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Kein Halt mehr nach Trennung, alles ist vorbei

DieSeherin
hast du denn mittlerweile mal geschaut, ob du irgendwo professionellle beratung bekommst? du schletterst doch immer mehr in eine depresssion, wenn du da nicht rauskommst! mach dir bitte so viele termine, wie es nur geht - dann bist du gezwungen, dich gesellschaftsfähig zu machen!

21.02.2022 13:50 • x 2 #151


W
Zitat von DieSeherin:
hast du denn mittlerweile mal geschaut, ob du irgendwo professionellle beratung bekommst?

Ich hab am Montag einen Termin für ein erstes Gespräch. Das braucht es ja erstmal, um überhaupt den Bedarf festzustellen und danach muss ich mich dann auf die Suche nach einem Therapieplatz machen.
Zitat von DieSeherin:
mach dir bitte so viele termine, wie es nur geht - dann bist du gezwungen, dich gesellschaftsfähig zu machen!


Ich fange ja in einer Woche an zu arbeiten, da muss ich wieder.

21.02.2022 14:48 • x 1 #152


A


Kein Halt mehr nach Trennung, alles ist vorbei

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DieSeherin
das ist gut! hast du schon wohnungen besichtigt, die in der engeren auswahl gelandet sind?

21.02.2022 14:55 • #153


W
Ich habe Wohnungen besichtigt, aber der Wohnungsmarkt in Berlin ist nicht so, dass ich da viel Entscheidungsmöglichkeiten habe. Ich würde das nehmen, was ich bekomme.

21.02.2022 16:36 • #154


W
Morgen fahre ich nun endgültig nach Berlin und ich will nicht. Samstag kann ich mal wieder eine Wohnung besichtigen, nach vielen vielen Mails an Vermieter und keiner Reaktion. Ich bin mittlerweile so voller Wut, aber nicht auf ihn, sondern auf alles andere. Mein ganzer Hass konzentriert sich jetzt auf Berlin und die Wohnungen dort. Ich schimpfe, dass ich in dieser miesen Stadt nicht wohnen will, dass es die Höchststrafe ist, dass ich nicht besseres verdient habe und das das einzige ist, was das Leben für mich zu bieten hat. Die Wohnung nenne ich nur Dreckloch. Ich möchte so nicht denken, ich will auf IHN wütend sein, aber dann komm ich wieder nur da hin Wenn er sich nicht von mir getrennt hätte, müsste ich jetzt nicht in das Dreckloch in diese Drecksstadt
Montag habe ich das Erstgespräch beim Therapeuten. Da wird ja erstmal nur festgestellt, ob ich eine Therapie brauche. Auch davor hab ich Angst. Einerseits, dass er mir sagt, dass ich mich nicht so anstellen soll, das wär ja nur eine Trennung, da muss ja jeder mal durch und ich wäre einfach nur weinerlich. Andererseits, dass er mir nicht helfen kann, weil die Situation nun mal ist, wie sie ist. Kein Therapeut kann etwas daran ändern, dass ich ein Leben leben muss, dass ich so nicht will.
Vor der Arbeit habe ich auch Angst. Weniger fachlich, ich traue mir das zu und hoffe sogar, dass es eine Herausforderung ist. Eher vor den neuen Menschen. Ich will nicht nach meinem Privatleben gefragt werden, weil ich mich so dafür schäme. Ich will nicht sagen, dass ich Single / getrennt lebend / irgendwann geschieden bin, keine Kinder habe, mit 41 auf der Suche nach einer kleinen Singlewohnung bin. Ich finde das so kolossal gescheitert.

24.02.2022 14:37 • x 1 #155


Jetti
Zitat von WeisseKatze:
Einerseits, dass er mir sagt, dass ich mich nicht so anstellen soll, das wär ja nur eine Trennung, da muss ja jeder mal durch und ich wäre einfach nur weinerlich. Andererseits, dass er mir nicht helfen kann, weil die Situation nun mal ist, wie sie ist. Kein Therapeut kann etwas daran ändern, dass ich ein Leben leben muss, dass ich so nicht will

Ich würde Dir gern diese Ängste ein wenig nehmen. Die Trennung hat Dich an den Rand dessen gebracht, was Du ertragen kannst und Du stellst Dich und dein ganzen Leben in Frage. Nie würde ein Therapeut sagen, dass Du Dich nicht so anstellen sollst. Er wird mit Dir gemeinsam Wege suchen, diese Situation zu bewältigen. Natürlich kann er nichts an Deinem Leben ändern, aber vielleicht hilft Dir die Therapie herauszufinden, welches Leben Du möchtest. Und in ersten kleinen Schritten in diese Richtung zu gehen. Du kannst genau diese Ängste auch ansprechen, und solltest Dich nicht selbst für all das verurteilen.

