Kann mir trotz Liebe keine Zukunft mit ihm vorstellen

Hallo miteinander,

puh, ihr glaubt nicht was für ein Kopfzerbrechen und Kummer mir dieses Thema schon seit langer langer Zeit bereitet.
Es ist kompliziert und ich komme nicht weiter. Denn eigentlich ist es ja-so dachte ich-einfach, wenn man jemanden liebt, dann kann man sich automatisch auch eine Beziehung für die Ewigkeit mit ihm vorstellen-oder nicht?
Wo soll ich anfangen?

Ich (30) bin seit ca. 2 Jahren mit meinem Freund (33) zusammen, alles fühlte sich anfangs richtig und gut an. Wir lernten uns über das Internet kennen, er kam zufällig aus meiner Stadt, alles passte einfach- scheinbar.
Das ist meine zweite Beziehung. Bei der letzten, die ich hatte, war ich emotional extrem abhängig von meinem dominanten Ex und landete nach der Trennung in der Psychiatrie. Also keine besonders gesunde Beziehung.Aber dies nur am Rande.

Letztes jahr im Dezember dann ertappte ich mich dabei, wie ich in seiner Anwesenheit einen anderen Mann wegen seines Aussehens begehrte. Natürlich fühlte ich mich total schlecht dabei.Sofort kamen die Zweifel. die ganzen schlechten Seiten meines Partners rückten auf einmal in mein Blickfeld und zwar nur diese.Natürlich dachte ich auch an Trennung.
Mir ging es elendig, ich bekam Bauchkrämpfe, denn ich wollte mich nicht von ihm trennen.Ich liebte ihn doch.
Gleichzeitig dachte ich aber daran, wie es wohl mit diesem fremden Mann wäre(dabei bin ich eigentlich mal so gar nicht der Typ Frau, der fremdgehen würde oder Freude an oberflächlichen One-Night-Stands hätte. ).
Naja und da ich eine soziale Phobie habe, ist es mir sowieso eher unwahrscheinlich, dass ich andere Männer anspreche oder kennenlerne

Jedenfalls muss ich sagen, dass ich zu jener Zeit auch noch an einer mittelschweren depressiven Episode litt, es ging mir also eh schon schlecht zu der Zeit.
Da ich ein ehrlicher Mensch bin(manchmal vielleicht zu ehrlich), teilte ich meinem Freund dann meine Zweifel mit, auch dass ich mir manchmal andere Männer anschaue. ich sagte ihm, was mir an ihm störte oder fehlte.
Natürlich ging es ihm dadurch dann auch schlecht. Ehrlichkeit ist also nicht immer gut.Er verurteilte mich aber nicht wegen der Sache, dass ich mich umgeschaut habe.
Nun muss ich dazu sagen: mein Freund hat ein unglaublich gutes Herz, er ist eine treue und liebe Seele und er liebt mich, ich glaube er würde mir alles verzeihen. und das ist auch irgendwie das Problem denn:ich glaube, er setzt sich selbst oft viel zu sehr zurück und steht nicht oft genug für sich selbst ein. Er nimmt sich selbst nicht wichtig genug. Er ist anders als die meisten Männer, sehr sensibel und weich. Aber das mag ich nunmal auch so an ihm.

Aber ich schweife ab. Letztes Jahr an Weihnachten (ich war noch immer depressiv) musste ich ihm dann einfach mitteilen, was mir so schwer auf der Seele lastete: dass ich mir keine Zukunft mit ihm vorstellen könne.
Das traf ihn natürlich(was mir auch richtig leid tat), gleichzeitig sah er es aber auch ganz pragmatisch und sagte, dass man natürlich nie wissen könnte, was die Zukunft bringt.
Später hatte ich dann nochmal einen depressiven Zusammenbruch(alleine), weil ich dachte, ich müsste mich von ihm trennen. Ich weinte stundenlang ununterbrochen, hatte Bauchkrämpfe usw.Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte.
Ich wollte ihm nicht Unrecht tun, aber trennen ging auch nicht.
Später machte ich mir bewusst, was ich eigentlich alles an ihm liebe und entschuldigte mich bei ihm. Dann war wieder alles gut, erstmal.

Jedenfalls kamen die Zweifel im Laufe der Zeit immer wieder hoch, wie ein schleichendes Gift, das sich immer wieder in meine Gedanken schlich.
Oft auch gerade dann, wenn ich eigentlich die gemeinsame Zeit mit ihm genießen wollte.

