Ich bin fast 52 Jahre alt und habe seit Jahren eine sehr intensive Freundschaft mit einem Mann und seinem Sohn. Vorangegangen war, dass ich in diesen Mann verliebt war, wir damals - mit Achen und krachen - einige wenige Male S. hatten, er mich aber dann- so die offizielle Aussage damals - zu alt fand und er keine Liebesbeziehung mit mir wollte. Angeblich war ich ihm aber unheimlich wichtig und er wollte von Anfang an intensiven, freundschaftlichen Kontakt mit mir. Darauf habe ich mich eingelassen.
Ich habe es genossen, dass unsere etwa gleich alten Söhne sich miteinander angefreundet hatten (insbesondere weil mein Sohn eine Behinderung mit autistischen Zügen hat und schwierig im Umgang ist und meine Tochter damals gerade in der stacheligsten Phase ihrer Pubertät war, ich ziemlich anspruchsvoll berufstätig bin und mein Leben als Alleinerziehende oft ziemlich anstrengend finde) und wir öfter an Wochenenden etwas zusammen unternommen haben und das gut ging. Unsere Freundschaft war immer intensiv, auch keine normale Freundschaft zwischen Mann und Frau, sofern es so was gibt, aber ohne S..
Einige Zeit später habe ich dann über eine Internet- Partnervermittlung meinen Freund kennen und lieben gelernt. Sehenden Auges sind wir eine Fernbeziehung eingegangen, der Abstand betrug immerhin 400 km.
Wir haben uns in vielerlei Hinsicht ideal verstanden und ich würde sagen, er ist der Mann meines Lebens, der erste und einzige, der wirklich zu mir passt. Dass es diese Freundschaft zu dem Anderen gab habe ich meinem Freund gegenüber nie verschwiegen, aber es, was die gefühlsmäßige Beteiligung meinerseits betraf, immer etwas heruntergespielt. Zunächst hatte mein Freund mir gesagt, dass er arbeitsmäßig sehr flexibel sei. Es hat sich dann aber doch eher herausgestellt, dass er als Selbstständiger erstens sehr, sehr viel arbeiten musste und auch doch räumlich an seine Heimatstadt gebunden war, genau so wie ich mit meinem Job an meine Stadt. Auch wegen seines Sohns, den er regelmäßig mindestens jedes zweite Wochenende bei sich hatte, haben wir diese Wochenenden immer exklusiv, jeder mit seinen Kindern verbracht und uns höchstens alle 14 Tage gesehen, oft sind aber, wegen seiner Arbeit, auch unsere Wochenenden mal ganz ausgefallen.
Irgendwann hatte ich Zweifel, ob es das mit der Fernbeziehung für mich ist, denn die Perspektive hieß, wegen der Kinder, frühestens in 10 -15 Jahren zusammenziehen zu können. Meinen Heiratsantrag hat er abgelehnt. In dieser Zeit, so nach einem guten Jahr habe ich mich dann noch mal ein bisschen in meiner Heimatstadt umgesehen und tatsächlich bei einem Schwimmbadbesuch mit Kindern jemanden kennengelernt. Es war aber verheiratet und hatte aber großes Interesse an einer Bettbeziehung mit mir. Obwohl ich gleich ausdrücklich gesagt hatte, dass ich das nicht will, habe ich im sommerlichen Überschwang ein paar mal mitgemacht. Da der S. aber auch noch nicht mal ein Genuss mit ihm war, war es nach insgesamt etwa 10 Wochen mit Unterbrechungen wieder ganz vorbei. Mein fester Freund hatte mir in dieser Zeit öfter gesagt: Du, ich hätte vollstes Verständnis dafür, wenn Du mal zwischendurch bei Dir etwas mit jemandem hättest und tat insgesamt nicht nur nicht eifersüchtig, sondern hat mich geradezu noch animiert in die Richtung. Vor einem guten Jahr hatte ich ein Jobangebot in seiner Stadt und habe überlegt zu ihm zu ziehen. Er hat mir aber abgeraten, weil ich mich beruflich verschlechtert hätte, was auch eindeutig stimmt. Es wahre auch insgesamt mit unseren Kindern nicht einfach geworden. Davon war auch ich überzeugt, wollte es aber riskieren. Im Laufe der Jahre ist unsere Beziehung aber, trotz der Entfernung total eng, schön, intensiv und innig geworden. Seit etwa einem Jahr hat die Beziehung ihren Höhepunkt an Intensität. Trotzdem habe ich, obwohl mein Freund B. inzwischen seine Probleme mit der Freundschaft zu dem anderen Mann, P.mehrfach angesprochen hatte, die Beziehung weiter gehabt. Auch mit zum Teil innigen Gefühlen dem Anderen gegenüber. Im Hochsommer diesen Jahres ist das Ganze eskaliert, als