24.02.2022 15:48 • x 5 #156


B
Ich will ja eigentlich nichts sagen, was Dir eh nicht hilft, aber ich tue es trotzdem:
So schlimm es jetzt für Dich ist, Du hast eine Wohnung oder wirst eine finden (klar, es wird nicht die schicke 180-qm-Wohnung mit Balkon in Charlottenburg sein) und Du hast einen Job, den Du Dir zutraust. Also, soo schlecht stehst Du doch gar nicht da.

Was glaubst Du, wie es anderen geht, wenn sie nach einem gescheiterten Auslandsaufenthalt wieder zurückkommen und alle Brücken abgebrochen haben?

Du hast mit Deinem Umzug, Deiner Eheschließung alles auf eine Karte gesetzt. Von einer großen Zuneigung zu diesem Mann habe ich bei Dir nichts gelesen. Die Beziehung wurde schwierig, denn er ließ seine Unzufriedenheit mit sich und der Welt an Dir aus. Er hat Dich kontrolliert und wollte Dich isolieren, also in den goldenen Käfig sperren. Er hat Dir keine Freunde gegönnt und Deine Hobbies madig gemacht.

Und genau diesem Käfig trauerst Du jetzt nach. Ich erinnere mich noch an einen Satz von Dir, der mir ins Auge fiel. Sinngemäß lautete er: ich liebte es verheiratet zu sein, ich liebte es in diesem Haus zu leben.
Ja, ich liebte diesen Mann, davon las ich nichts, aber vielleicht habe ich es auch übersehen.

Du wolltest ein neues Leben in den USA und Du hast es bekommen. Und dieser Mann, von dem Dich vorher schon alle Welt gewarnt hätte, war das Werkzeug dazu. Er war das Vehikel um Dir das Leben zu ermöglichen das Du wolltest. So gesehen hast Du ihn auch benützt.
Und jetzt hast Du die Quittung, aber siehst Dich als Opfer eines Lebens, das Du nicht willst.

Warum bist Du denn nicht drüben geblieben? Jetzt bist Du zurück, konntest in der Ferienwohnung leben und von dort aus Wohnort und Job planen. Von irgendwas muss man ja leben. Und jetzt hast Du Fakten geschaffen die Dir wieder nicht passen.
Ist ja auch egal, ob München oder Berlin - Dir passt es sowieso nicht, weil Dir Dein goldener Käfig mit den schönen Möbeln und einem Mann drin abhanden kam.
Das war immer nur geliehen, denn es war immer seins. Das Risiko, dass Du aus dem Paradies vertrieben würdest, war immer da und es ist dazu gekommen.

Und seither zerfließt Du in Selbstmitleid und bist sauer auf Dich und das ganze Leben hier. Herzlich Willkommen in Germany, aber Du wertest alles, aber wirklich auch alles ab. Wie kannst Du dann erwarten, dass Du etwas Neues mit Freude anpacken kannst oder zumindest mit gespannter Neugier?

Du bist gescheitert - meinst Du. 41 Jahre alt, gescheiterte Beziehung, Single, kinderlos? Ja und? Was ist daran so schlimm? Andere werden mit 56 Single und wollten es nie. Andere sind verwitwet mit 40. Andere haben auch keine Kinder. Ich würde sagen, 41 Jahre jung, kinderloser Single passt doch hervorragend nach Berlin.
Du hast das Gefühl Du hast im Leben nichts zu Wege gebracht, aber hast Du das in Amerika? Du hast Dich einfach auf ein Zugpferd gesetzt.

So sehr ich verstehe, dass Dir jetzt alles schwer fällt und Du in ein Loch gefallen bist, aber Du verbeißt Dich in eine grundlose äußerst negative Lebenshaltung. Wenn Du jetzt nach Hinterdingenskirchen im tiefsten Brandenburg ziehen müsstest und dort mühelos eine tolle Wohnung gefunden hättest, würdest Du auch wettern und rumschimpfen.

