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Kein Kontakt ist auch keine Lösung

yessi78
Hallo ihr Lieben,

nachdem ich mich hier nach stillem Lesen vor einigen Wochen angemeldet habe, möchte ich nun mal nach euren Erfahrungen und Tipps fragen.

Zur Ausgangssituation:
Ich bin seit 17 Jahren mit meinem Mann zusammen, seit 15 verheiratet.
Ich war noch unter 30 als wir uns kennenlernten, er über 40.
Einzelheiten zum weiteren Familienstand spare ich mir, denke es tut nichts zur Sache.

Wir leben in einer polygamen Beziehung.
Heißt: Wir haben auch se_uelle Kontakte außerhalb unserer Ehe.
Er hat Gefallen daran, wenn ich die femme fatale bin, mir gefällt das auch.
Besprochen wird immer alles offen und ehrlich. Geheimnisse haben wir nicht, Vertrauen und Aufrichtigkeit sind die höchsten Güter in unserer Beziehung.

Mein Problem ist, dass ich mich immer auch emotional auf einen Kontakt einlasse und somit sehr verletzlich bin, wenn sich dieses Gebilde auflöst.
Dabei ist das Konstrukt von sich selbst aus ja eher vergänglich, eine Trennung also vorprogrammiert.
Andererseits finde ich die Anbändelungszeit auch sehr spannend und ich fühle mich attraktiv und lebendig.

Mein Selbstwertgefühl ist eher fragil und schwankt mit der Intensität eines Kontaktes wie ein Schiff auf dem Meer.

Ich würde gerne daraus kommen und unabhängiger werden, andererseits sind diese Bestätigungen von außen auch etwas, was mich stärkt.
Falls man nun denkt, dass ich diese Bestätigung nicht von meinem Mann bekomme: das ist nicht so. Ich bekomme viele Komplimente und liebevolle Berührungen im Alltag von ihm.

Überspitzt gesagt:
Es geht weder mit, noch ohne diese Außenkontakte gut.

Wie werde ich stabiler und unabhängiger, kann aber trotzdem diese leichtflüchtigen Beziehungen (über-)leben?
Ohne fühle ich mich als Neutrum, was auch kein Spaß ist.

Ich hoffe, ich werde jetzt von euch nicht verurteilt, denke aber auch, dass es viele nicht nachvollziehen können.
Habt ihr diesbezügliche Erfahrungen oder Tipps?

Liebe Grüße
Y.

11.02.2022 09:35 • x 6 #1


C
Hallo Yessi, also, wer dich für dieses Lebensmodell verurteilt, den nimm bitte nicht ernst und nimm dir davon nichts an.

Es gibt so viele Beziehungsmodelle und wenn beide Partner damit zufrieden sind, finde ich sowas total in Ordnung.

Ich hab selber eine F plus hinter mir, die ich nach langem Hin und Her beenden mußte, da ich emotional damit nicht klar kam. Ich wollte immer mehr, eine richtige Beziehung. Bis ich mir das eingestehen konnte, hab ich lange gelitten und tue es immer noch ein wenig.

Bei dir hab ich den Eindruck, dass du evtl doch nicht oder nicht mehr für diese polygame Geschichte geschaffen bist, da es bei dir immer auch mit Emotionen und nicht nur mit reinem S. verbunden ist.

Ich denke, dass du vielleicht mal hierüber mit deinem Mann sprechen solltest. Evtl könnt ihr euer Eheleben auch in sechsueller Hinsicht etwas aufpeppen, so dass du dir nicht woanders holen musst, was dir in eurer Ehe evtl fehlt.

Denn ich glaube, auf Dauer macht dich das Modell kaputt, denn gegen Gefühle kann man nichts machen und sie leider auch nicht abstellen.

11.02.2022 09:53 • x 4 #2


A


Kein Kontakt ist auch keine Lösung

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DieSeherin
hmmm... ich kann mir vorstellen, dass es ein wenig helfen würde, wenn du deine emotionale verwirrung akzeptieren könntest. vielleicht brauchst du genau dieses heiß-kalt gefühl, damit du nicht im lauwarmen dümpelst?

du sagst, ihr habt eine polygame beziehung. heißt das, sie ist S. geöffnet, oder dürft ihr euch auch fremdverlieben?

