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Kein Halt mehr nach Trennung, alles ist vorbei

CaliZero
Zitat von Begonie:
Beziehungen wie solche sind für jeden der Beteiligten toxisch. Er fühlte sich überfrachtet, vereinnahmt und eingeengt, auch wenn Du ihn bewusst ...


Danke dafür.
Ich habe mich so in deinen Aussagen wiedererkannt. Es tut gut zu lesen, dass dieser Wahnsinn Verlustangst bei anderen irgendwie immer gleich ist. Ich meinte, es ginge nur mir so...
Deine Offenheit hat mich berührt.

Ja.. verdammte Glaubenssätze.
Auch ich habe erkennen müssen, dass meine Verlustangst an Bindungsangst geknüpft ist. Auch ich würde eine gesunde Beziehung, in der ich mich nicht als wertlos oder egal empfinde noch gar nicht aushalten.
Auch ich muss mein kleines inneres Mädchen erst heilen.

@te:
kein Baby kommt so auf die Welt, dass es sich wertlos findet.
Das lernen wir von unseren engen Bezugspersonen.
und eigentlich sind erlernte Glaubenssätze wie ich bin es nicht wert, ich bin nichts usw. eine Art Emotionsregulation, aber eine maladaptive wie sich betrinken und rauchen usw. Die dahinter stehenden Emotionen sind es, die noch nicht verarbeitet sind.

Kein Kind hält das aus, sich hilf- und wehrlos zu fühlen, ohnmächtig oder verlassen. Das überleben Kinder psychisch nicht. Sie sind auf ihre Bezugspersonen angewiesen.
Der Trick der Psyche:
diese unaushaltbaren Emotionen in Glaubenssätze packen.
Meine Eltern beachten mich nicht? Dann muss ich egal und wertlos sein.
Meine Eltern schlagen mich, schreien mich an? Ich muss schlecht sein und es verdient haben.

Ein Kind schafft hierdurch noch etwas andres: es erhält sich die Bindung, ohne die es nicht leben kann. Denn von dieser ist es abhängig und muss sich zwangsläufig verdrehen.
Bindung ist eines der vier Grundbedürfnisse nach Grawe und ein angeborener Trieb im Menschen.

In dir steckt ein verletztes Kind, das scheinbar ein altes Bindungstrauma durch diesen Mann reaktiviert hat.
Das ist hart und tut sehr weh.
Aber du kannst dieses Kind in dir heilen.
Du kannst dir dein Leben zurückholen.

11.03.2022 19:53 • x 4 #181


W
Zitat von Begonie:
Vielleicht trotz Unlust einfach mal was unternehmen, trotzdem

Ich unternehme ja etwas. Heute war ich für die Friedensdemo verabredet und wurde versetzt, meine Verabredung war krank. Bin dann alleine auf die Demo, war aber keine so gute Idee. Demonstrieren geht niemand alleine, ich war unter Pärchen, Freunden, Familien. Aber nun gut, es hatte ja einen Sinn. Eigentlich wollte ich danach noch einen Kaffee in der Sonne trinken, aber ich bin dann nach Hause gegangen.
Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich mal alles auch gerne alleine gemacht habe. Frühstück im Hotel, Essen gehen, reisen. Alles kein Problem, ich war nicht einsam. Jetzt fühle ich mich so, als würden alle gucken und sehen, dass ich niemanden habe.
Er hat mal zu mir gesagt, dass ich mir einfach vorstellen soll, dass er dabei ist, wenn ich mich in einer Situation unwohl fühle. Oder gleich, dass ich er bin, weil er ja so selbstbewusst ist und jede Situation meistert. Jetzt ist er nicht mehr bei mir und von mir ist nichts mehr übrig.

13.03.2022 18:31 • x 1 #182


A


Kein Halt mehr nach Trennung, alles ist vorbei

x 3


B
Zitat von CaliZero:
In dir steckt ein verletztes Kind, das scheinbar ein altes Bindungstrauma durch diesen Mann reaktiviert hat.