Ich kann gar nicht genau sagen, warum ich mir keine Zukunft vorstellen kann. Er ist eigentlich ein Mann, den sich jede Frau wünschen würde: fürsorglich, treu, verständnisvoll, tolerant. .aber irgendwie fehlt da manchmal was. Das ist aber vermutlich normal und in jeder Beziehung so. Ich meine, in welcher Beziehung ist schon immer alles toll und klasse, über Jahre?
Es ist eher so ein Gefühl, das mir sagt, ich kann das nicht auf Dauer.
Vielleicht auch die Angst, etwas zu verpassen. Ich möchte mich noch nicht fest an jemanden binden, vielleicht auch nicht an ihn binden(?). Ich habe aufgrund meiner Ängste und Krankheitsgeschichte sovieles im Leben noch nicht erleben können, ich möchte noch mehr Menschen kennenlernen, Erfahrungen machen(nein, damit meine ich nichts körperliches).
Er möchte zusammenziehen, ich brauche aber meinen Freiraum. Das weiß er auch.

Nun bräuchte ich euren Rat.Sagt ihr, ich sollte mich trennen, weil es eine Beziehung auf Zeit ist, wenn ich mir keine Zukunft vorstellen kann? Oder sind die Zweifel nur Gedanken, denen ich nicht weiter Beachtung schenken sollte?

Freue mich auf eure Antworten
Dankeschön fürs Lesen!

Hallo Milanja,

ich kenne mich mit Depressionen nicht aus - da halte ich mich also lieber zurück, was Deine düsteren Gedanken angeht. Da gibt es hier sicherlich andere Foren-Mitglieder, die Dir weiterhelfen können.

Was ich Dir sagen kann:
das hier

Zitat von Milanja:

ertappte ich mich dabei, wie ich in seiner Anwesenheit einen anderen Mann wegen seines Aussehens begehrte

ist völlig normal. Ich bin seit 3 Jahren in einer festen Beziehung und davor waren es ein paar Jahre mehr. Deswegen gehe ich nicht blind durch die Welt. Ich sehe schon, wenn ein Mann gut aussieht. Natürlich schau ich da mal hin. Ich stelle mir ja auch Deko zu Hause hin, weils hübsch aussieht
Deswegen stelle ich nicht die Gefühle für meinen Partner in Frage. Ihn finde ich deutlich attraktiver. Weils nicht nur der Körper ist (aber auch) - sondern weil ich einen liebenswerten Menschen in einem Komplettpaket habe. Das ist attraktiver als ein 'Body' alleine.
Übrigens: mein Freund stellt auch fest, wenn eine attraktive Frau in seinem Beuteschema vorbeiläuft.

Du bist ja offenbar psychisch stark angeschlagen.
Wie wäre es, wenn Du Dich erst mal um Dich selbst kümmerst und ganz auf eine Beziehung verzichtest
Somit verletzt Du weder Dich selbst noch einen anderen Menschen

Hallo Wölkchen,

dankeschön für deine Antwort

Stimmt, das mache ich mir dann auch immer bewusst. Wenn ich einen attraktiven Mann sehe, kenne ich immerhin noch lange nicht seinen Charakter. Er könnte ein richtiger Ar. sein, der mich schlecht behandelt, mich ausnutzt usw.
Oder aber es ergeben sich andere Probleme miteinander..Ich sage mir dann mittlerweile auch immer wieder(wenn ich mich dabei ertappe andere unbekannte Männer zu begehren): dann lieber einen, der vielleicht nicht zu 100% meinem Idealbild entspricht, dafür aber das Herz am richtigen Platz hat.

@unbel Leberwurst

Natürlich stelle ich die Beziehung nicht deswegen infrage, weil mir das Aussehen meines Partner nicht zusagt(was davon abgesehen auch gar nicht der Fall ist).
Sondern wegen der Zweifel, die ich oft habe, wenn wir zusammen sind, die aber auch sonst im Alltag immer wieder hochkommen..
Weil ich ihm eben keine gemeinsame Zukunft versprechen kann und ich so oft an Trennung denke..
Das Gefühl, dass da eben irgendwo vielleicht jemand sein könnte, der besser zu mir passen könnte.
Es ist bei ihm einfach so, dass ich ihn zwar liebe, aber nicht diese tiefe Seelenverwandtschaft ist, dieses gegenseitige tiefe Verstehen, wenn du weißt was ich meine

Zitat von solonely:

Du bist ja offenbar psychisch stark angeschlagen.
Wie wäre es, wenn Du Dich erst mal um Dich selbst kümmerst und ganz auf eine Beziehung verzichtest
Somit verletzt Du weder Dich selbst noch einen anderen Menschen

Im Winter neige ich tatsächlich oft zu Depressionen, aber eigentlich geht es mir heute besser als je zuvor, da hatte ich schon schlimmere Phasen..hab zwar mal einen Tag, wo es echt nicht gut geht, aber ich rappele mich dann auch immer wieder auf.
Zu deinem Vorschlag: naja, aber ich würde die bestehende Beziehung zu ihm dann ja doch beenden, also würde ich ihn ja doch auch verletzen.Oder meintest du was anderes?

Zitat von Milanja:

Hallo miteinander, puh, ihr glaubt nicht was für ein Kopfzerbrechen und Kummer mir dieses Thema schon seit langer langer Zeit bereitet. Es ist kompliziert und ich komme nicht weiter. Denn eigentlich ist es ja-so dachte ich-einfach, wenn man jemanden liebt, dann kann man sich automatisch auch eine Beziehung für die Ewigkeit mit ihm vorstellen-oder nicht? Wo soll ich anfangen? Ich (30) bin seit ca. 2 Jahren mit meinem Freund (33) zusammen, alles fühlte sich anfangs richtig und gut an. Wir lernten uns über das Internet kennen, er kam zufällig aus meiner Stadt, alles passte einfach- scheinbar. Das ist ...

Ich möchte grade nochmal was erklären, denn ich merke grade, dass das missverständlich rüberkommen könnte.
(ändern kann ich meinen Beitrag ja leider nicht mehr).
Es wurde hier das Thema Aussehen aufgegriffen, weil ich oben geschrieben habe, dass die Zweifel erst kamen, weil ich einen anderen attraktiven Mann gesehen habe. Damit meine ich nicht, dass mir auf einmal die äußerlichen Makel an meinem Partner auffielen, sondern seine charakterlichen Seiten, die auf einmal alle ins Blickfeld rückten und die mich störten.
Er ist nicht zu 100% Idealbild, aber natürlich finde ich ihn trotzdem attraktiv-zumindest dann, wenn ich mal keine Zweifel habe..
Gnaa.. es ist verwirrend, ich weiß Sorry.

Zitat von Milanja:

Er ist nicht zu 100% Idealbild

Wer ist das schon?

Jede Beziehung durchläuft gewisse Phasen, zu einer dieser Phasen gehört auch, dass man an seiner Beziehung zweifelt und denkt Ach Mensch, ich hab den völlig falschen Partner an meiner Seite.. Keine Beziehung ist perfekt und an so einem Punkt steht bestimmt jeder einmal, wenn er eine lange Beziehung führt, dass man sich denkt Was wäre wenn,....! oder Verpasse ich was? oder Passt ein anderer vielleicht besser? und zweifelt.

Eine Beziehung bedeutet eben auch, sich immer wieder bewusst zu machen was man hat und sich bewusst für seine Beziehung und den Partner zu entscheiden.

Da hast du vollkommen Recht, Banelei!

Das heißt also, ihr denkt nicht, dass ich eigentlich verpflichtet wäre, die Beziehung zu beenden? Denn wie gesagt, ich kann ihm ja keine Beziehung auf Ewigkeit versprechen...
Sind diese immer wiederkehrenden Zweifel nicht eigentlich ein Warnsignal, das irgendwas schief läuft?
Oder liegt das eher an meiner Persönlichkeit, die ständig alles gerne mal in Zweifel stellt(meinen beruflichen Weg z.B..)?

Andererseits: wenn eine Trennung wirklich notwendig wäre, dann hätte ich ja nicht diese krasse Trauer und diese Bauchkrämpfe, wenn ich nur daran denke ihn zu verlassen-oder doch?

Freue mich auf weitere Meinungen

Zitat von Milanja:

ich kann ihm ja keine Beziehung auf Ewigkeit versprechen...

Dafür gibt es in keiner Beziehung die Garantie. Selbst wenn man eine gefühlt pefekte Beziehung führt, ist es kein Garant dafür, dass es ewig hält.

Zitat von Milanja:

Oder liegt das eher an meiner Persönlichkeit, die ständig alles gerne mal in Zweifel stellt(meinen beruflichen Weg z.B..)?