11.02.2022 10:04 • x 4 #3


yessi78
Liebe Chrissi,

Danke für deinen Beitrag.
Ja, ein etwas eingeschlafenes S. ist sicher ein Faktor.
Ich bin gehemmt (Kind schläft nebenan), er seit geraumer Zeit gesundheitlich belastet.
Zusätzlich haut Corona rein, so dass wir nicht ausgehen.

Aber dennoch ist dies nicht aus dem Auge zu verlieren.

Tricky ist allerdings, dass es ihm auch gefällt, wenn ich mit jmd. anderem treffe, er mich also auch ermutigt, und für mich ja auch überaus kribbelnd ist.

So fühlt sich wohl ein Dilemma an…

11.02.2022 10:11 • x 2 #4


K
Zitat von Chrissi26:
Evtl könnt ihr euer Eheleben auch in sechsueller Hinsicht etwas aufpeppen, so dass du dir nicht woanders holen musst, was dir in eurer Ehe evtl fehlt.

Ich glaube nicht, dass es das ist, was fehlt. Es kann zwar auch fehlen, allerdings geht es ihr ja nicht nur um den S.. Sie ist bei den Männerbekanntschaften auch emotional involviert.

In diesem Fall ist es meiner Meinung nach sehr eindeutig, fast schon einfach zu erkennen, was das Problem ist, wenn man das hier liest:

Zitat von yessi78:
Andererseits finde ich die Anbändelungszeit auch sehr spannend und ich fühle mich attraktiv und lebendig.

Der Thrill, den man am Anfang einer Beziehung hat, aber wegfällt, wenn sie sich verfestigt. In der festen, bestehenden Beziehung fehlt er dann. Und ist auch nicht wiederzuholen, die Kennenlernphase ist rum, die Partnerschaft entwickelt sich weiter.

Zitat von yessi78:
Mein Selbstwertgefühl ist eher fragil und schwankt mit der Intensität eines Kontaktes wie ein Schiff auf dem Meer.

Sehr gut identifiziert.

Zitat von yessi78:
Ich würde gerne daraus kommen und unabhängiger werden, andererseits sind diese Bestätigungen von außen auch etwas, was mich stärkt.

Und das sollte nicht sein. Wenn Du damit klarkommst, ok. Dann kann man das so betreiben, aber es ginge trotzdem anders. Du wiederum kommst damit nicht klar, sonst würdest Du hier nicht schreiben. Eine Lösung kannst Du meines Erachtens nur dann erreichen, wenn Du klärst, warum das bei Dir so ist. Damit hat nämlich der Mann, den Du gerade kennenlernst, null zu tun. Der Grund liegt bei Dir - und den musst Du finden. Warum denkst Du so, bzw. warum brauchst Du diese Bestätigung?

Zitat von yessi78:
Es geht weder mit, noch ohne diese Außenkontakte gut.

Auch sehr gut erkannt. Aber deswegen musst Du was tun. Ich denke, Du ruhst gerade nicht in Dir selbst. Einerseits verschaffen Dir die neuen Bekanntschaften die Befriedigung in Form von Aufmerksamkeit und Bestätigung, weswegen es Dir gut geht, andererseits nervt Dich diese Abhängigkeit, wegen ihr geht es Dir schlecht. Ist trivialerweise sehr gut vergleichbar mit Dro. Man will sie nicht nehmen, glaubt aber, sie zu brauchen.

Was meinst Du? Wo solltest Du da ansetzen?

11.02.2022 10:14 • x 2 #5


Nachtlicht
Zitat von yessi78:
Wir leben in einer polygamen Beziehung.


Vermutlich eher nicht, denn Polygamie (Vielehe) ist in Deutschland verboten.

Zitat von yessi78:
Wir haben auch se_uelle Kontakte außerhalb unserer Ehe.


Das liest sich nach einer rein S. offenen Beziehung.

Zitat von yessi78:
Mein Selbstwertgefühl ist eher fragil und schwankt mit der Intensität eines Kontaktes wie ein Schiff auf dem Meer.


Dein Thema ist also in erster Linie die emotionale Komponente.

Mich würde es wohl auch durchschütteln, wenn ich immer wieder Verliebtheitsphasen anfangen, aber nicht zu Ende bringen könnte.