Du kommst mit Dir nicht klar, Du magst Dich nicht, weil Du Dich als gescheitert einordnest. Das sind keine guten Voraussetzungen für einen neuen Lebensabschnitt.

Du tust mir leid, dass Du Dich in einem schlechten Licht siehst, aber irgendwie ist es schon auch ein Jammern auf hohem Niveau.

Keiner hat Dich gezwungen, zu diesem Mann, der ja schon vorher schwierig war, zu ziehen, ihn zu heiraten und dort ein neues Leben zu beginnen. Wer das tut, kalkuliert ein mögliches Scheitern ein. Du hast die Augen schön zugemacht und seine Eigenschaften nicht klar gesehen und im Lauf der Zeit wurde es immer schwieriger mit ihm. Du müsstest froh sein, ihm entronnen zu sein, aber jetzt bist Du beleidigt, weil man Dir Dein Leben weggenommen hat - den Status der verheirateten Frau und eine schöne Wohnung.

Bist Du so verzogen, dass Du wie eine verbitterte Prinzessin durchs Leben gehen musst, der man etwas weggenommen hat, was ihr nie gehörte?

Du kannst jetzt ruhig sauer sein, ich bin es auch, wenn ich Deine Tiraden hier lese.

24.02.2022 16:27 • x 5 #157


W
@Begonie Ich bin nicht sauer. Einerseits weiß ich selbst, dass meine Gedanken und meine Wut teilweise völlig fehlgeleitet sind. Ich will kein Leben ohne ihn und projiziere es auf die Stadt, den Job, die Wohnung. Und ich weiß genau, dass man mir im Moment auch einen Palast hinstellen könnte und ich darauf schimpfen würde. Und dass ich auf ihn schimpfen sollte, nicht auf die Stadt, nicht auf die Wohnung.
Andererseits merke ich auch, dass ich anscheinend nicht gut darin bin, genau zu sagen, wie es mir geht und da wohl einen falschen Eindruck vermittel. Ich könnte Seiten darüber schreiben, wie toll er ist und versuche es bewusst zu vermeiden. Ich denke an Kleinigkeiten an ihm, seine Hände, seine kleine Narbe hinterm Ohr, dass er mir kurz vor der Trennung noch mein liebstes Getränk gekauft hat, was ich nie getrunken habe, wie er die Vögel im Garten gefüttert hat. Und ich laufe über vor Liebe.
Es war definitiv nicht so, dass er mir ein neues Leben ermöglicht hat und ich mich da in ein gemachtes Nest gesetzt habe. Ich habe anfangs finanziell um einiges mehr geleistet als er. Ich habe mein ganzes Geld, einen niedrigen sechsstelligen Betrag, in seine Schulden und das Haus gesteckt. Ich habe ihm immer Geld geschickt, wenn es bei ihm knapp war, umgekehrt war es nie so. Die letzten 2 Jahre in Deutschland hatte ich neben meinem Vollzeitjob noch einen 450Euro-Job, um Geld für den Umzug und den Start im anderen Land zu verdienen. Ich habe mich um jeglichen Papierkram gekümmert, um das Visum und alles, was dran hängt. Ich hatte dort innerhalb von einer Woche einen Job, einen harten Job und ich habe alles gerne gemacht, weil es um uns beide ging, weil wir Ziele hatten.
Und ja, ich bemitleide mich selbst und sehe alles nur schwarz. Aber ich lasse mich nicht hängen. Ich habe mir eine Arbeit gesucht, suche eine Wohnung. Ich mache jeden schei., den ich irgendwo lese, der gegen Trennungsschmerz helfen soll. Ich habe bis zu meiner Corona-Infektion jeden Tag Sport gemacht. Ich fresse Johanniskraut. Ich treffe mich mit fremden Leuten, die ich im Internet finde, um einen neuen Bekanntenkreis aufzubauen. Ich meditiere mit einer App. Ich gehe jeden Tag an die frische Luft. Ich war beim Friseur. Ich habe versucht ein Dankbarkeitstagebuch zu führen. Ich stalke meinen Ex nicht auf Social Media. Und trotzdem geht es mir beschissen. Wenn es noch mehr gibt - ich würde es auch machen. Aber ich kann keinen Knopf drücken und positiv denken. Ich schaffe es nicht. Ich schaffe es nicht, Dinge zu tun, die mir Freude machen, weil mir nichts Freude bringt. Mir fällt nichts ein, wirklich nicht. Ich wälze das Internet nach irgendwelchen Vereinen in Berlin, die mir Freude bringen können, aber nichts schafft es, mich zu begeistern. Sport hat mir immer Spaß gemacht, aber ich hab es jetzt nur gemacht, weil es gut für die Seele sein soll und den Kopf beschäftigt, Spaß macht mir das derzeit auch nicht. Daher jetzt auch der Therapeut, das ist der nächste Versuch.