Deine Seele möchte das Bindungstrauma auflösen. Aber sie spricht ja nie direkt zu Dir und sagt: Du, das und jenes quält mich. Darum musst Du Dich mal kümmern.
Sie kennt nicht den direkten Weg zu Dir, zu Deinem Bewusstsein und daher tut sie etwas anderes. Sie schickt Dich in defizitäre Beziehungen mit Männern, die vermeintlich stark sind. Da Du ja nichts bist, brauchst Du den starken Mann als Begleiter durchs Leben. Weder Du noch er gehen vernünftig und pfleglich mit sich selbst um. Er lebt seine Machtposition aus und Du die der Dienerin, die zu ihm aufschaut und von ihm abhängig ist. Durch diese Abhängigkeit hast Du ja auch alles Mögliche an schlechter Behandlung klaglos hingenommen und das für Dich geregelt. Wer abhängig ist, hat keinen Mut und keinen Wert und der kann auch gefahrlos schlecht behandelt werden, denn der wehrt sich ja nicht. Da dem Mächtigeren keine Grenzen gesetzt werden, dehnt er seinen Machtbereich immer weiter aus und der untergeordnete wird immer kleiner. Das hat er perfekt hingekriegt, denn von Dir ist wirklich nicht mehr viel da.

Deine Seele leidet also unter einem unverarbeiteten Trauma, um das Du Dich nie gekümmert hast. Was tut sie? Sie schickt Dich in eine Beziehung in der Du genau das wieder nachlebst. Schau Dich doch an! Du hast Dir alles bieten lassen von ihm. Er wollte Dich isolieren und so die absolute Kontrolle über Dich gewinnen und das gelang ihm ja auch.
Du kennst die damit verbundenen Gefühle sehr gut - schon seit Du denken kannst.

Die Botschaft der Seele an Dich: Mensch, jetzt kümmere Dich endlich mal um mich. Wie oft muss ich Dir noch zeigen, dass Du Dich meiner annehmen musst. Ich will nicht ewig darunter leiden.
Also, wie sieht es aus? Beachtest Du mich nun oder wie bisher üblich nicht, denn Du hast ja viele Verdränungmechanismen entwickelt. Aber was wirklich wichtig ist, siehst Du nicht, weil Du Scheuklappen auf hast.
Also dann leben wir das eben nochmals durch. Und wenn es dieses Mal nichts hilft, dann halt nochmals. Irgendwann wirst Du schon kapieren, dass ich ein Teil von Dir bin und dass man sich meiner annehmen muss, um ein glücklicheres Leben zu führen.

Ich brauchte auch einige Wiederholungen ehe ich begriff, dass da etwas in mir war, was das alles auslöste. Dieses immer wieder gleiche Modell konnte kein Zufall sein! War es auch nicht, es war ein verdeckter Hilferuf meiner Seele.

Mein Therapeut sagte mir: wir leben immer das nach was wir kennen und wir leben Beziehungen nach die wir ebenfalls kennen. Erst kommt das große Glück, das dann in Leid und Enttäuschung endet.
Und weil die Seele sich nicht selbst heilen kann, schickt sie uns zu Partnern mit denen wir das prima nachleben können. Die Seele hofft auf Heilung und von daher ist es auch wiederum plausibel, dass sie uns zu Partnern schickt, mit denen wir das Trauma nachleben dürfen. Denn vielleicht wird es ja dieses Mal gut! Vielleicht werde ich jetzt endlich mal entlastet.
Klappt bloß nicht, weil wir zu dumm dafür sind und weil wir nicht bereit sind, dass wir uns mit uns auseinander setzen. Stattdessen suchen wir einen Partner, der das dann für uns erledigen soll und uns glücklich und heil machen soll.

Und dann sitzen wir wieder da. Einsam, verlassen, wertlos - so wie wir uns kennen. Es war ja noch nie viel los mit uns. Immer brauchten wir die starke Hand an der Seite, die uns Halt gab und einen Wert.
Die Dinge müssen auf die bewusste Ebene geholt werden, denn da richten sie viel weniger Schaden an. Dazu gibt es schmerzliche Erinnerungen, wenn man Glück hat. Wenn es keine gibt, wird es schwieriger. Manchmal kann dann ein Therapeut helfen, Zugang dazu zu finden. Das setzt aber auch die Bereitschaft des Patienten voraus, dass er wieder mit scheinbar längst vergessenem Schmerz konfrontiert wird. Das ist aber auch der Weg zu einer Heilung.