Das können wir die hier wohl nicht beantworten. Möglich ist das schon. Das ist wie diese Pessimisten. Sie lenken sich am Ende, durch Ihre ständigen negativen Gedanken, immer in genau die Situation, die Sie fürchten. Oder die Menschen, die sich unbewusst immer ausknocken, weil Sie z.B. denken Ach, die Beziehung geht doch eh wieder schief. Es ist doch immer so. Gedanken sind mitunter so stark, dass man Sie unbewusst, durch sein Verhalten, immer wieder selbst herbeiführt um am Ende sagen zu können Hab ich doch von Anfang an gewusst, dass es so läuft!.

Zitat von Milanja:

Andererseits: wenn eine Trennung wirklich notwendig wäre, dann hätte ich ja nicht diese krasse Trauer und diese Bauchkrämpfe, wenn ich nur daran denke ihn zu verlassen-oder doch?

Auch das kann man pauschal nicht so sagen, weil eine Trennung tut immer weh. Auch der Verlassende leidet, weil er die Person, die er verlässt, ja dennoch mag und Sie nicht leiden sehen will. Deswegen sind viele in einer nicht erfüllten Beziehung gefangen, obwohl Sie gehen wollen. Das schlechte Gewissen, man will dem anderen nicht weh tun usw. Auch das ist nicht zu unterschätzen.

Am Ende muss du für dich selber herausfinden, was du von einer Beziehung willst. Ob es einfach deine Gedanken sind oder die Beziehung wirklich so unbefriedigend für dich ist.

Man muss mit seinem Partner immer mal wieder aufregende Dinge machen (am besten ganz neue Dinge, die man noch nie gemeinsam erlebt hat), dass belebt die Hormone und man verliebt sich in seinen Partner immer wieder neu. Auch in einer längeren Beziehung kann man Seiten an dem Partber entdecken, die man noch gar nicht kennt.

Ist es nicht sehr offensichtlich was hier läuft bzw. passiert?!
Dein Partner ist ein Netter. Wie du ihn beschreibst, eine Art Schwiegersohn Deluxe.
Deine Ratio sagt dir auf der einen Seite: bleib mit dem zusammen, der wird dich nicht enttäuschen (Angstpatienten wollen immer Sicherheit - in jeder Lebenslage) auf der anderen Seite sagen deine Hormone: ich will einen richtigen Kerl.
Blöderweise bietet dir der richtige Kerl keine Sicherheit, aber die Befriedigung deiner Bedürfnisse - und damit meine ich nicht nur die S..
Was passiert also? Du fängst an zu grübeln (Angst/Depression-Patienten sind dafür prädestinierte Menschen) ob dir die Sicherheit dir dein Partner dir bietet ausreicht für dein restliches Leben. Die Antwort kennst du schon, willst das aber nicht wahrhaben und ihm auch nicht vorsätzlich weh tun.

Du musst für dich entscheiden, was du vom Leben willst, was du für dich brauchst. Nicht nur erkennen, sondern entscheiden und mit den Konsequenzen klarkommen und leben.

Das sagt dir jemand, der selbst Angst-/und Depressionspatient war/ist, wobei es mit seit einer Weile um einiges besser geht. Trotzdem vergesse ich nicht die Jahre der Erfahrungen, die ich dadurch gesammelt habe.

Dein jetziger Partner bedient ein Teil deiner Bedürfnisse - zumeist die deiner Erkrankung. Du geniesst diese Sicherheit vermutlich und brauchst sie auch irgendwo. Aber diese anderen Bedürfnisse, die von maskulineren Männern getriggert werden... Fiese Kiste. Diese Bedürfnisse gehören eben auch zu dir.
Ich vermute, dass diese eher an der Spitze einer Bedürfnispyramide stehen, die du nun auch durch deinen Partner erklommen hast. Deine Grundbedürfnisse an eine Partnerschaft sind gedeckt, nun strebt etwas in dir nach mehr. Dummerweise ergänzt ein anderer Mann diese nicht einfach, sondern wahrscheinlich nur die, die ihn anziehend machen, nicht aber verständnisvoll, sensibel, kommunikativ, usw.

Findest du deinen Freund gar nicht mehr attraktiv als Mann? Nur noch als Mensch? Denn das ist es, was du hier sagst.

Zitat von unbel Leberwurst:

Drittens stellen sich bei dem Begriff Seelenverwandtschaft bei mir die Nackenhaare hoch.
Es ist doch völlig in Ordnung, wenn man unterscheidliche Auffassungen oder Interessen hat.

Absolute Zustimmung!