24.02.2022 17:05 • x 1 #158


W
Zitat von Jetti:
Nie würde ein Therapeut sagen, dass Du Dich nicht so anstellen sollst. Er wird mit Dir gemeinsam Wege suchen, diese Situation zu bewältigen. Natürlich kann er nichts an Deinem Leben ändern, aber vielleicht hilft Dir die Therapie herauszufinden, welches Leben Du möchtest.

Danke. Ich habe wirklich Angst vor einem Jammer nicht, anderen geht es wirklich schlecht, du bist ja selbst schuld, so ungefähr wie in dem Beitrag unter dir. Und dann erwarte ich noch, dass die Allgemeinheit die Kosten dafür trägt, dass ich auf hohem Niveau jammern kann. Ich weiß ja genau, dass kein Therapeut der Welt mein Leben ändern kann, aber mir vielleicht helfen, etwas zu finden, was mir Freude bringt. Ich weiß da gar nicht, wie ich anfangen soll.

24.02.2022 17:29 • #159


hai
Zitat von WeisseKatze:
Eher vor den neuen Menschen. Ich will nicht nach meinem Privatleben gefragt werden, weil ich mich so dafür schäme. Ich will nicht sagen, dass ich Single / getrennt lebend / irgendwann geschieden bin, keine Kinder habe, mit 41 auf der Suche nach einer kleinen Singlewohnung bin. Ich finde das so kolossal gescheitert.

Ich würde so was erwähnen. Wenn Du damit offen umgehst wirst Du erstaunt sein wie vielen anderen es auch so geht. (siehst Du ja hier im Forum). Und wenn Du im Job mal traurig oder komisch bist können es deine neuen Kollegen auch besser einordnen...
(Mir hat das geholfen meinen Kollegen zu sagen das ich verlassen wurde und der Start ins neue Jahr mies war)

Gescheitert ist so ein endgültiges Wort - Ja, deine Pläne haben nicht so geklappt wie Du das wolltest und Du must Dich jetzt neu orientieren. Aber dein Leben hat noch viel zu bieten - auch wenn Du das gerade (noch) nicht siehst...

24.02.2022 17:32 • x 2 #160


Jetti
Zitat von WeisseKatze:
Wenn es noch mehr gibt - ich würde es auch machen.

Du machst viele Dinge, aber nichts scheint zu helfen. Vielleicht hat das damit zu tun, dass Du es nur aus diesem einen Grund tust - möglichst schnell eine Knopf finden, den es nicht gibt. Du solltest aber all diese Dinge tun, weil es etwas für Dich ist, Dir helfen kann und womöglich Freude bringt. Und klar, Zeit sollte auch eingerechnet werden. Es geht nicht auf Biegen und Brechen von heute auf morgen.

Zitat von WeisseKatze:
Ich weiß da gar nicht, wie ich anfangen soll.

Das musst Du gar nicht wissen. Du gehst da hin, beginnst zu erzählen, der Therapeut fragt nach und auf diese Weise kommt Struktur in das Gedankenchaos. Die entscheidenden Punkte erkennt der Therapeut, dafür ist er da.

24.02.2022 17:49 • x 6 #161


W
Zitat von Jetti:
Das musst Du gar nicht wissen. Du gehst da hin, beginnst zu erzählen, der Therapeut fragt nach und auf diese Weise kommt Struktur in das Gedankenchaos. Die entscheidenden Punkte erkennt der Therapeut, dafür ist er da.

Das ist gut. Ich habe nur gelesen, dass in diesem Gespräch festgestellt wird, ob ich eine Therapie brauche. Und seither fühle ich mich, als müsste ich zu einer Prüfung und am Ende heißt es vielleicht einfach Nö, musst alleine klarkommen. Daher hab ich Angst, dass ich was Falsches sage.