Wenn alles verschüttet ist (das gibt es), ist kein Zugang mehr möglich. Dann muss der Patient mit seinen inneren Dämonen weiter leben oder findet sonst Möglichkeiten mit dem Dilemma zu leben.

Partnerwahl ist kein Zufall, sondern maßgeblich vom Unterbewusstsein gesteuert, das mehr wahrnimmt, als uns bewusst ist. Und auch die Beziehungsmuster, die wir leben, sind kein Zufall. Es hat alles seinen tieferen Sinn und die Aufgabe des Lebens ist es, dass wir Defizite erkennen. Wenn wir sie kennen, können wir Strategien zur Selbsthilfe entwickeln.

Dein Chamäleonwesen passt schon gut zu Dir. Du durftest als Kind zu wenig Du selbst sein und hast vielleicht gar kein richtiges Selbst entwickelt. Daher auch die Vorliebe für Männer wie den Ex. Anpassung ist eine Strategie für Kinder, die nach Liebe suchen. Wenn die ausbleibt, dann passen wir uns an. Wir werden brav, vielleicht etwas mutlos und verzagt, aber immerhin haben wir gelernt: Sei so wie ich Dich haben will und Du bekommst Liebe und Bestätigung. Und das tragen wir ins Erwachsenenleben. Und Du hast feine Antennen für das Gegenüber entwickelt, weil Du ja ständig aufpassen musstest und die Lage sondiert hast.
Mit dem einen Menschen kommunizieren wir so, mit dem nächsten anders - wie ein Chamäleon passen wir uns der Umgebung an. Nur eines haben wir nie gefunden: dieses verdammte Selbst.

Mein Ex. sagte mir mal, dass ich alles merke und dass er daher nichts vor mir verbergen kann. Er tat es dennoch und ich merkte es an Kleinigkeiten. An einer Redewendung z.B., aus der ich heraus lesen konnte, Achtung, dieses und so ist ein Ausweichmanöver von ihm. Er verbirgt was, ist nicht ehrlich. Ich spürte alles, nahm alles wahr. So ein Leben ist eher quälend, weil die Antennen ständig auf Empfang sind, in Habacht-Position sozusagen.
Ist das nun gut oder schlecht? Ich habe mich mit mir darauf geeinigt, dass es nun mal ein Erbe aus der Kindheit ist mit dem ich lebe und das ja auch seine Vorteile hat. Ein Gespür für andere Menschen.

Du wirst das schon schaffen, denn Du bist derzeit dermaßen jämmerlich, dass Du das in Angriff nehmen willst. Aber auch ohne Therapeut kannst Du was für Dich tun. Mal ein bißchen lieb zu Dir sein - das innere kleine Mädchen in Dir würde sich bedanken.

14.03.2022 11:22 • x 6 #183


aquarius2
Jeden Tag aufs neue sehe ich an meinem Patenkind, wie fatal es ist, wenn Kinder in problematischen Familien aufwachsen! Neulich habe ich Mal mit seinem Klassenlehrer telefoniert und er sagte, er hätte selten so ein sozialkompetenten Schüler gehabt.
Dabei ist er ein Junge in der Pubertät mit ADS. Tja, er lernt freiwillig, macht immer seine Hausaufgaben und stört selten den Unterricht. Mein Ex hat es nie verstanden, warum ich meinem Patenkind Regeln und soziale Kompetenzen beigebracht habe und Exi musste ihm immer zeigen, wie sehr er ihn liebt! Das tut er, aber er zeigte es ihm selten der Mistkerl!
Wenn ein Kind glaubt, es wird nicht geliebt, sucht es sich später nämlich Partner, die es nicht wertschätzen und nimmt Dinge in Kauf, wo andere längst die Reißleine ziehen.

15.03.2022 12:59 • x 2 #184


W
Zitat von Begonie:
Und auch die Beziehungsmuster, die wir leben, sind kein Zufall.


Zitat von Begonie:
Daher auch die Vorliebe für Männer wie den Ex.