ich P. mit seinem Sohn in unseren Sommerurlaub mit meiner Großfamilie einladen wollte, bzw. eigeladen hatte. Mein Freund B. hat mich gebeten, meine Mails und SMSSe an P. lesen zu dürfen, weil ich darauf bestanden hatte, es sei bloß eine Freundschaft. Ich habe es etwas blauäugig zugelassen und er war schockiert, was sich da an Konversation in den Jahren so angesammelt hatte. (War ich selbst auch, irgendwie war das noch ein bisschen anders das alles so am Stück zu lesen) Auf jeden Fall wurde deutlich, dass ich so einiges an Gefühlsintensität verschwiegen hatte. Und ich habe es bis zuletzt abgestritten, bzw. heruntergespielt. Mein Freund ist noch in dieser Nacht abgereist und wollte Schluss machen. Ich war am Boden zerstört. Am nächsten Tag habe ich sofort die Beziehung zu P. beendet und in den nächsten Tagen mich per Mail, SMS und Telefon bei meinem Freund entschuldigt und um Vergebung gebeten. Er hat mir aber nicht geglaubt, dass ich in den gemeinsamen Jahren keinen S. gehabt hätte. Er hat das so fest behauptet und gesagt, dass, wenn ich das nicht zugeben würde, er auf jeden Fall Schluss machen würde. Wenn ich das zugeben würde, hätte unsere Beziehung noch eine Chance. Daraufhin habe ich ihm meine Affaire gesteckt, die inzwischen drei Jahre zurücklag. Mein Freund wollte alles in allen Einzelheiten wissen und ich habe es ihm erzählt. Ich hab mich sehr geschämt, ihn so hintergangen zu haben. Daraufhin fühlte er sich einerseits bestätigt und erleichtert, andererseits war er natürlich schwer verletzt. Wir haben wahnsinnig viel geredet in der Zeit und wie zuvor auch, viel S. gehabt, schöne Unternehmungen gemacht und viel mehr Zeit als früher zusammen verbracht. Zwischendurch übermannte es meinen Freund immer mal mit schmerzhaften Gefühlen, aber es schien weniger zu werden und ich hatte zwar ein schlechtes Gewissen, ob meiner Ar., war aber auch überglücklich, dass wir jetzt noch intensiver zusammen waren. Etwa zwei Monate nach dem Coming out ist meinem Freund dann so schlecht gegangen, dass er sich - zu meiner Verzweiflung- von mir getrennt hat. Zunächst hat er mir am Telefon erzählt, dass er sich bereits wieder bei der Partnervermittlung angemeldet hätte und dass er nicht anders könne, als Schluss zu machen. In seinen Augen erschien ihm unsere ganze Beziehung rückwirkend als einzige Lüge, insbesondere hat ihn fertig gemacht, dass er in der Zeit meiner Affaire nichts an mir gemerkt hatte. Er zweifelt inzwischen komplett an meiner Liebe. Ich konnte ihn zwar noch dazu überreden noch mal zu mir zu kommen, auch noch einen Termin bei einer Paartherapie zu machen, der - wie ich fand auch ganz hoffnungsvoll war- aber er meinte bereits vorher, dass nur noch ein Wunder helfen könnte. Zwischendurch war er aber auch immer wieder total optimistisch und wollte sich neu auf die Beziehung zu mir einlassen, was mich dann auch sofort wieder erwartungsfroh gestimmt hat. Am Ende ist er dann, vor 9 Tagen, weinend abgereist und hat offensichtlich für sich keine andere Alternative als die Trennung gesehen. Er denkt, dass, wenn er das jetzt so akzeptiert, dass ich ihm das wieder antue, er hält mich vom Typ als prädestiniert dafür.Ich bin total unglücklich darüber und hätte ihn wahnsinnig gerne wieder zurück. Ich bereue zutiefst meine Unoffenheit und insgesamt was ich gemacht habe, wie leichtfertig ich mit seinen Gefühlen umgegangen bin. Ich fühle mich aber vollständig geläutert und hätte so gerne noch eine Chance für unsere Beziehung. Ich weiß, wir haben keine Veranlassung zusammen zu bleiben, durch gemeinsame Kinder, Heirat oder Besitztümer, noch dazu wohnen wir 400 Km voneinander entfernt und trotzdem haben wir in meinen Augen eine tolle, lebendige Beziehung geführt, die alle Chancen gehabt hätte sich weiter zu entwickeln. Ich liebe diesen Mann so sehr, das habe ich ihm kürzlich auch noch einmal in einem Brief geschrieben.
Ich wünschte mir sehnlichst, dass wir einen Neuanfang machen könnten, indem mir mein Freund einen Vertrauensvorschuss geben könnte.
22.10.2014 22:44 •
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