24.02.2022 18:24 • #162


W
Liebe TE,

Deine Geschichte ist sehr berührend. Es trifft mich richtig, wie grob Du mit Dir umgehst. Du zählst auf, was Du alles tust um diese Trennung zu verarbeiten und ihn zu vergessen. Und gleichzeitig lese ich an der Art, wie Du es formulierst, dass Du es Dir selbst nicht wert bist.

Das findet sich auch in der Historie eurer Beziehung. Du warst es Dir nicht wert, Dich zu schützen. Gegen seine Abwertungen und Beleidigungen. Du hast festgehalten an einem Leben, an Haus und Hof, am Job, an diesem Mann und an Äußerlichkeiten, für die Dich andere bewundert haben.

Jetzt ist diese Hülle weg und Deine Seele liegt blank, keine Chance mehr, ihr Leid zu überdecken. Was bleibt, ist Dein Gefühl, auf ganzer Linie gescheitert zu sein.

Ich denke, kein Therapeut wird Dich wegschicken. Er wird Dir helfen, Dich zu sehen und wahrzunehmen, Deine Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen. So vieles hast Du verschüttet und ignoriert in dieser Beziehung.

Im besten Fall erkennst Du, wie wertvoll Du bist. Was für ein liebenswerter Mensch, ein Kämpferin. Eine Frau mit Träumen, die stark genug ist, sie zu leben. Und dass Du verletzlich sein darfst, auch mal weich, nicht alles aushalten musst.

Im Grunde ist Berlin wie Du: harte Schale, aber butterweich im Herzen. So schlecht passt es nicht in dieser Stadt

Ich wünsche Dir wirklich von Herzen, dass es Dir bald besser geht.

24.02.2022 18:28 • x 3 #163


B
Vor dem Therapeuten brauchst Du keinerlei Angst zu haben. Es ist keine Bewertung, bei der Du versagen kannst. Möglicherweise steckst Du in einer leichten Depression und das muss behandelt werden, ehe es sich verstärkt und festsetzt.

Ich war vor Jahren auch mal bei einem Therapeuten, aber nur zu einem Beratungsgespräch und schon das war hilfreich. Wir haben in den zwei Terminen so viele Dinge angesprochen, aber mein großes Thema, der Affärenmann und die gescheiterte Wunschbeziehung mit ihm, wurden kaum beleuchtet. Und da merkte ich, es liegt an mir und er ist lediglich ein Symptom meiner Defizite.
Wir waren ganz schnell bei meiner Kindheit angelangt. Dazu stellte er Fragen, aber kein Wort zu diesem Mann.

Ich empfand es sehr hilfreich und nützlich,
- weil der Therapeut sich völlig neutral verhielt. Weder bemerkte ich Mitleid, noch Bestätigung, noch Abwertung meiner oder seiner Person. Das hat mich sehr berührt und auch entlastet. Die Affäre war ein Ausweg für mich gewesen und ich war eben auch gescheitert und das nicht zu Unrecht.
Anstatt mein Leben abzuwerten und mich innerlich zu beklagen, wie eintönig und öd und sinnlos doch alles ist, stürzte ich mich auf die Lichtgestalt, als sie in mein Leben trat.

- weil er sofort bei mir anfing und nicht etwa bei diesem Mann, der eigentlich im Hintergrund blieb, weil er nicht wichtig war und weil ich ihn aus meinen ganz persönlichen Mangelgefühlen ausgewählt hatte.

- weil ich nicht unmittelbar, aber Monate später vieles anders einordnete und sah und erkannte und darauf hatte mich der TP gebracht.

- weil ich sah, dass ich uralte Verletzungen aus der Kindheit nachlebte, die sich nicht auflösten, vor allem nicht so wie ich sie auflösen wollte - mit einer neuen Beziehung, in der alles besser und schön werden würde.

- weil ich einsah, dass ich im Leben machen kann, was ich will, aber wenn ich mich selbst nicht akzeptiere mit meinen Schattenseiten, Defiziten und Ecken und Kanten, ich nie ein glücklicheres und zufriedeneres Leben führen würde.