Meine Beziehungen vorher waren eigentlich das Gegenteil. Ich war immer eher mit Männern zusammen, deren "Marktwert" ich als niedriger bewertet hätte. Ich weiß nicht wirklich, wie ich das beschreiben soll, ohne menschenverachtend zu klingen. Ich habe mich sicher gefühlt, dass diese Männer mich nicht verlassen. Mir war dann auch ganz schnell alles zu viel und ich war damit beschäftigt, möglichst wenig Nähe zuzulassen, viel Zeit alleine zu verbringen. Die Gefühle ließen dann auch schnell nach, die Lust erst recht und ich habe mich dann nach 2-3 Jahren getrennt. Mit ihm war es das erste Mal so, dass ich mehr wollte als mein Partner.
Ich kenne aber mein Beziehungsmuster aus Freundschaften. Da gab es das schon, dass ich mich untergeordnet habe, um Aufmerksamkeit gebettelt habe und mich habe kleinmachen lassen.
Zitat von Begonie:
Aber auch ohne Therapeut kannst Du was für Dich tun. Mal ein bißchen lieb zu Dir sein - das innere kleine Mädchen in Dir würde sich bedanken.

Ich würde das gerne. Ich versuche gerade, das Lob, das ich bei der Arbeit bekomme, anzunehmen. Eigentlich weiß ich, dass ich meine Arbrit gut mache. Privat mag ich gerade nichts an mir, ich finde mich hässlich, langweilig, ohne Persönlichkeit.

Zitat von Begonie:
Dazu gibt es schmerzliche Erinnerungen, wenn man Glück hat.

Ich habe jede Menge schmerzliche Erinnerungen aus der Kindheit. Ganz viel, was ich bisher nur meinem Ex erzählt habe. Auch dafür hab ich ihn geliebt, dass ich über ein paar Sachen ENDLICH reden konnte und er damit gut umgehen konnte. Alles konnte ich ihm nicht sagen, aber vor ihm habe ich über meine Kindheit und Jugend jeden angelogen.

Zitat von aquarius2:
Jeden Tag aufs neue sehe ich an meinem Patenkind, wie fatal es ist, wenn Kinder in problematischen Familien aufwachsen! Neulich habe ich Mal mit seinem Klassenlehrer telefoniert und er sagte, er hätte selten so ein sozialkompetenten Schüler gehabt.

Nicht jedes angepasste Kind kommt aus unproblematischen Familien. Ich komme aus einer wirklich kaputten Familie und war eine recht gute Schülerin, angepasst, lieb und nett. Aus Angst, dass mich irgendwer nicht mag, hab ich überhaupt NIE rebelliert, weder zu Hause, noch in der Schule.

15.03.2022 18:42 • #185


DieSeherin
hmmm... dann stürzt gerade deine welt nicht nur wegen der trennung zusammen, sondern wegen all dem, was du bisher noch nie so deutlich an dich herangelassen hast (aus deiner kindheit und jugend)?

16.03.2022 09:34 • x 1 #186


B
Zitat von DieSeherin:
dann stürzt gerade deine welt nicht nur wegen der trennung zusammen, sondern wegen all dem, was du bisher noch nie so deutlich an dich herangelassen hast (aus deiner kindheit und jugend)?

Das scheint mir auch so. Es stürzt jetzt so viel auf Dich, Katze, ein, dass Du es nur schwer aushalten kannst.
Da ist die kaputte Beziehung zu ihm, der Rauswurf aus seinem Leben, aus dem Du so viel Bestätigung gezogen hast. Trotz seines lieblosen Verhaltens hast Du davon profitiert, dass Du eine verheiratete Frau in einem schönen Haus warst. Dieser Status hat Dich aufgewertet und gab Dir das Gefühl, dass Du der Liebe (trotz allem) wert warst.
Du siehst schon, dass Du ihn auch benützt hast, oder?

Und jetzt noch die Rückschau auf Dein bisheriges Leben, in dem Du nicht viel zu Rande gebracht hast außer der Beziehung zu Deinem Noch-Ehemann. Kindheitserinnerungen tauchen auf, Parallelen offenbaren sich, was Du in Beziehungen und im Erwachsenenleben überhaupt nachlebst.

Es ist krass, wie wenig Du zu Dir stehst und wie sehr Du Dich selbst abwertest. Du fühlst Dich häßlich, ungenügend, übrig geblieben. Dir wurde beigebracht, dass Du Dich selbst nicht mögen darfst und damit bestrafst Du Dich bis jetzt selbst. In der Arbeit bist Du gut, denn das ist eine andere Ebene. Die Sachebene, auf der Du klaglos funktionierst. Auf der emotionalen Ebene fühlst Du Dich unsicher, schwankend und mutlos.

