden, erstens hätte ich geheult, zweitens meine Kollegin ist eine blöde Kuh, sorry, das ging sie gar nichts an, von daher wollte ich das nicht rund tragen. Nach 2 Monaten Trennung habe ich das Forum hier gefunden, das hat mir sehr geholfen.

Die wünsche ich weiterhin viel Kraft.

Liebe Grüße
Engel

22.07.2012 20:02 • #6


K
hallo radha!

ich kann deine situation nachvollziehen. von freundin getrennt, arbeit aufgegeben, umzug in eine neue stadt und leider ein jahr häufig erfolglos versucht anschluss zu finden (stichwort: großstadt anonymität ). meine freunde hatten ihr eigenes ding zu schaukeln oder meldeten sich nicht mehr. zu meiner familie habe ich sowieso keinen engeren kontakt (bewusst). durch die trennung hat sich mein damaliger lebensentwurf für die nächsten jahre quasi in luft aufgelöst - den (oder besser: einen neuen) musste ich mir nebenbei auch wieder zurechtbasteln.

was ich als sehr wichtig empfunden habe (und damals nicht nur wegen mir nicht hatte): 1. einen rückzugsort (angenehme wohnung, in der man sich gerne aufhält) 2. natur (zum erholen und alleine sein) 3. regelmäßige eigen gestaltete fixpunkte in der woche; sport, gruppenbetätigungen, ... - irgendetwas das einem liegt und bei dem man körper und geist erholen bzw. anschluss finden kann (ging aufgrund meines vollen und starren tagesablaufes nicht).

anschluss habe ich auch schließlich (wenigstens bei wenigen) durch reden über meinen liebeskummer gefunden (was hab' ich denen alles vorgeheult damals ... ). ist halt ein bescheuertes gefühl, sich wildfremden gegenüber dermaßen zu entblößen.

was mir wirklich geholfen hat: 1. sehr viele filme (ich bin cinephil ), deutlich mehr als sowieso. 2. spazierengehen und dabei gedichte auswendig lernen (ich lerne etwas das ich zitieren kann, mich berührt - außerdem neue vokabeln... und gleichzeitig kreisen meine gedanken wenigstens beim auswendiglernen nicht um meine expartnerin, dass heißt, ich kann mich ablenken) - 3. viel spazierengehen! 4. die stadt mit dem fahrrad erkunden (besser als mit transportmitteln wie auto oder ubahn, man ist danach zudem erschöpft) - auf dem arbeitsweg oder falls mal zeit dafür ist. 5./6. zeitungslesen, lesen an sich. 7. regelmäßige kneipen-, barabende mit bekannten; auch wenn ich mich dazu zwingen musste, aber irgendwann fühlt man sich auch etwas zugehörig.

schwierig ist vor allem die fehlende vertraute bezugsperson. das konnte ich nicht ersetzen und ich bin ganz knapp am völligen psychischen zusammenbruch vorbeigeschrammt. aber 1. mit der zeit vergisst du, dass es einen solchen menschen mal gab (klingt hart, erleichtert es einem aber irgendwann). 2. aus einigen fremden werden bekannte, aus manchen bekannten werden freunde. 3. helfen dir erstaunlich viele menschen, wenn du ihnen nicht zuviel auf einmal abverlangst - dh. für jedes bedürfnis jemanden suchen, der dir dieses erfüllen kann. 4. tagebuch schreiben (über dich, wie's dir geht, was um dich herum geschieht, was dich freut und was dich leiden lässt). 5. eigentlich am wichtigsten: sich gut um sich selbst sorgen! bewusst frühstücken, kleidung einkaufen, friseur gehen, (nicht nur) optisch auf dich acht geben. dir kleine freuden schenken (heiße badewanne, halbe stunde mittagsschlaf, ... etc.), wohnung streichen und gemütlich ein-, umrichten. solche dinge .

22.07.2012 20:14 • x 1 #7


S
Bei mir ist es zwar anders aber trotzdem ähnlich. Meine Mutter will zwar ständig mit mir darüber reden, aber irgendwie ist sie einfach nicht der richtige Zuhörer für mich. Sind meint es sehr gut, aber Eltern sind dann zuuuuu engagiert und schiessen über das Ziel hinaus...

Freunde habe ich nahezu alle bei der Trennung verloren (hier hab ich mich auch Jahre lang definitiv auf die falschen menschen gestützt), bis auf eine Hand voll. Aber unter Männern redet man nicht viel über die eigenen Gefühle...

Mich versuchen viele Leute aufzubauen, aber darunter ist keine Person, zu der ich das Vertrauen hätte, wirklich mal über das Thema zu reden.

Mir persönlich hilft es da VIEL mehr, mich in den Foren zu beteiligen. Hier findet man viele Menschen, die ganz genau wissen, wie es einem geht, weil sie es am eigenen leib zu spüren bekommen haben. Dadurch dass alles anonym ist, ist man auch viel schneller bereit, etwas von sich Preis zu geben, als man es bei einer Bekanntschaft oder gerade erst beginnenden Freundschaft machen würde.


Also mein Tip: schreiben...schreiben....schreiben....