Eine Therapie zog ich nicht in Erwägung - ich schaffte es auch so. Denke ich zumindest. Es war nicht sooo schlimm, dass ich nicht mehr auf die Beine kam. Aber ich kam einfach mit der unbändigen Wut auf ihn und mich nicht klar, die mich nach der Phase der Tränen überfiel.
Ich fühlte mich auch so, dass ich gescheitert war. Abgrundtief, denn meine Träume zerplatzten allesamt. Und das nagende Gefühl ich habe es nicht geschafft, ich war es nicht wert, ich war nicht genug quälte mich.
Ein persönliches Versagen, weil ich abserviert wurde. Wieder mal. Dabei hatte ich mir doch so viel Mühe gegeben, die beste Frau der Welt zu sein. Aber es hatte nicht gereicht, er wollte mich los haben.

Mit der Zeit merkte ich, dass ich das Gefühl der Unterlegenheit schlicht und einfach meinem mangelnden Selbstwert zuschreiben konnte. Ich hatte wenig Selbstwert und füllte ihn aus der Außenwelt auf. Aber richtig zufrieden und glücklich fühlte ich mich selten. Klar, das Futter blieb zeitweise aus und es war ein Notbehelf. Und so wirkte es nicht.
Erst als ich den Vorsatz fasste, dass ich lernen musste, mit mir klar zu kommen wurde es besser.

Die Arbeit an Dir wird immer bei Dir liegen. Ein guter Therapeut wertet nicht, er richtet auch nicht Dein Leben, aber er kann Dir verdammt schlaue Fragen stellen, die Dich weiter bringen und so ganz nebenbei Anmerkungen machen, die im Gedächtnis bleiben, weil sie wahr, wenn auch ungeliebt sind.

Sieh dem Termin zur Abwechslung mal mit Freude entgegen.
Ich wollte dich nicht angreifen, aber Deine Tiraden haben mich echt geärgert.

24.02.2022 19:01 • x 6 #164


W
Zitat von Begonie:
Anstatt mein Leben abzuwerten und mich innerlich zu beklagen, wie eintönig und öd und sinnlos doch alles ist, stürzte ich mich auf die Lichtgestalt, als sie in mein Leben trat.


Zitat von Begonie:
weil ich sah, dass ich uralte Verletzungen aus der Kindheit nachlebte, die sich nicht auflösten, vor allem nicht so wie ich sie auflösen wollte - mit einer neuen Beziehung, in der alles besser und schön werden würde.

Ich habe ihn damals in einer Zeit, als ich zum ersten Mal länger Single war - und das ganz bewusst. Ich war vorher laufend in Beziehungen und habe mich dann verliebt, aussichtlos und meinen damaligen Freund trotzdem verlassen und bin erstmal alleine geblieben. Und hab echt Gas gegeben. Hab viel gearbeitet und bin viel gereist, unter anderem alleine durch die USA und Kanada. Ich habe überall Leute kennengelernt, geflirtet ohne jemals etwas ernster werden zu lassen, viel erlebt. Ich war aber auch immer sicher, dass ich einen Partner kennenlernen würde, wahrscheinlich Kinder haben werde, eine andere Möglichkeit habe ich gar nicht in Betracht gezogen.
Zitat von Begonie:
Ich fühlte mich auch so, dass ich gescheitert war. Abgrundtief, denn meine Träume zerplatzten allesamt. Und das nagende Gefühl ich habe es nicht geschafft, ich war es nicht wert, ich war nicht genug quälte mich.
Ein persönliches Versagen, weil ich abserviert wurde. Wieder mal. Dabei hatte ich mir doch so viel Mühe gegeben, die beste Frau der Welt zu sein. Aber es hatte nicht gereicht, er wollte mich los haben.

Das ist ganz genau das, was ich fühle. Ich habe versagt, ich habe mir Mühe gegeben und nicht geschafft, dass er mich liebt. Das ist natürlich mein schlechtes Selbstbewusstsein, aber kommt auch aus der Art der Beziehung mit den ständigen Abwertungen. Er hat etwas an mir kritisiert, ich habe versucht es zu ändern. Alles. Und dann war er irgendwann wieder nett, also ein Erfolgserlebnis. Das endgültige Aus ist auch ein endgültiges Versagen.

Zitat von Begonie:
Ich wollte dich nicht angreifen, aber Deine Tiraden haben mich echt geärgert.

Ich ärger mich ja selbst. Auch da fühle ich mich wieder gescheitert, dass ich mich über die Möglichkeiten nicht freuen kann. Ich will Aufbruchstimmung fühlen und schaffe es nicht.

24.02.2022 19:47 • #165


A


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