Hey zusammen, lange her dass ich hier aktiv war. Ich würde euch gerne erzählen, dass ich den Absprung geschafft habe, es hart war aber ich mich jetzt endlich wieder leicht und fröhlich fühle. Das ist aber leider nicht der Fall. Bin immer noch in der Beziehung. Es gab zwar irgendwie Fortschritte, aber eigentlich wird es immer schlimmer . Wir hatten über die letzten Monate eine Handvoll Sessions bei einer tollen Paartherapeutin, aber in der letzten Session hat sie auch schon angesprochen, man könne eine Beziehung mit Paartherapie am Leben halten und wenn wir das nicht wollten würden, könnte sie uns bei der Trennungsfrage unterstützen. Immerhin etwas. Über die Sessions habe ich vor allem mich selber noch besser kennen gelernt, habe gemerkt, dass ich ein ziemliches Thema mit meiner Gefühlswelt habe. Also meine Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und wahrzunehmen. Vor allem das Thema Aggression, bzw. das Unterdrücken derselben will ich weiter aufarbeiten. Mein Weg hin zu einer gesunden Aggression die mir beim Grenzen setzen hilft.
Leider hat sich die Dynamik unserer Beziehung nicht verbessert, im Gegenteil: jetzt stehen Beleidigungen auf der Tagesordnung und die werden immer heftiger. („Ich hasse dich“, „Ich will mich trennen“, „wieso bin ich mit so einem A. zusammen?“). Sie schlägt jetzt in den Streits auch regelmäßig um sich, so dass ich schon ein paar blaue Flecken an den Armen gesammelt habe.
Ich schäme mir richtig, während ich das hier schreibe, weil das absolute Red Flags, Dealbreaker und einfach unfassbare Respektlosigkeiten sind. Und ich mir das trotzdem noch antue.
Gerade wurde ich mal wieder auf die Couch geschickt (wo ich gerne hin bin). Das war eben passiert: Wir haben uns ins Bett gelegt und sie hat mir von einem emotionalen Thema erzählt (eine Verwandte hatte nicht mehr auf ihre WhatsApp Nachricht geantwortet). Dann hat sie sich wieder reingesteigert wie respektlos das von ihrer Verwandten wäre und sie würde ihr auf keinen Fall nachlaufen. Als sie mit dem Thema angefangen hat, wusste ich schon (ohne dass ich anfangs beteiligt war) dass es wieder ungemütlich für mich werden könnte. Als sie merkte, dass sie sich reinsteigert, meinte sie selbst „boah das ist mir alles Zuviel. Ich will jetzt nicht weiter drüber reden“. Daraufhin meinte ich (erledigt vom Tag und froh im Bett runter zu kommen): „Okay ich auch nicht.“ kurzes schweigen ihrerseits und ich wusste es geht gleich richtig los.
Was würde mir einfallen sowas zu sagen, was für ein unempathisches A. ich wäre und dass ich mich nie für ihre emotionalen Themen interessieren würde und warum sie denn überhaupt mit mir zusammen wäre. Sie hat rumgeschrien und mit ihrem Kissen auf mich eingedroschen. Ich bin ruhig geblieben, habe klar gesagt dass ich dazu stehe und meine Meinung äußere. In dem Moment war ich halt froh dass wir nicht weiter diskutieren weil ich zur Ruhe kommen wollte, aber dass ich ja generell immer ein Ohr für ihre emotionalen Themen habe. „Nein nein, du interessierst dich nie für mich. Verpiss dich, ich will dich nicht mehr sehen“. So jetzt bin ich hier am Sofa. Und denke mal wieder daran wo ich in meinem Leben falsch abgebogen bin. Aber vor allem dass es jetzt bald mal Zeit wird richtig abzubiegen.
Das Problem an der Sache ist dass sie zwar oft ausrastet, aber wenn sie runter kommt sehr reflektiert mit mir darüber redet, ihre eigenen Anteile erkennt und seit einem Jahr schon in Therapie ist. sie hat ein Riesen Problem mit ihrer Impulskontrolle und dem Regulieren ihrer Emotionen. Das kriege ich täglich zu spüren. Leichtigkeit und Freude ist in unserer Beziehung noch da, aber die absolute Ausnahme. Ich spüre richtig den Dopamin Rush, wenn nach dem Streit wieder Ruhe einkehrt. Toxisch, toxisch, Toxisch. Ich muss da raus. Ich will mich davon nicht mehr einlullen lassen. Mehrmals pro Woche gibt’s Stress, meistens wegen lapidaren Themen. Unser Bett ist für mich mittlerweile keine Erholungszone mehr, sondern (verbales) Kriegsgebiet. Ich will das nicht mehr aufschieben und schönreden. Ich hab ihr schon so oft gesagt dass ich das nicht mehr kann und mir so keine Beziehung vorstelle. Vor allem die Beleidigungen und das Umsichschlagen sind für mich absolut nicht tragbar.
Ich muss mir über die nächsten Schritte klarwerden und mich nicht mehr von den „schönen“ (sprich: streitlosen) Momente zurückhalten lassen. Wir beide tun uns einfach nicht gut. Wir beide wissen das eigentlich auch. Trotzdem kommen wir nicht los. Am liebsten wäre mir dass wir im guten auseinander gehen. Aber wahrscheinlich habe ich als Harmonie Mensch mehr davon, wenn ich klare Kante und Konsequenzen ziehe, weil ich auf mich selbst höre und mich nicht auf meine Partnerin konzentriere. Das werde ich jetzt versuchen. Ich muss mich selber glücklich machen