Ich schätze, dass Du im Grund genommen auch ein Bindungsvermeider bist. Die sind nämlich auch in Beziehungen Chamäleons. Haben sie einen Partner an der Seite, der gefühlt unter ihnen steht, kommt keine Beziehung auf Augenhöhe zustande. Der oben stehende will das auch gar nicht, denn die Distanz gibt eine gefühlte Sicherheit. Komm mir nicht zu nahe!
Damit wird der Partner nach einiger Zeit zunächst kritisch gesehen und dann innerlich abgewertet. Man nimmt ihn als langweilig, zu nachgiebig und schließlich als unattraktiv wahr. Also wird er ausgesondert, weil er irgendwann nur noch nervt und Deine Freiheit beschneidet.
In der Beziehung mit Prinz Eisenherz aber hast Du ganz anders agiert. Du hast Dich in die untergeordnete Position gebracht, was es ihm ermöglichte, Dich zu terrorisieren. Das natürlich ganz subtil, aber er wertete Dich ja ab, Deine Freundinnen und Deine Hobbies. Du warst nicht gut genug. Kennst Du, wurde Dir ja beigebracht. Da hast Du eingesteckt, Dich untergeordnet, denn immerhin bekamst Du was dafür. Den Status verheiratet, eine schöne Wohnung, ein Leben in Amerika und einen Mann, der über Dich entschied. Du hast so viel Wert für Dich da raus gezogen, dass Du ihn nie verlassen hättest. Leider aber wurdest Du für ihn unattraktiv, langweilig und schließlich kam es so weit, dass Du nicht mehr tragbar warst. Er war entnervt und machte reinen Tisch.
Das ist ein riesige Schmach für Dich und hat Dein vorher schon angeschlagenes Selbstwertgefühl nun völlig demontiert. Und Du findest für Dich keine Mechanismen um es wieder aufzurichten. Auch so was wie Trotz geht Dir völlig aus, denn er hat gefühlt den Stecker bei Dir gezogen. Du hast zu wenig positive Energie, Du hast keine Perspektive und wer sollte Dich schon mögen können, wo Dich ja der Eine weggeworfen hat?

Ich glaube ich kann schon nachvollziehen wie Du Dich fühlst, aber was hilft Dir das? Ich kann Dir nur Tipps geben, was mir geholfen hat, diese Zeit zu durchleben.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Bindungsvermeider mal die untergeordnete, mal die übergeordnete Rolle spielen. Je nach Gegenüber und Beziehungsmuster sind sie in der aktiven Rolle oder in der passiven.
Die passive Rolle, also die desjenigen, der die Beziehung auf Biegen und Brechen halten will und um alles in der Welt ein Beziehungsaus vermeiden will, tut allerdings ungleich weher. Einfach weil Du mehr investiert hast und weil Du so viel ertragen hast. Alles, nur keine Trennung! Aber genau das was Du am meisten befürchtet hast, ist eingetroffen.

ich habe mal ein Buch von Stefanie Stahl gelesen: Jein! Bindungsängste verstehen und bewältigen.
Ich fand es gut, weil ich völlig ungläubig meine problematische Beziehung dort beschrieben fand und mich selbst auch, wie ich hilflos agierte und immer auf das Prinzip Hoffnung gesetzt habe. Die Tipps zur Bewältigung allerdings empfand ich doch als dünn.
Die versteht zwar der Verstand, aber die emotionale Ebene kann sie nicht umsetzen. Trotzdem eine lohnende Lektüre. Die Autorin hat noch andere Bücher geschrieben die ich aber nicht kenne.
Falls Du sie lesen willst ohne was dafür zu bezahlen, es gibt auch Bibliotheken ...
Vielleicht auch mal einen Besuch wert. Manche haben auch Samstag oder sogar Sonntag offen und man kann gefahrlos alleine hineingehen und sich umschauen.

Leider habe ich keine guten Ratschläge für Dich. Wahrscheinlich müsste da ein Therapeut ran. Therapeuten sind immer so schön neutral, das ist wohltuend. Sie sind so was wie Zuschauer, die aber nicht bewerten. Es gibt keinen Zuspruch und keine Ablehnung. Ich kenne aber auch nur den einen Therapeuten. Mir tat das damals gut, diese Objektivität, seine Erläuterungen, aber auch seine oft schlauen Fragen, die mich zum Nachdenken brachten und genau die Dinge ansprachen, die ich zu wenig beachtete.