Schreib eventuell auch ein Tagebuch (das hat mir sehr geholfen. Wenn man es einfach von der Seele schreibt). Man fühlt sich erst etwas bescheuert, aber in der Not frisst der Teufel fliegen

22.07.2012 20:32 • #8


R
Ihr seid super!

Heute konnte ich mich sehr schwer aufraffen. Ich hatte mir so einen schönen Sonntags-Plan gebastelt, der mich dann doch überfordert hat. Stattdessen habe ich Filme geschaut und bin erst sehr spät aufgestanden. Zu einem kleinen Spaziergang habe ich mich aber gezwungen. Und der war erholsam.

Es tut so gut, eure Beiträge zu lesen.
Gerne würde ich eure Geschichten anschauen. Kann mir jemand einen Tipp geben, ob es hier eine Suchfunktion oder so etwas gibt?


@ kraftilas
du triffst genau den Punkt.
Danke für deine Anregungen. Einiges hatte ich mir auch schon überlegt. Einiges ist neu und für gut befunden. Wie ist es zu deinen regelmäßigen Kneipenbesuchen gekommen? Hast du die Initiative ergriffen?


@ Stefan L
Das mit dem Vertrauen ist immer so eine Sache. Man muss erst einmal in Vorleistung treten. Das ist eh schon schwierig, erst recht wenn man seelisch angeknackst ist.

@ Engel13
Ich kann mir gut vorstellen, dass es schwierig ist, wenn man mit der Kollegin nicht auskommt. Da habe ich mehr Glück. Es gibt zwar viele doofe unter ihnen, aber auch einige nette.

22.07.2012 21:39 • #9


K
Liebe Radha,

einfach als Gedanke: Im Portal der jeweiligen Stadt nach Selbsthilfegruppen und Treffs Ausschau halten. Es gibt in vielen Städten solche Treffen für Leute, die gerade eine Trennung verarbeiten, eine Scheidung durchstehen etc.
Manchmal finden sich solche Initiativen auch im Stadtmagazin unter Kleinanzeigen (oder selbst eine Kleinanzeige aufgeben?).

Klar, Freundschaften sind es auch nicht, aber man kann reden und weiß, dass man mit seinem Thema wirklich auf offene Ohren stößt. Und wer weiß - vielleicht ergibt sich ja aus einem solchen Kontakt auch die eine oder andere Freundschaft.

Viele Grüße
Kati

22.07.2012 22:18 • #10


K
@radha:

musste selbst nochmal drüber nachdenken, aber doch... meist habe ich die initiative übernommen . kann ich mir gerade gar nicht vorstellen, so jenseits von gut und böse wie ich in diesem herbst/winter doch war .

anfangs hatte ich regelmäßig kontakt mit einer kleinen gruppe von (mir bis dahin völlig unbekannten) leuten. als aus dieser gruppe einmal der vorschlag für einen kneipenabend kam habe ich mich angeschlossen. die gespräche haben sich dann zwar jeweils um unser gemeinsames thema gedreht, aber immerhin.

später bin ich mit einem bekannten auf ein B. weggegangen, mit ihm hat sich das dann zu einer regelmäßigen verabredung entwickelt. die initiative ging von mir aus. auch bei verschiedenen anderen menschen. darunter ein paar frauen, die ich jeweils sehr spontan eingeladen habe. waren jeweils menschen, die ich nett fand. hatte also keine hintergedanken. wobei es mit mehreren gesprächspartnern ab und an leichter fällt ein gespräch zu unterhalten.

also nach meiner erfahrung: bei einer einladung auf ein B., auf einen wein, kurz noch/viertel/halbe stunde, in der kneipe/bar um die ecke sagen doch einige menschen nicht nein. mit einem gemeinsamen thema hat man einen guten einstieg. und auch wenn's nicht klappt warst du wenigstens nicht untätig.

ach ja, was ich vorhin vergessen hatte: ich hatte eine zeit in der ich mich kaum mehr zum spazierengehen aus dem haus getraut habe (nicht nur wegen expartnerin, auch wegen der schwierigen allgemeinsituation). man konnte mir ansehen wie mies es mir ging. ich habe mir schließlich einen mp3 player gekauft, in der bücherei einen großen stapel an hörbüchern und sprach-lern-cds (wasn wort ) ausgeliehen und alles auf meinen player gezogen. damit habe ich mich während meines spazierganges beschäftigt. lenkt nämlich die gedanken auch ab. so konnte ich mich überwinden das haus zu verlassen und kam deutlich erholt durch die bewegung zurück.

22.07.2012 23:07 • #11


R
@ Kati
ein naheliegender Gedanke. Bin ich selbst gar nicht drauf gekommen.
Ich weiß nicht, ob ich den Mut dazu habe…


@ kraftilas
geht es dir inzwischen wieder gut?
Ich werde es mal versuchen… Bei den ersten Initiativversuchen komme ich mir bestimmt blöd vor. Aber ich schätze, ich werde mich daran gewöhnen…

23.07.2012 20:17 • #12


K
@radha
ja, mir geht es inzwischen wieder gut.
und viel glück! lass dich nicht aufhalten!

24.07.2012 00:30 • #13


A


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