Dein Selbstwert ist die eine Seite der Medaille, den zu stärken ist ein gewaltiges aber lohnendes Projekt.

Was mich im Moment aufhorchen lässt, ist aber eher die Frage nach der Dauer deiner Neben-Eskapaden. Es liest sich, als gäbe es bei euch eine Art Deadline für die Endlichkeit der Nebengeschichten.

Es wäre ggf. dann zu überlegen, ob ein Modell der Polyamorie für dich vielleicht geeigneter wäre als eine rein S. offene Beziehung zu führen.

11.02.2022 10:17 • x 3 #6


D
Liebe yessi78,

gut finde ich an deinen Beschreibungen, dass du deine "Unstabilität" selbst erkennst und für dich auch formulieren kannst.

Und dass du für dich eventuell mehr Stabilität oder mehr gesunde / andere Bausteine in dein Leben hineinbringen möchtest.

Dass du so bist wie du bist, hast du dir darüber schon mal etwas Gedanken gemacht? Erlebnisse in der Kindheit, die dich geprägt haben und diese Bedürfnisse (evtl. auch Trigger) in dir hervorrufen?

Du kannst dich einlesen, im Internet und auch auf YouTube usw. gibt es viel erste Information zu diesem ganzen Gefühls- und Themenfeld.

Ansonsten kannst du dich auch behutsam therapeutisch begleiten lassen.

Unser Gehirn und Bewusstsein ist bis ins hohe Alter formbar, man muss sich "nur" einlassen auf Erkenntnisse und mögliche Verhaltensänderungen. An sich selbst arbeiten, wenn man möchte.

Ich hoffe, ich kann dir mit meinen Sätzen 1 Millimeter weiterhelfen. Und wenn du Freude oder das Bedürfnis entwickelst / hast, dich auf deine eigene Reise der Erkenntnis zu machen, dann wünsche ich dir von ganzem Herzen alles Gute, damit langsam und Schritt für Schritt immer mehr wohltuende, entspannte Stabilität in dein Leben kommt, du immer mehr in deine eigene Kraft kommst.

11.02.2022 10:18 • x 2 #7


yessi78
Hallo @DieSeherin,

Danke für den Impuls. Ja, du greifst es genau auf. Ich finde dieses heiß-kalt sehr vital. Im lauwarmen spüre ich mich selber nicht so gut.

Ja, wir haben unsere Beziehung schon seit fast 10 Jahren se.uell geöffnet.
Mein Mann kennt mich als emotionalen Mensch. Wir reflektieren das auch bei Anlass (wenn ich mal wieder heule )
Er sagt, ich gebe zuviel von mir und ich solle den Spieß mal umdrehen, und nur den Spaß im Vordergrund sehen.

Eine polyamore Beziehung kann er sich nicht vorstellen, also verlieben ist eher nicht gewünscht.
Ich denke auch, dass dies überaus kompliziert wäre, also erkenne die Begrenzung auch an.

11.02.2022 10:21 • #8


B
Und wie wäre es das ganze nur auf einen Sw.ingerclub zu reduzieren?

Ich meine er liebt es wenn du andere an machst und S. hast? Verstehe ich das richtig? Ihr habt ein Kind? Wie alt? Ich hoffe du hast nur S. mit Kond.?

Es ist doch so, du fühlst dich gar nicht so wohl bei der Sache wie du denkst, deine Zeilen hier zeigen mir ganz deutlich wie klein du eigentlich bist.

Du scheinst eine unsichere Frau zu sein, die einfach nur gefallen möchte. Man hat fast das Gefühl die treibende Kraft ist dein Mann und da fragt man sich halt schon wieso das so ist.

Eine offene Beziehung zu führen ist teilweise ein Modell das man auch lieben muss und das klare Regeln braucht.

Dir scheint es gar nicht um den S. zu gehen, sondern viel mehr um die Aufmerksamkeit. Dieses immer wieder begehrt werden und dabei das ganze auf die Spitze zu treiben.

Da solltest du mal Ansätzen und dich fragen wieso das so ist. Es scheint wie ein Rausch für dich zu sein, kann das sein?

Dein Mann und du ihr solltet euch mal wirklich mit dem Thema auseinandersetzen. Reden ist nämlich nicht gleich reden.