Wenn Du magst, schreib mal wieder. Und am WE könntest Du dennoch wieder mal an Dir arbeiten. Einfach mal was für Dich tun, sei es einen Kaffee zu trinken, ein Museum zu besuchen oder zum Wannsee hinaus zu fahren. Du hast so viele Möglichkeiten vor der Haustür! Gib der Sonne eine Chance. Es ist nicht schade um Dein altes Leben, aber es wird ein neues kommen. Du musst es nur finden.

16.03.2022 12:45 • x 4 #187


DieSeherin
Zitat von Begonie:
Es stürzt jetzt so viel auf Dich, Katze, ein, dass Du es nur schwer aushalten kannst.

jetzt verstehe ich tatsächlich auch besser, dass die liebevoll-mütterlichen oaschtritte nichts helfen können - du bist wahrscheinlich emotional gerade viel zu erschöpft von allem, was?

16.03.2022 13:06 • #188


W
Zitat von Begonie:
Du siehst schon, dass Du ihn auch benützt hast, oder?

Ja, das sehe ich schon. Aber irgendwie bringt doch jede Beziehung irgendeinen Nutzen für das eigene Leben. Sei es, nicht alleine zu sein, Gesellschaft, regelmäßiger S.. Nach einer der vielen Trennungen habe ich schnell einen anderen Mann kennengelernt. Der wohnte in der gleichen Stadt, wir hatten ähnliche Interessen, er war im richtigen Alter. Wir kamen zusammen, alles wirkte perfekt und wir wurden als tolles Paar gesehen. Aber : ich hab ihn nicht geliebt. Mit meinem Ex hatte ich viel Kontakt, wir wollten Freunde bleiben. Als ich ihm gesagt habe, dass ich einen anderen Mann kennengelernt habe, meinte er nur "Na endlich, wurde ja auch Zeit". Kurz darauf wurde der andere abgewertet, wir würden ja auch gar nicht zusammen passen und irgendwann sagte er sogar, dass er nie gesagt hätte, dass er mich nicht liebt, das hätte ich falsch verstanden. Also hab ich mich von dem anderen getrennt und kam wieder mit dem Ex zusammen.

Zitat von Begonie:
Wahrscheinlich müsste da ein Therapeut ran. Therapeuten sind immer so schön neutral, das ist wohltuend. Sie sind so was wie Zuschauer, die aber nicht bewerten.

Ich bemühe mich ja um einen Therapeuten, aber es dauert …

In den letzten Tagen kamen Pakete mit meinen Sachen an. Er hat alles einfach zusammengeschmissen, das wenige Porzellan (Erinnerungsstücke) ist kaputt, die teure Kaffeemaschine hat er mit eingefüllten Kaffeebohnen einfach in einen Karton gepackt, die ist auch hinüber. Das Porto habe ich bezahlt.
Am nächsten Wochenende wollten wir zu einem Festival, zusammen mit seinem besten Freund. Die Karten habe ich gekauft, noch bevor ich zu ihm gezogen bin. Er hatte nie Geld, weil er angeblich alles in das Haus gesteckt hat. Ich habe die Tickets irgendwann zurückgegeben, mir das Geld erstatten lassen. Eigentlich wollte ich ihn da einfach hinfahren lassen, dann steht er mit ungültigen Tickets an der Tür und kommt nicht rein - wenn er denn überhaupt hingeht. Das habe ich nun doch nicht über mich gebracht und habe ihm geschrieben, dass er sich Tickets kaufen muss, wenn er zu dem Konzert will. Da hat er mich beschimpft. Das war das erste Mal, dass ich kurz sauer auf ihn war. Und nicht sofort geheult habe.

Zitat von Begonie:
Einfach mal was für Dich tun, sei es einen Kaffee zu trinken, ein Museum zu besuchen oder zum Wannsee hinaus zu fahren. Du hast so viele Möglichkeiten vor der Haustür! Gib der Sonne eine Chance.

