Liebe Loslassen,
wenn ich könnte, würde ich Dir die wahnsinnige Last und emotionale Zerrissenheit dieser Stunden und Tage gerne abnehmen. Du versuchst gerade eine unmögliche Situation auf die richtige Weise zu lösen. Doch niemand kann sagen, was im Unrichtigen richtig ist, was sich im Ungehörigen gehört.
Und weil das eben nicht geht, versuche ihn auszublenden. Seine Unfähigkeit, sein eigenes Leben zu sortieren, hat Dein Leben erst so unmöglich gemacht. Ich weiß, dass mit Deiner Position zu ihm ganz viele Träume, Wünsche und Hoffnungen verbunden sind, die man sich als erwachsene, aufgeklärte Frau natürlich sofort wieder verbietet, weil man das ja als Geliebte nicht hoffen darf.
Lieb bitte für die nächsten drei Tage nicht zu allerst ihn, sondern Dich.
Ab Dienstag darfst Du ihn wieder lieben und Dich um ihn sorgen und für ihn seine Probleme durchdenken. Aber die nächsten drei Tage denk bitte nur an Dich und was DIR gut tut.
Ich erzähl Dir jetzt mal, wie es bei mir ausgegangen ist.
Ich wusste, dass ich das Kind nicht hätte empfangen dürfen, hab ihm nichts gesagt, war bei Pro Familia. Musste, um den Schein zu bekommen, über eine Stunde so tun, als würde ich keine Kinder wollen und als hätte meine Entscheidung nichts mit dem Kindsvater zu tun. Ich bin nach dem Gespräch fast mit dem Auto verunfallt und hab das ganze Wochenende geweint und gezittert, weil ich gar nicht glauben konnte, was mir da gerade als erwachsener Frau passiert.
Ich war mit ihm die ganze Zeit im Kontakt. Wir haben uns auch getroffen, aber ohne 6. Selbstverständlich habe ich mich da, hatte ja Übung darin, mich zusammen gerissen, mir nichts anmerken lassen. Soweit das ging. Ich habe, albern, ich weiß, ihn nebenbei auf körperliche Veränderungen bei mir aufmerksam gemacht, in der Hoffnung, dass er als zweifacher Vater selbst darauf kommt. Aber sagen konnte ich es ihm nicht. Wir hatten Monate vorher über Kinder gesprochen und er meinte, dass er sich nichts sehnlicher wünschen würde, als mich vor seiner Frau kennen gelernt zu haben. Dann wären wir jetzt richtig zusammen und er überglücklich und wir hätten schon mind. 4 Kinder. So aber habe er eben zwei mit der falschen Frau, deretwegen er sie nicht verlassen könne. Diese Kinder würde er über alles lieben.. Und ein weiteres Kind würde ihn noch mehr zerreißen. Diese Begründungen hatte ich deutlich vor Augen, als ich die Schwangerschaft mit mir selbst ausmachte und meine wahre Geschichte bei Pro Familia aus Scham verleugnete.
Die Tage bis zum Termin war ich still und in mich gekehrt und verwirrt und schwankte zwischen dem was richtig ist und sich gehört und dem was für das Kind das Beste ist und meinen eigenen Wünschen, die ganz leise an mir nagten und mich verzweifeln ließen. Ich war also auch ihm gegenüber nicht mehr permanent happy go lucky, sondern sprach wenig, war anlehnungsbedürftig, wollte von ihm Aufmerksamkeit, ohne ihm im gewohnten Maß meine zu schenken.
Darauf hat er so eklig und egozentrisch reagiert, dass ich fast eingegangen wäre. Ich konnte tagelang nichts essen, nicht schlafen, war nahe am Zusammenbruch. Und nach Tagen dieses Wahnsinns ist die Schwangerschaft morgens um 4 unter Krämpfen abgegangen.
Ich habe es ihm später, als er mir vorwarf, ich sei egoistisch und gönne ihm seine Kinder nicht, in Wut erzählt. Und er hat so widerlich darauf reagiert, dass meine Liebe für ihn in Ekel umschlug.
Ich habe meinen Kinderwunsch später mit einem richtigen Mann erfüllt.
Dass ich aus Rücksichtnahme auf jemanden, der keinerlei Rücksicht für seine Frau, seine Kinder oder mich walten lässt, fast meinen Kinderwunsch aufgegeben hätte und sogar bereit war, ein Wunschkind seiner Feigheit und Bequemlichkeit (denn mehr ist es nicht) zu opfern, kann ich mir selbst bis heute nicht verzeihen. Wie konnte ich mich selbst nur so wenig lieben und beschützen. Ich verstehe es bis heute nicht.
Aber das ist meine Geschichte.
DU schreibst DEINE Geschichte.
Und weißt Du was? Du klingst so viel klüger und stärker als ich es damals war. Ich glaube ganz fest, dass Du spätestens Montagmorgen beim Aufwachen genau weißt und fühlst, was für DICH richtig ist. Und dann wird alles gut.
01.05.2015 12:27 •
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