Ich kann meiner Oma auch etwas erzählen, aber niemals das was wirklich wichtig ist, denn das gehört eigentlich nur mir und meiner Frau.

Du kannst dich jetzt fragen, redet ihr wirklich über eure Gefühle? Oder doch eher nur darum was jeder einzelne so getrieben hat?

Ihr habt da noch einige Baustellen in meinen Augen

11.02.2022 10:25 • x 3 #9


yessi78
@RyanG wow, ich fühle mich gerade sehr gut erkannt.

allerdings hab ich einen Blackout bei der Frage, wo ich da ansetzen sollte…
….ohne Mann werde ich eine dicke, alte Oma mit vielen Katzen …

11.02.2022 10:25 • #10


yessi78
@Nachtlicht hallo Nachtlicht ️ logisch, das war dann die falsche Begrifflichkeit. So weit sind wir noch nicht

Die Deadline liegt aktuell bei drei Monaten. Da scheidet sich die Spreu vom Weizen.
Ich hatte 2018 die letzte längere Affäre, die sehr im Gleichgewicht war und wo ich alles gut geregelt bekommen habe.
Vllt sollte ich mal hinschauen, welche Begleitumstände damals anders waren. Dieselfahrzeuge-re endete nach 18 Monaten, weil er eine feste Freundin gewann.

Ansonsten erlischt nach drei Monaten meist ein regeres Interesse.
Mittlerweile bin ich so sensibel, dass ich dann gleich einen Cut mache und damit die Tür schließe.
Nach dem Motto: besser ein Ende mit Schrecken….

11.02.2022 10:32 • #11


DieSeherin
Zitat von yessi78:
Er sagt, ich gebe zuviel von mir und ich solle den Spieß mal umdrehen, und nur den Spaß im Vordergrund sehen.

da redet es sich leicht

ich habe die erfahrung gemacht, dass (achtung, klischee-alarm) für die meisten frauen S. tatsächlich viel schneller ein emotionales band herstellt, als für die meisten männer.

und wie wäre es, wenn du nicht zu lange affären hast, sondern lieber kürzere... als gehst, sobald du merkst, du bist dabei dich zu binden?

11.02.2022 10:33 • x 1 #12


Dia
Warum lösen sich die Gebilde denn wieder auf? Warum lässt Du die Beziehungen denn nicht weiterlaufen, bis es Dir zu langweilig geworden ist? Warum suchst Du Dir nicht parallel weiter Anerkennung und Thrill, ohne das Bestehende zu beenden?

11.02.2022 10:35 • x 1 #13


yessi78
@DieDirekte
Hui, lieben Dank. Deine Worte gehen mir sehr nah.

Ja, ich habe Verlusterfahrungen durch Tod meiner Schwester in der Kindheit gemacht, die mit den familiären Kollateralschäden zu einer Traumatisierung geführt haben.

Aktuell in pausierender Psychoanalyse, die mir auch geholfen hat, meine Grenzen sehr viel sensibler wahrzunehmen und besser für mich zu sorgen.

Welche Videos meinst du denn zum Beispiel?
Kannst du da was empfehlen?

Liebe Grüße

11.02.2022 10:36 • #14


yessi78
@Blake88

Spannende Gedanken, die du da schreibst.

Ja, Club ist auch ein Möglichkeit. Ich mag die Atmosphäre dort auch sehr.
Allerdings mag ich keinen Verkehr mit unbekannten Männern haben. Das ist mir irgendwie zu mechanisch.

Wir haben zwei gemeinsame Kinder.
Danke für den Zeigefinger "Safer sx". Jein. Anfangs ja, später nein. Allerdings nur nach Rundum-Test und Einblick in die Lebensumstände. Ich weiß, trotzdem keine 100%. Hat das denn was mit dem Problem zu tun?

Das mit dem Rausch kommt gut hin, dieses Intensive.

Ne, wir reden schon über Gefühle und fragen uns auch mal, was man in bestimmten Situationen am besten machen sollte. Also eher ich ihn, er geht das pragmatischer an. Es ist nicht nur ein Sachbericht.

Die Krux ist ja eher auf meiner Seite.

11.02.2022 10:48 • #15


A


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