Ich habe mich morgen mit einer Gruppe Frauen zu einer Stadtwanderung verabredet. Und abends habe ich mich eingetragen, dass ich mich in der Flüchtlingshilfe engagiere. Das war eine große Überwindung. Ich habe das 2015 auch gemacht und mein Ex hat mich dafür so beschimpft. Ich würde das nur machen, weil es mich in ein gutes Licht rückt, um damit angeben zu können. Ich wäre naiv, weil ich ja eh nichts bewirken kann und damit nur dafür sorge, dass noch mehr "von denen" kommen. Ich habe mich dann weiter engagiert, aber ihm nichts davon gesagt. Ich war sogar ein paar Tage auf dem Balkan als Volunteer und hab ihm das nie erzählt. Das sind für mich ganz beschissene Erinnerungen. Weil ich mich immer schlecht gefühlt hab, meine eigenen Beweggründe in Frage gestellt habe, ihn eigentlich nicht anlügen wollte und mich auch geschämt habe, dass ich ihm keine Widerworte gegeben habe. Daher hab ich jetzt auch lange gezögert. Ich denke nach wie vor viel darüber nach, was er wohl zu allem sagen würde, was ich mache. Das würde er kacke finden und mich lächerlich nennen, wenn ich eine Helferweste trage. Ich mache es jetzt trotzdem. Die ständigen schlimmen Nachrichten ziehen mich zusätzlich runter. Zerbombte Häuser, verletzte Menschen.

18.03.2022 19:02 • #189


ma777
Es sind definitiv schwere Zeiten (Pandemie, Naturkatastrophen, Krieg), das schlägt jedem auf die Stimmung, auch ohne schlimme Trennung noch obendrauf.
Ich finds super, dass du dich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren willst, das wird dir sicher auch gut tun. Einfach wegen dem Gefühl, etwas sinnvolles zu tun, gerade wenn dir dein eigenes Leben grad etwas sinnlos erscheint.
Stadtführung? Bist du denn jetzt schon in Berlin?

18.03.2022 20:09 • #190


W
Zitat von Begonie:
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Bindungsvermeider mal die untergeordnete, mal die übergeordnete Rolle spielen. Je nach Gegenüber und Beziehungsmuster sind sie in der aktiven Rolle oder in der passiven.

Das kann gut sein. Ich kann sogar nachvollziehen, dass mein Ex mich irgendwann nicht mehr geliebt hat. Als er mich das erste Mal verlassen hat, war das fast "normal". Ich war traurig, hatte Liebeskummer, es ging mir schlecht, aber ich war sofort aktiv und unterwegs und irgendwie auch ein klein wenig erleichtert, dass die Abwertungen aufhören. Es wurde mit jeder Trennung schlimmer.
Ich habe mich von den anderen Männern getrennt und das war es. Ich habe ja das Interesse verloren, warum sollte ich dann einen Neuanfang wollen?

Zitat von ma777:
Stadtführung? Bist du denn jetzt schon in Berlin?

Ja, ich bin seit ein paar Wochen in Berlin. Es gefällt mir nicht, aber es gefällt mir gerade nirgendwo, daher mag ich das nicht der Stadt anlasten.

19.03.2022 07:44 • #191


W
Zitat von ma777:
Ich finds super, dass du dich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren willst, das wird dir sicher auch gut tun. Einfach wegen dem Gefühl, etwas sinnvolles zu tun, gerade wenn dir dein eigenes Leben grad etwas sinnlos erscheint.


Ich mache das jetzt seit gut einer Woche und es tut mir wirklich gut. Ich zweifel aber gerade an all meinen Gefühlen und daher kommt schon wieder das schlechte Gewissen dazu, also: darf es mit gut tun, anderen Menschen zu helfen? Ist das dann schon wieder egoistisch? Sollte man nicht völlig selbstlos helfen? Genauso ist es, dass mich viele der anderen Freiwilligen mögen, gerne mit mir zusammen arbeiten wollen und ich auch das in Frage stelle. Wahrscheinlich passe ich mich nur wieder wie ein Chamäleon an alle an und werde deshalb gemocht. Das ist etwas, dass ich jetzt über mich gelernt habe: ich kann nicht damit umgehen, wenn mich jemand nicht mag. Auch, wenn ich diese Menschen nicht mag, sie sollen mich trotzdem mögen.
Ich war bei einer neuen Hausärztin, weil ich auch nach 2 Monaten noch mit den Folgen der Corona-Infektion kämpfe. Ich wollte dann auch nach etwas zur Stimmungsaufhellung fragen, da ich gerade das Gefühl habe, nie einen Therapieplatz zu finden. Sie schrieb mir dann mit meinem Einverständnis eine weitere Überweisung zu einer Therapeutin, als Diagnose steht da allerdings: Mittelgradige depressive Episode, Zustand nach Covid-19 Infektion. Aha … mein Ex, die Covid-19 Infektion.

27.03.2022 08:37 • x 1 #192


ma777
Zitat von WeisseKatze:

Ich mache das jetzt seit gut einer Woche und es tut mir wirklich gut. Ich zweifel aber gerade an all meinen Gefühlen und daher kommt schon wieder das schlechte Gewissen dazu, also: darf es mit gut tun, anderen Menschen zu helfen? Ist das dann schon wieder egoistisch? Sollte man nicht völlig selbstlos helfen?

Natürlich darf einem ehrenamtliche Arbeit Spass machen und gut tun. Sonst würde es doch kaum jemand tun. Du musst dich nicht mit allem was du tust, zwingend bestrafen für dein Versagen, komm davon mal runter!
Gute Besserung für dein long covid!

27.03.2022 08:49 • x 1 #193


DieSeherin
Zitat von WeisseKatze:
Ich zweifel aber gerade an all meinen Gefühlen und daher kommt schon wieder das schlechte Gewissen dazu, also: darf es mit gut tun, anderen Menschen zu helfen? Ist das dann schon wieder egoistisch? Sollte man nicht völlig selbstlos helfen?


ach goddle, mach dir doch das leben nicht schwerer, als es ist - so altruistisch, wie man sich das für sich selber wünschen würde, ist doch niemand!

28.03.2022 09:10 • x 1 #194


W
Ich helfe nach wie vor viel, das beschäftigt mich und ich raffe mich dazu auf, auch wenn ich keine Lust habe. Verabredungen sind nach wie vor schwierig, ich fühle mich mit niemandem richtig wohl, es erschöpft mich.
Ich hab einen Teil meines Geldes wieder. Den Rest bekomme ich seiner Aussage nach "so schnell wie möglich". Wir haben ja damals das Haus zusammen gekauft, mit meinem Geld. Er hatte noch Schulden und hätte nie einen Kredit bekommen. Das Haus ist stark im Wert gestiegen und er hat sich, gemeinsam mit seinem langjährigen besten Freund, ein weiteres Haus gekauft und vermietet, mit unserem Haus als Sicherheit. Dieses Haus wurde nun verkauft, um mich auszuzahlen, außerdem hat er mehr Geld von der Bank geliehen. Es fehlen trotzdem noch ca 30000Euro. Er hat mir geschrieben, dass ich ihn jetzt bitte nicht fertigmachen soll, ich bekomme mein Geld schon wieder, er wäre schließlich ein Mann, der seine Versprechen hält. Ich wäre gerne sauer auf ihn, aber ich fühle mich nur leer.
Sein bester Freund war auch ein Teil des Problems in unserer Beziehung. Er war fast immer da, ist in unserem Haus ein und ausgegangen, hatte sein eigenes Zimmer und war auch in jedem Urlaub dabei. Er ist Alk. und mein Ex hat auch immer viel zu viel getrunken, wenn der Freund da war.
Eigentlich war Anfang Mai ein wirklich toller Urlaub geplant, gemeinsam mit Freunden, auch mit dem besten Freund natürlich. Jetzt habe ich von einer der Mitfahrenden erfahren, dass mein Ex umgebucht hat und zu einem anderen Zeitpunkt fliegt - weil er sich mit seinem besten Freund total überworfen hat. Er nimmt statt mir einen Kumpel mit, eher einen Saufkumpan aus der Kneipe. Die Freundin, die mir das erzählt hat, dachte es geht mir besser, wenn ich das höre. Ihm geht es also auch gar nicht so gut: hoch verschuldet, zerstritten mit dem besten Freund. Leider kommt bei mir jetzt immer wieder hoch, dass er sich jetzt vielleicht wieder bei mir meldet, mich zurück will, weil er sonst niemanden hat. Dabei weiß mein Kopf natürlich, wie blöd ich bin, dass ich das nicht wollen darf.

09.04.2022 05:32 • #195


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